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Sega bringt ein Remake eines uralten Klassikers. Zum ersten Mal erschien Alex Kidd 1987 auf dem Sega Master System, jetzt gibt es ein Remake, das dem Original so getreu wie möglich bleiben möchte. Wie sich das retro Jump’n Run auf der Xbox schlägt und warum das eigentlich fast identisch gebliebene Gameplay nur etwas für absolute Fans ist, erzählen wir euch in unserem Testbericht.

Au weh, das ist ja wirklich Oldschool

Ja, das erste, was einem sofort auffällt: Es ist wirklich oldschool. Zwar hat man dem Spiel einen neuen Look verpasst, den Soundtrack modernisiert und dem Spiel sowohl neue Level als auch neue Songs spendiert – das Gameplay ist aber gleich zum Original. So fällt sofort auf, wie hart und gnadenlos Alex Kidd ist. Denn das Spiel verzeiht keine Fehler. Einmal die falsche Eingabe, einmal ein Kontakt mit dem Gegner; schon segnet man das Zeitliche. Es gibt keine „Health Bar“, es gibt keine Münzen wie bei Sonic und keinen Pilz wie bei Mario: Eine Berührung, und schon geht man zugrunde. Abgesehen von dieser brutalen Spielmechanik gibt es natürlich auch noch die Tatsache, dass man begrenzte Leben hat. Sind die aufgebraucht, darf man das Level wieder ganz von vorne beginnen. Na, danke!

Schnell merkt man: Remake bedeutet wirklich nur Remake. Gameplay-mäßig wurde (fast) nichts verändert. D.h. das Spiel übernimmt einerseits die guten, aber eben andererseits auch die schlechten Seiten. Und die letzteren dominieren wohl für die meisten Spieler. Denn die Steuerung des nicht sehr kreativ benannten Hauptprotagonisten ist mehr als fummelig. Es ist beinahe zu unkontrollierbar. Es ist kein Wunder, dass Alex nicht zum Vorzeigestar von Sega wurde. Denn wer nach Alex einmal kurz ein Super Mario Bros. spielt, weiß, was ein wirklich gutes Gameplay ist. Denn Alex Kidd ist durchweg ungenau, rutschig und stets stirbt man, obwohl man es nicht möchte. Die sehr kurzen Level werden zum Spießrutenlauf, bei dem man bewusst aufs Bremspedal tritt, um bloß nicht am nächsten Gegner hängenzubleiben. Spaßig ist das nicht.

Mit einem Klick gehst du zurück

Wer einmal kurz auf RT drückt, kann sofort von neuer Remake-Grafik auf Original-Grafik (und Sound!) wechseln. Das Wechsel ist krass und zeigt, wie „retro“ Games damals wirklich waren. Die einzelnen Pixel, der 8bit-Soundtrack… Schon krass. Allerdings hat man dann doch ein paar Dinge verändert. So ist die „Original“-Grafik auch im 16:9, einige Bosskämpfe wurden unerklärlicherweise verändert, es gibt zwei neue Level, es gibt die Möglichkeit im Menü die Option „unendliche Leben“ einzuschalten (die Option wird von Spielminute zu Spielminute verlockender, auch wenn dadurch bestimmte Achievements nicht erreicht werden können). Und natürlich wird der Spielfortschritt gespeichert, nicht wie auf dem Sega Master System – einmal die Konsole ausgeschaltet, war der Fortschritt weg.

Die positiven Aspekte sind nur was für Fans

Man muss sich im Klaren sein, dass Alex Kidd ein Nischenprodukt ist. Denn die positiven Dinge sind eigentlich nur was für Fans. Da wären die gute optische Aufbesserung, das abwechslungsreiche Gameplay oder der tolle Soundtrack zu nennen. Doch konnte sich das Spiel schon damals nicht gegen die zu starke Konkurrenz durchsetzen, so sieht das 2D Jump’n Run auch heute noch eher mau aus gegen andere Spiele im ähnlichen Stil.

So recht verstehen kann man die Entscheidung, ein Remake und keine Neuauflage zu machen, auch nicht, denn das Gameplay ist hinten und vorne nicht durchgängig einfach. Es gibt keine Tutorials, keine Erklärungen, praktisch alles ist Trial-and-Error. Erst nach und nach versteht man, wie das Spiel abläuft und gewöhnt sich an die rutschige Steuerung. Warum man bestimmte Bosskämpfe verändert, aber zum Beispiel das echt viel zu simple und dadurch nervige Schere-Stein-Papier-Spiel beibehalten hat, bleibt auch unerklärlich. Ich persönlich hätte mir aufgrund der vielen Mängel des Original-Spiels eher eine Art Fortsetzung gewünscht als ein Remake.

Achja, die Bonus-Spielmodi sind ebenfalls mau: Der „Classic-Mode“ ist ein simpler Port des Original-Spiels (also wirklich 4:3, keine Speicherfunktion, usw.) und im „Boss-Modus“ kann man einfach alle Schere-Stein-Papier-Duelle schnell hintereinander spielen… Hurra.

Fazit

Warum genau man sich entschied, Alex Kidd in Miracle World als Remake und nicht als komplette Neuauflage herauszubringen, bleibt unklar. Denn dadurch, dass man das komplette Gameplay praktisch 1:1 (und dadurch auch alle Mängel) beibehalten hat, wird das Spiel zum absoluten Nischen-Retro-Produkt. Ein furchtbar frustrierendes 2D-Jump’n Run mit mittelmäßigen, sehr kurzen, aber schweren Leveln, ein unverzeihliches Spielprinzip mit einer One-Touch-One-Kill-Mechanik und bei weitem nicht einzigartigem Spielaufbau bleibt nur für Fans des Originals interessant. Weitere negative Aspekte ist die unpräzise Steuerung (Alex rutscht praktisch immer noch ein Stückchen weiter), die Schere-Stein-Papier-Bosskämpfe und die insgesamt wenig interessanten Spielmechaniken.

Ich selbst fand das Spiel unterhaltsam, weil der Nostalgie-Faktor aus den Zeiten des Sega Master System wieder rüberschwappte. Ich kann aber niemandem dieses dann doch schlecht gealterte Gameplay zumuten, bei dem man nicht unbedingt stirbt, weil man die Spielmechanik noch nicht verinnerlicht hat, sondern einfach, weil das Gameplay so unpräzise und gnadenlos ist.


Bewertung

Pro

  • Sehr gute aufgebesserte Grafik
  • Instant-Wechsel zu alter Grafik möglich
  • Unterhaltsame Level
  • Simples, aber knallhartes Gameplay
  • Neuer, guter Soundtrack

Contra

  • Steuerung unglaublich fummelig und unpräzise
  • Gnadenloses Oldschool-Spielprinzip
  • Ohne Tutorials und Hilfen
  • Keine Gameplay-Neuerungen
  • Hält dem Zahn der Zeit nicht stand

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 2 von 10
2/10
Gameplay 3 von 10
3/10
Spielspaß 4 von 10
4/10
Umfang 6 von 10
6/10
5

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