Review zu Trivial Pursuit Live

Seit Jahrzehnten kann das Brettspiel Trivial Pursuit sich dafür verantwortlich zeigen, Spielern Allgemeinwissen zu vermitteln und dabei für den ein oder anderen Streit unter Freunden und Eheleuten zu sorgen. Dennoch haben die Brettspiele dank einfachem System und kniffeliger Fragen immer Spaß bereitet. Nun soll dies auch auf der Xbox One der Fall sein.

Es gab in der letzten Konsolengeneration bereits Ableger der Serie und ich muss sagen, grafisch würde ich mit Sicherheit keinen Unterschied zwischen den Versionen feststellen können. Optisch ist das Spiel primär bunt, was sicherlich daran liegt, dass hier die Farben der Wissensecken aus der Brettspiel-Fassung widergespiegelt werden sollen.

Dafür ist das Ganze äußerst zweckmäßig und übersichtlich gehalten. Statistiken und Menüs sind schnell gefunden und es gibt keine Verwirrung bei den Antwortmöglichkeiten zu den Fragen.

Was mir etwas fehlt, sind die Freiheiten meine Spielfigur anzupassen. Zwar gibt es einige wenige Figuren zur Wahl und jede hat zwei Kostüme. das war es dann aber. Ich hätte hier gerne eine Figur die aussieht, wie ich es möchte, oder noch einfacher wäre es gewesen, Avatare als Spielfiguren zu verwenden. Das war mal modern und hätte hier gut gepasst.

Der Ton ist doch etwas sehr eintönig ausgefallen und das liegt gar nicht mal an der musikalischen Untermalung. Klar, die Musik ist leicht und elektronisch, was den Gameshow-Charakter unterstreicht, doch das ist nicht das Problem. Die Kommentatorin hat nur wirklich wenig Text in ihrem Repertoire, so ist fast unabhängig davon, was gerade angezeigt wird, ihr Kommentar ,,Das ist interessant". Auch sonstige Sprüche wiederholen sich leider nach dreißig Minuten bereits, hier hätte man entweder auf Kommentare verzichten sollen oder das Ganze witzig spritzig im Sinne von "You don't know Jack" versuchen können.

Das Prinzip ist dem des ursprünglichen Brettspieles sehr ähnlich, jedoch wurde es etwas für die Konsole angepasst. Nach wie vor gibt es die Wissensecken, es ist jedoch nicht mehr nötig, von jeder Kategorie eine Ecke zu erhalten, um als Sieger aus dem Spiel zu gehen. Nach und nach werden den Spielern Fragen gestellt und für Punkte gibt es schlussendlich Wissensecken. Sieger ist, wer zuerst sechs Ecken hat, ganz gleich aus welchem Themengebiet.

Auf ein Spielbrett wird gänzlich verzichtet, so kann man sagen, Trivial Pursuit Live hangelt sich von Frage zu Frage und ist damit mehr ein Quiz als ein Brettspiel. Dies ist auch gut, da die meisten Versuche ein Spielbrett in Games einzubinden doch kläglich gescheitert sind. Worum geht es also in Trivial Pursuit Live? Um Wissen, gegensätzlich zum Namen ist sicherlich nicht alles, was hier abgefragt wird, trivial, manchmal braucht man Glück und manchmal zahlt es sich auch aus, belesen zu sein.

Der Umfang eines Quiz-Games lässt sich am einfachsten an den harten Fakten messen. Trivial Pursuit Live bietet mehr als 1.200 verschiedene Fragen, das heisst ihr könnt einige Runden spielen, bis ihr eine Frage doppelt habt. Die meisten Varianten des Brettspiels haben jedoch zwischen 2000 und 3000 Fragen, kosten dafür auch meist um die dreißig Euro. Hinzu kommen eine handvoll verschiedner Fragearten, verschiedene Stufen der KI, damit ihr auch immer schön herausgefordert werdet und natürlich die Ingame-Achievements. Für 15 Euro ist die Anzahl an Fragen fair, ca. die Hälfte einer klassischen Trivial Pursuit Variante aber eben auch ca. der halbe Preis. Wer viel spielt, wird natürlich doppelte Fragen erleben, ich hoffe hier auf zusätzliche kostenlose oder auch kostenpflichtige Fragepakete.

Wer zwanzig Spielmodi sucht, der wird natürlich bitter enttäuscht, aber wer mit realistischen Erwartungen an den Titel geht und es wirklich knallhart danach definiert, wie lange es dauert, bis das Gefühl der Wiederholung auftritt, der wird den Umfang zu schätzen wissen. Hier ist natürlich zu bedenken, dass dieser Titel hauptsächlich für Mehrspieler-Runden gedacht ist, alleine geht natürlich viel vom Flair verloren und Langeweile kommt eher auf als online oder gegen Freunde auf dem Sofa.

Familienspiel! Das fällt mir als Erstes ein, wenn ich an Trivial Pursuit Live denke. Auch Casual Gamer und Konsolen-Neulinge können hier schnell mitspielen, weil es im Grunde nichts anderes ist als bei Günther Jauch vor dem TV mitzuraten, nur dass es hier gleich Feedback in Form von Punkten und Rängen gibt. Die verschiedenen Themengebiete wie Sport, Geschichte, Wissenschaft oder auch Unterhaltung bieten für jeden Spieler gleiche Chance auf den Sieg.

Die kurze und auch die lange Runde haben jeweils eine perfekte Zeit, um nicht langweilig zu werden, gerade die kurze Runde bietet sich an, um schnell mal zu klären, wer der Chef zu hause ist.

Ich persönlich bin großer Fan von Statistiken, daher gefällt es mir, dass das eigene Profil genauestens archiviert wird. Welche Kategorie ist eure Stärke, welche eure Achillesferse? Das erfahrt ihr alles in den Statistiken, ebenso gibt es neben Erfolgen auch Ingame-Achievements, an denen ihr sehen könnt, was ihr geleistet habt. Rundum fällt mir wenig ein, was an Trivial Pursuit Live keinen Spaß macht, ausser das der Titel doch das ein oder andere Mal beim Hochfahren abschmiert.

Wer denkt, ein Quiz das bietet nicht viele Gameplay-Variationen, der hat nur partiell recht. Klar ist der Kern die Beantwortung von Frage, hier kann man das Rad kaum neu erfinden, doch auch hier gibt es die ein oder andere Abwechslung. Grundsätzlich habt ihr die Wahl, online gegen KI oder bis zu drei Freunde zu spielen (hier kann man den Controller auch teilen, was sehr nett ist) oder ihr versucht es weltweit gegen andere Superbrains.

Im Spiel selbst gibt es die Variante, kurz in drei Runden zu testen, wer das prallste Hirn hat, oder ihr setzt auf Ausdauer und spielt fünf Runden (ca. 30 Minuten).

Im Quiz selbst wird per Zufall gewählt, welchen Modus ihr in der aktuellen Runde spielt. Es gibt z.B. normale Fragen, Fragen bei dem die Punktzahl für ein vorher gewähltes Fachgebiet doppelt zählt, Sortier-Aufgaben á la ,,Was war zuerst, da Rom oder Paris" und noch weitere Varianten. Durch die verschiedenen Modi kann selbst in der letzten Runde noch ordentlich aufgeholt werden und es bleibt spannend. Ziel ist hierbei wie bereits erwähnt sechs Wissensecken zu ergattern, ihr bekommt für jede Antwort Punkte und für festgelegte Gesamtpunkte wie z.B. bei 6000 Punkten erhaltet ihr eine Wissensecke. Ich finde es etwas schade, dass es nun egal ist, welches Ecken ihr euch schnallt, die Herausforderung ist höher, wenn man wirklich jedes Themengebiet gewinnen muss.

Das Herzstück von Trivial Pursuit ist der Multiplayer-Modus. Auch wenn er identisch mit dem Einzelspieler-Modus ist, so macht er mindestens drei mal so viel Spaß. Gegen die KI zu spielen ist natürlich auch nett, aber der Gedanke, dass die KI gelenkt ist und nicht wirklich auf ein Fachwissen zurückgreift, schwingt immer mit. Gegen echte Spieler ist die Spannung wesentlich höher, man weiss vielleicht, welche Kategorie die Freunde und die Familie mögen und in welchem Themenbereich ihr sie nass machen könnt. Online gibt es sicher knallharte Herausforderungen, doch offline geht der mentale Krieg los. Es ist einfach unglaublich spaßig, wenn vier Leute vor dem TV sitzen und nur wenige Punkte sie trennen, da kann die Luft schon mal brennen.

Es gibt leider zu wenig solcher Familienspiele auf der Xbox One und gerade deshalb freue ich mich über diesen Titel. Besonders punkten kann der lokale Multiplayer damit, dass man Controller teilen kann und somit nicht auf den Kauf von neuer Hardware angewiesen ist. Das ist großartig!