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Für Fans und Neulinge

Trotz meiner Skepsis muss ich sagen, haben die Entwickler es geschafft, für Fans aber auch für Neulinge etwas zu bieten. Wir haben den mysteriösen Gegner, welcher immer wieder plötzlich auftaucht und sich erst spät richtig zu erkennen gibt, ähnlich wie Sephiroth FF VII (wenn auch nicht ganz so böse), wir haben aber auch bekannte Namen. In der Oberwelt, welche im Grunde auch klassisch ist, finden wir immer wieder Stellen, an denen wir unsere Magieflakons füllen können. Dies ist neu, jetzt sammelt ihr Elemente und könnt daraus Zauber craften. Die Auswahl der Zauber ist dadurch eingeschränkt, was es aber gibt, kommt dem Spieler bekannt vor, noch immer ist Vitra die stärkere Form des Heilzaubers Vita, gleiches gilt auch für Feuer, Blitz und Eis.

Hier haben wir die erste Stelle, die Klassisches mit Modernem vermischt. Die Anzahl an Zauber ist gering, die Anwendungsmöglichkeiten aber nicht. Beim Craften könnt ihr überlegen, ob ihr die Ressourcen für viele schwache oder wenige starke Zauber benutzt, das bringt eine neue taktische Komponente. Interessant ist nun auch, das gemischte Zauber wie Granaten geworfen werden müssen, ihr müsst also nun den Gegner auch treffen, sonst war alles umsonst.

Die klassische offene Welt wird durch eine Fast-Travel-Möglichkeit und durch automatische Autofahren in Echtzeit erweitert. Dies ist gut, da die Oberwelt um ein vielfaches größer ist als in Vorgängern und so die Wege etwas reduziert werden. Dies funktioniert, da es keine Random Encounter mehr gibt. Dies erkläre ich aber später, wenn ich genauer auf das Kampfsystem eingehe.

Das Speichersystem ist etwas verändert, entspricht im Grunde aber dem, was wir kennen. In der Oberwelt könnt ihr immer speichern, in Dungeons ist dies nicht möglich. Da der Übergang zu Dungeons manchmal fließend und etwas überraschend ist, gibt es hier Checkpoints. In den Verliesen gibt es feste Punkte, von denen ihr das Spiel wiederaufnehmen könnt, wenn die Gegner euch doch einmal besiegen. Ich finde viele diese Funktionen zeigen den Zeitgeist von Videospielen, gefühlt wird alles etwas einfacher, aber eben auch etwas zugänglicher. Spielt man heute alte Final Fantasy-Teile, wirken diese stellenweise sehr sperrig und verschließen sich dadurch Neulingen. Bei Teil 15 hat man es so geschafft, sich eben Neulingen nicht zu verschließen, aber auch Fans wie mich nicht zu vergraulen.

Alles auf Anfang

Etwas, was sich wirklich merklich geändert hat, ist das Kampfsystem. Während so gut wie alle Final Fantasy-Teile eine Form von rundenbasierten Kämpfen boten, wird hier komplett in Echtzeit gekämpft. Ein großer Vorteil dabei ist, dass die Random Encounter wegfallen. Dies heißt, ihr werdet nicht mehr aus eurer Reise gerissen, wenn ihr nur schnell von einem Dorf in das andere wollt. Gegner steht ihr jetzt bereits auf Entfernung und könnt einen großen Bogen um sie machen oder eben direkt auf sie zugehen. Zu Beginn fühlte ich mich recht unterfordert, wenn ich auf Gegner einprügelte. Zwar können bekannte Items wie Phoenix Feder und Konsorten genutzt werden, jedoch steuert ihr auch nur noch eure Hauptfigur. Darüber hinaus sind Magie, Ausweichen und Schlagen eure einzigen Funktionen. Haltet ihr den Schlagknopf gedrückt und seid neben einem Gegner, wird pausenlos auf ihn eingeschlagen. Das muss auch sein, denn die Energieverhältnisse sind genauso wie in alten Teilen.

Ich fühlte mich erst einmal unterbeschäftigt und hielt einfach permanent B zum Angriff gedrückt. Später im Spiel eröffnet sich das Kampfsystem aber erst richtig. Eure Party lädt Aktionen auf, welche ihr per Knopfdruck nutzen könnt, um Kombinationen zu starten. Genauso gibt es Kombos, wenn ihr die Gegner von hinten trefft, den restlichen Kampf erledigen die Freunde von Noct aber alleine. Zusätzlich müsst ihr selbst im Kampf häufig die Waffen wechseln, da nur bestimmte Waffenklassen bei bestimmten Gegnern viel Schaden anrichten, andere sind wirkungslos, gleiches zählt auch für die Zauber.

Neben den Specials eurer Kammeraden, hat auch Noct eine Anzeige, die klassisch als Limit bezeichnet wird. Hier könnt ihr mächtige Angriffe starten, doch es kommt noch besser. Im Verlauf der Story erhaltet ihr die Gunst diverser Götter. Schafft ihr in Kämpfen bestimmte Umstände, können diese euch helfen, dies entspricht in etwa den Beschwörungen als alten Teilen der Serie, imposant in Szene gesetzt und äußerst effektiv.

Als letzte und fast wichtigste Fähigkeit, könnt ihr euch warpen. Bestimmte Punkte auf der Map dienen als Zielpunkte, um euch aus dem Kampf an den Rand des Gefechts zu warpen. Hier könnt ihr euch erholen, wenn es zu heiß wird.

Alles in allem ist es ein auf den ersten Blick vereinfachtes Kampfsystem, welches aber im Detail viele Möglichkeiten bietet, welche ihr nicht alle nutzen müsst, da der Schwierigkeitsgrad etwas niedriger ist als bei alten Final Fantasy Teilen. Leider muss ich abschließend doch zwei negative Aspekte am neuen Kampfsystem nennen. Die Übersicht. Vier Figuren und möglicherweise gleichviele Gegner kämpfen zum Teil auf engen Raum. Hier wird es generell schon schwierig, die Übersicht über die verschiedenen Zahlen zu behalten, welche euch zeigen, ob ihr viel oder wenig Schaden macht. Hinzu kommt nun aber, dass die Kamera so schlecht ist, dass diese ständig an irgendwelchen Gegenständen oder Bäumen hängen bleibt, dies ist gerade bei so einem dynamischen Kampfsystem äußerst ärgerlich.

Ein zweiter negativer Aspekt, welcher aber bei weitem nicht so schlimm ist, ist die KI eurer Party. Oftmals liegt ihr niedergeschlagen genau neben zwei Freunden und dennoch warten sie fünf Minuten, bis ihr wiederbelebt werdet. Das ist eine Kleinigkeit, wird aber auf Dauer leider wirklich zum Ärgernis. Insgesamt überwiegen die positiven Aspekte des Kampfsystems die negativen aber bei weitem, so dass ich sagen würde, das neue System ist absolut erfolgreich etabliert worden.

Final Fantasy Technics

Wie bei vielen Dingen kann ich auch bei der Abteilung für Technik sagen, ich war etwas ängstlich. Warum war ich ängstlich? Weil das neue Final Fantasy mit einer kompletten deutschen Synchronisation aufwartet. Warum macht mir das Angst? Es ist neu und was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht. Außerdem sind wir Gamer uns sehr bewusst, dass die wenigsten Games wirklich gute deutsche Synchronfassungen erhalten.

Direkt zu Beginn habe ich meinen Notanker gesehen, man kann die Sprache auch umstellen, nun kommt aber das erfreuliche: Es ist nicht nötig. Die deutsche Sprachausgabe ist wirklich gut geworden. Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, es die beste die es je gab, sicherlich aber eine der besten der letzten Jahre. Die Figuren, ihre Beziehungen, ihre Emotionen, alles wird glaubhaft vertont. Lange habe ich kein Spiel mehr freiwillig so lange auf Deutsch gespielt, denn es ist wirklich gut gelungen.

Musikalisch wird es etwas moderner als man es von der Serie gewohnt ist, die modernen Klänge gefallen mir nicht so gut, passen aber zu ebenso modernen Elementen, wie Smartphones. Zusätzlich gibt es aber auch wieder viele klassische Sounds, wie die original Chocobo Musik und als Bonbon hat da Autoradio der Boyband für euch den gesamten Final Fantasy VII Soundtrack im Radio. Insgesamt nicht der beste Soundtrack der Reihe, aber auch hier eine gute Fusion für Neulinge und Fans.

Grafisch konnten bisher in allen Teilen ab Final Fantasy VII besonders die Cut-Scenes begeistern. Bei Teil XV sind wir soweit, dass der Unterschied nicht immer erkennbar ist. Grafisch sieht der Titel wirklich gut aus, besonders die Bewegungen der Figuren wirken sehr realistisch. Die Welt ist groß und dazu gibt es auch eine tolle Weitsicht. So erkundet man die Welt gerne, auch dank der verschiedenen Wetteranimationen, wie Regen und Nebel.

Was in der offenen Welt nicht so schön ist, sind die ständigen Pop-Ups. Gerade, wenn ihr mit dem Auto fahrt (und das werdet ihr oft tun) werdet ihr ständig Bäume oder Schatten plötzlich auftauchen sehen. Auch die Haare der Figuren stören etwas das realistische Bild, diese haben mir einfach zu harte Kanten. An der Fülle der Figuren, der Kreativität des Monsterdesigns und der Größe der Welt gemessen muss sich die grafische Performance aber wirklich nicht verstecken.

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Fazit

Wie schon Samuel L. Jackson John Travolta in Pulp Fiction fragte „Sind wir zufrieden?“, habe ich mich das auch gefragt, als ich Final Fantasy viele Stunden gespielt habe. Die Antwort darauf fällt mir leicht „Ja wir sind zufrieden“.

Zwar sind die Wege und das Fahren stellenweise etwas viel und es gibt mit Pop-Ups und der Kamera einige nervige Fehler, insgesamt ist das jedoch wenig, was hier falsch gemacht wurde. Mutige Neuerungen wie das Kampfsystem und komplett neue Protagonisten stehen dem Spiel wirklich gut und werden tatsächlich auch viele Neulinge anlocken können.

Zwar kann die Boyband um Noct mir nicht Cloud und Tifa ersetzen, aber dennoch ist es für mich eine der besten Gruppen, die in einem Final Fantasy je geboten wurden und dafür verdient die Party eindeutig den XBoxUser Special Award.

Auch bei der Spielzeit kann ich wirklich nicht meckern. Klar, die Aufteilung der Nebenquests ist etwas merkwürdig, aber insgesamt kriegt man hier für sein Geld eine dreistellige Spielstundenanzahl und das Wichtigste ist: Fast jede dieser Stunden macht Spaß.

Für mich ist Final Fantasy XV das perfekte Winterspiel. Es ist ein kitschiges aber unterhaltsames Märchen, was mich für viele Stunden aus dem grauen Winter geholt hat und auch nach diesem Testbericht weiterhin tun wird. So muss ein JRPG gemacht werden!


Bewertung

Pro

  • Freundschaft als toller Story-Fokus
  • Viel Spielzeit
  • Eine riesige offene Welt
  • Neues Kampfsystem bietet viele Möglichkeiten
  • Starke deutsche Synchronisation

Contra

  • Kamera in den Kämpfen schwach
  • Zum Ende wird das Game sehr linear

Story 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Umfang 10 von 10
10/10
Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award

1 Kommentar

XBU H3tf1eld Mo, 27.02.2017, 21:19 Uhr

Meine Frau hat das Spiel am Wochenende durchgespielt. Ich habe über weite Strecken hinweg mit zugeschaut. Zum Ende hin wurde die Story richtig spannend und das "Finale" natürlich sehr emotional. Tolles Review und sehr tolles Spiel :smt023