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Im Januar 2011 öffnete in Berlin das neue Computerspiele Museum seine Tore. Viele Vertreter der Presse lobten das Museum bereits. Nun wurde es auch Zeit, dass XBU selbst Fuß in die heiligen Hallen setzt und berichtet, wie ein Museumsbesuch für den Gamer ist. Im Februar 2011 besuchte ich das Museum, um euch zu berichten, ob es sich lohnt.

Weltweit gibt es schätzungsweise 10 Museen die sich mit dem Thema Videospielgeschichte beschäftigen, bei einigen davon handelt es sich aber lediglich um kleinere Ausstellungen in Museen, die primär einen anderen Schwerpunkt haben.

Das Museum in Berlin bietet die größte Sammlung an Unterhaltungssoftware die es aktuell zu bestaunen gibt. Mit 300 Exponaten, wovon 21 als interaktive Erlebnisse gezählt werden dürfen gibt es also einiges zu sehen und darüber hinaus noch viel mehr zu erleben aber auch zu erlernen.

Der Förderverein für Jugend und Sozialarbeit (fjs e.V.) und eine handvoll Mitarbeiter so wie eine bereite Community haben es möglich gemacht, nun eine Ausstellungsfläche von rund 520 Quadratmetern mit einigen Schätzen zu füllen. Hierbei wird, wie es sich für ein Museum über Medien gehört, Gebrauch von verschiedenen Medien gemacht. Es gibt viele der klassischen Texttafeln und Diagramme, welche über Geschichte und Statistik informieren, jedoch auch TV-Geräte, Kopfhörer und Arcade-Automaten.

Hier kann der Besucher unter anderem einen Blick in die Vergangenheit werfen und sich anschauen, wie Thomas Gottschalk den Weg für moderne Gamesendungen ebnete, oder man schaut sich jüngste Medienberichte an, wie z.B. den ,,Skandal" über das Spiel 1378 (km).

Genug über die nackten Fakten geredet, wichtig ist am Ende doch, ob sich der Besuch in diesem Museum lohnt. Ich kann hier direkt zu Beginn sagen, für 8 Euro Eintritt (es gibt auch billigere Preise für Studenten, Gruppen etc.) lohnt es sich in jedem Fall, selbst ein höherer Preis wäre gerechtfertigt. Die Ausstellung kommt dem geneigten Museumsbesucher erst einmal sehr klein vor, doch die Liebe steckt hier ganz klar im Detail.

Gleich im Eingangsbereich wurde ich nicht nur von einer lebensgroßen Link Statue, sondern auch von netten Mitarbeitern begrüßt. Schließfächer für die Taschen gibt es gegen Pfand kostenlos, ich empfehle davon Gebrauch zu machen, denn es gibt genügend Aktivitäten im Museum, bei denen ihr auf Rucksack und Jacke verzichten könnt.

Eines der Highlights, gerade für den Konsolengamer, ist sicherlich die Entwicklung der Videospiele für den Heimmarkt. Hier wird an einer großen Wand chronologisch in Ausstellungskästen gezeigt, was es in welchem Jahr gab. Hier sind wirklich gut erhaltene Stücke zu besichtigen. Jeder Konsole und jeder Heim-Computer bietet euch eine Info-Karte auf der ihr die wichtigsten und interessantesten Fakten nachlesen könnt. So erfährt man, dass der erste Macintosh sich seine Mouse-Steuerung mit über 2000 Dollar gut bezahlen ließ, wobei auch moderne Geräte dieser Marke nicht zu den billigsten gehören dürften.

Die Zeitreise Endet mit der Xbox, es wird also nicht auf die Next-Gen Konsolen, PS3, Wii und Xbox 360 eingegangen, man will hier Geschichte erzählen und nicht mit Informationen langweilen, die jeder selbst im Wohnzimmer vor der Nase hat.

Eine weitere Chronologie findet sich an der Wand der Meilensteine. Hier werden Spiele präsentiert, welche jeder Gamer (vorausgesetzt er ist alt genug) gespielt haben sollte. Von E.T. bis GTA IV gibt es hier Infos über alles was wichtig ist. Schön ist auch die Möglichkeit, diese Reise an einem Monitor zu machen und so gerade die Performance Entwicklung deutlich zu sehen, quasi ein Zeitraffer aus Ingame-Szenen.

Es ist zu viel jetzt auf alle Texttafeln und Info-Boxen einzugehen aber das ist auch nicht der Zweck dieses Berichts, wenn ihr diese Informationen wollt - und das solltet ihr - dann nehmt euch die Zeit und geht in das Museum, hier soll ja nicht alles verraten werden.

Das Museum kann gerade Menschen, die nicht als Hardcore-Gamer zu bezeichnen sind überraschen, so war meine Freundin doch erstaunt, als sie im Museum Zork zocken durfte und dabei nur Text auf dem Monitor fand. Ich hingegen  musste wieder feststellen, wie schwierig doch eigentlich die textbasierenden Adventures früher waren.

Neben Zork gibt es natürlich auch Space Invaders und Co. als Arcade-Automaten aber auch einige Moderne Spiele. Wer schon immer  auf einer Tanzmatte hüpfen oder bei Need for Speed durch das Treten der Pedale eines Hometrainers beschleunigen wollte, kann hier ins Schwitzen kommen.

Bemerkenswert ist der Spagat zwischen Nerd-Kultur und wissenschaftlicher Analyse der hier geschaffen wird. Es gibt immer wieder diese ,,Woa das waren noch Zeiten" Momente, die besonders Spieler jenseits der 30 erleben werden aber auch viele wirtschaftliche und kulturelle Fakten. Die Faszination der Spiele aber auch ihr Gewicht für die Wirtschaft wird hier erklärt, wodurch die Ausstellung nicht nur für Gamer sondern für alle, die ein wichtiges Medium verstehen wollen interessant wird. So kann das Museum auch die Angst vor Games nehmen, wozu es im Shop vor Ort auch schöne Plakate gibt.

Am Ende des Museums gibt es dann noch ein Quiz, was Spaß macht und natürlich primär Fragen zu Themen der Ausstellung stellt, hier zeigt sich wie gut ihr aufgepasst habt oder auch was ihr so schon wisst.

Was hat mir persönlich denn nun gefallen?

Es hat mir Spaß gemacht zu sehen wie viel Videospielgeschichte ich selber miterlebt habe, gerade bei der chronologischen Ausstellung der Konsolen dachte ich häufig ,, Ach ja, das hatte ich auch mal im Regal stehen". Von anderen Besuchern hörte ich z.B. ,, Was SEGA hat Konsolen gemacht?!?", man sieht, es kann auch etwas gelernt werden. Schön fand ich, dass Games und die Kultur dahinter nicht als Fremdkörper dargestellt werden sondern als das, was sie schon lange sind, als Teil der Gesellschaft.

Hervorheben muss man in jedem Fall die Detailverliebtheit. Keine Fläche wird verschenkt, wenn nur wenig Platz ist, dann gibt es einen Screenshot eines Klassikers anstatt eine Wandtafel freizulassen. Bestes Beispiel für diese Details ist aber wohl die Steuerung der Videopräsentationen. Die Filmchen werden über einen Joystick ausgewählt und per Button gestartet, hier wurde alles genau durchdacht.

Wenn man jede Information aufsaugen will und jedes Gerät testen möchte kann man stunden in dem Museum verbringen, genau das habe ich auch getan und würde es auch erneut so tun.

Ich empfehle das Museum jedem Gamer und jedem Museumsfreund, am besten bildet ihr Gruppen, denn ab 10 Leuten wird der besuch zum Schnäppchen. Also einfach mal die Konsole ausmachen, eine Reisegruppe bei XBU gründen, nach Berlin fahren und etwas Kultur erleben.

Das Museum findet ihr in der Karl Marx Allee, am einfachsten erreicht ihr es über die U-Bahnstation Weberwiese, ab hier ist der Weg zum Museum kreativ ausgeschildert (siehe Fotos).

Anbei haben wir noch einige Fotos für euch, stellenweise stammen die Bilder von XBU, Dank geht aber besonders an die anderen Fotografen ;

Jörg Metzner und Gregor Baumann

Copyright: Computerspielemuseum

Quelle: XBU & Computerspielemuseum

16 Kommentare

Revolvermann Di, 22.02.2011, 23:03 Uhr

XBU Zwobby schrieb:
Da mein Besuch im Museum sehr spontan war habe ich vor Ort nicht nach einem Kit gefragt.

Du bekommst aber in jedem Fall über die Homepage bzw. deren Email-Adresse Zugang zu Presse-Inhalten ( FAQ,Texte,Fotos etc.)

Prima, danke.
Bei den anderen Museen hatte ich bereits angefragt und Material erhalten.
Dieses Museum kannte ich aber nicht. Habe ich wirklich Glück gehabt, dass ihr den Artikel gebracht habt. :D

EDIT: Wollte noch mal Rückmeldung geben... Ich war in dem Museum und es hat mir wirklich gut gefallen!
Habe dort das erste Mal in 3D gezockt. :smt023
Was ich auch sehr interessant fand, war der Spielautomat, an welchem man Stromschläge bekommen konnte. XD

XBU Zwobby Di, 22.02.2011, 22:37 Uhr

Revolvermann schrieb:
Habe mir gerade die Route ausgedruckt. Morgen geht's nach Berlin! Freu mich schon riesig auf das Museum! Darf ich dort Fotos machen oder bekommt man ein Pressekit? Ich schreibe nämlich einen kleinen Museumsführer (Print-Auflage ca. 1000 Stück).
Hoffentlich streikt die Bahn nicht...

Da mein Besuch im Museum sehr spontan war habe ich vor Ort nicht nach einem Kit gefragt.

Du bekommst aber in jedem Fall über die Homepage bzw. deren Email-Adresse Zugang zu Presse-Inhalten ( FAQ,Texte,Fotos etc.)

Revolvermann Di, 22.02.2011, 22:03 Uhr

SchmierGold schrieb:
Ich kaufe einen...:smt003

halt uns auf dem laufenden...;)

Ich hoffe, ich kann das Computerspielemuseum mit ins Heft nehmen. Die Museen sind mir nämlich vorgegeben...u.a. das Rundfunk- sowie das Technikmuseum. Mal schauen...
Aus persönlichem Interesse möchte ich das Computermuseeum aber aufjedenfall besuchen. :D

Schlüppies :3 |24/7| Di, 22.02.2011, 22:00 Uhr

Revolvermann schrieb:
Ich schreibe nämlich einen kleinen Museumsführer (Print-Auflage ca. 1000 Stück).

Ich kaufe einen...:smt003

halt uns auf dem laufenden...;)

Revolvermann Di, 22.02.2011, 21:53 Uhr

XBU Zwobby schrieb:
Vielen Dank habe das korrigiert, ist natürlich die Karl Marx Allee

Habe mir gerade die Route ausgedruckt. Morgen geht's nach Berlin! Freu mich schon riesig auf das Museum! Darf ich dort Fotos machen oder bekommt man ein Pressekit? Ich schreibe nämlich einen kleinen Museumsführer (Print-Auflage ca. 1000 Stück).
Hoffentlich streikt die Bahn nicht...

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