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Mit dem kleinen Revival des 3D Jump’n Run Genres kommt ein weiterer Indietitel in dieser Sparte. Die beiden Protagonisten Skylar & Plux wirken genretypisch und stürzen sich sogleich in das Abenteuer auf der Insel des Klees (clover island). Wir haben das unglaublich kurze Spiel getestet und sagen euch, wer einen Blick drauf werfen solllte.

So weit, so Klischee

Die Story von Skylar & Plux beginnt klischeegeladen. Kurzgefasst: Ein übermächtiger Computer will die Welt beherrschen und wir müssen das verhindern. Das erste, was hier negativ auffällt, sind die Zwischensequenzen. Diese sind allesamt lediglich Stillleben mit (englischer) Synchronisierung. Die Artworks bewegen sich nicht und ich kann mir im Jahr 2017 nur eine einzige langweiligere Methode vorstellen, um eine Geschichte in einem Video zu präsentieren, und das wäre reiner Text.

Hat man sich die unnötige Exposition dann angeschaut (oder übersprungen) beginnt man sofort mit einem kleinen Tutorial-Level bis man, ehe man sich versieht, auf besagter Insel befindet. Das Duo, Skylar als Hauptcharakter und Katze, Plux als lustiger Side-Kick, funktioniert nicht so grandios, wie man es sich vorstellt. Plux ist reine Deko und unsere stumme Heldin ist die einzige, die irgendetwas macht. Sie spricht nicht, aber alle Fähigkeiten, die man erlangt, kann man nur mit ihr ausführen. Ich war schwer enttäuscht, dass Plux späterhin im Gameplay nicht hinzukam. Eine Eule? Da sollte man doch meinen, dass man ein wenig fliegen könnte. Man hätte auch das Jetpack (das Skylar erlaubt über kurze Distanzen zu schweben) durch einen fliegenden Side-Kick wunderbar ersetzen können?! Oder nicht? Schade, so hören wir nur kleine Gags von der Eule, wie sie sich mit dem bösen Roboterboss unterhält, darauf hätte man auch ruhig verzichten können.

Die Klischees sind aber allesamt überall vertreten. Es gibt einige Sammelobjekte, es gibt ein paar versteckte Figuren zu befreien aber… keine Bosskämpfe! Ja, da fehlt doch irgendwie etwas? Die drei Welten werden allesamt nur mit kleineren Rätseln abgeschlossen, einen Boss sehen wir bis zum Schluss nicht.

Sie springt und fliegt… für vier Stunden

Anfangs könnte man denken, dass Gameplay sei unglaublich linear. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Es stimmt, dass auch späterhin nicht viele Wege offen sind und die Welten recht geradlinig sind. Und dennoch bekommt man durch die verschiedenen Fähigkeiten etwas Spielraum. Das ist durchaus unterhaltsam und wichtig für ein 3D Jump'n Run.

Es gibt einige Kämpfe mit kleineren Gegnern (bei denen man zum Schluss geschickt seine Fähigkeiten einsetzen sollte), doch der größte Teil des Spiels konzentriert sich auf kleinere Rätsel und Spring-Passagen. Das Problem: Wirklich schwer ist das Ganze nie. Man fühlt sich bis zur letzten Welt hin stets in einer Art Tutorial und wenn man vorher schon einmal Super Mario 64, Banjo-Kazooie, Ratchet & Clank oder Konsorten gespielt hat, weiß man, was man dem Spieler eigentlich deutlich mehr abverlangen könnte. Skylar & Plux bleibt jedoch so unglaublich einfach, dass nicht mal das furchterregendste Level von allen, wo überall Gefahr lauern sollte (rundherum ist überall Lava), ein wirkliches Hindernis darstellt. Laser sind einfach zu überspringen, Fließbänder gehen in einer winzigen Geschwindigkeit, sich bewegende Plattformen kann man mit der Fähigkeit des Zeitverlangsamens austricksen und kein Sprung und keine Flugpassage benötigt viel Präzision.

Tja, und so ist man auch recht schnell am Ende des Spiels angelangt, was echt schade ist. Jedes Level fühlt sich wie ein Tutorial an, der finale Bosskampf ist lächerlich einfach. Das ist richtig schade, denn auch Kinder (die wahrscheinlich die Zielgruppe sind) sind hier zu schnell durch. Binnen vier bis fünf Stunden hat man das richtig kurze Abenteuer abgeschlossen (6 Stunden, wenn man 1000 G haben möchte und noch alles sammeln und finden will) und das ist enttäuschend, da einige Spielmechaniken durchaus interessant sind und man sie deutlich mehr hätte ausreizen können.

Technik kein Glanzstück

So ist das Spiel zwar unterhaltsam, die einfachen Rätsel enttäuschen aber und die Technik ist auch nicht auf aktuellem Niveau. Grafisch ist zwar alles ganz nett entworfen worden, doch gibt es viele Unsauberkeiten in der Programmierung. Einige Ladezeiten fühlen sich enorm lang an, Anti-Aliasing funktioniert sehr schlecht (man sieht viele eckige Kanten), es gibt viele Pop-Ups und unglaublich viele Ruckler! Gerade wenn sich ein Erfolg freischaltet, scheint das Spiel aufzugeben und man kann sich, während die Xbox-Message vom Erfolg angezeigt wird, praktisch nicht bewegen und das Bild hängt. Gruselig und unnötig!

Schade auch für unser jüngeres Zielpublikum, dass es keine deutsche Übersetzung gibt. Sowohl die Synchronisation als auch der komplette Text (inkl. Untertitel und Menüführung) sind nur auf Englisch verfügbar.

Fazit

An sich ist Skylar & Plux kein schlechtes 3D Jump’n Run: Es bietet drei verschiedene Welten, drei verschiedene Fähigkeiten, Sammelobjekte und eine klischeebeladene Story. Doch irgendwie führt das Gesamtrezept nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis. So macht es zwar durchweg Spaß, hinterlässt aber aufgrund des viel zu leichten Schwierigkeitsgrades und des viel zu geringen Umfangs nach vier Stunden einen bitteren Nachgeschmack der Enttäuschung. Warum ein solch potentiell unterhaltsames Spiel entwickeln, wenn nach so kurzer Zeit schon Schluss ist?

Hinzukommen technische Unsauberkeiten wie heftige Ruckler, Pop-Ups, hässliche Kanten und unnötige Ladezeiten, sowie eine komplett uninteressante, weil stumme Heldin. Das Endresultat ist ein Plattform-Spiel, das zwar für ein paar Stunden Spaß macht, sein Geld aber nicht wirklich wert ist. Für den gleichen Preis bekommt man das Remaster von Voodo Vince, was deutlich mehr Umfang und Charme bietet, und wer ein wirklich gut durchdachtes Jump’n Run mit Herausforderungen möchte, holt sich gleich Yooka-Laylee. Skylar & Plux schaffen es nicht, in diesem Genre vollends zu überzeugen.


Bewertung

Pro

  • Grafisch nettes Design
  • Problemlose Sprungpassagen
  • Unterhaltsames Gameplay
  • Für Kinder kurzweilig

Contra

  • Uninteressante (stumme) Hauptprotagonistin
  • Technisch unsauber (Ruckler, Pop-Ups usw.)
  • Schwierigkeitsgrad viel zu gering
  • Umfang viel zu kurz (ca. 4-5 Stunden)
  • Nur auf Englisch

Grafik und Technik 5 von 10
5/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 2 von 10
2/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Schwierigkeitsgrad 3 von 10
3/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
6

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