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Das Entwicklerstudio Deck 13 zeichnet sich hierzulande für die Entwicklung des neuen Rollenspiels Lords of the Fallen verantwortlich. Der Schwierigkeitsgrad orientiert sich dabei sehr an Dark Souls und ist daher sehr knackig ausgefallen. Hingegen zum Konkurrenten brilliert das Spiel allerdings mit schicker Grafik. Wir schauen uns an, ob das Spiel nicht nur optisch ein Hingucker ist.

Held zum Austauschen


Der Protagonist hört auf den Namen Harkyn. Er sieht so grimmig aus wie er bei anderen Menschen beliebt ist. Tätowierte Visage, Bart und Glatzkopf zieren den Held der Geschichte. Irgendwie muss er wohl dabei die Rhogar besonders auf dem Kicker haben. Er will diese nämlich vernichten. Restlos. Warum eigentlich scheint er selber nicht so richtig zu wissen und wir haben ebenfalls Mühe seiner Motivation zu folgen. Er wirkt in den meisten Situationen eher gelangweilt und desinteressiert. Emotionslos.

Man rackert sich in dem Spiel ab und arbeitet sich von Nebencharakter zu Nebencharakter. Leider sind diese Charaktere ebenso blass wie der Held. Sie stehen völlig emotionslos und auch ohne jede Tat in brandgefährlichen Gebieten herum und verschwinden im Laufe des Spiels auch kommentarlos. Irgendwoher kennen wir doch diese Storytiefe? In einer fernen Zeit wo Hüter vom Licht geleitet und seltsame Geister in repetitiven Missionen verteidigen müssen...

Nun gut, zurück zum Lords of the Fallen-Universum. Die meisten Informationen über die Welt erhalten wir nur durch herumliegende Schriftrollen, welche es im Spiel aufzuspüren gilt. Das ist ein wenig mager und auch schade, denn das düstere Szenario hat durchaus Einiges zu bieten. So aber staksen wir etwas motivationslos von vorne bis Ende des Spiels und wissen mal wieder nicht, warum wir eigentlich alle erschlagen.
 
Der knackige Schwierigkeitsgrad


Die Spezialität des Spiels sind die harten Kämpfe und dort liegen natürlich so einige Parallelen zum bekannten Spiel Dark Souls. Im Gegensatz dazu laufen die Kämpfe aber hier fairer ab. Das bedeutet, nach einem Ableben muss man sich nicht durch komplette Spielabschnitte erneut hindurchprügeln, um das Spiel künstlich zu verlängern. Hier setzen die Checkpoints deutlich besser an und man muss lediglich die Passage erneut spielen, die man auch nicht geschafft hat.

Man verliert allerdings hier kein Leben, aber dafür die Erfahrungspunkte (XP), die man bis zu jener Stelle gesammelt hat. Der Spieler kann dafür aber wieder zur Stelle des Ablebens zurückgehen und die XP erneut aufsammeln. Stirbt man erneut, bevor man dies schafft, sind die Punkte futsch.

Die Kämpfe kann man versuchen mit brachialer Gewalt zu bestreiten. Aber das Resultat ist ein ebenso schnelles Ableben. Das Sterben geht nämlich dann ziemlich schnell. Um die Kämpfe zu bestehen, ist also Geschick und viel Taktieren gefragt. Man muss sich die Angriffsmuster der Feinde also genau einprägen und kann so Lücken entdecken, welche man zu seinem Vorteil ausnutzen kann. Auch dann noch bleibt das Spiel fordernd und verzeiht nur wenig Fehler. Ebenso wichtig ist die Aufnahme von Lebenstränken präzise zu timen. Unser Held braucht nämlich eine Weile, um sie zu konsumieren. Wird er dabei gestört, hat man umsonst einen der wenigen und kostbaren Tränke verbraucht.

Zerissenes Bild und lahmende Krieger

Tja und hier kommen wir auch schon zu einem weiteren Schwachpunkt von Lords of the Fallen. Auf der gamescom 2014 hatten wir das Vergnügen, eine frühe Version des Spiels anzuspielen und waren begeistert von der Steuerung und der Optik.
Butterweiche und fließende Bewegungen sowie eine prachtvolle Grafik konnten uns beeindrucken. Das Setup war allerdings keine Xbox One-Konsole, sondern ein Gamer-PC mit angeschlossenem Gamepad.

Leider sieht die Konsolenumsetzung etwas anders aus. Die Grafik ist immer noch hübsch anzuschauen, doch trüben diverse Probleme den Genuss auf der Konsole. Insbesondere die Spieler, die einen größeren Bildschirm ihr eigen nennen, werden unter Tearing-Problemen zu leiden haben. Besonders in Cut-Scenes aber auch beim normalen Umschauen und beim Drehen der Kamera zerreißt es das Bild immer wieder. Dazu gibt es noch weitere Elemente, die das Gameplay ebenfalls massiv negativ beeinflussen. Zum einen wären da satte Framedrops zwischendurch. Die sind teilweise sogar so stark, dass das Bild kurz hakt. Das passiert allerdings eher in kleinen Räumen. 

In den kleinen Räumen macht sich aber ein anderes Problem bemerkbar. Man muss als Spieler selber die Kamera auf den Gegner zentrieren. Wehe man macht dies nicht, dann düst die Kamera wild in der Gegend herum und man verliert schnell den nahen Gegner aus den Augen. Das ist unverständlich, denn in anderen Spielen gibt es eine Auto-Zentrierung. Das ist heute eigentlich absoluter Standard. Warum man das dem Spieler aufs Auge drücken muss, ist nicht nachzuvollziehen. Vor allem dann nicht, wenn man nur in einer Sequenz nur einen einzigen (!) Gegner bekämpfen muss.

Dann haben wir noch ein weiteres Problem. Wenn man die Kamera dreht, hängt diese mal eben eine gefühlte halbe Sekunde nach. Das ist sehr nervig und führt zu ungewollten Schwierigkeiten. Die von uns gelobte Steuerung der gamescom-Version ist hier ebenfalls nicht mehr hervorzuheben. Auch hier bewegt sich unser Held sehr träge von einer Phase in die nächste. Besonders Krieger scheinen hier an fiesen Rheumakrankheiten zu leiden, denn bevor sich jene mal in Bewegung versetzten sind die Feinde schon längst in der guten alten Villa Riva und feiern das nächste Fest mit unserem abgeschlagenen Haupt als Zierde.

Diese Eigenheiten machen das Spiel nicht nur unnötig schwer, sondern sorgen oftmals für ein Ableben und Frust beim Spielen. Das gibt leider einen satten Punktabzug in der Bewertung.

Satter Sound und schöne Kulisse

Der Sound des Spiels kann sich durchaus sehen bzw. hören lassen. Satt orchestriert und schön untermalt die Musik dramatisch das Geschehen. Das können mal Streicher sein die einen Moment klasse akzentuieren, als auch große Trommeln, die das Kampfgeschehen anheizen. Die Effekte können sich ebenfalls gut präsentieren. Krachend donnert die schwere Klinge eines ersten Zwischenbosses auf den Boden und lässt den Subwoofer die Muskeln spielen. Für die Ohren also eine wahre Wonne.

Das Artwork des Spiels macht auch eine sehr gute Figur. Der Dark-Fantasy-Aspekt des Spiels kommt gut zum Tragen und wird durch die dunkle Kulisse sowie die düsteren Figuren kunstvoll gezeichnet. Detailreiche Texturen und spannende Lichtverhältnisse untermalen das tolle Bild.

Fazit

Lords of the Fallen ist auf jeden Fall für Fans des harten Rollenspiels einen Blick wert. Die Kämpfe gestalten sich schwierig aber nicht unfair. Man hat also stets eine echte Chance, diese zu bestehen. Vorrausetzung ist hier allerdings ein dickes Fell und eine hohe Frustrationstoleranz.

Leider macht Lords of the Fallen bei der Technik auf der Xbox One die Grätsche. Tearing, fiese Bildeinbrüche, träge Steuerung, keine autofokussierende Kamera, bis hin zur satten Verzögerung sind hier Programm. Dies führt leider häufig zu einem ungewollten Ableben und ist einfach heute nicht mehr zeitgemäß. Die Next-Gen ist seit einem Jahr auf dem Markt und da kann man erwarten, dass hier mehr geleistet wird.

Auch bei der Story wird viel Potential verschenkt. Die Nebencharaktere sind so belanglos wie der Protagonist selbst und tragen so gut wie gar nicht zur Tiefe des Spiels bei. Storyschnipsel muss man sich selbst in Form von Schriftrollen zusammensuchen.

Wer sich an den Mängeln nicht stört, erhält aber ein passables Spiel, welches auf Dauer zu motivieren weiß. Anfänger lassen allerdings besser die Finger von dem Titel. Es gibt nur einen Schwierigkeitsgrad und der hat es in sich.


Bewertung

Pro

  • Monumentaler Soundtrack
  • Schicke Dark-Fantasy-Welt
  • Spannendes Kampfsystem

Contra

  • Tearing
  • Framedrops
  • Laggende Kamera, Kein Auto-Fokus
  • Träge Steuerung
  • Sehr dünne Story
  • Beliebige Charaktere

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 7 von 10
7/10
7

2 Kommentare

dayX Do, 06.11.2014, 19:12 Uhr

Leider dann doch nicht so gut geworden wie erhofft. Da warte ich lieber auf Bloodborne.

PS: Man beachte den DS2-Testbericht vom selben Tester: Dark Souls 2 | XBoxUser.de - Xbox 360 & Xbox One News, Forum, Games, Tests, Bilder, Videos
Ohne Worte.:smt003

Amani HT Do, 06.11.2014, 06:55 Uhr

danke für den Test, der hilft bei meiner Entscheidung sehr