Review zu Handball 16

Handball ist in Deutschland, mit wenigen Ausnahmen, leider nicht so populär wie Fußball. Daher dauerte es vermutlich auch bis zu dem heutigen Tage, bis wir ein Testmuster zu der Simulation erhalten haben. Als Nordlicht, das quasi mit Handball aufgewachsen ist, wollte ich mir den Titel genauer ansehen. Warum allerdings ein Spiel der Jugend spannender gewesen wäre, erfahrt ihr in unserem Testbericht zu Handball 16.

Anders Eggert, warum hast du so einen großen Körper?

Mein Plan war denkbar einfach: Wenn es mein Heimatverein SG Flensburg-Handewitt aus eigener Kraft nicht schafft, die Meisterschaft zu holen, muss ich halt ran. Die Lizenzen sind da, es konnte also direkt losgehen. Das Ziel vor Augen stürzte ich mich also voller Vorfreude in den ersten Kampf...

Und ich musste mich direkt überwinden, das Spiel überhaupt zu einem Ende zu bringen. Denn was mit da geboten wurde, hat mich sofort vergrault. Über eine Grafik, die sich auf einem unteren Xbox 360-Niveau befindet - es handelte sich bei unserer Testversion wohlbemerkt um die Fassung für die Xbox One - kann ich ja noch hinwegsehen. Es ist mir egal, ob Animationen mehr als hölzern sind, Spieler nicht einmal im Entferntesten ihren Vorbildern entsprechen, Stichwort sei da nur die einheitliche Größe aller Spieler, oder man solch ein Publikum zuletzt vielleicht bei Sporttiteln aus dem Jahre 2006 zu Gesicht bekam.

Ich sage ja nicht einmal etwas gegen die Kommentatoren. Wer sich z.B. über die Kommentare in FIFA beschwert, möge einmal bei Handball 16 hinhören... anschließend hat Frank Buschmann sicher einen Preis verdient. Denn gelangweilter, unpassender und wiederholender habe ich so etwas noch nicht erlebt. Und ja, selbst die Geräuschkulisse an sich könnte ich sogar ignorieren!

Top Gameplay - falls wir das Jahr 1980 schreiben würden

Was ich aber auf keinen Fall durchgehen lassen kann, ist das Gameplay. Entschuldigt liebe Entwickler, aber wann ist eure Entwicklung stehen geblieben? Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob ein FIFA aus dem Jahre 1998 nicht schon entwickelter war als dieses Stück Software - und das war es! Warum nicht also einfach solch eine Engine nehmen, die heute vielleicht nicht mehr ganz so gut funktioniert, dem Spiel aber Dynamik gibt.

Denn Letzteres ist einfach überhaupt nicht vorhanden! Man könnte es schon fast einen Skandal nennen, denn gerade diese Sportart lebt von eben jener Dynamik. Handball ist schnell, teilweise rau und auf jeden Fall das genaue Gegenteil dieser Simulation. Im Spiel ist keinerlei Schwung drin. Die Bewegungen, natürlich auch durch die Animationen verschuldet, sind hölzern, träge und ohne Elan. Pässe dauern eine gefühlte Ewigkeit, Tempogegenstöße sind dank Sprint, den meine Großmutter locker meistern könnte, eigentlich kaum möglich und das Torwerfen wird zur Geduldsprobe.

Überhaupt ist die Voraussetzung für ein halbwegs flüssiges Spiel die Beherrschung der Steuerung. Wie aber soll man die lernen, wenn es keinerlei Tutorial oder Anleitung im Spiel gibt. Was übrig bleibt sind Einblendungen über dem Spieler, welche Aktionen er just in dem Moment ausführen könnte. Welcher Knopf am Ende aber für welche Bewegung zuständig ist, bleibt unklar.

Besser ein Tor als kein Tor?

Das Schlimmste ist aber eigentlich der Torwurf. Einmal die - vielleicht - richtigen Tasten vor dem Tor gedrückt und der Angreifer wirft auf das Tor. Wohin ist aber, zumindest hat es sich mir nicht erschlossen, absolut willkürlich. Wozu die sehr kurze Verlangsamung der Spielzeit, die mit einem sich schließenden Kreis im Tor einhergeht, dienen soll? Keine Ahnung. Vermutlich handelt es sich hier um eine Art Minispiel um die Präzision zu verbessern. Aber, ihr vermutet es bereits: Keine Erklärung wird gegeben, es ist ein reines Rätselspiel. Mal abgesehen davon, dass der Kreis sich so schnell schließt, dass man sowieso keine Zeit zum Reagieren hätte!

Also gehen rund 80% der Würfe sowieso über das Tor. Weitere 19% werden von übermenschlich wirkenden Torhütern geblockt. Bleibt 1 Prozent der Würfe übrig, die tatsächlich im Netz landen - wie ich das gemacht habe keine Ahnung. Und wenn man die ganze Schose schon ohne einen wirklich Plan über die Bühne bringen muss, warum kann man dann nicht wenigstens den Schwierigkeitsgrad auswählen?

Zu zweit gruselt es sich besser

Natürlich gibt es auch einen Multiplayer. Wer sich allerdings Freunde einlädt, um gemeinsam an einer Konsole Handball 16 zu spielen, dürfte einen größeren Spaß am Quälen von Mitmenschen haben als die Entwickler dieses Titels. Über Xbox Live könnt ihr außerdem gegen Spieler aus aller Welt (vermutlich nur Europa) antreten, aber wer will das schon? Kein Wunder also, dass die Server leer bleiben. Warum bietet man also nicht einfach statt eines Multiplayers ein Tutorial an? Das wäre die bessere Wahl gewesen.