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Erneut erblickt ein Kickstarter-Projekt das Licht der Welt. Von den Machern vom bekannten „Earthworm Jim“ und dem guten aber weniger erfolgreichen „The Neverhood“ erscheint nun unter anderem für eure Xbox das Point-and-Click „Armikrog“. Hinter dem seltsamen Namen und der seltsamen Knetanimationsoptik verbirgt sich eine konfuse Story mit unglaublich irritierenden Rätseln und einem Gameplay, welches meist ein Fragezeichen auf dem Gesicht des Spielers hinterlässt. Wir haben das Spiel getestet und verraten euch in unserem Review, warum das Spiel nur etwas für Masochisten ist.

Um was ging es jetzt nochmal?

Bei so wenig, wie man von der abstrusen Story in Zwischensequenzen und im Spiel mitbekommt, ist es ein Wunder, dass man überhaupt ansatzweise versteht, was zur Hölle eigentlich da auf eurer Xbox abgeht. Alles fängt bombastisch an, mit einer wunderbar schönen, abstrusen Knetanimations-Introsequenz, indem euer Hauptprotagonist „Tommynaut“ zusammen mit seinem Hund Schnapp-Schnabel (auf Englisch „Beak-Beak“) in seinem Raumschiff auf einem Planeten abstürzt. Irgendwie hat Tommynaut noch Brüder, aber eine wirkliche Erklärung gibt es nicht. Das flüchtende Duo rettet sich vor einem riesigen Monster so gerade eben in einem turmartigen Gebäude (wie man später herausfindet, nennt sich diese Festung „Armikrog“)… Tja, und dann geht’s los mit den Fragezeichen. Ab jetzt übernehmt ihr. Aber ein Spielziel gibt es nicht, eine Einleitung in das Gameplay fehlt ebenfalls.

Die komplette Ratlosigkeit des Spielers ist vorprogrammiert, denn nicht nur die eigentlich nicht vorhandene Story, sondern auch das rätselhafte Gameplay wirft Fragen auf. Wenn man dann mal kapiert hat, dass man zwischen Tommy und seinem Hund hin und her wechseln kann, hat man schon viel gewonnen. Und schon geht das Geklicke und die Suche nach der Antwort auf die Frage: „HÄ?!“ los.

Wer Bahnhof versteht, versteht schon mal viel

„Weniger ist mehr“ dachte man sich, folglich könnt ihr nur mit A klicken; es gibt kein benutzbares Inventar, keine zweite Taste, kein flüssiges Gehen dem Analogstick, nein, alles funktioniert mit einem einzelnen Klick (mittels A-Button). Und obwohl es kein direktes Inventar gibt, scheint Tommynaut alles in sich reinzustopfen, was er so findet. Was das ist? Hebel sind mitunter Lieblingsgegenstände, die scheinbar willkürlich umherliegen und an den richtigen Stellen platziert werden müssen. Es gibt aber auch seltsame Formen, die auf noch seltsamere Maschinen passen.

Schnell sieht man, was Armikrog will: Ein möglichst wirres Setting schaffen, damit an sich banale Rätsel (z. B. einen Code finden und richtig zusammenstellen) möglichst komplex erscheinen. Da auch alles überall voller seltsamer Zeichen, Einkerbungen, Inschriften und Symbolen ist, weiß man gar nicht, was man alles jetzt, später oder überhaupt zur Lösung von Rätseln braucht.

Die Rätsel sind an sich somit gar nicht so schwer, nur weiß man manchmal gar nicht, was überhaupt gewollt ist und wie das alles funktioniert. Wer ahnt schon, dass man mit Beak-Beak eine Fliege fressen muss, um fliegen zu können? Woher weiß ich, was mir die Information einer Präsidentenameise über eine Abfolge hilft? Wer Armikrog wirklich ernsthaft allein und ohne Lösung spielen möchte, der fängt am besten an, sich von Anfang an in einem Notizbuch alles aufzuschreiben, was er an Zeichen und Kombinationen sieht. Somit ist man für alle Fälle gerüstet und muss nicht ewig viele Wege zurückgehen.

Abseits und jenseits des Gameplays

Wenn man von den wirren Rätseln mal absieht, so findet man auch sonst kein sonderlich gutes Spiel. Grafisch ist Armikrog allerdings wunderhübsch anzusehen und die Knetanimation ist eine sehr willkommene Abwechslung in der Welt der Polygone und Pixel. Doch bereits der Sound schwächelt. Die Musik spielt zufallsbedingt einen Soundtrack ab, der zwar nett ist, aber nie direkt zur Situation passt. Die Synchronisierung der Charaktere ist gut, aber die Charaktere selbst kommen viel zu kurz. Die ulkigen Dialoge und die eigentlich gewollte Ironie treten so selten auf, dass man selbst gegen Ende des Spiels hin den Protagonisten keine bestimmten Charaktereigenschaften zuschreiben kann. Man kann weder mitfühlen, noch verstehen, warum jetzt Tommynaut und Beak-Beak plötzlich ein Baby vor ihrem bösen Bruder retten sollen.

Wenn denn wenigstens die Rätsel und das Gameplay gut wären… Aber auf der Xbox One spielt sich dieses Point & Click so wahnsinnig schlecht, dass man sich fragt, warum es überhaupt portiert wurde. Nebst der Tatsache, dass die Hälfte der Erfolge glitchen und nicht freigeschaltet werden und sich das Spiel mehr als einmal selbst aufgehängt und meine komplette Konsole neugestartet hat, ist auch die „Maus-Steuerung“ mit den Analogsticks eine derartige Fummelei, dass es einfach nur nervt. Ich saß bei einem Rätsel bestimmt zehn Minuten länger dran, weil der Zeiger ständig automatisch zu etwas Anderem gesprungen ist, als ich auswählen wollte. Das hätte man deutlich besser und anders lösen können.

Keine Story, keine Logik und doch repetitiv

Komischerweise schafft Armikrog es trotz einer verwirrenden Story, einem abstrusen Setting und mit Logikrätseln, denen jede Logik fehlt, repetitiv zu sein. Man muss, wie für Point & Click üblich, viele Wege doppelt und dreifach machen, doch in Armikrog ist das noch schwieriger als bei anderen Spielen, weil zum einen keine Logik hinter der Struktur der Räume/der Gebäude ist, und zum anderen alles gleich aussieht! Überall die gleichen Maschinen, die gleichen verschiebbaren Blöcke in Form von Monstern und jede Maschine benutzt scheinbar die gleichen aufsammelbaren Hebel.

Selbst die Rätsel wiederholen sich, auch wenn sie schwieriger werden. Türrätsel, Stromrätsel, Symbolrätsel… alles ähnelt sich. Außerdem wirkt kein Rätsel kreativ, da man nichts kombinieren muss, sondern im Prinzip nur die richtigen Codes oder die richtigen Klickabfolgen kennen muss.

Fazit

Arme Kickstarterunterstützer… Armikrog will viel, fällt aber bei fast allem auf die Nase. Die süße Knetanimationsgrafik und die gute Synchronisierung helfen über die vielen Mankos einfach nicht hinweg. Die praktisch nicht vorhandene Story hinterlässt zusammen mit dem wirren Setting und dem ebenfalls fehlenden Spielziel ein großes Fragezeichen auf dem Gesicht eines jeden Spielers. Man weiß nicht, was man warum machen soll, um voranzukommen, bekommt keine Tipps und die Rätsel an sich sind derart sinnbefreit, dass man selbst nicht versteht, warum die Lösung einen jetzt voranbringt.

Hätten wenigstens die Protagonisten mehr Charme, so könnte man dem ganzen noch wenigstens ein bisschen Humor zuschreiben. Aber Tommynaut und Beak-Beak sind meilenweit von der Konkurrenz (z.B. Sam & Max) entfernt und können nicht überzeugen. Dieses Point & Click funktioniert erst recht nicht auf der Xbox One (die Steuerung nervt einfach nur), es ist aber auch sonst überall zu chaotisch und rätselhaft in sich, als dass man da großartig Spaß dran haben könnte. Schade, denn man merkt dem Spiel doch irgendwie an, dass es Potential hätte.


Bewertung

Pro

  • Knetanimationsgrafik eine willkommene Abwechslung
  • Gute Synchronisation
  • Knifflige Rätsel

Contra

  • Praktisch nicht vorhandene Story
  • Hauptprotagonisten ohne Charme
  • Rätsel geben Rätsel auf; teils zu abstrus schwer
  • Musik meist unpassend und zufällig
  • Gameplay ziellos, sinnlos
  • Xbox One Controller-Steuerung suboptimal

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 6 von 10
6/10
Story 2 von 10
2/10
Gameplay 4 von 10
4/10
Schwierigkeitsgrad 4 von 10
4/10
Umfang 6 von 10
6/10
5

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