
Ein Blick auf das erste Spiel
Schon in den ersten Minuten fällt uns auf, dass sich EA die Lizenzen des US-amerikanischen Fernsehsenders ESPN gesichert hat, der ab sofort allgegenwärtig ist und der Basketball-Simulation sogleich einen Hauch Realismus einhaucht. Hoffentlich gibt uns das erste Spiel auch genau diesen Eindruck. Wir sind gespannt.
Und endlich geht es los. Der Referee wirft das Spielgerät in die Luft, wobei wir den ersten Angriff sichern konnten. Wie schon im Tutorial, wird das Parkett der Chesapeake Energy Arena gut beleuchtet und hat dadurch einen schönen Glanzeffekt. Abseits des Spielfeldes wird unsere Stimmung aber schnell getrübt, denn die Fans sind alles anderes als schön dargestellt. Sie wirken wie ein Haufen gleichaussehender Hühner, die gackernd ihre Mannschaft anfeuern. Wo kommt uns das gleich nochmal bekannt vor? Ach ja, aus der bekannten Fußball-Simulation FIFA. Genauso hört sich auch der sogenannte Fangesang an, monoton und wie aus dem Tonstudio zusammen gemixt. Einzig gefallen haben uns die kräftigen Defense-Rufe und die wirklich gut eingebundene Musik in der Arena. Ansonsten bleibt NBA Live in Sachen Stimmung mehr als blass, was leider auch auf das Kommentatoren-Duo zutrifft. Deren Wortschatz war nicht nur bei Zeiten ausgeschöpft, sondern wirkt auch noch auf Dauer einschläfernd.
Zurück zu unserem ersten Angriff. Kyrie Irving übernehmt sofort die Verantwortung und versucht sogleich den ersten Spielzug zu dirigieren. Er wirft das Spielgerät zu LeBron James, der seine Chance wahrnimmt und für einen Wurf in die Luft steigt. Unter ihm bauen sich kleine Anzeigen auf, die nicht nur seine Trefferchance angeben, je nachdem wie frei er zum Wurf kommt, sondern auch Auskunft über seine Fitness geben. LeBron steigt höher und höher und in dem Augenblick wo sein Ball die Hand verlassen soll, lassen wir auch gleichzeitig die Taste los. Es erscheint augenblicklich das niederschmetternde Feedback, das uns einen schlechten Wurf ankreidet. Tatsächlich, obwohl wir gefühlt das richtige Timing hatten, kracht der Ball nur an den Außenring. Zu allem Übel geht der Rebound auch noch zugunsten der Oklahoma City Thunder, die auch sofort zu einem Gegenangriff übergehen. Diesen führt Russell Westbrook an und da wir uns erst an das Spiel gewöhnen müssen, haben wir sogleich den falschen Verteidiger in Form von Kevin Love ausgewählt. Nichtsdestotrotz wagen wir einen Stealversuch, der auch überraschenderweise gelingt. Love nimmt den Ball auf und wirft diesen zu LeBron James, der für unseren Geschmack viel zu langsam nebenher trabt und einen müden Dunk versenkt, obwohl er alle Zeit der Welt hatte. Von der Power die der wahre King James in dieser Situation ausgestrahlt hätte, war leider nichts zu bemerken. Auch im weiteren Spielverlauf ist uns aufgefallen, dass schnell ausgeführte Dribblings, Sprints und Dunks viel zu lahm wirkten.
Unterdessen bereiten sich die Thunders auf ihren zweiten Angriff vor. Da uns der Steal gerade schon ohne Schwierigkeiten gelungen ist, versuchen wir es damit gleich nochmal. Es klappt tatsächlich auch ein weiteres Mal und wir klauen dem Angreifer ohne Mühe den Ball und marschieren Richtung Korb. Wieder wirkt der Angriff träge. In solchen Situationen fehlt einfach die nötige Explosion.
Besonders ist uns in dem ersten Spiel die hohe Steal-Wahrscheinlichkeit aufgefallen. So haben wir uns schon im ersten Viertel gleich acht Mal den Ball stehlen können. Jedem Trainer wären bei so einer Statistik die Freudentränen gekommen. Leider sind uns noch weitere Dinge negativ ins Auge gestochen. So war die Passgenauigkeit fast bei einhundert Prozent. Selbst als wir gut gedeckte Mitspieler angeworfen haben, konnten diese in fast jeder Situation den Ball kontrollieren. Ein weiteres Negativ-Beispiel ist der Alley Oop, der sich als echte Geheimwaffe herausgestellt hat. In der besagten Spielsituation ist es wieder Kyrie Irving, der sich ein Herz fasst und den Ball für einen Alley Oop hoch an den Korb wirft. Was danach geschah, hätten wir nie für möglich gehalten. Gedacht war der Pass eigentlich für Kevin Love, der aus unserer Sicht sehr günstig stand. Doch K. Love macht keine Anstalten in irgendeiner Weise an dem Spielzug teilzunehmen. Stattdessen stürmt LeBron James wie ein Wahnsinniger los, wohlgemerkt er stand außerhalb der markierten Dreipunkteline, rennt dabei durch drei Verteidiger, steigt in die Luft und dunkt den Ball ein. Ein Jahrhundert Move und dabei so weit von der Realität entfernt, als wenn ein VW Golf die Formel 1-Weltmeisterschaft gewinnt. Dieses Kunststück gelang uns dabei nicht nur einmal, sondern auffallend oft. Schade, denn solche Momente zerstören jede Sportsimulation!
Auch bei den gegnerischen Angriffen ist uns ein klares Muster aufgefallen. Entweder stürmt die KI durch die Mitte oder kommt jenseits der Drei-Punkte-Linie zum Erfolg. Gegen Ende des Spieles wurde es sogar so schlimm, dass sechs Wurfversuche jeweils drei Punkte auf das Konto der Thunders spülte. Wohlgemerkt hintereinander! Des Weiteren ist uns aufgefallen, dass sich die Wurfstile zu sehr gleichen. Apropos Wurfstil. Als Shawn Marion, der nun wirklich einen eigenartigen und sogleich unverwechselbaren Stil hat, an der Freiwurflinie stand, konnten wir nur ungläubig mit dem Kopf schütteln. Es sah ganz so aus, als ob Marion mit einem Roboter den Platz getauscht hätte. Sein Wurfarm bewegt sich erst in Zeitlupe und explodiert dann schlagartig beim Abwurf. Zudem hatte das nichts mit dem "T-Rex-Wurf" von Shawn Marion gemein. Von der katastrophalen Steuerung wollen wir gar nicht erst sprechen!
Nachdem die Sirene das Spiel endlich beendet hat, macht sich langsam aber sicher die große Enttäuschung breit. Es fing bei der mangelhaften Wurfmechanik an und hört bei der stupiden KI auf. Auch die Stimmung der Fans war nicht das Gelbe vom Ei. Und auch wenn die KI wesentlich authentischer agiert und endlich eine halbwegs glaubhafte Kollisionsabfrage stattfindet, fühlt sich NBA Live 15 über weite Strecken eher wie ein Arcade-Spiel als nach einer echten Basketball-Simulation an.
Ein Blick auf die Spielmodi
Im Vergleich zum Vorgänger hat sich in Sachen Spielmodi nicht viel getan. So gibt es weiterhin den Manager Modus, bei dem ihr ein Wunschteam zum Titel führen könnte. Auch der aus FIFA bekannte Ultimate Team Modus ist mit von der Partie. Hier könnt ihr euch per Sammelkartenprinzip ein Team zusammenstellen. Neu ist hier eigentlich nur das Auktionshaus, bei dem ihr Ingame-Gegenstände kaufen und natürlich auch verkaufen könnt. In "Rising Star" erstellt ihr euch zunächst einen eigenen Spieler, den ihr im weiteren Spielverlauf zu einem wahren Champion aufbauen könnt. Leider plätschert die Geschichte fad dahin und kann der Konkurrenz in keiner Weise das Wasser reichen.
Der Big-Moments-Modus gehört noch zu den interessanteren Spielen in NBA Live 15. Dabei begebt ihr euch auf eine Reise in die Vergangenheit, um große Momente der NBA Geschichte nachzuspielen. Die Zielsetzung wird hier gleich von Anfang an festgelegt, wie beispielsweise startet eine fulminanten Aufholjagd. Die Big Moments sind zwar etwas lieblos in Szene gesetzt, wir hatten aber trotzdessen viel Spaß dabei. Und natürlich könnt ihr auch einen zweiten Controller anschließen und gegen einen Freund euer Können unter Beweis stellen. Ist dieser mal nicht in der Nähe, könnt ihr auch im sogenannten Online-Modus gegen Spieler aus aller Welt antreten.
Ein Blick in die Zukunft
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Electronic Arts mit NBA Live 16 noch viel Arbeit vor sich hat. Zwar haben die Entwickler die Grafik auf ein anständiges Niveau gehoben und einige Verbesserung an der Kollisionsabfrage und explizit an der KI vorgenommen, doch das reicht noch lange nicht aus, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Der nächste Ableger schreit förmlich nach mehr Innovation und vor allem Simulation. Werden diese Dinge weiter vernachlässigt, so wird der erneute Ausflug von Electronic Arts in die Welt des Basketball-Sports nur von kurzer Dauer sein.
Fazit
Unser neugieriger Blick nahm schon nachdem ersten Spiel enttäuschte Züge an, was größtenteils an der verkorksten Steuerung und dem teilweise immer noch schleierhaften Gameplay lag. Zudem ist das Spiel teilweise sehr weit von der Realität entfernt. Da passt es gerade recht, dass sich NBA Live eher wie ein Arcade-Spiel, anstatt wie eine echte Basketball-Simulation anfühlt.
Doch es sind über weite Strecken auch einige Verbesserungen zu erkennen. So macht NBA Live 15 grafisch einen wesentlich frischeren Eindruck und die Präsentation wirkt, aufgrund der ESPN Lizenz, glaubhaft. Gott sei Dank haben sich die Entwickler auch an der Kollisionsabfrage zu schaffen gemacht, die noch ein Jahr zuvor ein Graus war und jetzt halbwegs ins Bild passt. Allgemein agiert die KI jetzt mit größerem Engagement, auch wenn die Angriffe größtenteils immer nach dem gleichen Muster ablaufen.
Letzten Endes ist NBA Live 15 eine wesentliche Verbesserung zum Vorgänger. Was aber noch lange nicht heißt, dass sich die Konkurrenz fürchten muss. Bis dahin ist es für die Entwickler noch ein weiter Weg. Es gibt also auch in diesem Jahr ein klaren Sieger in der Liga der Basketball-Simulationen, der allerdings nicht aus dem Hause EA stammt.
Bewertung
Pro
- Bessere Kollisionsabfrage
- Engagierteres KI-Verhalten
- Verbesserte Grafik
- ESPN Lizenz
Contra
- Steife Bewegungsanimation
- Zu hohe Passgenauigkeit
- Fragwürdige Wurftechnik
- Langweiliges Kommentatoren-Duo
- Spürbar zu wenig Power
- Eintönige Atmosphäre
1 Kommentar
abruzi Di, 11.11.2014, 18:04 Uhr
Ich kann dem Fazit im Artikel nur zustimmen. Ich halte nichts von dem Spiel, und finde es lächerlich wie ea Mitarbeiter vor Release davon geschhwarmt haben..