
Die Ruhe
Spielerisch ist Get Even trotz First-Person Shooter sehr breit aufgestellt. Es ist sogar mehr in psychologischer Mistery-Thriller als ein reiner Shooter. Die zu erwartenden Horror-Elemente sind verschwindend gering. Es gibt vielleicht zwei Jumpscares im ganzen Game, was sehr erfrischend ist. Viel schwieriger ist es den Spieler auf einer tieferen Ebene zu schocken, doch dies schafft Get Even.
Die Story ist wirr und wird auch am Ende nicht leicht zu verstehen sein, doch sie trifft den Spieler an den richtigen Stellen. Es gibt haufenweise surreale Momente. Oft ist nicht klar wo sich der Hauptcharakter nun gerade befindet. Besonders stark sind die Flashbacks. In gewissen Abstand werden Erinnerungen einer Figur gezeigt. Es ist zu Beginn nicht klar, wessen Erinnerungen es sind. Dargestellt werden diese in einer Art Traumsequenz. Hier durchläuft Black verschiedene Räume eine Wohnung, die scheinbar in einem Vakuum schweben. Jeder Raum stellt eine gewisse Erinnerung dar. Der Gamer erfährt nun, dass es ein Paar gibt, welches einen unerfüllten Kinderwunsch hat und noch viele andere Stories aus dem Leben dieses Pärchens. Dies sind starke emotionale Momente, diese kommen am Ende des Games immer öfter und werden immer schmerzhafter. Schlussendlich sind genau diese kleinen Erinnerungsfetzen das, was die Auflösung von Get Even so gut macht.
Neben den Flashbacks gibt es viel Exploring im Spiel. Viele Schriftstücke müssen gesammelt werden, diese führen zu Lösung von einzelnen Kriminalfällen, welche über die Story verteilt sind. Sind 100 Prozent der Dokumente und Beweise gesammelt, so ist der Fall gelöst und es gibt einen versteckten Raum. Für die Haupthandlung ist es nicht zwingend nötig, die Fälle alle zu 100 Prozent zu lösen. Dafür ist das Suchen der Dokumente auch zu fummelig und langwierig.
Glücklicherweise gibt es aber auch andere Beweisstücke wie DNA. Hierzu gibt es das Smartphone mit Anbindung an einen Polizeirechner. Es können Fingerabdrücke und Blutspuren gescannt werden, jedoch auch thermische Quellen aufgespürt werden. Hierdurch ergeben sich kleine Rätsel, die allesamt cool ausgefallen sind, aber nie zu schwer sind. Dies reicht von klassischen Schalter-Rätseln bis hin zu Rohren, als welchem warmer Dampf mit Hilfe der Thermo-Vision abgeleitet werden muss. Die Rätsel und die Flashbacks sind die besten Parts an Get Even.
Der Sturm
Immer wieder kommt es zu Begegnungen mit Insassen der Anstalt. Hier lässt das Game wie bereits geschrieben die Möglichkeit offen, diese zu töten oder zu umgehen. Da es sehr mühselig ist, die Gegner nicht zu provozieren, läuft es fast immer auf den Kampf hinaus. Leider ist die Action nicht die Stärke des Titels und dies obwohl mit der Corner-Gun ein wirklich cooles Gadget vorhanden ist. Die Corner Gun, kann durch einen Teleskop-Arm mit Kamera um die Ecke schießen. Grundsätzlich ist das eine nette und kreative Idee, dies bringt spielerisch aber eher Motion-Sickness, als einen taktischen Vorteil. Schnell verliert auch der geneigte Shooter-Zocker hier die Übersicht.
Generell sind die Feuergefecht sehr steif. Zusätzlich kann Black auch nur sehr wenig einstecken, es macht also wirklich Sinn, die Gegner einen nach dem anderen auszuschalten, große Kämpfe sind kaum möglich. Diese Sequenzen machen leider auch am wenigsten Spaß. Es ist viel interessanter, die Story weiter zu verfolgen und Hinweise zu sammeln. In den zehn Stunden, die wir für unseren Test-Durchlauf gebraucht haben, waren actionlastige Passagen und Story gut ausbalanciert. Get Even spielt seine Stärken hier gut aus. Wer viel Spaß daran hat, alle Fälle mit 100 Prozent zu erledigen, kann sicher noch acht Stunden dazu addieren.
Fifty Shades of Grey
Get Even ist vor allem eines: Grau. Das Spiel ist insgesamt sehr dunkel gehalten, dies hilft sehr die sehr betrübte Stimmung aufrecht zu erhalten. Es gibt keim Comic-Relief oder witzige Sidekicks in diesem Abenteuer. Der Titel ist bitter-böse und sehr ernst. Dazu hätte eine andere Farbpalette nicht gepasst.
Der Nachteil dabei ist, dass die Optik schnell eintönig wird. Umso mehr Freude kommt auf, wenn die netten kleinen Lichteffekte ins Spiel kommen. Insgesamt handelt es sich bei diesem Titel um kein grafisches Meisterwerk. Bei vielen Türen gab es Clipping-Fehler und das Game hatte Probleme Texturen hinter geschlossenen Türen zu laden, so war es plötzlich unter der Tür hell, wobei ein dunkler Raum dahinter lag. Insgesamt passiert aber wenig, was die Immersion großartig stört.
Richtig gut gefällt dagegen das Ensemble hinter den Mikrofonen. Die Sprecher sind allesamt sehr stark. Harte britische und irische Akzente mit reichlich trockenem Gebrauch von Fäkalsprache untermalten die dreckige Atmosphäre des Titels. Es ist eben oftmals eine gute Entscheidung, bei einer deutschen Version nur Untertitel anzubieten, so ist es eben auch bei Get Even.
Der Soundtrack ist in einem Wort beschrieben „weird“. Es gibt klassische und orchestrale Stücke, welche die ruhigen und düsteren Momente gut untermalen. Doch es gibt auch moderne Songs, so kann es sein, dass plötzlich in einem Kampf Elektro-Pop anspringt, was zuerst absolut unpassend erscheint. Später in wird sogar die musikalische Untermalung in der Story erklärt, was eine wirkliche coole Auflösung ist.
Es gibt immer wieder merkwürdige Geräusche im Hintergrund, einige davon wiederholen sich schmerzhaft oft und sind monoton. Erst Stunden später - wenn die Qual schon vergessen ist - erfährt der Spieler, was da im Hintergrund zu hören war. Es wird alles in das Spiel einbezogen, der Spieler muss aber aufmerksam sein. Oft sind es Nebensätze oder die Kombination einzelner Fakten, welche das große Ganze erklären. Der Sound des Titels entschuldigt für die durchschnittliche grafische Leistung.
Fazit
Get Even ist anders. Es ist ein Game, welches vom Spieler verlangt, sich einfach darauf einzulassen. Die Story ist psychologisch und in ihrer Komplexität schockierend. Aufmerksame Gamer werden aber viele Twists erkennen.
Die Grafik kann die Atmosphäre meist gut rüberbringen, ist aber nicht auf der Höhe der Zeit, dafür können der Soundtrack mit seiner Musikauswahl und die tollen Sprechern überzeugen. Spielerisch bieten die zwölf Stunden mäßige Action aber tolle Rätsel und viel Raum zum forschen, auch wenn die vielen Textdokumente zu viel Lesestoff sind.
Für 29,99 Euro kann ich die technischen Schwächen und Macken in den Action-Passagen verschmerzen und mich über eine tolle Psycho-Story freuen. Wer emotionalen Horror ohne Geister und Jumpscares mag, darf gerne zugreifen.
Bewertung
Pro
- Packende, psychologische Story
- Tonal sehr schön inszeniert
- Preis / Leistung stimmt
Contra
- Action-Anteil spielt sich nicht rund
- Grafisch nicht auf aktuellem Stand

9 Kommentare
XBU Zwobby Do, 29.06.2017, 21:10 Uhr
berichte mal,ich bin gespannt
thund3rbolt Do, 29.06.2017, 18:14 Uhr
Habs gefunden, mal schauen ob es etwas bringt
thund3rbolt Do, 29.06.2017, 18:07 Uhr
Gibt es eine Möglichkeit Preview zu entfernen ?
XBU Zwobby Do, 29.06.2017, 16:34 Uhr
Ich hatte das im Dashboard Preview mit Twitch, das lief auch nicht, ist aber keine Garantie, dass es daran liegt. mehr weiß ich dann auch nicht
thund3rbolt Do, 29.06.2017, 14:52 Uhr
Kein Problem,
ich glaube das bis jetzt noch kein Update für Get Even erschienen ist. Jedenfalls wurde mir nichts angezeigt. Ja ich bin im Dashboard Preview . Kann das daran liegen ?
Es ist das erste Mal das ein Spiel nicht startet bzw beim laden des Profils abstürzt.