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Das Entwicklerstudio Milestone ist unter anderem bekannt für die MotoGP-Serie, Motorrad Rennspiele sind ihr Handwerk. Dennoch betreten sie mit Ride Neuland, denn der Titel sollte eine Art Gran Turismo für Zweirad-Vehikel werden. Das heißt: Rennen rund um den Globus absolvieren, bis man sich anstatt den günstigen Beginner-Bikes auch mal ein richtiges Renn-Monster auf zwei Rädern leisten kann.

Mit Herz und Vollgas

Als Bike-Fan möchte man am liebsten so viele verschiedene Modelle wie möglich ausprobieren, und da legt RIDE dick auf: Über 100 Modelle von 14 namhaften Herstellern wie z.B. Aprilla, Ducati, Honda und Kawasaki sind im Spiel integriert. Auch die 15 Schauplätze und insgesamt 31 Strecken dürften Rennsport-Herzen höher schlagen lassen. Ob Sportsland SUGO in Japan, Donington Park in Großbritannien oder der Magny-Cours in Frankreich; es gibt genug Orte um mit den PS-Monstern richtig Spaß zu haben.

Falls einem die Power eines Bikes noch zu mager erscheint, bietet das Spiel auch noch umfangreiche Tuning-Optionen, um aus dem Vehikel ein unschlagbares Rennmonster zu machen. An jedem Motorrad erkennt man das kleinste Detail, und beim Ladebildschirm erfährt man auch mehr über den geschichtlichen Hintergrund der Maschine. Bei der Klassenauswahl stellt ein kleiner Trailer die Fahrzeuge wunderbar vor. Die Liebe zum Zweirad steht hier im Mittelpunkt.

Ab auf die Piste!

Bei den verschiedenen Probefahrten fällt vor allem auf, dass die Maschinen nicht nur äußerlich detailliert dargestellt sind, sondern sich auch akustisch voneinander unterscheiden. Ganz großes Kino ist aber auch die Fahrt an sich. Zuerst hat man eine gute Auswahl an Kameras, u.a. auch eine Front- sowie eine Helm-Kamera.

Für Anfänger gibt es zahlreiche Hilfeoptionen wie die Ideallinie, vereinfachte Fahrphysik oder eine Funktion zum Zurückspulen, um sich erst einmal einzufahren. Spannend wird es vor allem nach ein paar Stunden Spielzeit, wenn der Spieler sich mal traut, die Fahrphysik etwas realistischer zu gestalten. Das Bike wird unruhiger und schwerer zu bändigen. Man merkt sofort; das Teil hat mächtig Power! Man muss dann sein Fuhrwerk besser kennenlernen, um nicht vom Sattel zu fliegen oder an der nächsten Mauer zu enden. Es wird auch ganz schnell klar, dass so ein Motorrad kein Auto ist und anders befahren werden muss. Der Lernprozess und das anschließende Fahren mit anspruchsvoller Fahrphysik macht einen großen Spaßfaktor des Spiels aus.

Bei Motorrad-Rennen spielt auch der Fahrer an sich eine große Rolle. Statt im Auto-Cockpit das Lenkrad zu bedienen, arbeitet der Rider viel mit Neigung und Körpergewicht. In einem speziellen Editor kann man die Haltung des Fahrers in gewissen Fahrsituationen ändern und somit einen individuellen Stil für ihn schaffen. Darüber hinaus gibt es auch Kleidungsstücke und Helme für Männlein und Weiblein, um auch in punkto Modebewusstsein der Konkurrenz voraus zu sein.

Trübe Aussichten

Was gut bei den Fahrzeugmodellen sowie den Animationen beim Rennen klappt, ist bei weitem nicht so schön wie bei den Landschaften. Außerhalb des Asphalts wirkt der Rest eher mau und leblos, inklusive den Zuschauern. Die Aussicht erreicht nicht mal ansatzweise etwas, was nach Next-Gen Grafik aussieht. Was dem Spiel auch gut tun würde, wäre ein Wettersystem, das leider gänzlich ausbleibt.

Auf der Strecke ist wohl der größte Kritikpunkt die KI. Die gegnerischen Fahrer kleben förmlich an der Ideallinie und zeigen sich unbeeindruckt vom Fahrverhalten des Spielers. Wer sich dann lieber echten Gegnern im Mehrspieler-Modus stellt, wird nicht viel Ärger haben; zwölf Gegner sind möglich, alles läuft flüssig. Passt.

Eine lange Reise

Bevor man sein Bike an die Startlinie bringen kann, heißt es warten. Nach Event-Auswahl folgt ein Ladebildschirm, der dann auch erstaunlich lange bleibt. Man fragt sich bei dieser eher mäßigen Grafik, was da überhaupt geladen wird. Als der Ladebildschirm dann verschwindet, erscheint detailgetreu das Bike des Spielers. Man erwartet danach den Start-Countdown, der Zeigefinger liegt  auf dem R-Trigger des Controllers bereit. Doch was folgt? Eine weitere Ladezeit.

Das behindert den Spielfluss ernorm. Wenn die Ladezeiten überstanden sind, (und nebenbei Kaffee gekocht, die Wohnung gesaugt und der Hund gassi geführt wurde) kann man sich der Hauptaufgabe in RIDE widmen. Sie besteht darin, in der World Tour zum besten Fahrer gekürt zu werden. Eine Aufgabe, die leider alles andere als spaßig ist. Man fährt immer wieder stimmungslose Rennen, ohne Siegesfeiern, ohne Pokale und nach einer Zeit dann auch ohne viel Lust. Das Rennsystem motiviert selten, und kleine Abwechslungen wie Drag-Races und Verfolgungsrennen bringen auch nicht viel mehr Spannung ins Geschehen.

Fazit

Mit Ride hat Milestone eine Motorrad-Rennsimulation für die Xbox Konsole veröffentlicht, die durchaus einige gute Grundsätze hat.

Die gute Fahrphysik sowie die vielen verfügbaren Strecken und Motorräder werden den Motorrad-Fan sicherlich nicht kalt lassen. Vor allem wegen den schön detaillierten Motorrad-Modellen kann man mal bei den nicht so schön gestalteten Rennstrecken ein Auge zudrücken.

Die langen Ladezeiten und die World Tour nagen allerdings am Spielspaß, dennoch ist Ride für Fans der motorbetriebenen Zweirad-Vehikel ein durchaus interessantes Spiel.


Bewertung

Pro

  • Fahrphysik
  • detailtreue Bikes
  • viele lizenzierte Strecken und Motorräder

Contra

  • sehr lange Ladezeiten
  • Grafik bei Hintergründen schwach
  • schlechte KI
  • eintöniger "World Tour" Modus

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 4 von 10
4/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
7

2 Kommentare

XBU MrHyde Di, 05.05.2015, 19:17 Uhr

Lieben Dank für dein umfangreiches Feedback und deine Meinungen zum Spiel. Prima (y)

WSVAndreas Di, 05.05.2015, 19:12 Uhr

Es gab mal eine Motorrad-Variante von Gran Turismo. Das Spiel hieß Tourist Trophy (2006). Ich habe es vor ca.9 Jahren auf der Playstation 2 gezockt. Tourist Trophy war gewissermaßen eine abgespeckte Variation von Gran Turismo 4 für Motorräder für die PS2. Weil Gran Turismo 4 für Tourist Trophy als Spiele-Engine diente, war die Streckenauswahl (35) somit identisch. Es gab bei Tourist Trophy ca.100 Motorräder (natürlich kein Vergleich zu Gran Turismo 4 mit ca.715 Autos). Im Gegensatz zu Gran Turismo 4 gab es bei Tourist Trophy nicht die Möglichkeit, Geld zu verdienen, sondern man konnte nur über Rennsiege Motorräder und Rennanzüge freischalten und war relativ schnell durchgespielt.

Wenn Ride Tourist Trophy als Vorbild genommen hat, muss ich sagen, kommen sie dem sehr nahe. Die Fahrphysik von Ride hat mich sehr stark an Tourist Trophy erinnert. Die Streckenauswahl bei Ride ist geringer. Es ist einfach zu erklären: Milestone ist ein relativ kleiner Hersteller und hat sich größtenteils auf Motorrad-Simulationen spezialisiert und hat nicht die finanziellen Möglichkeiten wie Sony (Gran Turismo) oder Microsoft (Forza). Und war es nicht so gewesen, dass vor nicht allzu langer Zeit Milestone Microsoft um Hilfe gebeten hatte wegen dem Bildauflösungproblem für die X Box, was letztendlich dazu führte, dass der Release sich nach hinten verschob?

Im Gegensatz zu Tourist Trophy muss man bei Ride Geld verdienen, um seine Bikes aufzupimpen. Aber keine Sorge: Nur der Anfang ist schwierig. Wer bei Ride seine ersten Rennsiege eingefahren hat und in der Weltrangliste nach oben geklettert ist, wird schnell merken, dass die Karriere bei Ride zum Selbstläufer wird. In Verbindung mit den freigeschalteten Eliteherausforderung und den gewonnenen Bikes ist man relativ schnell Nummer 1 der Weltrangliste.
Und hier schließt sich der Kreis zu Gran Turismo: Bei allen mir bekannten Gran Turismo-Spielen erreicht man nach schwierigem Beginn nach einiger Zeit, den Zustand, dass Geld keine große Rolle mehr spielt und der Erfolg nicht mehr weit ist.
Ich vermute, dass Ride versucht, dieser Philosophie gerecht zu werden und ist somit allemal ein Kauf wert :smt023