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Xbox und Kinder? Ist das kompatibel? Seit ich Vater geworden bin und meine Xbox nicht mehr im stillen Kämmerlein zocken kann, stelle ich mir reichlich Fragen darüber, wann und wie man seine Kiddies am besten mit Videospielen, insbesondere der Xbox familiarisiert. In meinem Blog/Podcast möchte ich ein paar meine Überlegungen und Erfahrungen teilen. Dabei gebe ich allen angehenden Eltern Tipps, wie man das Ganze am elegantesten lösen kann und ich werde auch ein paar spezifische Spiele auf kindgerechte Art unter die Lupe nehmen, um herauszufinden, was denn für unsere Kleinen wohl am besten ist.

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Was tut man, um neue Spiele für seine Kinder zu finden? Nein… man geht nicht ins Kaufhaus, nicht in den Gamerladen und man geht nicht die Regale stöbern, das ist viel zu oldschool, unproduktiv… und teuer. Nein, man durchsucht den virtuellen Microsoft Store nach bestimmten Kriterien. So habe ich das gemacht und einfach mal eingestellt „Kinder und Familie“ als Genre und dann gelistet nach den billigsten Spielen zuerst (man will ja nicht gleich 60 € für ein Spiel ausgeben, welches die Tochter dann zwei Minuten spielt…).

Gesagt getan. Und was finde ich da? Ein gratis Spiel. Na, das kommt doch gelegen. Da kann man ja nichts falsch machen. Für den Preis „kostenlos“ im Store habe ich mir dann spontan das Spiel „Island Saver“ heruntergeladen. Und ich muss euch echt sagen, das Spiel ist toll.

Zuerst mal zu den Daten: Das Spiel ist tatsächlich kostenlos aus dem Store herunterladbar, hat eine USK ab 6 und bietet zwei Add-Ons, die dann aber kostenpflichtig sind (jeweils ungefähr 5 €, einmal das Fantasy-Addon mit Einhörnern und co und einmal das Dinosaurier-Addon, dazu später mehr).

Entwickelt wurde das Spiel vom schottischen Indie-Studio Stormcloud Games, welche erst seit 2012 an Spielen mitentwickeln (so haben sie unter anderem am Multiplayer-Part von Crackdown 3 gearbeitet). Island Saver ist das erste vollwertige Spiel, das sie in Zusammenarbeit mit NatWest entwickelt haben. Dazu muss man erwähnen, dass es sich hierbei um die National Westminster Bank, ein britisches Kreditinstitut handelt. Das Spiel soll den Kindern nämlich ebenfalls einen Sinn für Geld, Zinsen, Steuern und Sparen vermitteln.

Bereit für den First-Person-Shooter?!

Ja, ehe ich was zum Inhalt des Spiels sage, sofort die erste „Hürde“, wie man es sich vielleicht nicht erwartet. Das Spiel ist nämlich aus der First-Person-Perspektive. Das war zumindest für meine Tochter Neuland. Und auch nicht so einfach, denn hier muss man, allein um sich gut umherzubewegen, sowohl den linken Stick zum Bewegen als auch den rechten Stick für die Kamera benutzen. Außerdem hat man weitere typische „Shooter“-Elemente mit drin. Man sieht immer seine „Waffe“, schießt mir RT und springt mit A. Das alles gepaart mit freiem Bewegen, interagieren, Menüs usw. ist schon eine Herausforderung.

Kleine Anekdote zu Beginn: Nachdem meine Kleine ein wenig sich mit dem First-Person-Modus abgefunden hatte, fragte sie mich, ob man denn nicht auch mal „ihr Gesicht“ sehen könnte. Als ich ihr sagt, dass das nur bei einem Spiegel ginge, verstand sie das nicht. Der Wechsel von Third-Person-Spielen zu einem First-Person ist also noch nicht so ganz gelungen. Zumindest hat sie es kognitiv noch nicht so hundertprozentig verarbeitet.

Aber eins nach dem anderen.

Um was geht es eigentlich in diesem Spiel? Nun, es ist pädagogisch recht wertvoll, denn die Prämisse ist: Es gibt eine Insel, auf der sich sowohl Plastikmüll als auch schwarzer, klebriger Dreck gesammelt hat (damit ist wohl auch Ölverschmutzung gemeint, obwohl es nicht so tituliert wird). Ihr müsst die Insel von diesem Dreck befreien, im Zuge dessen die Tiere dort wieder glücklich machen und kassiert dafür gleichzeitig ordentlich Geld.

Das Konzept ist cool und einfach toll für Kinder: Es gibt bunte Tiere, es gibt witzige Dinge zu entdecken und man kann etwas Sinnvolles tun: Plastikmüll aufsammeln, Dinge reinigen, Geld sparen und verschiedene Pflanzen neu anpflanzen.

Das Spiel beginnt sehr simpel. Ihr seid in einem Areal, indem ihr euch erstmal mit der Steuerung und dem Konzept vertraut macht. Mit eurem sogenannten „Müllvernichter“ könnt ihr Dinge aufsaugen, diese aber auch wieder herausschießen. So könnt ihr sowohl Plastikflaschen, die wild umherliegen, Geld (im Spiel „Gold-Dublonen“ genannt), aber auch Wasser aufsaugen. Dafür gibt es bestimmte Slots im Inventar, die sich damit füllen.

Erste Hürde für meine Tochter: Es gibt keine Sprachausgabe. Alles ist rein textbasiert. Erneut muss ich daneben sitzen und ihr alles vorlesen und erklären. Und es zeigt mir erneut, wie wichtig doch eine gute Sprachausgabe ist, damit Kinder das Spiel einfacher verstehen und auch selbstständig wissen, was sie tun müssen. Ist natürlich auch klar, dass eine Synchronisation der Texte viel Geld und Mühe kostet, was für ein Indie-Spiel meist entfällt. Auch kann ich mich beim Preis des Spiels nicht beschweren, aber insgesamt ist es doch etwas traurig, dass die Synchro noch nicht zum Standard geworden ist.

Da Gameplay gestaltet sich anfangs recht einfach. Zuerst muss man in einem fixen Bereich alle Plastikflaschen aufsammeln. Die füllen euren Inventar recht schnell – ist er voll, kann man keine weiteren Flaschen aufnehmen. Spätestens dann sollte man die Recyclingstation besuchen. Die nimmt freudig jedes Plastik entgegen und spendiert euch dabei sogar ein paar Münzen. Sind die Flaschen beseitigt, kann man sich der nächsten Aufgabe widmen: Pampe (vermeintliche Ölverschmutzung) mit Hilfe von Wasser, das man entweder aus dem Meer oder einem Teich aufgesaugt hat, abwaschen (der Grund, warum man es nicht Öl nennt: Schließlich kann man mit Wasser kein Öl entfernen; aber mit Wasser allein ist das Gameplay simpler). Diese beiden Aktionen sind die primären Bestandteile des Gameplays (zumindest anfangs), und doch recht komplex.

Denn, wie gesagt: Meine Kleine musste erst einmal mit der Steuerung der beiden Sticks und dem „Ego-Shooter“-Modus zurechtkommen. Danach muss man ständig mit LT saugen, mit RT schießen, aber man muss vorher mit RB den richtigen Slot auswählen, denn ansonsten wirft man die aufgesaugten Plastikflaschen auf den schmutzigen Baum, anstatt ihn mit Wasser abzuwaschen. Das sind schon einige komplexe Aktionen, die Kenntnis vom Controller erwarten – vor allem werden die Buttons nicht immer groß hervorgehoben, sodass ich meiner Kleinen prinzipiell immer wieder sagen muss, welchen Knopf sie drücken muss (ironischerweise hat sie auch ab und zu den linken Stick bewegt, um die Kamera zu verändern oder wollte mit dem rechten nach vorne laufen. Das muss man auch erst einmal lernen. Ich muss sagen, dass sie nach insgesamt gut 3 Stunden Spielzeit das Umherlaufen bereits richtig gut beherrscht, auch wenn sie i.d.R. beide Sticks nacheinander und nicht gleichzeitig bewegt. D.h. es wird erst in die richtige Richtung gelaufen und dann wird die Kamera gedreht, um den Baum anzuschauen. Aber hey – es geht, und sie lernt echt schnell!)

Bunte Tiere und eine Lektion im Finanzwesen

Als ich das Spiel mit meiner Kleinen anfangs spielte, war ich etwas verwundert, dass man das gesammelte Geld zu einer Art Spar-Bank bringen muss. Auch wunderte ich mich über die seltsame Bezeichnung der Tiere, die „Spar-Tiere“ genannt werden. Sie alle haben einen Schlitz, der sich nach einiger Zeit mit einer Münze füllt. Entfernt man diese werden die vorher schwarz/weißen Tiere bunt gefärbt und freuen sich – zur Belohnung regnet es Münzen.

Stutzig wurde ich dann aber, als diese Bank der Kleinen erklärte, dass sie Zinsen auf das Geld bekommt und als plötzlich ein Steuerroboter in der etwas überzeichneten Art eines Verwaltungsbeamten auftauchte und erklärte, dass von jedem verdienten Geld ein klein wenig an die Insel geht, um für Reparaturen von Brücken und anderen Verschönerungen aufzukommen, ja, da wurde ich hellhörig. Welches Spiel mit süßen bunten Tieren und einer niedlichen Mission versucht denn so komplexe Inhalte des Finanzwesens zu vermitteln? Nun, ich schaute nochmal auf den Publisher und dachte mir: Ahja. Die britische Bank NatWest hat da ihre Finger im Spiel. Sie will offensichtlich den Kindern Geld erklären. Gut, das ist auch ganz nett und positiv gemacht, aber es ist doch insgesamt recht komplex – Kinder von 6 Jahren werden da sicherlich noch nicht ganz durchchecken. Vor allem, weil das Ganze ja wieder mal nur in Textform und auch lediglich ein einziges Mal erklärt wird. Danach ist es einfach Teil vom Gameplay. Das übriges diesbezüglich noch komplexer wird. Denn später verweigert der Recyclingroboter seine Arbeit nach einer gewissen Menge an Plastik – den muss man dann mit einer Steuermarke wieder freischalten… Puh.

Die süßen Tiere bringen’s einfach, auch wenn Gameplay-mäßig viel abverlangt wird

Das, was das Spiel von jetzt auf gleich bei meiner Tochter in die Top5 ihrer Lieblingsspiele katapultierte, waren einfach die süßen Tiere. Es ist schon sehr ulkig und nett gemacht, wenn man einen Baum sauber wäscht und dann ein Tier aufkreuzt. Das schwarz/weiße Viech frisst sich dann an den Früchten des Bäumes satt, wird richtig dick, bis dass es beinahe zu platzen droht. Entnimmt man ihm dann die Münze freut es sich unglaublich und wird bunt.

Doch damit nicht genug: Die Tierchen reagieren fortan mit Herzchen auf uns, spielen umher, erledigen ein großes Geschäft mit lautem Pups-Geräusch und einem kleinen braunen Kotbällchen, das man sogar aufnehmen und umherschießen kann – ein unnützes Feature, das meine Kleine aber unheimlich amüsiert. Sie lacht sich jedes Mal schlapp, wenn sie an einem Krebs oder einem Ameisenbären vorbeiläuft, man ein Furzgeräusch hört und die Kotkugel umherrollt.

Dazu fliegt dann noch ein Saubermachroboter umher, der natürlich diese Hinterlassenschaften aufsammelt, damit es nachher nicht davon wimmelt.

Weiterhin kann man später größere, besondere Tiere, wie z.B. das Nashorn, anlocken. Diese muss man dann erst einmal manuell füttern, damit sie zutraulicher werden und hat man sich dann mit ihnen angefreundet, kann man sogar auf ihnen reiten – ein tolles Gimmick.

Und ja, es ist Indie, und ja, es ist jetzt nicht so unglaublich detailverliebt, wie andere Spiele. Aber grafisch ist es absolut ausreichend für meine Kleine und ich finde es vielleicht sogar besser, dass es optisch nicht überfordert. Der Strand im ersten Areal ist recht karg, es gibt ein paar Bäume, die ganz gezielt platziert sind und der Schmutz als auch die Plastikflaschen stechen richtig hervor – das ist auch sinnvoll so, denn auf diese Weise verpasst meine Kleine nichts und erkennt, was wo ist.

Insgesamt wird das Gameplay aber auch hier wieder mal recht schnell etwas komplexer. Was anfangs nur aus dem Reinigen besteht, wird nachher fast wie ein Micro-Managing-System. Es fängt mit dem begrenzten Inventar an, das anfänglich nur aus vier freien Slots besteht. Pro Slot kann man maximal 20 derselben Objekte haben. Hat man 20 Plastikflaschen aufgesammelt, benötigt man einen neuen Slot, um noch mehr aufzusammeln. Danach bringt man diese zur Recyclingstation, die aber dann nach fünfmal 20 Flaschen ebenfalls voll ist und eine rote Steuermünze benötigt, damit sie wieder mehr Flaschen aufnehmen kann… Puh. Auch das gesammelte Geld hält man besser nicht im Inventar, da stört es nur. Man sollte es zur Bank bringen… Dieses Managen vom Inventar ist für meine Kleine überhaupt nicht einfach und das muss ich ihr immer wieder zeigen.

Abgesehen davon läuft das Spiel recht entspannt ab, auch wenn es hier und da Tücken gibt. So gibt es ein recht komplexes Menü, das sich ingame hinter einer Smartwatch verbirgt. Hier kann man für bestimmte Stellen Pflanzensamen kaufen, die man dann anpflanzen kann, oder man kauft Upgrades für das Inventar usw. Neben diesen komplexen Schichten hat aber das Reinigen der verschiedenen Bereiche für meine Kleine schon fast etwas Meditatives und ich finde persönlich immer noch, dass die Prämisse wunderbar für Kinder passt: Pädagogisch sinnvoller Auftrag kombiniert mit süßen Tierchen (und ab und zu ein paar „Gegnern“, sogenannten „Drecksspatzen“, das sind einfach Ölblops die ein wenig Geld klauen und bei nicht rechtzeitiger Löschung mit Wasser die Pflanzen wieder beschmutzen – das bringt ein wenig Stress, der aber ohne große Konsequenzen ist).

Kleines Fazit

Insgesamt ist das Spiel echt toll, es bietet viel Spaß mit bunten Tieren, hat eine kindgerechte sinnvolle Prämisse und eignet sich sehr gut, um einfache First-Person-Mechaniken zu verstehen. Klar ist es nicht perfekt – wie erwähnt fehlt mir besonders die Sprachausgabe, die meinem Mädel deutlich helfen würde und insgesamt auch noch mehr Stimmung in das doch recht ruhige Spiel reinbringen würde. Diesen Abstrich muss man machen – dafür ist das Spiel Indie und tatsächlich umsonst im Microsoft Store erhältlich. Dazu muss ich sagen, dass ist die kostenpflichtigen Addons bisher noch nicht gespielt habe. Das werde ich nur dann in Erwägung ziehen, wenn meine Tochter das Hauptspiel durchgespielt hat – denn vielleicht macht’s ihr irgendwann dann doch keinen Spaß mehr, wer weiß.

Ich kann das Spiel aber allen Eltern nur wärmstens empfehlen, es ist echt niedlich gemacht und es kostet euch keinen Cent.

 

Quelle: XBoxUser.de

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