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Neulich hatte ich aufgrund der Ankündigung seitens Microsofts, im ersten Release-Jahr keine exklusiven Xbox-Series-X-Spiele herauszubringen, eine kleine Diskussion bzgl. Technik mit unserem werten XBU-Redakteur XBU ringdrossel. Denn schließlich hält man das Potential der Hardware zurück, wenn man die Entwickler zwingt, ihre Spiele auch Xbox-One-kompatibel zu produzieren. Doch ist das vielleicht gewollt? Und was wollen wir eigentlich, wenn es um die Technik und Hardwareleistung bei Spielekonsolen geht?

Xbox Series X: Zurückgehalten… bewusst?

Ja, man kann es drehen, wie man will, aber technisch wird eine Hardware durch das Unterstützen von Spielen, die auch mit weniger Leistung zurechtkommen, nicht ganz ausgenutzt. Ich will hierbei auch noch einmal kurz Phil Spencers Argument widerlegen, der behauptet, beim PC wäre das nie ein Problem gewesen. Das stimmt nämlich nicht – wie oft habe ich früher als PC-Spieler meine Hardware aufrüsten müssen, damit ich ein neues Spiel zocken konnte? Anfänglich waren es nur die Festplatten, die zu wenig Speicher boten, nachher aber auch der Arbeitsspeicher, der nicht so viel Leistung gleichzeitig schaffte, oder auch die Grafikkarte, die hinterhinkte. Gerade bei Spielen gab es Probleme, während man in Browser-Games oder mit einem Karamba Bonus Code problemlos auch ältere PCs nutzen konnte. Sicherlich unterstützt ein PC-Spiel heutzutage mehrere Grafikeinstellungen – viel Spielraum ist hier aber nicht geboten. Als ich z.B. das Spiel Oxenfree (aus dem Jahr 2016) letztes Jahr auf meinem Laptop (ebenfalls Baujahr 2016) spielen wollte, war es nicht spielbar, da es ruckelte OHNE ENDE. Ja, es war kein Gaming-PC. Aber ja, es war auch eine Grafikeinstellung möglich, die Auflösung konnte man runterschrauben, etc pp, und trotzdem klappte es nicht. Dabei ist es kein grafisch anspruchsvolles Spiel. Das alles, um zu sagen: Der PC kämpft mit ähnlichen Problemen: Auch wenn ein Spiel LÄUFT, also der PC nicht abstürzt und ich bunte Bilder und Ton auf meinem Bildschirm sehe, heißt das nicht, dass es spielbar oder gut läuft. D.h. das Argument von Phil Spencer, dass der PC „überhaupt“ keine Probleme mit langsamerer Hardware hat, ist einfach nicht wahr.

Aber… meine Theorie: Man hält die Spiele in ihrem Potential ganz bewusst zurück! Denn: Wenn die Games auch auf alter Hardware mehr oder weniger akkurat laufen sollen, so sind sie technisch nicht so anspruchsvoll, wie sie sein könnten. Resultat: Auf der Series X läuft alles wie Butter. Schnelle Framerates, die höchste Auflösung, die vom Spiel unterstützt wird, usw. Man bekommt den Eindruck: Hey, die Series X ist echt ein tolles Ding. Kein schlechter Schachzug seitens MS, denn die Entwickler, die sowohl für PS5 als für XBSX entwickeln, werden damit auch das Potential der PS5 runterdrücken (denn wohl kaum einer entwickelt für Sony eine Extrawurst), selbst wenn die PS5-Games nicht auf der PS4 laufen. Somit schlägt sich die XBSX wunderbar im Vergleich und kann vielleicht sogar noch mehr Features aufgrund der Hardware anbieten (schnelles hin- und herswitchen bei Games, mehrere Apps gleichzeitig laufen haben, usw.). Die XBSX wirkt wie die Hardwarebombe, die versprochen wurde. Allerdings nicht mit 120fps und auch nicht in 8k. Wobei… braucht das eigentlich jemand?

Werbung vs. echte Bedürfnisse

Was die Xbox One X verspricht und worüber sich dann tatsächlich nur echte Technikfanatiker streiten, sind die reinen Hardware-Specs. Sicher kann man darüber stundenlang streiten, wie viele Teraflops befriedigend sind, ob das überhaupt eine messbare und sinnvolle Einheit ist, wie viel die Grafikkarte taugt, wie schnell der Prozessor wirklich ist und, und, und… Aber ist es wirklich das, was uns etwas bringt? Oder ist es das, was uns die Werbung versucht zu verkaufen?

Schauen wir uns kurz an, was die Xbox One X verspricht: 12 Teraflops Rechenleistung. Okay… Ob die Spiele damit gut, schnell oder was auch immer laufen, bleibt uns hier im Verborgenen, und wie oben erwähnt, streiten sich darum selbst die Experten. 4K Gaming – soweit so gut. Aber wie man bei RTINGS.com im folgenden, resümierenden Bild zeigt, muss man schon einen verdammt großen Fernseher haben, bei dem man schon verdammt nah dran sitzt, um überhaupt einen Unterschied zu erkennen – und hierbei gehen wir von tadelfreiem, möglichst wenig komprimiertem Ursprungsmaterial aus. 8K, also die Auflösung die im Bild als Weiß („higher resolution“) gelistet wird, macht bei einer typischen Couchdistanz zum Fernseher von knapp 2 Metern erst einen Sinn bei einem Fernseher von über 100 Zoll (2,5 m) Diagonale… Und dazu muss man sagen, dass hier bei der XBSX nur von 8k „ready“ gesprochen wird – ich erinnere daran, dass der Begriff „HD ready“ damals 720p bedeutete und ein cleverer Schachzug war, um kleinere Auflösungen ebenfalls HD nennen zu können (daher entstand dann der Begriff „Full HD“, damit klar wird, dass es sich um 1080p handelt).

Aber selbst hier, kann man sich darüber streiten, ob ein Unterschied zwischen 1080p und 4K – wenn man denn die Bedingungen erfüllt, um einen Unterschied zu sehen, wirklich ein so merklich großer Sprung ist. Vor allem dann, wenn die Spiele zwar die Auflösung bieten, aber die sonstige Technik schwach ist. Lichteffekte, Anti-Aliasing, Charakteranimationen – all dies wird nicht durch Auflösung beeinflusst. Wenn die Auflösung also gut ist und man keinen ästhetischen Unterschied erkennt („sieht nicht wirklich besser aus“), dann vielleicht funktional (z.B. wenn ich durch die höhere Auflösung den letzten Pixel eines Gegners in Battlefield auf 500 m Distanz hinter einem Felsen sehe, den ich sonst nicht gesehen hätte), allerdings ist auch hier nur ein Vorteil für einen sehr, sehr kleinen Anteil an Gamern.

Bis zu 120 Frames pro Sekunde. Hier wird es abenteuerlich. Natürlich gibt es auch wieder Diskussionen von Experten, die darüber streiten, wie viel Frames/Bilder das menschliche Auge tatsächlich erkennt, wie viel unterbewusst, usw. Aber die Frage ist für mich nicht unbedingt: Wie viele Frames?, sondern: Wie viele Frames KONSTANT? Denn nichts ist ärgerlicher als ein 60fps-Spiel, das ständig ruckelt, das in den live gerenderten Zwischensequenzen auf 20 fps runterfährt und in Momenten, wo alles auf dem Bildschirm explodiert und tausende Dinge gleichzeitig berechnet werden müssen, dann ganz unter 10 fps droppt. Ich persönlich HASSE ruckelnde Spiele und wenn die Hardware POTENTIELL 120 fps unterstützt – schön, davon habe ich aber reell gesehen nichts, denn die Xbox One X schafft mit ihren potentiell 60fps das Ganze konstant nur bei ein paar ganz wenigen Ausnahmen (Halo 5 habe ich gesehen und sieht einfach beeindruckend aus). Der Rest ruckelt lustig vor sich hin – am schlimmsten sind die schlecht programmierten Indie-Spiele in Retro-Pixeloptik. Keinen Anspruch an die Grafik, aber ein Ruckeln ohne Ende.

So, und die SSD… die ist ein Muss und ist natürlich fantastisch. Die muss einfach sein, damit Ladezeiten und Bootsequenzen möglichst kurz gehalten werden. Dass die One X ohne SSD verkauft wurde, ist eigentlich bereits ein Hohn, aber die SSD ist einfach der Zahn der Zeit. Seit ich ein Surface Book mit SSD habe, merke ich, wie schnell alles läuft und was für einen Unterschied es macht. Allerdings wird 1TB bei riesigen Spielen wohl auch schnell knapp werden… weswegen man ja bei Microsoft bereits mit einem Steckplatz für spezielle Xbox-Memory-Cards vorgesorgt hat (ja, sie sind zurück…).

Was will ich denn nun eigentlich von der Hardware?

Naja… eine gute Software dahinter wäre schon einmal ein Anfang, oder? Mal kurz eine Rangliste von Technik-Dingen, die ich persönlich für am allerwichtigsten halte.

Zuerst möchte ich da das Dashboard und die allgemeinen Funktionen der Konsole erwähnen. Das ist nicht das Wichtigste beim Gamen, darf aber auch nicht unterschätzt werden. So ist ein schnelles Betriebssystem, das nahtlos hin und her geht, unglaublich wichtig für ein „flüssiges“ Gefühl bei der Konsole. Eine starke, schnelle Konsole reagiert SOFORT und lädt auch SOFORT alle Inhalte, die es braucht, um es darzustellen. Ein Menü muss ohne (spürbare) Verzögerung aufgehen und ein Navigieren durch die verschiedenen Einstellungen, Menüs wie Community, Spielebibliothek oder Store muss so schnell gehen, dass man es gar nicht mitbekommt. Momentan haben wir ein recht flüssiges Dashboard auf der Xbox (im Vergleich zur Playstation), aber da ist noch SO VIEL Luft nach oben. Ich erhoffe mir bei der XBSX mehr. Und das schnelle Dashboard beinhaltet das schnelle hin- und herswitchen bei Games und Apps, das Microsoft in seinen Promotionsvideos ja schön zeigt; hoffen wir, dass das folgende Video auch so später unserer echten Wahrnehmung entspricht:

So, und nun die Games. Was erwarte ich wirklich von Spielen? Habt ihr euch diese Frage selbst schon einmal gestellt? Wie sollen Games sein? Wenn ich mich an technisch geile Games erinnere, dann sind es Spiele wie Call of Duty 4 (damals zu Release auf der Xbox 360), Hellblade Senua’s Sacrifice oder eben das neue Read Dead Redemption 2 – die haben mich mehrmals richtig geflasht was ihre Grafik angeht – und das lag nicht unbedingt an der reinen Power der Xbox. Hier meine Rangliste:

1. Die detaillierte Darstellung in Dingen wie Animationen

Ja, das mag einen verwundern, weil man davon nie etwas in der Werbung hört, aber das ist normal – denn die Details programmiert der Entwickler, die Konsole bietet nur die Möglichkeit der Umsetzung. Und auch hier: Jede Hardware ist begrenzt und der Entwickler muss wissen, wie er sie nutzen und schlussendlich „austricksen“ kann, um möglichst gute Ergebnisse zu erzielen. Aber was mich an genannten Games beim ersten Spielen faszinierte, waren die Details, die sowohl in den Animationen als auch in den reinen Darstellungen waren. Die Gesichtsanimationen bei Hellblade sind einfach unglaublich – und das Ganze wurde ohne die Motion-Capturing-Technik von L.A. Noir umgesetzt. Die vielen Details in der Umgebung, die einzelnen wehenden Grashalme, die Spuren im Schnee und die nass werdende Kleidung und Haare in RDR2 sind ebenfalls grandiose Beispiele von Details, die einfach die Atmosphäre eines Spiels ausmachen. Und da gibt es noch genügend andere Beispiele, die man hier nennen könnte. Details sind einfach wichtig und sorgen dann bei einer guten Auflösung dafür, dass man dann auch mehr als nur ein hochaufgelöstes Polygon sieht. Sie sind für mich das Wichtigste.

2. Eine konstant hohe Framerate

Ja, die Framerate ist wichtig. Aber, wie ich bereits oben erwähnte – sie muss konstant sein! Da sind mir 30 fps deutlich lieber, als gelegentliche 60 fps mit schweren Rucklern und Einbußen bis unter 20 fps. Ich liebe nichts mehr als ein ruckelfreies Spiel und fluche bei weitem am meisten, wenn ein Spiel es nicht schafft, seine eigens auferlegten Erlebnisse im Game ohne heftige Framerateinbrüche darzustellen. Ich denke mir dann stets dabei: Das kann doch nicht sein! Ihr habt es doch selbst so programmiert! Das muss doch flüssiger hinzubekommen sein! Ansonsten lasst halt diese Passagen raus… Ein Entwickler der es richtig macht: Nintendo. Selten habe ich so flüssige Spiele wie Mario, Zelda oder Mario Kart gespielt, bei denen es rauf und runter ging.

3. Eine pixelfreie Darstellung mit hochauflösenden Texturen

Auflösung ist eine Sache, aber die hochauflösenden Texturen ingame sind eine ganz andere. Selbst wenn die Auflösung insgesamt nicht so hoch ist, sind die Texturen und Details (ich weiß, ähnelt Punkt 1) wichtiger. Man schaue sich die beiden folgenden Spiele an, die in einem Abstand von weniger als einem Jahr herauskamen (also ungefähr gleich). Der HD-Remake von Banjo-Kazooie zeigt, dass ein gestochen scharfes Bild (hohe Auflösung) nichts bringt, wenn die Texturen sowieso nicht detailliert sind. Crysis auf der anderen Seite zeigt, dass eine ultra hohe Auflösung in den Texturen durchaus unglaublich viel Atmosphäre mit sich bringen kann! (Bild im Anhang mit höherer Auflösung zum besseren Vergleich)

Tja, und das Problem an der Geschichte: Diese drei Dinge kann man schlecht mit Hardware, also weder mit Fernseher, Bildschirmen oder Konsolen, bewerben, da es eine Sache der Entwickler ist. Ein Spiel sieht im Endeffekt so gut aus, wie es die Entwickler programmiert haben – dass die Konsole die Bremse sein soll, ist Quatsch (zumindest in den meisten Fällen). Oft zeigt sich, dass gegen Ende der Konsolengeneration die bestaussehenden Spiele produziert werden – es lag also an der Software und nicht an der Hardware.

Und ihr, Xbox-Besitzer dadraußen? Was denkt ihr von Hardware und Technik? Was darf für euch nicht fehlen und auf was könntet ihr verzichten?

Quelle: XBoxUser

3 Kommentare

BreakingLaw So, 26.07.2020, 15:06 Uhr

Ich finde Power für die neue Konsole gut und kaufe sie mir auf jeden Fall. Im Endeffekt ist die Xbox dann billiger als ein teurer Gaming-PC und man hat viele Jahre Spaß damit. Ich spiele auch auf der Couch und nicht am Schreibtisch. Exklusiv-Titel wären schön, aber wenn die auch für WIndows sind, ist mir das egal, solange gute für die Xbox da sind.

Knuffte Do, 23.07.2020, 15:57 Uhr

Soweit mir bekannt ist, war die Rede nur von der One X, die weiterhin Support genießen darf.
Gerüchten zufolge soll die Series S ähnliche Leistung bieten wie die OX.

Ich glaube nicht, dass die Leistung der SX zurück gehalten wird, da die OX bereits genug Leistung bietet um aktuelle Spiele zu packen. Der Unterschied wird m.M.n. nur in den Ladezeiten liegen und in der Grafik.

Vergesst nicht, dass die SX RT unterstützt und die OX nicht. Das macht bereits einen ordentlichen Unterschied aus.

XBU MrHyde Do, 23.07.2020, 13:38 Uhr

Sehr schöner und ausführlicher Blog Phil (y)

Ich sehe viele Themen genauso, vor allem was die Themen Auflösungen, Detailtiefe und Framerate angeht. Ich möchte auch ein flüssiges Spielerlebnis sehen, weil jede Ruckler sorgen entweder für Frust - vor allem bei Mehrspieler-Games - oder rauben einem das Gefühl, gerade in die Spielwelt eingetaucht zu sein.

Zudem mag ich auch viele Details im Bild, wie by Crysis. Das macht es echt. Natürlich erwarte ich das nicht von kleinen Indiegames, da dürfen sich dann aber auch einige ihre Werbehinweise oder Remastered-Version sparen, die dann vielleicht höher aufgelöst sind, am Ende aber genauso matschig und steril aussehen.

Das es keine Xbox Series X Exklusiv-Titel gibt - also große Blockbuster - finde ich sowieso schade, passt aber zur Strategie von MS gerade.