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Im Jahr 2014 erschien mit Spintires ein Offroad-Truck-Simulator für den PC, der für seine Technik gelobt, aber für die spielerische Umsetzung kritisiert wurde. Die britischen Oovee-Studios haben jetzt mit Spintires: MudRunner einen Nachfolger herausgebracht, der auch den Weg auf die Xbox gefunden hat. Wir haben uns hinter das Steuer gesetzt und uns durch die Wildnis geschlagen.

Schlammige Aufgabe

Spintires: MudRunner stellt uns vor die Aufgabe, als LKW-Fahrer eine Ladung unbeschadet abzuliefern. Kein großes Problem sollte man meinen. Das ändert sich, sobald wir den Weg sehen, der vor uns liegt. Dieser besteht maximal aus Feldwegen, Straßen nur in Ausnahmefällen. Diese führen uns schnell in die wilde Natur mit Bäumen und Matsch. Los geht es in der Garage, wo wir unseren Truck mit einigen Verbesserungen ausstatten können, um beispielsweise größere Baumstämme zu laden. Auch Anhänger für mehr Ladung stehen uns hier zu Verfügung. Erstes Ziel ist das Holzfällerlager, wo wir unsere Ladung aufnehmen und uns anschließend den Weg zum Sägewerk bahnen. Wann immer wir einen der, auf der Karte platzierten LKWs sehen, können wir diesen freischalten, um später dorthin zu springen, falls wir ihn benötigen.

Schlamm

Gute Technik

Dank der Havok Engine sieht der Simulator spitze aus und auch die Physik kann sich sehen lassen. Auf unserem Weg durch widriges Terrain, das auch reißende Flüsse beinhaltet, versinken die Räder zusehends im Schlamm und der Dreck verteilt sich realistisch auf dem Truck und klebt an den Reifen. Dabei bilden sich entsprechende Reifenspuren im Gelände. Bei der Durchfahrt von Wasser, bildet dieses realistische Wellen, die auch den Matsch vom Fahrzeug waschen. Das stellt uns schon vor einige Herausforderungen, die durch den dynamischen Tag-Nacht-Zyklus noch etwas schwieriger werden. Im Dunkeln sind Schlammlöcher oder besonders unwegsames Gelände schwieriger zu erkennen.

Glücklicherweise sind die meisten Trucks mit Allrad und Differentialsperre ausgerüstet, die je nach Situation einschaltbar sind. Doch trotz dieser technischen Hilfen sind wir nicht sicher davor, uns im Dreck festzufahren. Ist das erstmal passiert, hilft uns nur noch die Seilwinde. Diese lässt sich an Bäumen in der Umgebung befestigen und wir können uns aus dem Schlamm ziehen. Aber Baum ist nicht gleich Baum. Nur die stattlichen können das Gewicht des LKWs halten. Die kleineren knicken realistisch ab und helfen uns damit wenig. Auch auf den Tank müssen wir achten, denn dieser leert sich, je nach Kraftaufwand, schneller oder langsamer und irgendwann stehen wir weit weg von der nächsten Tankstelle im Gelände.

Wasserdurchfahrt

Die gesamte Fahrt betrachten wir aus der Außenperspektive. Die Kamera dazu können wir, eingeschränkt, frei bewegen. Eingeschränkt deshalb, da wir sie zwar frei um den Truck drehen und in der Höhe verstellen können, aber unsichtbare Kräfte im Spiel sind, die unsere Auswahl beeinflussen. Häufig positioniert sich die Kamera schlicht zu nah am Fahrzeug, so dass die Übersichtlichkeit leidet. Dazu kommt, dass sie auch während der Fahrt laufend nachjustiert werden muss und wir ab und zu einfach stehen bleiben müssen, um die Kamera wieder in den Griff zu bekommen. Das ist auf Dauer frustrierend, da unser Truck dadurch auch wieder in sein Loch zurückgerutscht ist, aus dem wir ihn fast hinausmanövriert hatten.

Ich sehe nichts

Abhilfe kann hier die Cockpit-Ansicht schaffen, die es zwar realistischer werden lässt, aber nicht übersichtlicher. Auch wirkt das Führerhaus von innen eher lieblos und passt so gar nicht zu der detaillierten Außenwelt. Die Armaturen wirken, als wären sie kurz vor knapp noch ins Spiel integriert worden, ohne sie fertig zu designen. Leider bestehen auch die Außenspiegel lediglich aus Texturen und nicht aus dem Spiegelbild. Rückwärtsfahren ist damit fast ausgeschlossen, da schlicht die Sicht fehlt. Das ist schade, denn dieses Feature hätte für einen besseren Realismus gesorgt. Bleibt die Hoffnung, dass hier vielleicht ein Update folgt. Ein weiterer Punkt, der das Spielerlebnis etwas trübt ist, dass wir uns in einer ausgestorbenen Welt bewegen. Keine anderen Fahrzeuge sind auf der weitläufigen Karte unterwegs und auch Menschen suchen wir an den Stationen wie dem Sägewerk vergeblich. Ob eine Simulation, die sich auf die Physik des Geländes konzentriert, solche Feinheiten beinhalten muss, sei mal dahingestellt.

Cockpit

Bei Spintires wurde die spielerische Umsetzung kritisiert. Auch im Nachfolger wirkt der Transport von Baumstämmen von A nach B eher als Mittel zum Zweck, um mit schwerem Gerät durchs Gelände zu fahren. Aber dafür handelt es sich auch im eine Simulation. Mit Herausforderungen haben die Oovee-Studios aber auf die Kritik reagiert und spezielle Aufgaben und Abwechslung geschaffen. So holen wir beispielsweise einen Auflieger ab und bringen ihn an seinen Zielort, wo er rückwärts eingeparkt werden muss. Mit einem Anhänger wenden und diesen rückwärts platzieren ist schon eine Sache für sich, aber das noch dazu auf matschigen Untergrund kann frustrierend sein. Darüber hinaus sind bis zu drei spezielle Ziele zu erfüllen, wie zum Beispiel keinen Schaden nehmen, nicht auf der Gegenfahrbahn fahren oder alles aus der Cockpit-Ansicht absolvieren.

Zusätzlich können wir auch mit einem Freund ins Gelände ziehen. Gegenseitige Unterstützung bringt uns natürlich besser ans Ziel, vorallem wenn man gemeinsam Interesse an einem Offroad-Truck-Simulator hat.

Fazit

Mit Spintires: MudRunner haben die Oovee-Studios einen tollen Offroad-Truck-Simulator auf die Konsole gebracht. Beladen mit kostbarer Fracht bahnen wir uns den Weg durchs unwegsame Gelände, bleiben nach Möglichkeit nicht im Matsch stecken und durchqueren Flüsse. Hilfsmittel wie Allradabtrieb, Differentialsperre und Seilwinde sind notwendig, um ans Ziel zu kommen.

Ein zuvor sauberer Truck sieht dabei bald dreckig aus und fährt sich entsprechend realistisch im Gelände und die Physik Engine zeigt, was sie kann. Spezielle Aufgaben im Herausforderungsmodus verlangen uns nochmal einiges ab, können aber auch für Frust sorgen. Schon mal versucht einen Auflieger im Matsch zu wenden und rückwärts einzuparken?

Auch die Kameraführung kann bisweilen frustrierend sein, wenn sie sich selber im Weg steht und wir nicht genau sehen können, wo es aktuell klemmt oder hingeht. Daran kann leider auch die eher lieblose Cockpit-Ansicht nichts ändern.

Als Simulator ist Spintires: MudRunner hervorragend, wirkt aber bei den Aufgaben etwas aufgesetzt. Wer Spaß daran hat, in der Hauptsache schweres Gerät durch das Gelände zu bewegen, kann hier einen genaueren Blick riskieren.


Bewertung

Pro

  • Realistische Physik
  • Tolle Grafik
  • Forderndes Gameplay

Contra

  • Tlw. schlechte Kameraführung
  • Lieblose Cockpit-Ansicht

Gameplay 8 von 10
8/10
Grafik 8 von 10
8/10
Physik 9 von 10
9/10
Sound 8 von 10
8/10
Umfang 7 von 10
7/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

1 Kommentar

RagnaroekGER Mo, 13.11.2017, 18:51 Uhr

Was es nicht alles gibt. So gar nicht meins, aber schön, dass es neben Shooter und Rennspiel 20.000 Ideen gibt, die sich vom Mainstream-Schrott abheben. Seine Käufer findet so etwas sicher auch. Hier im Forum sehe ich da @PINTY ganz weit vorne.