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Ein weiteres Brettspiel findet mit Gloomhaven seine Umsetzung in der digitalen Welt der Videospiele. Das damalig erschienene Brettspiel hat viele Fans für sich gewonnen. Nun will man mit der Konsolenvariante gerne Neulinge an das Spiel heranführen. Ob das gelingt und auch Spaß macht, erfahrt ihr in unserem Test.

Der schwere Sprung von physisch zu digital

Als das Brettspiel "Gloomhaven" veröffentlicht wurde, war es ein unglaublicher Erfolg. Es war eine riesige und teure Schachtel voller Geheimnisse, Karten, Marker und Miniaturen, um ein neues Genre von Brettspielen, das sogenannte "Legacy"-Brettspiel, zu schaffen. Jetzt wollen die Entwickler dieses Erlebnis digital transportieren.

Die Umwandlung eines komplexen Gameplays mit Regeln, Spielmechaniken und menschlichen Interaktionen zwischen Personen am Tisch bleibt nach wie vor eine äußerst schwierige Aufgabe. Im Kampagnenmodus haben wir eine größere Karte mit mehr Nebenquests zur Verfügung, was uns mehr Freiheit bei der Erkundung gibt. Gloomhaven ist schwer in eine Kategorie einzuordnen, aber es ist eine Mischung aus Rollenspiel, Dungeon Crawl, rundenbasiertem Gameplay und Deck-Building-Mechanik.

Bevor wir jede Mission, Mini-Dungeon oder Nebenquest angehen, müssen wir unser Team sorgfältig zusammenstellen. Jeder Charakter, den wir freischalten, sei es im Tutorial oder durch Missionen, hat eine spezielle Rolle im Gruppenspiel und einzigartige Fähigkeiten.

Wie spielt es sich?

Jeder unserer Söldner hat ein Kartendeck (mit 10 bis 14 Karten), das festlegt, was wir in jedem Zug tun können. Jede Karte hat eine obere Hälfte mit normalerweise offensiven Fähigkeiten und eine untere Hälfte mit generischen Aktionen oder Bewegungen.

Unsere Helden können sich nicht frei auf der Karte bewegen, sondern müssen dem folgen, was das Kartendeck vorgibt. Außerdem hat jede Karte eine Initiativnummer, um festzulegen, wann unsere Aktionen im Zug ausgelöst werden. Wenn wir die obere Hälfte einer Karte verwenden, um einen Feind anzugreifen, müssen wir die untere Hälfte der nächsten Karte verwenden.

Die Komplexität an sich ist nicht der Casus Knacktus. Vielmehr stört es, dass sich der Titel auf der Konsole so sperrig wie ein Brettspiel spielt. Und das ist ein Problem. Es fühlt sich nicht intuitiv an, obwohl sich das Tutorial äußerst Mühe gibt, die Grundregeln zu vermitteln.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Leben eines Helden in Gloomhaven von Schmerz, Leiden und endlosen Misserfolgen geprägt ist. Das Spiel ist extrem anspruchsvoll, mit Mechaniken und Interaktionen, die, obwohl originell und dem Brettspiel treu, nicht gut für ein digitales Produkt geeignet sind, da es an Dynamik und Flexibilität mangelt. Jede Mission dauert unglaublich lange: Selbst ein Dungeon mit nur 3 Räumen kann fast eine Stunde dauern!

Ein Vergleich mit X-COM zeigt, dass das Team-Management uns in schwierige und oft tödliche Situationen bringt. Aber X-COM ist weniger frustrierend als Gloomhaven, bei dem die Strategie mit einer großen Portion Zufälligkeit bei den Schadensmodifikatoren, die von einem zweiten Stapel gezogen werden, vermischt wird, um ein runderes Ergebnis zu liefern. Dieser Mix geht besser auf und fühlt sich flüssiger an als Gloomhaven.

Fazit

Grafisch ist das Spiel angenehm, mit gut gestalteten Innenräumen und Kreaturen, aber nichts Bahnbrechendes, da alle Assets des Spiels eine getreue Umsetzung des Brettspiels sind. Auch akustisch bietet das Spiel nichts Außergewöhnliches, aber die Hintergrundmusik für die Kämpfe macht Laune.

Die Story ist allerdings eher Mittel zum Zweck. Sie existiert zwar, ist aber nicht mehr als der Kitt, um die Kampagne zusammenzuhalten.

Leider scheitert Gloomhaven in seinem Hauptziel, nämlich Neulinge an das Spiel heranzuführen, und auch in dem schwierigen Versuch, ein Spiel mit komplexen Regeln in ein digitales Hobby umzuwandeln. Das Design eines Brettspiels basiert auf der Idee, eine Gruppe von Menschen um einen Tisch zu versammeln, die sich für zwei oder drei Stunden für dieselbe Mission mit leicht verständlichen Regeln begeistern.

Dieses Konzept überträgt sich jedoch nie vollständig in die digitale Welt. Gloomhaven alleine zu spielen, kann eine Qual sein, da das Element der gemeinsamen Planung, der Interaktionen und sogar der endlosen Diskussionen zwischen Freunden fehlt.

Wer also Hardcore-Fan der Brettspielvorlage ist, kann hier aber seine Freude haben. Es wurde mit viel Liebe zum Detail fast alles übertragen. Eventuell zuviel, da sich ein Konsolenspiel eben nicht so spielt wie ein reales Brettspiel mit Kumpels am Tisch.


Bewertung

Pro

  • Komplexität des Originals bleibt erhalten
  • Viele taktische Möglichkeiten
  • Langes Spielen möglich

Contra

  • Story ist zweckmäßíg
  • Charaktere sind funktional aber haben quasi keine Backstory
  • Das Videospiel is zu nahe an der Brettspielvorlage
  • Spielt sich sperrig

Grafik 6 von 10
6/10
Sound 7 von 10
7/10
Spielspaß 5 von 10
5/10
Spielumfang 7 von 10
7/10
Story / Kampagne 6 von 10
6/10
6

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