
Nachdem Codemasters mit F1 2015 einen leichten Frühstart auf den aktuellen Konsolen hingelegt hatte, gilt es die Fehler abzustellen, um in diesem Jahr wieder die Spitze in Angriff nehmen zu können. Zwar präsentierte sich schon F1 2015 als technisch gutes Rennspiel, welches einen gelungenen Spagat zwischen Zugänglichkeit und Simulation bot. Insbesondere beim gelieferten Umfang merkte man der letzten Iteration jedoch den Zeitdruck unter dem die Entwicklung stand an. Kann Codemaster hier in diesem Jahr nachliefern und das gute Grundgerüst aus dem letzten Jahr sinnvoll verbessern?
Aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt?
Ein erster Blick ins Menü zeigt nach dem Start auf jeden Fall schon einmal, dass der Karriere Modus sein Comeback feiert. Dazu kommen weitere Modi wie das Zeitfahren, die Meisterschaft und der Online-Modus. Die letzte Saison sowie die Szenarien sind allerdings nicht mehr im Spiel enthalten. Dafür lässt sich das Renngeschehen in den verschiedenen Modi sehr detailliert nach den eigenen Wünschen anpassen. Von einem Vollen Rennwochenenden mit 3 Trainingssession, Qualifying und dem Rennen über eine „Casual-Variante“, in der die Trainings verkürzt und das Qualifying auf eine Blitzrunde beschränkt sind, lassen sich beliebige Abstufungen des Umfangs in der eigenen Konfiguration einstellen. Sowohl im Meisterschaftsmodus – welcher natürlich auch dieses Jahr voll lizensiert ist – als auch im Karriere-Modus. In Einzelrennen und dem Meisterschaftsmodus lässt sich sogar noch gezielt Einfluss auf das Wetter nehmen, während mal sich in der Karriere dem Zufall ausgesetzt sieht.
Auch bei den wählbaren sieben Schwierigkeitsgraden ist mit Hilfe der variabel zu- und abschaltbaren Hilfen (wie ABS, Traktionskontrolle oder Bremsassistent) für jeden Anspruch etwas dabei. Hinzu kommen weitere Einstellungsmöglichkeiten, wie das Zu- und Abschalten von Rückspulfunktion, Schadensmodell und dem manuellen Starten durch das richtige Timing beim Betätigen und Loslassen der Kupplung. Außerdem kann man die Boxeneinfahrt automatisch von Statten gehen lassen oder selbst sein Glück bei der Vermeidung von Strafen versuchen. In Kombination mit dem Reifenverschleiß und dem Benzinmanagement bietet F1 2016 hier viele Features von denen sich das ein oder andere Rennspiel einen Scheibe abschneiden könnte.
Einmal Karriere bitte ... und zwar richtig!
Wie eingangs erwähnt kehrt neben all diesen – teils bekannten – Features auch der Karriere-Modus zurück und wie! Mit F1 2016 wurde die gesamte Präsentation der Karriere überarbeitet. Bevor ihr in den Genuss der neuen Präsentation kommt müsst ihr aber erst einmal ein virtuelles Ich erstellen und euch einem der 11 Teams anschließen. Diese sind in drei Gruppen unterteilt, welche die Qualität der Fahrzeuge und somit auch den Anspruch an die Rennleistungen vorgeben. Werden von euch in Gruppe 1, vertreten unter anderem durch Mercedes oder Ferrari, sofort Erfolge in Form von Meisterschaften erwartet, so ist man sich bei Sauber und Renault bewusst, dass es ein weiter Weg bis zur Spitze ist.
Nachdem ihr euch also für ein Team entschieden habt, begrüßt euch in einem voll animierten Team-Lager eure Managerin in Polygonform. Vorbei sind die Zeiten, in denen ihr euch ausschließlich durch eure Laptop-Menüs klickt. Die kompletten Renntage und auch Schlüsselstellen eurer Karriere erlebt ihr in diesen Einspielern, für die einige Teamchefs der Formel 1 Teams nachmodelliert wurden. Zwar fällt die optische Qualität im Vergleich zum Rest des Spiels deutlich ab, dies stört die Stimmung jedoch nicht weiter. Ansonsten ist nämlich auch F1 2016 wie sein Vorgänger technisch auf sehr gut geraten. Hier und da kämpft das Spiel zwar etwas mit Treppchenbildung, dafür bleibt die Performance – entgegen der ersten F1 2016 PC Version – stabil.
Nach diesem Exkurs zur Optik des Spiels widmen wir uns erneut der Karriere. Diese hat nämlich neben den Videoschnipseln noch mehr zu bieten. So gilt es in den Trainings in 3 verschiedenen Kategorien euer Können zu verbessern, um so Erkenntnisse bzw. Entwicklungspunkte für euer Team zu sammeln. Müsst ihr in einer Kategorie versuchen, möglichst viele Kurven und DRS Zonen der Strecke perfekt zu befahren, versucht ihr in der zweiten Übung eine vorgegebene Zeit möglichst reifenschonend zu erfahren. In der letzten Übung gilt es das Qualifying zu proben und eine vom Team vorgegebene Zeit zu schlagen. Anschließend geht es in das echte Qualifying, um eure Startposition für das große Rennen zu erkämpfen.
Im Rennen selbst geht es dann darum, die passende Boxenstrategie gepaart mit eurem Können optimal einzusetzen, um möglichst viele Punkte für euch und euer Team herauszufahren. Auch wenn sich F1 2016 vom Fahrgefühl her etwas anders anfühlt, ist das keineswegs eine Kritik an Codemasters. Die Zweikämpfe um Positionen sind tierisch spannend und gerade in den früheren Jahren der Karriere, in einem der schwächeren Teams muss man um jede Position gegen die aggressiv agierende KI kämpfen. Die KI fährt zwar nicht so überraschend wie bei Forza 6 und auch die Auslegung von Strafen führt hin und wieder zu verwunderten Blicken, das tut dem Spielspaß aber genauso wenig einen Abbruch, wie das für Einsteiger etwas überladen wirkende Konfigurations- und Kommunikationssystem. Darin könnt ihr die Spritmischung eures Fahrzeugs genauso einstellen, wie mit dem Team über strategische Dinge kommunizieren. Gerade der Funkverkehr – auch wenn er in F1 2016 zwar deutlich besser zu verstehen ist als in echten Formel 1 Rennen – trägt enorm zur Atmosphäre bei und unterstreicht den guten technischen Eindruck des Spiels. Neben der klasse Optik, ist auch am Sound und den Kommentatoren nicht groß etwas auszusetzen. Lediglich das optische Schadensmodell hat noch deutlich Luft nach oben.
Nach einem Rennen könnt ihr nun auf eure Laptop auswählen in welchen Bereichen euer Team, das Fahrzeug mit der gesammelten Erfahrung verbessern soll. Außerdem könnt ihr schauen, wie ihr euch gegen euren Stallinternen Konkurrenten geschlagen habt. Für jedes Rennwochenende bekommt ihr einige Ziele. Wer diese erfüllt und außerdem im Qualifying und im Rennen ordentlich abschneidet, kriegt Teamintern Punkte und kann so den Kampf um die Nummer eins im Team für sich entscheiden.
Abgerundet wird das Gesamtpaket durch den Multiplayer
Wer keine Lust mehr hat, gegen die KI zu fahren, der kann allerdings auch in den Online Modus wechseln. Neben einfachen Rennen und Rennwochenende könnt ihr auch eine Online Meisterschaft starten und dabei die zahlreichen Optionen, welche das Spiel schon im Singleplayer bietet, ausreizen. Das Spielerlebnis hängt dabei – wie in jedem anderen (Renn-)Spiel on der Verbindung der einzelnen Teilnehmer ab. Den einzigen Vorwurf, den Codemasters sich auf der Xbox jedoch gefallen lassen muss, ist dass es keinen Lobbybrowser gibt. Auf dem PC und der PS4 ist dieser jedoch vorhanden.
Fazit
Mit F1 2016 macht Codemasters einen mächtigen Schritt nach vorne. Die Karriere ist schön inszeniert und kann mit dem Erfahrungssystem ungemein motivieren. So haben wir uns hin und wieder erwischt, gar nicht ins Rennen zu wollen bevor wir nicht endlich die optimalen Ergebnisse in den Tests eingefahren haben.
Mit seinen schier zahllosen Einstellungsmöglichkeiten bietet F1 außerdem den richtigen Grad an Herausforderung für ein breites Spektrum an Rennsportbegeisterten. Wir würden uns gar wünschen, dass einige Rennspiele sich bei der Konfigurierbarkeit von F1 2016 eine Scheibe abschneiden.
Alles in Allem biete derzeit kein Rennspiel solch spannende Rennen gepaart mit taktischen Entscheidungen, die über Sieg und Niederlage entscheiden können. Für alle Rennspiel- und Formel 1-Fans können wir darum nur eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Gelegenheitsrennfahrer können mit etwas Geduld und durch die vielen optionalen Hilfestellungen zwar auch auf ihre Kosten kommen, sind aber nicht die Hauptzielgruppe von F1 2016.
Bewertung
Pro
- offizielle Lizenz
- überzeugende Fahrphysik
- viele Hilfsoptionen
- viele Einstellungsmöglichkeiten
- toll inszenierte Karriere
- kämpferische KI
- dynamisches Wetter
- Benzin und Reifen als taktische Komponenten
Contra
- Tearing
- mäßiges Schadensmodell
- mitunter merkwürdige Regelauslegung
- Kommentatoren wiederholen sich
- keine Szenarien
- kein Lobby-Browser

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