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Aus deutschem Entwicklerhause dies Spiel hier kommt, na klaro, das testen wir doch prompt! Das reicht aber jetzt mit den Reimen, denn A Juggler’s Tale tut das schon zuweilen genug. Das 2D-Adventure mit einer Mischung aus Fantasy, Märchen und düsterer Atmosphäre haben wir in unserem Review etwas genauer angesehen und verraten euch nun, warum der Spaß nur von kurzer Dauer ist.

Uns ist in alten Mären…

… von einem Mädchen erzählt worden. A Juggler’s Tale ist die Geschichte der Jongleurin/Zirkusartistin namens Abby. Allerdings hat das Ganze noch eine kleine Spitzfindigkeit: Nämlich mehrere Seile, bzw. Fäden, an denen unsere Abby hängt. Die Prämisse des Spiels ist nämlich eine Art Puppentheater, in der ihr die kleine Marionette auf ihrem Weg nach Freiheit steuert.

Die Geschichte ist eigentlich sehr kreativ, auch wenn es ähnliche Storys häufiger gibt; doch bietet der Pinocchio-Touch etwas Neues, das auf der einen Seite ein paar neue Gameplayelemente bringt, auf der anderen Seite viele Metaphern erlaubt und die Narrative dadurch vielschichtiger werden lässt.

Wir steuern also unsere kleine Abby, während ein reimender Erzähler uns auf Schritt und Tritt begleitet. Optisch ist das Spiel recht gelungen, die Mischung aus Papierdekor und Fantasy, starken Farbkontrasten und simplen Formen wirkt rund. Schade ist, dass unserer stummen Heldin auch die Gesichtszüge fehlen, somit bleibt eine Identifikation mit unserem Hauptprotagonisten etwas auf der Strecke. Auch wiederholen sich die Settings ein wenig, vieles wirkt nur allzu bekannt oder glatt kopiert (wenn das Spiel plötzlich einen düsteren Ton anschlägt und eine riesige Spinne einen bedroht, wirkt man zwangsweise etwas zu stark an Limbo erinnert). Allem Hü und Hott zu trotz schafft A Juggler’s Tale es aber immer wieder zu überraschen, indem neue Settings und eine neue Atmosphäre geschaffen werden – das muss man den Entwicklern lassen, das ist beeindruckend!

Simple Rätsel, kurzer Spaß

Da will man mit dem Spielen loslegen, dann ist’s auch schon vorbei… Das Spiel dauert insgesamt maximal 2 Stunden, es ist kürzer als so mancher Spielfilm. Das ist unglaublich schade und auch nicht wirklich nachvollziehbar. Denn das Gameplay bietet recht viel Potential. Allerdings bleibt es beim Potential allein, denn ausgereizt werden die Spielmechaniken nie.

So läuft man mit Abby von links nach rechts, trifft ab und zu Hindernisse, die nur aufgrund der Marionettenfäden ein Problem darstellen, legt Schalter um, hüpft von Ebene zu Eben und löst auch mal das ein oder andere Rätsel, indem man einen Apfel zielgenau wirft. Es werden ständig neue Rätselmechaniken und auch Gameplay-Elemente eingeführt, so dass man sich nie langweilt. Allerdings ist „eingeführt“ eigentlich ein zu großes Wort, denn die neuen Spielweisen sind so ungefähr für ein einziges Rätsel relevant, stecken in den Kinderschuhen, werden nicht ausgebaut oder ausgereizt – kurzum: schnell obsolet.

Nun weiß man nicht, ob das an einem zu kleinen Budget lag, doch hinterlässt es einen faden Beigeschmack, denn herausfordernd wird das Spiel dadurch nie. Es ist ein sehr kurzweiliger Spaß, der an und für sich sehr abwechslungsreich ist, aber einfach nicht ausgereizt wird. Ähnlich verläuft es sich mit der Story: Die ist zwar toll präsentiert und wird immer spannender, aber auf ihrem Zenit fällt der Vorhang, einen Sinn muss man kopfzerbrechend hineininterpretieren, Tiefgang mag man höchstens erahnen statt erleben. All dies resümiert sich eben in dem simplen Wort „Schade“, da so viele Elemente des Spiels doch recht gut sind. Auch die Synchronisation ist wunderbar, es gibt eine englische und eine deutsche Sprachausgabe, die beide einen komplett durchreimenden Erzähler haben und es authentisch rüberbringen. Auch die Musik ist gut und die Ideen zeigen von begabten Spielmachern. Doch letzten Endes ist der Spaß zu schnell an einem vorbeigerast, als dass das Spiel einen bleibenden Eindruck hinterlassen könnte.

Fazit

Kurzweilig, nett, spaßig, aber mehr auch nicht: A Juggler’s Tale ist ein durchaus kreatives Spiel, das zwar ab und an etwas zu sehr von Spielen des gleichen Genres an Elementen borgt, insgesamt aber ein rundes Ding präsentiert. Grafisch ist es hübsch und kontrastreich, der Erzähler leistet auf Deutsch und Englisch einen super Job, das Gameplay ist sehr abwechslungsreich… aber das Spiel ist einfach zu kurz. Denn die immer wieder neu eingeführten Spielelemente und die neuen Rätsel und Gameplay-Mechaniken werden überhaupt nicht ausgereizt. So spielt man sich von Level zu Level und denkt: Wann werde ich denn jetzt alle diese Dinge vereinen müssen, um ein komplexes Super-Rätsel zu lösen? Antwort: Leider nie. Das Spiel rast praktisch an einem vorbei und in unter zwei Stunden hat man eine nette Story erlebt, die am Ende aber völlig offenbleibt und irgendwie auch nicht zu Ende erzählt wird, während man ein paar kleinere Rätsel absolviert hat.

Das ist eben einfach nur schade und man könnte nur hoffen, dass die Entwickler da weitermachen, wo sie aufgehört haben und ihr nächstes Spiel umfangreicher und abgeschlossener wird. Denn vom Potential, das in den Ideen steckt, könnte man ohne Weiteres mit den Großen der Industrie mithalten. So… leider nicht ganz.


Bewertung

Pro

  • Schöne Atmosphäre
  • Gute Erzählerstimme und Musik
  • Interessante Story
  • Abwechslungreiches Gameplay
  • Kurzweilig

Contra

  • Gameplay zu einfach
  • Spielmechaniken nie ausgereizt
  • Viel, viel zu kurz (max. 2 Stunden)
  • Gefühllose und stumme Protagonistin

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 6 von 10
6/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Umfang 3 von 10
3/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
7

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