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Haltet euch fest, denn nun wird es rasant. Sie bewegen sich nur wenige Millimeter über dem Boden und sind kaum geschützt, bis auf ihre Lederkombi und den Helm. Die Rede ist von den Motorradfahrern der Moto GP Rennserie. Seit dem 15. Juni gibt es die aktuellste Auflage der MotoGP Spielreihe auf Xbox One. Mit MotoGP 17 führt Milestone außerdem erstmals einen Manager-Karriere Modus ein, mit welchem der Spieler nun auch abseits der Strecke sein Talent unter Beweis stellen kann. Ob MotoGP 17 mit Vollgas durchstartet, oder ob das Spiel die Podiumsplätze verpasst, lest ihr in unserem folgenden Testbericht.

Ein Spiel, aber gleich mehrere Serien

MotoGP 17 führt den Spieler in die Welt der Motorradrennen ein. Die wohl bekannteste Rennserie im Zweiradrennsport ist die MotoGP Serie. In dem Spiel mit inbegriffen sind aber auch die niedrigeren Ligen wie der Red Bull MotoGP Rookies Cup, Moto 2 und Moto 3 Serien. Das ergibt insgesamt 4 verschiedene Serien, die zur Verfügung stehen. In diesen vier Serien stehen dann 48 Teams mit 111 Fahrern auf 15 verschiedenen Motorrädern zur Verfügung. Die Rennfahrer sind mit Portraitbildern und „Fahrerwerten“ verknüpft im Spiel repräsentiert, sodass Fans sogar in den Genuss ihres Lieblingsbikers kommen. Die Sponsoren sind auch alle vorhanden, wie in echt. Auf insgesamt 18 echten Strecken kann der Spieler die verschiedenen Motorräder hinüber jagen. Außerdem hat Milestone einige „Classic“ Bikes mit ins Spiel aufgenommen. Classic sind in diesem Kontext die Motorräder der frühen 90er und 2000er Jahre.

Eine Sache, die leider im kompletten Spiel nicht bedacht wurde, ist die Einführung für Neulinge. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das Fahren eines Motorrads ganz anders ist, als das Fahren eines Autos. Es kommt viel auf die Neigung des Motorrads, die Kurvenlage, die Sitzposition beim Bremsen und bei voller Fahrt sowie auf Kurven Ein- und Ausgang an. Der Spieler wird an dieser Stelle schlichtweg ins kalte Wasser geworfen. Als Resultat kommen dann auch sehr haklige erste Rennen raus. Auch die vorhandene Traktionskontrolle wird nicht weiter erwähnt. Für Neueinsteiger ist das Spiel schlichtweg ungeeignet oder nur mit Frust verbunden. Denn die Steuerung auf dem Gamepad ist an sich sehr gewöhnungsbedürftig, wenn dem Spieler nicht eine Hilfe an die Hand gegeben wird.

Nach den ersten beiden Rennen stellte sich ein erstes Verständnis für die Fahrphysik des Motorrads ein. Der Schlüssel zum Erfolg sind nicht etwa kurze „Lenkstöße“, sondern, um möglichst real und effizient zu fahren, das „halten“ des Sticks und seine Neigung in sanften Bewegungen von links nach rechts zu verlagern.

Was jedoch erklärt wird, und hier hätte Milestone ruhig den guten Ansatz auch weiter ausbauen können, ist das Regelwerk der verschiedenen Serien oder das geführte Tunen des Motorrads, falls jemand nicht weiß wie er sein Motorrad abstimmen soll. Die Bedingungen für die Qualifyings sowie die Qualifizierung für eine Startposition im Rennen werden, bei Wunsch näher Erläutert. Wer neu in der MotoGP Szene ist, wird dies wahrscheinlich häufiger nutzen, um das Reglement zu verstehen.

Fahrerkarriere oder Managerkarriere?

In MotoGP 17 hat der Spieler eine große Auswahl, in vielerlei Hinsicht. Dies setzt sich auch in den verschiedenen Modi fort. Nebst einem „schnellen Modus“, können eine Fahrerkarriere, eine Manager Karriere sowie einzelne Rennen, "normale Meisterschaften" mit bestehenden Fahrern und Zeitfahren ausgewählt werden.

Die Fahrerkarriere ist relativ simpel gestrickt. Der Spieler erstellt seinen eigenen Fahrer und startet im Red Bull MotoGP Rookies Cup sein erstes Talent unter Beweis. Von da an, gilt es sich die verschiedenen Serien hoch zu kämpfen. Die unterschiedlichen Platzierungen verschaffen dem Fahrer Rufpunkte. Diese Rufpunkte werden benötigt, um später bei anderen Teams Verträge abzuschließen. Dies geht so lange bis der Spieler in der MotoGP Serie mitfährt und dort für das gewünschte Team an den Start geht.

Die Managerkarriere ist dem sehr ähnlich. Sie erweitert das ganze jedoch um die Erstellung eines eigenen Teams. Sponsorenverträge müssen abgeschlossen, die Farbe des Teams sowie die Fahrer müssen ausgewählt werden. Auch hier kann ein eigener Fahrer erstellt werden, über den dann der Wechsel von Manager- in die Fahrerposition möglich wird.
Die restlichen Modi sind Zeitfahren, schneller Grand Prix und Saison. Auf diese Modi wird an dieser Stelle nicht weiter eingegangen, da sie entweder selbsterklärend sind.

Was alle Modi gemein haben, ist die ansprechende Ladesequenz. Je nach ausgewählter Strecke wird die Wartezeit mit Impressionen des jeweiligen Landes verkürzt. Der Spieler kann darüber zwischen einem einzelnen Rennen oder einem kompletten Wochenende, inklusive Training zur Abstimmung, Qualifying zur Platzierung und das Warm-Up vor dem Rennen auswählen.

Ein weiterer Modus im Spiel ist der Online Modus. Wie könnte es auch anders sein, bietet ein modernes Rennspiel einen Online Multiplayer. Das Matchmaking funktioniert zügig und problemlos. Die Performance während der Spiele war tadellos. Außerdem können sich Spieler online auch für eine Koop-Karriere zusammentun.

Houston we have a Problem!

Beim Streifen durch die Menüs und der ersten Bestandsaufnahme machte Moto GP17 bislang einen hervorragenden Eindruck. Der enorme Umfang stellt wirklich eine gute Basis für eine große Langzeitmotivation dar. Wenn der Spieler doch erstmal Bike und Strecke, beziehungsweise Modus, ausgewählt hat und sich auf die Piste begibt, beginnt leider der nicht ganz so schöne Teil des Spiels.

Grafisch ist MotoGP eher Mittelmaß. Das Spiel sieht per se nicht schlecht aus. Aber die Optik wirkt dennoch angestaubt. Die Boxen Crew erinnert von der Optik her an Spiele wie Borderlands. Die Mechaniker haben einen starken Cell-Shading Effekt aufgetragen bekommen, während der Fahrer ganz normal aussieht. Aber auf der Strecke sitzt sich die mittelmäßige Optik fort. Beim Fahren zu den unterschiedlichen Tageszeiten lassen sich kaum Spiegelungseffekte oder ähnliches feststellen. Erschwerend kommt auch noch extremes Kantenflimmern im peripheren Sichtfeld hinzu. Das Kantenflimmern ergibt in Kombination mit sporadischen Frameeinbrüchen und Tearing eine wirkliche mangelhafte Optik. Zumindest auf der Strecke. Schade eigentlich, denn Milestone wirbt auf der Seite des Spiels mit "60 Bildern pro Sekunde und beispielloser Grafikperformance". Scheinbar wurde der Mund da etwas zu voll genommen.

In Sachen Sound geht die Misere jedoch weiter, wenn auch in abgeschwächter Form. Beim Fahren der verschiedenen Motorräder kann das Spiel einfach keinerlei Atmosphäre durch den Sound schaffen. Die Bikes in den unteren Klasse klingen wie kleine Mofas und auch die „großen MotoGP“ Maschinen klingeln allemal wie ein kleines Straßenmotorrad. Von brüllenden Motoren oder ohrenbetäubendem Lärm, den die Rennserie in Echt bietet, kann hier nicht die Rede sein. Es kommt einfach kein richtiges Rennfeeling auf. Auch beim Test des Spiels über hochwertige Over-Ear Kopfhörer zeigt sich, dass der Spielsound keine richtige Rennatmosphäre schaffen kann. Dazu kommt dann auch noch, dass während auf der Strecke keine Musik eingespielt wird, sodass die Akustik sehr schnell eintönig wird.

Fazit

MotoGP 17 ist eine reine Motorradrennsimulation, die sich hauptsächlich an Fans der echten MotoGP Rennserie richtet. Für Einsteiger gibt es keine Tutorials, um die eher gewöhnungsbedürftige Steuerung zu erlernen. Wenn der Spieler sich dann die ersten paar Rennen durchquält, um sich ein Gefühl für die Steuerung zu verschaffen, wird er ein von starkem Kantenflimmern, Tearing und Framerateeinbrüchen gezeichnetes Gameplay erleben. Auch soundtechnisch ist das Spiel kein Highlight. Wer also einfach nur Lust auf ein Motorradrennspiel hat, sollte eher zu einem anderen Titel greifen.


Bewertung

Pro

  • Viele Fahrer und Strecken
  • Große Auswahl bei Handschuhen, Helmen und Stiefeln
  • Interessante Karriere Modi
  • Abstimmung des Motorrads unter Anleitung

Contra

  • Sound wie aus einer Blechdose, auch bei höheren Rennklassen
  • Steuerung ist ziemlich gewöhnungsbedürftig
  • Extremes Kantenflimmern
  • Grafisch fast schon unterdurchschnittlich

Grafik 6 von 10
6/10
Sound 6 von 10
6/10
Fahrphysik 6 von 10
6/10
Karriere 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
6

1 Kommentar

XBU Philippe Do, 20.07.2017, 11:48 Uhr

Für 70 € ist das einfach nicht genug, finde ich. Wenn man sich die Grafik und das Gameplay anschaut, dann sieht man, dass es Indie-Spiele gibt, die das hier bei weitem übertreffen.