Page

Vor noch nicht mal einem Jahr erschien „Pure Chess“ und jetzt soll bereits der Nachfolger „Chess Ultra“ die Dinge besser machen. Ob man ein simples Schachspiel wirklich derart verbessern kann und was sich überhaupt verändert hat, sagen wir euch in unserem Review.

1500 Jahre Entwicklung?!

Damit brüsten sich jedenfalls die Spieleentwickler, Ripstone. Dass das natürlich Quatsch ist und auf Schach im Allgemeinen anspielt, ist klar. Allgemein stellt man sich aber tatsächlich die Frage, wie lange man an der Fortsetzung zu „Pure Chess“ wirklich saß.

Denn groß verändert hat sich nichts. In gewohnter Manier kann man aus einer Bandbreite von verschiedenen Settings und Figuren wählen und alle möglichen Einstellungen treffen, um das perfekte Spiel zu kreieren. Timer, Schwierigkeitsgrad, etc., alles ist weiterhin vorhanden.

Wie bereits beim Vorgänger sind aber die Probleme gleichgeblieben. So ist die Optik zwar sehr schön, doch die Kamera stört noch immer. Heißt: Ihr könnt aus drei verschiedenen, fixen Kameraperspektiven wählen, wobei die Standardansicht immer die beste und übersichtlichste ist. Dennoch gibt es Settings und besonders Figuren, die das genaue Erkennen und Analysieren des Spielbretts zu einer echten Anstrengung machen. Es gibt diesmal sogar Settings, in denen die Standardperspektive schräg ist! Warum? Das ist nur nervig. Zwar kann man die Kamera frei drehen, aber dort fixieren, wo man sie gerne hätte, ist weiterhin nicht möglich.

Was den Sound angeht sind die dominanten Hintergrundgeräusche sehr nervig (Eulen, Bücher, Leute die scheinbar umhergehen, Wind, usw.) und der Soundtrack wieder einmal zu klein. Es ist schön, das Ganze mit klassischer Musik zu untermalen, aber die gefühlt 6 Stücke sind bereits nach der ersten Partie langweilig.

Weiterhin ist es nicht möglich, in einer laufenden Partie das Setting oder die Figuren zu wechseln. Aber: Dieses Mal gibt es die Möglichkeit, ein Spiel gegen den Computer aufzugeben. Doch aufgepasst: Ein Remis kann man plötzlich nicht mehr anbieten, auch nicht im Multiplayer?! Warum??

Herausforderung gefällig? Matt in 7 Zügen.

Nebst der Möglichkeit Turniere zu spielen oder online gegeneinander anzutreten, bietet Chess Ultra wie sein Vorgänger ebenfalls die Möglichkeit in Herausforderungen so genannte Schachrätsel zu lösen. Schachrätsel können von einfach bis schier unmöglich reichen. In der Regel geht es darum, in einer gegebenen Situation ein Schachmatt in der vorgegebenen Anzahl an Zügen hinzulegen. Matt mit Ansage, im Grunde. Das mag bei 1-2 Zügen noch mehr oder minder gut möglich sein, doch sobald man in Richtung drei Züge kommt, wird es mehr als knifflig. Schließlich muss man alle möglichen Züge des Gegners ebenfalls antizipieren.

Diesmal hat man Pure Chess sogar Rätsel bis zu „Matt in 7 Zügen“ hineingefügt, welches enorm erscheint. Selbst für gute Schachcomputer ist das keine einfache Aufgabe und es gibt Communitys die solche Probleme diskutieren und die bestmöglichen Szenarien entwerfen. Eine ideale Lösung gibt es i.d.R. bei solch komplexen Situationen nie.

Schade, dass das Spiel erneut nur ein sehr kleines Tutorial beinhaltet. Es gibt keine Sprachausgabe, nur Text und das Tutorial beschränkt lediglich auf die Grundregeln. Taktiken erfährt man keine. Die grundlegendste Regel des „Figuren immer decken“ wird nicht einmal erwähnt. Als Schachanfänger wird man somit einfach ins kalte Wasser geschmissen und lernt nur durch die eigene Übung – Tipps sucht man vergeblich. Das ist schlecht und bringt einen viel langsamer voran, als wenn man eine Art Lehrspiel draus gemacht hätte.

Seite

 

Fazit

Zu seinem Vorgänger hat sich nichts groß verändert und das ist wohl der größte Kritikpunkt des Spiels. Die kleinen Fehler und Problemchen hier und da, wie die mangelnde Kontrolle über die Kameraperspektive oder der zu kleine Soundtrack, sind nicht ausgebügelt, sondern einfach weiterhin übernommen worden. „Neue“ Features sind lediglich das Elo-Bewertungssystem und die Möglichkeit, in VR und 4K zu spielen, während diese beiden Optionen für keine Xbox-Konsole momentan zur Verfügung stehen. Daneben funktioniert das Spiel nicht mehr so technisch rund, wie der Vorgänger und hat uns zudem der Möglichkeit beraubt, dem Gegner ein Remis anzubieten.

Sicherlich ist Pure Chess weiterhin ein gutes Schachspiel für einen kleinen Preis. Es bietet eine sehr schöne, ruhige Atmosphäre und gute Schachrätsel, doch hebt es sich insgesamt nicht genug von seinem Vorgänger ab und enttäuscht, da man von einem Nachfolger deutlich mehr Verbesserungen erwartet. Wo sind CPU-Gegner mit verschiedenen Spielercharakteren? Wo ist das Taktiklehrbuch? Hier ist noch viel Luft nach oben.


Bewertung

Pro

  • Schöne, ruhige Atmosphäre
  • Neues ELO-Rangsystem
  • Gutes Preis/Leistungs-Verhältnis
  • Online-Multiplayer ist systemübergreifend
  • Neu: Möglichkeit, gegen den Computer aufzugeben
  • Viele Anpassungs- und Einstellungsmöglichkeiten

Contra

  • Keine Verbesserungen zum Vorgänger
  • Kamera nicht frei wählbar
  • Teils unmöglich zu unterscheidende Figuren
  • Soundtrack zu klein, keine Sprachausgabe
  • Keine CPU-Charakterprofile
  • Tutorial ohne Tipps zu Taktiken
  • Technische Probleme
  • Die Möglichkeit, ein Remis anzubieten, fehlt

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 6 von 10
6/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Umfang (Preis/Leistung) 7 von 10
7/10
Neuerungen 3 von 10
3/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
6

0 Kommentare