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Ein Motorrad-Spiel mit gewissem 2D-Flair und einem Hang für Physik… Nein, es geht nicht um Trials, sondern um MX Nitro. Letzteres spielt sich anfangs ähnlich, legt aber einen ganz anderen Fokus. Es geht hier deutlich mehr um Rennen, Tricks und eben Nitro, als dass es um schwere Hindernisparcours geht. Wir haben das Spiel getestet und sagen euch in unserem Review, warum ihr beim Spielen eine hohe Frustgrenze benötigt…

Schwere Physik, wenig Abwechslung

Steigt man in MX Nitro ein, wird man gleich einmal mit einem schweren Tutorial konfrontiert. MX Nitro spielt sich wie Trials auf einer vordefinierten Bahn von links nach rechts. Euer Motorrad könnt ihr mit dem linken und rechten Stink lenken und so auch euer Bike nach vorne oder nach hinten kippen. Alles ist gut, bis zu dem Punkt, an dem man eine Trials-ähnliche Steigung erklimmen soll. Ich habe bestimmt fünfzehn Minuten dran gesessen, bis ich die etwas andere Physik verstanden habe und das Hindernis überwindet hatte. Lustigerweise wird man im späteren Spielverlauf keine solch minimalen Steigungen mit langsamem Vorangehen mehr finden: Danach geht alles ums Tempo!

Die erste Spielstunde ist dann aber sehr unterhaltsam. Stück für Stück lernt man die Mechaniken des Spiels kennen und versteht, dass alles auf den richtigen Nitroboost und das richtige Nutzen der Hügel und Rampen auf den Strecken ankommt. Man vollführt Wheelies, man macht Backflips und abgefahrene Tricks – alles um Nitro zu sammeln und vor der Rampe noch einmal richtig Tempo zuzulegen. Stück für Stück lernt man neue Tricks, fährt auf neuen Strecken und versucht, den perfekten Lauf hinzubekommen!

Doch was anfangs unterhaltsam ist, wird schnell etwas öde und anstrengend. Das Gameplay variiert nicht großartig und sowohl der optische Eindruck, wie auch der Sound sind ebenfalls nicht wirklich von Abwechslung geprägt. Es fehlt das Bunte, Verrückte, das Trials mit sich bringt, auch wenn die Grafik in MX Nitro allgemein sehr gut ist (lediglich gegen Ende hin bemerkt man fehlende Details bei den Fahrern und gelegentliches Tearing beim Spielen). Die Musik ist mit ihrem fetzig rockigen Soundtrack eigentlich gut gewählt, aber es gibt nicht genügend Songs! Schnell hat man alles gehört und wenn man dann zum zehnten Mal die Strecke wiederholt, schaltet man die Musik doch lieber ab…

Frustrierende Perfektion

Spielt man MX Nitro ein wenig länger, so sind es zwei Dinge, die einem (negativ) auffallen: Zum einen wird man den Eindruck nicht los, dass es sich um ein Handyspiel handelt. Der „Mobile“-Touch ist unverkennbar an den großen Menüs, dem simplen Spielaufbau und dem Spielprinzip, dass man „Karten“ auswählt und spielt. Es wirkt wie manchmal von der Struktur wie ein Brettspiel mit Minigames. Insgesamt ist das aber nicht so wild, denn das andere Problem von MX Nitro ist viel gravierender: Der frustrierende Schwierigkeitsgrad.

MX Nitro bietet eine meist sehr präzise Steuerung, fordert von euch aber auch immer genau dies. Das Problem an der Sache ist, dass sich das schlussendlich nicht wie Spaß anfühlt und eher wirkt, als ob man dadurch die Spielzeit künstlich verlängern möchte. Anstatt mehr Strecken, mehr Abwechslung und längere Rennen zu erstellen, sind die einzelnen Aufgaben stets so schwer, dass sie von euch (gerade ab der Hälfte des Spiels) fast immer absolute Perfektion verlangen.

So fahrt ihr meist gegen zwei KI-Rennfahrer, welche ihr aber nicht beeinflussen könnt (jeder fährt ja auf seiner eigenen Spur). Wenn ihr einmal hinfallt, habt ihr schon verloren, ihr müsst stets perfekt fahren. Daneben müsst ihr aber auch alle Hügel der Strecke genau kennen, nicht zu weit springen, aber auf keinen Fall zu kurz. Perfekte Tricks und immer genügend Boost, um einen Vorsprung zu bekommen. Und hat man sich mal einen Vorsprung ergattert, sorgt die Gummiband-KI wieder dafür, dass ihr im letzten Moment wieder überholt werdet. Gerade bei „Boss“-Rennen eine unvorstellbar nervige Angelegenheit.

Das Resultat des Ganzen ist, dass man spätere Rennen mindestens zehnmal versuchen muss, um den perfekten Lauf mit dem perfekten Timing hinzubekommen. Klar ist es möglich, aber es frustriert eher, als dass es motiviert. Gerade, wenn man neunmal eigentlich perfekt gefahren ist und es doch eine KI irgendwie geschafft hat, zum Schluss mehr Nitro zu haben um noch vor euch ins Ziel zu fahren….

Keine klare Linie

MX Nitro scheint nicht so richtig zu wissen, wie man dem Spieler die Möglichkeiten des Spiels schmackhaft machen soll. Es gibt Trickevents und Rennen, alles spielt sich aber irgendwie gleich. Daneben könnt ihr euren Fahrer und euer Bike optisch verändern, was ihr aber tunlichst vermeiden solltet! Denn das von Rennen gewonnene Geld steckt man besser in neue Motorräder oder deren Upgrades. Problem wiederum hierbei: Welches Bike kaufen? Welches Bike upgraden? MX Nitro will euch die Freiheit lassen, stets selber entscheiden zu können, welches Bike für welches Rennen in welcher Situation das Beste ist (alle haben unterschiedliche Eigenschaften, keins ist wirklich besser als das andere). Schwierig wird diese Auswahl jedoch, wenn man nur genügend Geld hat, um EIN Bike upzugraden. Was, wenn ich jetzt das falsche gewählt habe und dadurch die neuen Rennen nicht schaffe? Dann heißt es: Grinden, bis ich wieder mehr Geld habe… Grausam repetitiv und unbefriedigend!

Der Multiplayer ist übrigens ebenfalls nicht sonderlich spektakulär, da es sich prinzipiell um Rennen gegen Geisterfahrer handelt. Der erste legt eine Zeit vor, der zweite versucht sie nachzufahren… Wenigstens gibt es hier keinen Gummibandeffekt…

Fazit

MX Nitro ist durchaus ein unterhaltsames und gut produziertes Spiel, doch ist der Schwierigkeitsgrad ab der Hälfte des Spiels viel zu hoch, als dass man anstatt Frust wirklich Spaß herauszieht. Denn die Tricks, die Wheelies und vor allem die Sprünge müssen späterhin so perfekt aufeinander abgestimmt sein, dass man sich auf den kurzen Strecken nicht einen einzigen Fehler erlauben darf, um zu gewinnen. Das ruiniert etwas die Spielatmosphäre, da man so viele Strecken unnötigerweise viel zu oft wiederholen muss. Frustrierend sind dann die viel zu gute KI und der Gummibandeffekt, der bei Rundenrennen auftreten kann.

Optisch ist das Spiel zwar sehr schön, der Soundtrack wiederholt sich allerdings etwas zu oft und auch insgesamt fehlt es MX Nitro etwas an Abwechslung. Das Spiel für zwischendurch hat schnell sein Potential ausgereizt und das Trickarsenal verpufft. Leider bleibt man immer wieder an dem sehr knackigen Gameplay hängen: Das ist schade, denn wäre mehr Luft für Fehler, würde das Spiel durchaus motivierender sein. So aber hat man spätestens nach dem zwanzigsten Versuch, den Boss in einem 2-Minuten-Rennen zu schlagen, einfach keine Lust mehr und möchte am liebsten den Controller gegen die Wand schmeißen…


Bewertung

Pro

  • Schöne Grafik
  • Recht gute Physik, präzises Gameplay
  • Großes Trickarsenal
  • Spaßige Anfangsstunden

Contra

  • Repetitiver Soundtrack
  • Unglaublich frustrierender Schwiergkeitsgrad
  • Fordert zu viel Präzision/Perfektion
  • Geringe Gameplay-Abwechslung

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 5 von 10
5/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Schwierigkeitsgrad / Frustgrenze 2 von 10
2/10
Umfang 7 von 10
7/10
Multiplayer 6 von 10
6/10
6

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