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Ralph H. Bear ist am Wochenende im Alter von 92 Jahren in seinem Zuhause in Manchester, New Hampshire, gestorben. Bear gilt als Vater der Heimkonsole und hat mit seiner Pionierarbeit 1966 den Grundstein für das Spielen von Videospielen am heimischen Fernsehgerät gelegt.

Egal welche Konsole man sein Zuhause nennt. Die Nachricht, welche am Wochenende durch die Medien zog ist für uns alle sehr tragisch. Der Erfinder und Vater der Heimkonsole, Ralph H. Baer, ist am Samstag, den 6. Dezember 2014 im Alter von 92 Jahren verstorben. Der Erfinder wurde 1922 in der Nähe von Pirmasens geboren. Zwei Monate vor der (Reichs-)Kristallnacht 1938 flüchtete er mit seiner jüdischen Familie aus Deutschland nach New York. Einige Jahre später trat er der Armee bei und nahm am Zweiten Weltkrieg teil. Stationiert wurde er dabei in England wo er zugleich in der Algebra ausgebildet wurde. Nach runde einem Jahr kehrte er nach Amerika zurück und schrieb sich am American Television Institute of Technology in Chicago ein, wo er nach einiger Zeit seinen Bachelor in Fernsehtechnik erhielt. Der Erfinder heuerte daraufhin bei Loral Corporation an, wo er unter anderem neue Fernseh.-Empfangsgeräte entwickelte. Doch wohl durch seine militärische Vergangenheit hielt es ihm nur vier Jahre dort. Denn 1955 wechselte er zum Militärzulieferer Sanders Associatas, wo er insgesamt 30 Jahre lang arbeitete. Dort kümmerte er sich um Militärprojekte und beschäftigte sich sehr viel mit Transistoren und Mikroprozessoren.

Im Jahre 1966 hatte Bear die ersten Ideen für eine ,,Spielekiste", mit der man Brett-, Sport-, Action-, und viele andere Spiele auf dem heimischen Fernsehergerät spielen konnte. Zu dem Zeitpunkt war er schon Leiter einer Technikabteilung und konnte den Chef von Sanders dazu überreden, Forschungsgelder für sein Projekt zu investieren. Mit einem Forschungsbudget von nur 2000 Dollar konnte er seine Idee verwirklichen und 1969 sein Projekt namens ,,Brown Box" offiziell vorstellen. Die Brown Box war gleichzeitig das erste Videospielsystem der Welt. Das wohl berühmteste der wenigen Spiele, die das Gerät ausführen konnte, hatte zwei Schläger, einen Ball und einen Controller mit einem Drehknopf, mit den man die Schläger beeinflussen konnte. Bear und seine Mitarbeiter nannten diese Spiel ,,Ping Pong". Sein bester Partner war in dieser Zeit Bill Harrison. Geplant war es, die Brown Box später für 19,95 US-Dollar zu vermarkten. Doch das hatte einen Haken. Sanders Associatas konnte als operierender Militärzulieferer nicht auf dem Spielzeugmarkt tätig sein. Als Lösung wurde für passende Unternehmen eine Lizenz angeboten. Sehr viele Unternehmen hatten großes Interesse an einer Lizenz. Darunter waren namhafte Hersteller wie General Electric, Zenith Electronics und Sylvania. Verträge wurden mit diesen Unternehmen aber nicht geschlossen. Durch einen Zufall kam der Fernsehgerätehersteller Magnavox in Kontakt mit dem Projekt und erhielt daraufhin die Lizenz. Im Jahre 1972 kam dann eine verbesserte Version der Brown Box auf dem Markt - die Magnavox Odyssey. Es war die erste kommerzielle Spielekonsole und kam für stolze 100 US-Dollar auf den Markt. Im Anschluss folgen noch weitere Werke von Bear wie das erste Light-Gun-Spiel mit dem Namen "Shooting Gallery" sowie das populäre Spiel "Simon", dass hierzulande Senso heißt. Simon wird bis heute noch von vielen Händlern auf der ganzen Welt verkauft. Doch es war noch lange nicht die Spitze des Eisbergs. Bear verwirklichte eine verrückte Idee nach der anderen. Zum Beispiel ein sprechender Plüschbär, der mit einem Cartoon-Pendant auf dem Fernsehbildschirm Unterhaltungen führte. Doch auch sehr interessante Ideen gehörten zu seinem Patentportfolio. Darunter auch ein System zur Enttarnung von Unterseebooten. Insgesamt kommt Bear auf weit über 150 Patente.

Und Bear hatte mit seiner Idee großen Einfluss auf die Industrie. Der spätere Atari-Gründer und Entwickler des legendären Arkade-Automaten Pong, Nolan Bushnell, ließ sich sehr stark von Bears Odyssey-Spiel ,,Ping Pong" inspirieren. Zwar bestritt er stets, die Idee für Pong geklaut zu haben. Doch Bushnells Unterschrift im Gästebuch einer Demo-Veranstaltung beweist, dass er die Odyssey, noch vor ,,Pong" die Videospielrevolution startete, ausprobiert hatte.

Doch Bears Geschichte hat auch seine Schattenseiten. In der Folgezeit fiel Bear in Depression, da Sanders Associates zweifel an seinen Produkten schürten. Auch er fing an, sich und seine Ideen anzuzweifeln. Er kam zu der Meinung, der Sanders-Vorstand hätte recht gehabt, als er urteilte, Baers Projekt sei Zeitverschwendung gewesen. Und danach wurde es auch still um Sanders und Ralph Baer. Erst im Januar 2006 regten sich durch die Verleihung des ,,National Medal of Technology"-Orden erste Lebenszeichen. Der damalige US-Präsident George W. Bush ehrte ihn damit für seine Leistung im Bereich der Videospiele. Dieser Orden gilt als höchste US-Auszeichnung im Bereich der Wissenschaft und Technik. Im Jahr 2008 folgte dann der IEEE Masaru Ibuka Consumer Electronics Award, seit 2010 ist er Mitglied der US-amerikanischen National Inventors Hall of Fame und in diesem Jahr wurde ihm die  IEEE Edison Medal zugesprochen.

Nach dem Tod des "Vergessenen Vaters der Videospiele" teilten viele prominente Gesichter ihr tiefes Beileid mit. Darunter auch Major Nelson, Gears of War-Schöpfer Cliff Bleszinski und The Game Award-Gastgeber Geoff Keighley.

Quelle: XBoxUser.de, Spiegel Online, DPA

2 Kommentare

XBU MrHyde Di, 09.12.2014, 11:54 Uhr

Das erinnert an das gute alte Pong. Das habe ich als Kind damals so Ende der 70er von Oma & Opa geschenkt bekommen und war ein Riesen-Spaß auf dem Röhrenfernseher und auf den kleinen Schwarz-Weiss-Bildschirm, den wir später im Kinderzimmer hatten.

Viele Dinge, die sich die Jugend gar nicht mehr vorstellen kann ;)

Schon Wahnsinn, was für eine Entwicklung diese - und natürlich viele andere Technik-Branchen - so hinter sich hat :smt023

c0rtez Di, 09.12.2014, 11:24 Uhr

Ihm haben wir wohl recht viel zu verdanken.

Rest in Peace