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Die Yakuza-Serie gibt es seit 2005 und war früher ein Playstation-Exklusivgame. Die neueren Teile erschienen aber bereits für die Xbox und das verrückte Adventure, das zwischen Comedy und Ernsthaftigkeit euch in die japanische Mafia-Unterwelt bringt, ist mit Yakuza: Like A Dragon auch für die Xbox One (und Series X) verfügbar. Wir haben das durchgedrehte Spektakel getestet und sagen euch, warum es ein geniales Game ist.

Eine neue Story, ein neuer Held

Anders als die vorhergegangenen Yakuza-Games, ist der Hauptprotagonist erstmals nicht Kazuma Kiryu, sondern Ichiban Kasuga. Dieser ist erst ein Neuling, dann wird er zum Ex-Knacki. Die Details der Story wollen wir hier nicht zu sehr verraten, da die erzählte Geschichte stets im Vordergrund der Yakuza-Reihe steht. Und die glänzt mal wieder voll und ganz. Bis Kapitel 3 (und bis dahin können gut 7-8 Stunden vergehen), handelt es sich eigentlich nur um Prolog, denn die Geschichte wird mir sehr langen Zwischensequenzen erzählt, die verschiedenen Gameplay-Elemente ganz langsam und allmählich eingeführt – viel Freiraum hat man bis dahin aber nicht, man folgt der geradlinigen Hauptmission.

Dabei steht unser Held Ichiban immer im Fokus und dieser neue Charakter bringt frischen Wind in die Reihe. Denn Ichiban ist tollpatschig, kühn, witzig und selbstbewusst – gleichzeitig steht er auf Videospiele und zeigt sich enorm gütig und ist – abgesehen von seinem Hang zu Gewalt – ein herzensguter Mensch. Der empathische Charakter trägt die Story und sorgt dafür, dass man immer mitfühlt. Nebenbei: Die Tonausgabe gibt es auf Englisch und Japanisch, aber wahre Japano- und Anime-Fans wissen, dass man selbstverständlich nur mit O-Ton, also auf Japanisch, spielt, selbst wenn das bedeutet, dass man viele Untertitel lesen muss.

Dragon Quest: Ein wahres Rollenspiel

Ichiban ist Fans des (erfundenen) RPGs „Dragon Quest“ und seine blühende Fantasie ist die Ingame-Erklärung dafür, dass das Kampfsystem in Yakuza: Like A Dragon dramatisch geändert hat. War die Yakuza-Reihe bisher bekannt dafür, ein Adventure-RPG mit Echtzeitkämpfen im Stile eines Beat’em Up zu kreuzen, haben wir jetzt ein Rollenspiel durch und durch. Kämpfe sind rundenbasiert, es gibt verschiedene Klassen, Skills und Ausrüstung. Es gibt verschiedene Statuseffekte, regenerierende Items und, und, und.

Typisch auch: Ihr könnt bis zu vier Mitglieder in eurer Kampfparty mit dabei haben (die ihr erst nach und nach mittels Story freischaltet – es gibt sogar ein optionales Gruppenmitglied). Jeder hat andere Stats, ist somit für bestimmte Klassen besser geeignet. Ihr müsst also euer Team mit einem Tank, einem Angreifer, einem Healer usw. ausrüsten, um möglichst vielseitig agieren zu können. Dabei sind eurer Freiheit (später im Spiel) keine Grenzen gesetzt.

Insgesamt bietet euch das Spiel ein vollwertiges Rollenspiel-Kampfsystem, das durchdacht und komplex ist. Das ist toll, mag aber nicht jedem Yakuza-Fan gefallen, denn die Richtungsänderung ist schon extrem. Auch kann es sein, dass es gegen Ende des Spiels etwas schwer wird und man – typisch für ein RPG – grinden muss, um aufzuleveln und stark genug zu sein. Aber das gehört eigentlich zum Spiel dazu. Man muss aber sagen, dass man das RPG-Gameplay mittels des Storyplots „Ichiban ist ein Videospielverrückter und stellt sich das alles dramatischer in der Fantasie vor“ sehr gut erklärt wird – es funktioniert tatsächlich erstaunlich gut.

Typisch japanisch: Enormer Umfang

Neben den Kämpfen und der Story bietet Yakuza: Like A Dragon eine enorm hohe Zahl an Beschäftigungen. Es gibt unglaublich viele Nebenmissionen und Herausforderungen an jeder Ecke. Es gibt Geheimnisse zu entdecken, Restaurants zu besuchen und viele verschiedene Minigames. Vor allem die Minigames (gepaart mit Aufträgen) haben es in sich und können zum einen richtig schwer werden, sind aber zum anderen auch meist total absurd – und das ist das witzige und unterhaltsame an Yakuza, das teilweise bitterernst und düster daherkommt.

So gibt es einen Auftrag, der als unschuldiges Helfen eines jungen Vaters anfängt und dazu führt, dass man sich in einem Club befindet, in dem erwachsene Männer in Windeln von Hostessen mit Babyflaschen gefüttert werden. In einem anderen Minigame versucht man bei alten Filmen nicht einzuschlafen, man fährt Go-Kart in einem erstaunlich tiefgründig ausgebauten Kart-Minigame (erinnert an Mario Kart), man managt ein großes Unternehmen, besorgt Kleider für einen lediglich mit Seifenblasen bedeckten Mann, spielt Baseball oder übt sich als Karaoke-Sänger…

Das Spiel ist somit nicht nur abwechslungsreich, sondern auch echt umfangreich! Denn viele der Sidequests sind auch vollsynchronisiert, mit Zwischensequenzen, Nebenstorys und mehr. Damit der unerfahrene Yakuza-Gamer mal so einen Vergleich hat: Wir haben bis zu Kapitel 6 circa 30 Stunden Spielzeit investiert, es gibt insgesamt aber satte 15 Kapitel! Selbstverständlich kann man das Ganze etwas abkürzen, wenn man viele Dialoge überspringt, Zwischensequenzen wegdrückt und sich nicht mit allen Nebenmissionen beschäftigt. Dennoch ist das Spiel dadurch noch einmal länger als seine Vorgänger.

Fazit

Alles in allem glänzt Yakuza: Like A Dragon mit seiner Diversität an Gameplay und dem tollen Setting in einer typischen japanischen Großstadt. Alles ist bunt, alles ist verrückt und gleichzeitig kommt in der Story aber öfter mal ein düsterer, bitterernster Plot zutage – der neue Protagonist Ichiban ist witzig, cool und trägt viel dazu bei, dass die erzählte Geschichte von Anfang bis zum Ende spannend bleibt.

Yakuza: Like A Dragon ist ein grandioses Japano-Spektakel, ein neuer Weg der Yakuza-Reihe mit einem voll ausgebauten, komplexen Rollenspiel-Kampfsystem, das aber richtig Spaß macht. Die Story ist witzig und spannend, mit sehr langen (aber guten) Zwischensequenzen inszeniert. Die vielen verschiedenen Sidequests und Minigames begeistern und lenken einen öfter mal völlig von der Hauptstory ab. Vor allem der Umfang ist wieder einmal grandios und man kann locker 100 Stunden in den Titel investieren, wenn man sich mit allen Nebenmissionen eindringlich beschäftigt.


Bewertung

Pro

  • Spannende und witzige Story
  • Sehr abwechslungsreiches Gameplay
  • Wahnsinns-Umfang
  • Tolles JRPG-Kampfsystem

Contra

  • Kein Multiplayer
  • Auf der One X mit leichten Rucklern
  • Gegen Ende hin viel Grinding
  • Neues Kampfsystem nicht jedermanns Sache

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Umfang 10 von 10
10/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9

3 Kommentare

XBU Philippe Mi, 02.12.2020, 08:03 Uhr

Also, da es ein reines Singleplayer-Game ist, kann man ruhig abwarten und schauen. Ist nicht so wie bei einem Multiplayer-Game, bei dem man am besten bei Release schon mit dabei ist.

XBU ringdrossel Di, 01.12.2020, 16:47 Uhr

Frosch schrieb:
Ich schwanke noch.
Der Test hört sich sehr gut an.
Wenn ich es kaufen sollte, landet es wahrscheinlich einen Tag später im GP.

Würde mich wundern wenn es nicht bald so wäre. Die ersten Teile, Yakuza 0, Kiwami1&2, sind ebenfalls schon im Game Pass. Falls du die allerdings noch nicht gespielt hast, kann ich dir die wärmstens empfehlen.

Frosch Di, 01.12.2020, 16:33 Uhr

Ich schwanke noch.
Der Test hört sich sehr gut an.
Wenn ich es kaufen sollte, landet es wahrscheinlich einen Tag später im GP.