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Focus Home Interactive hat das neue Episoden-Adventure The Council veröffentlicht. Das Spiel verspricht knallharte Entscheidungen und eine konsequente Charakterentwicklung. Eingesponnen in eine Geschichte voller Lügen und Intrigen. Wir haben uns den Titel für euch genauer angeschaut und geben unsere Meinung dazu ab.

Ödipus-Komplex

Wir übernehmen als Spieler die Rolle von Louis de Richet, der selbst Mitglied eines mysteriösen Geheimbundes ist. Wir schreiben das Jahr 1793 und wir sind auf der Suche nach seiner Mutter, die auf einer Privatinsel vor der Küste Englands sang- und klanglos verschwunden ist. Wir wurden auf die Insel eingeladen, um das Rätsel um ihr Verschwinden aufzuklären. Dazu sind wir ins sehr illustrer Gesellschaft. Napoleon Bonaparte, George Washington und weitere prominente Gäste verfolgen dort ihre eigene Ziele. Die Menschen auf der Insel zu manipulieren, und dabei ihre Stärken sowie Schwächen aufzudecken, steht im Zentrum des Spiels.

Ein ganz eigener Stil

Gleich zu Beginn fällt auf: Das Spiel hat gewiss etwas von den Telltale-Spielen. Man kann verschiendene Dialogoptionen auswählen und muss in einigen Punkten auf Zeit reagieren. Doch Focus Home Interactive geht entschieden weiter, als sich wie bei Telltale üblich, nur von Cut-Scene zu Cut-Scene zu hangeln. Darüber hinaus hat das The Council einen komplett eigenen Art Style. Jede Figur wirkt ein wenig überzeichnet und ganz leicht verzogen. Das ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, ist aber auch zugleich interessant.

Man hat viel mehr Freiraum in der Tätigkeit, die man gerade ausüben möchte. Begebe ich mich gleich nach meiner Ankunft wie vom Gastgeber gewünscht in das Anwesen, oder mache ich mich zunächst auf die Suche nach möglichen Spuren des Verschwindens der Mutter?

Entscheidet man sich für die Spurensuche, greift ein Mechanismus, der es dem Spieler ermöglicht, in aller Ruhe die Gegend zu erkunden. Man steuert Louis aus der 3rd Person Perspektive und hat die Ruhe und Zeit sich alles genau anzuschauen. Dezente Hinweise zeigen einem mögliche Untersuchungsorte auf. Wie beispielsweise den Briefkasten. Dort finden wir einen Haufen von Briefen der Korrespondenz mit der Mutter. Hier zeigt sich auch direkt schon wie das System zur Charakterentwicklung funktioniert.

Durchdachtes Skilldesign

Besitzt man eine ausreichend hohe analytische Fähigkeit, wird es möglich, den Haufen von Briefen logisch zu sortieren. Wenn man diese nicht hat, muss man sich die Briefe einzeln anschauen. Wobei auch das optional ist. Aber fremde Post durchwühlen macht ja auch irgendwie Spaß, oder? Gesagt, getan. Eine weitere Fähigkeit wird zur Auswertung eines fremdsprachigen Briefes angezeigt: Wer über eine ausreichende Linguistik verfügt, kann diese einsetzen, um den Ursprung zu erfahren.

Die unterschiedlichen Skills unterteilen sich dabei in drei Hauptkategorien: Diplomatie, Logik und Okkultismus. Man legt am Anfang einen Schwerpunkt fest, kann aber dennoch im weiteren Verlaufe des Spiels auch aus den anderen Kategorien auswählen. Man erweitert die Fähigkeiten durch Progression in der Story, durch das Lösen von Aufgaben oder durch das Lesen von Manuskripten. Die Auswahl der Skills hat dabei einen massiven Impact auf die Möglichkeiten, die sich einem bieten. Wer beispielsweise keine kriminellen Fähigkeiten besitzt, kann zu gegebener Zeit auch nicht in ein Privatgemach einbrechen, um dort mehr über die Person zu erfahren.

Packender Plot

Die Geschichte entwickelt sich wie ein guter Agatha Christie-Roman. Allerdings immer mit einem Fingerzeig in Richtung Okkultismus. Je mehr man sich die Indizien anschaut, umso mehr wird von dem großen und ganzen Bild sichtbar. Was hat die Mutter beispielsweise mit George Washington zu schaffen? Was kann uns dieser werte Herr sagen und wie können wir ihn so beeinflussen, dass er mehr preisgibt, als er eigentlich will?

Jede Figur hat eine Schwäche und eine Stärke, die es in den Dialogen zu nutzen gilt. Wer bei George Washington Politik versucht, wird allerdings schnell auf Granit beißen. Vielleicht hat er aber eine andere Schwäche, die man ausnutzen kann?

Das herauzufinden, macht wirklich Spaß und man wird von Anfang an trainiert, auf Details zu achten. Wer bei den Entscheidungen zudem nicht aufpasst, verpasst Gelegenheiten, die einem am Ende eines jeden Kapitels aufgezeigt werden. Die Handlungen haben also tatsächlich permanente Konsequenzen.

Fazit

The Council hat einen ganz eigenen Stil. Focus Home Interactive vermengt geschickt verschiedene Genres in einem. Darunter die Aventure-Erzählweise, Rollenspielelemente und detektivische Arbeit, die zum Lösen der Rätsel führt.

Die Geschichte zieht einen schnell in den Bann und die damit verbundenen Möglichkeiten machen immer neugieriger. Man ist jedoch nicht auf einem festen Pfad, sondern kann durch Manipulation die Figuren auf der Insel beeinflussen.

Optisch ist das Spiel etwas gewöhnungsbedürftig und kann nicht mit aktuellen Top-Titeln mithalten. Hinzu kommen leichte technische Schwächen wie eine instabile Framerate und ein paar kleinere Clippingfehler. Wer damit leben kann, erhält ein fantastisches Adventure, das unglaublich Lust auf mehr macht. Ein Muss für jeden Adventure-Fan!


Bewertung

Pro

  • Sehr komplexe Charakterentwicklung
  • Spannende Story
  • Interessante Figuren
  • Freie Erkundung
  • Entscheidungen mit Konsequenzen
  • Nicht-lineare Entwicklung

Contra

  • Optisch etwas angestaubt

Grafik / Stil 6 von 10
6/10
Sound 8 von 10
8/10
Story / Konzept 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

1 Kommentar

Evoli Do, 05.04.2018, 20:56 Uhr

Hört sich spannend an - für interessante Geschichten und Entscheidungen bin ich immer zu haben. Allerdings finde ich es besser, erst zuzuschlagen, wenn schon alle Episoden verfügbar sind - dann hat man nur einmal eine (natürlich längere) Wartezeit :)
Aber mal sehen, vielleicht werde ich doch schon wieder vorher schwach, spätestens bei irgendwelchen Rabatten...