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Erlebt den psychologischen Horror einer wahren Geschichte. „The Town of Light“ erzählt eine dramatische Geschichte aus dem 20. Jahrhundert und ist ein Spiel, das sich aufgrund seiner Thematik definitiv an Erwachsene richtet. In unserem Review erzählen wir euch, wo das Spiel eine gute Atmosphäre hat und warum es doch nicht immer überzeugt.

Ein mulmiges Gefühl im Magen

Das Spiel startet in First Person und ihr befindet euch in einer recht idyllischen italienischen Landschaft. Nach der ersten Erkundung geht es aber gleich etwas düsterer zu und ihr seht es als eure Aufgabe, die dort verlassene und heruntergekommene Psychiatrie zu erforschen. Keine schöne Aufgabe – das ist klar. Die dunkle Anstalt ist voller Müll, heruntergekommenen Wänden, kaputten Werkzeugen und liegengelassenen Büchern und Dokumenten.

Bewegt man sich durch das Spiel, so ist die Stimmung anfangs sehr bedrückend. Man weiß nicht so richtig, was einen erwartet und die gelegentlichen traumatischen Rückblenden sorgen für eine zusätzliche, gruselige Atmosphäre.

Zumindest am Anfang ist das Spiel durchaus gruselig. Wir wollen nicht spoilern (die Story IST das Spiel), deswegen verraten wir nichts. Aber die Geschichte dreht sich rund um psychische Krankheiten und die Methoden aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, wie man diese behandelt hat. Die traumatischen Erlebnisse, die ein Kind von 16 Jahren da mitmachen musste, sind intensiv und sorgen teils für mehr Horror, als ein echtes „Horror-Spiel“.

Ein spielbares Hörbuch

Bezüglich Gameplay gibt es nicht viel zu sagen, da die tatsächlichen Interaktionen mit der Spielwelt mehr als begrenzt sind. Man bewegt sich wie auf Schienen durch die Psychiatrie und die Außenbezirke und erkundet dabei diesen seltsamen Ort. Ihr könnt mit einigen Dingen interagieren, ein paar Schränke oder Schubladen öffnen, ein paar Poster, Bücher oder Notizen anschauen, insgesamt ist aber jedwede Interaktion unnötig, denn sie bringen nichts. In den Schränken und Schubläden befindet sich nichts. Das Öffnen eines Fensters lässt lediglich ein wenig Licht in bestimmte Räume. Nur die wenigstens Gegenstände erzählen überhaupt eine Geschichte. Es gibt ein paar Sammelobjekte, aber die sind recht einfach zu finden.

Die meiste Zeit des Spiels verbringt man damit, herauszufinden, wo man hin muss. Da es keine Minimap und keine direkte Zielangabe gibt, muss man das selbst herausfinden. Die Rätsel im Spiel sind allesamt sehr einfach, wenn auch nicht immer sofort ersichtlich. Aber sie sind auch rar: 90 & der Spielzeit über ist The Town of Light linear. Es gibt ein paar Entscheidungsmöglichkeiten und zwei verschiedene Enden (beide grausam) und das war’s. Das ist schon ein wenig enttäuschend, denn nach vier Stunden ist man spätestens fertig und hat so viele Dialoge gehört und so viele Sequenzen angeschaut, dass man sich echt fragt, warum man dieses mittelmäßige Spiel nicht einfach als Film oder Serie herausgebracht hat…

Eine nervenzermürbende Technik

The Town of Light ist ein Spiel, das viel auf Atmosphäre setzt. Doch ist dies ein Problem, wenn die Technik einem dazu Steine in den Weg legt. Wer einen Blick in unsere Let’s Plays wirft, der sieht sofort: Neben einer recht primitiven Grafik, in denen Requisiten sich ständig wiederholen und die Erkundungsmöglichkeit gleich Null ist, gibt es konstante Ruckler (Framerate-Drops) sowie massive Pop-Ups, sobald man sich außerhalb der Psychiatrie befindet. Eine Weitsicht existiert somit nicht. Das reißt einen alles derart aus dem Atmosphäre raus, dass es gruseliger ist, als das Spiel selbst.

Daneben ist die benutzte Engine wohl auch nicht die beste. Menschen sehen wie Plastikpuppen aus und wirken wie aus Gummi. Auch bei den Zwischensequenzen hat man sich keine Mühe gegeben: Es sind leicht animierte Zeichnungen, die man nachher als „Artwork“ sogar freischaltet.

Lediglich die Vertonung ist akzeptabel. Die dezente Musik ist meist sehr gut, die Soundeffekte können von kreischenden, heulenden Menschen im Hintergrund über Eulen oder andere Tiere reichen und die Stimme der Protagonistin ist durchaus überzeugend.

Fazit

In The Town of Light wird versucht, eine gruselige, psychodramatische Atmosphäre aufzubauen. Während der ersten Spielstunde funktioniert das auch noch ganz gut, da man nicht weiß, was einen erwartet. Danach entpuppt sich das Spiel aber als technisches Desaster, das neben furchtbaren Rucklern und Pop-Ups noch nicht einmal viel Spannung oder Action zu bieten hat. Zwar ist die Story durchaus interessant und authentisch, doch will das interaktionslose Gameplay in dieser leeren Welt ohne konkretes Ziel irgendwie nicht begeistern.

Die Geschichte an sich ist zwar interessant genug und mysteriös genug erzählt, um einen das Spiel durchspielen lassen zu wollen. Doch ist man nach spätestens vier Stunden an den Schluss dieses spielbaren Hörbuchs angelangt und übrig bleibt eine Spielerfahrung die man am besten mit dem typischen „Meh.“ ausdrückt. Da es zu viele Indie-Spiele dieser Art gibt, welche dann deutlich besser sind, rate ich von diesem Schuss in den Ofen lieber ab.


Bewertung

Pro

  • Gute, authentische Story
  • Sehr gute (englische) Synchronisation
  • Anfangs großer Gruselfaktor
  • Melancholische Stimmung

Contra

  • Grafisch langweilig und veraltet
  • Enorme Ruckler und Pop-Ups
  • Gameplay bietet zu wenig Interaktionen
  • Relativ kleiner Umfang

Grafik 3 von 10
3/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
Gameplay 4 von 10
4/10
Umfang 6 von 10
6/10
Spielspaß/Atmosphäre 6 von 10
6/10
5

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