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Mit einem etwas anderen Konzept wartet Road 96 auf euch. Es ist ein prozedural generiertes Roadtrip-Adventure mit einer politischen Message. Wie das fiktive Setting mit dem etwas anderen Gameplay teilweise überzeugen kann, sagen wir euch in unserem Review.

Auf ein Neues…

In Road 96 spielt ihr einen namenlosen Teenager, der dem oppressiven Regime seiner Regierung entkommen und gen Norden über die Grenze verschwinden will. Dazu muss man durch die Wüste trampen, sich mit wenig Ressourcen durchkämpfen und begegnet unterwegs den verschiedensten, durchgeknallten Charakteren. Die Prämisse des Spiels ist anfangs nicht ersichtlich, denn es wirkt alles irgendwie zufällig. Das ist aber ganz normal, denn die Story von Road 96 wird prozedural generiert, sprich: Per Zufall jedes Mal anders. Gleichzeitig ist Road 96 irgendwie wie ein Roguelike. Denn bestimmte errungene Fähigkeiten oder Gegenstände (wie z.B. ein Dietrich) werden über mehrere Durchgänge hinüber übertragen (was nicht sehr logisch ist, denn stirbt eurer Charakter, hat schlicht keine Energie mehr, wird festgenommen oder schafft es über die Grenze, geht das Spiel erneut los – mit einem neuen Teenager und einem neuen Spielverlauf (was etwas seltsam ist, warum man dann die Gegenstände „miterbt“).

Viel Story mit politscher Message

Man lernt beim ersten Spielverlauf bei weitem nicht alle NPCs kennen und auch nicht deren komplette Lebensgeschichte. Erst nach und nach blickt man tiefer in die Story. Dabei spielen Entscheidungen, insbesondere auf den Ausgang der bevorstehenden Wahlen in den fiktiven USA, eine wichtige Rolle. So kann politisches Engagement, das Befürworten eines Politikers oder das Verschandeln von Plakaten für einen anderes Ende sorgen.

Dabei sind die Intrigen der Politik auf heutige Events anwendbar. Das macht das Spiel zugleich realistisch und gruselig, da sich das Ganze doch schnell zur Dystopie entwickelt. Eines bleibt jedoch etwas unklar: Das Spielziel. Denn ich hatte bereits mit meinem ersten Durchlauf es geschafft, die Grenze zu überqueren, ohne wirklich viel von den NPCs und der Story mitzubekommen. Das Spiel lädt einen dann dazu ein, das Ganze noch einmal zu versuchen. Dabei denkt man sich: ... Warum? Schließlich habe ich das Spiel ja schließlich "geschafft"?!

Mäßige Grafik im Walking Simulator

Schade ist auch die tatsächlich etwas mittelmäßige Grafik des Spiels. Hintergründe laden nur langsam, Pop-Ups gibt es ständig. Der Detailgrad der Comicgrafik lässt ebenfalls zu wünschen übrig, genauso wie die Animationen. Das alles sorgt dafür, dass man sich etwas weniger in die Story hineinversetzt fühlt, als es möglich wäre. Denn das Konzept bietet schon einiges. Die allzu simple optische Darstellung ist es aber nicht allein, die einen nicht immer voll ins Spiel eintauchen lässt.

Denn das Konzept des prozedural generierten Spiels sorgt auch für eine etwas abgekoppelte Erfahrung. Zwar schlüpft ihr First-Person in die Haut eines Teenagers, doch irgendwie ist dieser ersetzbar und ohne Identität. Ob ihr es schafft, die Grenzen zu überqueren oder nicht, ob ihr vielleicht sogar sterbt: Das nächste Mal fühlt sich exakt gleich an, obwohl ihr ein anderer Charakter seid. Euer Protagonist hat keine Stimme, keine wichtige Backstory – es sind die NPCs, um die sich die gesamte Story dreht und von denen ihr mehr erfahrt. Aber das wirkt manchmal etwas bizarr.

Insgesamt ist das Gameplay auch nicht sonderlich abwechslungsreich. So macht das Entdecken der Geschichte und das Spielen mit verschiedenen Optionen zwar Spaß, insgesamt haben wir aber hier eher einen Walking Simulator, bei dem ich ab und an kleine Entscheidungen treffen kann. Aktives Gameplay sieht anders aus. Vor allem dann, wenn das „aktive“ Gameplay auch noch umständlich ist. Wie ihr im Let’s Play seht, hat man bei Dialogen die Wahl, welche Antwort man gibt, doch bewegen sich diese Antwortboxen hin und her, weil sich der Gesprächspartner bewegt. Einmal nicht aufgepasst und man hat die falsche Antwort ausgewählt... Nervig!

Fazit

Road 96 hinterlässt bei mir zumindest einen zwiegespaltenen Eindruck. Auf der einen Seite steht das interessante Konzept des prozedural generierten Adventures, bei dem sich die spannende, politische Story nach und nach für jeden Spieler auf eine andere Art und Weise entwickelt, das voller Überraschungen und einiger emotionaler Momente steckt.

Auf der anderen Seite sorgen aber eine mäßige Grafik und einem austauschbaren Protagonisten dafür, dass man sich nicht immer komplett ins Spiel und seine Geschichte hineinversetzen kann. Es ist ein spannendes Konzept, bei dem sich die Entwickler und die Storywriter sichtlich Mühe gegeben haben. Wie viel ihr euch in die Story hineinversetzen könnt, bleibt aber letztendlich komplett von euch abhängig.


Bewertung

Pro

  • Tiefgründige Story
  • Cooles Feature: Prozedural generiertes Adventure
  • Gute Synchrostimmen
  • Simples Gameplay
  • Gute Atmosphäre

Contra

  • Mäßige Grafik
  • Nervig wackelnde Dialogoptionen
  • Protagonist ohne Stimme und austauschbar
  • Lässt einen nicht immer komplett in die Story eintauchen
  • Spielziel nicht wirklich klar

Grafik 5 von 10
5/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 8 von 10
8/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
7

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