Page

Unter neuem Namen versucht man nun bei Konami dem ewigen Rivalen von EA wieder Konkurrenz zu sein. Mit einigen neuen Gameplaymechaniken, aufgehübschter Optik, aber doch noch so manchen Fehlern gelingt es insgesamt nicht so schlecht. Lest in unserem Testbericht, was uns gefallen hat!

Neues Jahr – neues Dribbling

Kommen wir gleich auf den Punkt und schauen uns die Neuerung auf dem Fußballfeld an! Das erste, was einem auffällt, ist die neue Stadion-Kameraeinstellung, die das neue Standard ist. Sie fühlt sich realistischer an, bietet aber natürlich nicht die Weitsicht der klassischen Weitwinkelkamera.

Das, was man noch unter „Skill Moves“ kannte, bzw. was man auch unter besonderen Fähigkeiten bei Fifa kennt, also das Überdribbeln durch gekonntes Flicken der Sticks, ist nun durch etwas Subtileres ersetzt worden. Das „Finesse Dribbeln“ ist zwar keine wirkliche Neuerung, da man immer noch mit den rechten Sticks Tricks ausführen kann, doch ist das Ganze subtiler und natürlicher in den Spielfluss eingebaut. So wirkt das gekonnte Aneinanderreihen von Dribbeltricks nicht mehr wie ein Videospiel, sondern wie ein tatsächlicher Fußballspieler, der gekonnt den Ball an den Verteidigern vorbeischlängelt. Natürlich erfordert es immer noch Fingerspitzengefühl und der Spieler auf dem Feld muss tatsächlich in der Lage sein, diese Tricks zu vollführen – aber es fühlt sich deutlich flüssiger an.

So ist auch das Gameplay insgesamt etwas verlangsamt worden, was eine gute Sache ist. Durch das, was man bei Konami „miss-kicks“ nennt, also das Verfehlen eines Balles oder das ungenaue Abschlagen, wurde auch noch einmal Tempo aus dem Spiel genommen. Es ist nun nicht mehr ohne Weiteres möglich, bei direkter Ballannahme in der Drehung ein Tor zu schießen oder zu passen. Erwischt man den Spieler wortwörtlich auf dem falschen Fuß, so ist es ebenfalls deutlicher schwieriger. Das belohnt aber auch die Spieler, die sich etwas mehr Zeit auf dem Platz nehmen, um zu taktieren und zu schauen, wo denn der Ball schlussendlich hin soll.

Hier wurde auch nochmal an den Taktikmöglichkeiten gearbeitet und wer sich richtig hineinarbeitet, hat so viele Möglichkeiten, die auch noch so schnell während des Spieles umgestellt werden können, dass Fifa blass aussieht. Man kann die Flügel umstellen, jede Position verändern, von Taktiken über aggressive Mittelfeldspieler über Gegenpressing und, und, und… alles ist möglich. Man muss es PES lassen: Das Gameplay an sich ist echt knackig, realitätsnah und man fühlt sich direkt mitten im Spiel.

Die kleinen Schönheitsfehler

Alles wäre gut, wenn es nicht noch immer hier und da kleinere Probleme gäbe. Vor allem die KI macht PES immer noch zu schaffen. Die eigenen Spieler sind zwar darauf ausgelegt, dass sie beim Angriff stets vor laufen und den Ball annehmen wollen, doch lässt das manchmal so viel Freiraum, dass man keinen kurzen Pass mehr ausführen kann, weil alle nach vorne gelaufen sind. Sehr häufig bietet kein KI-Mitspieler sich an für einen Pass.

Auch gibt es immer noch das typische Problem der Ballannahme, wenn der Ball mal etwas freier läuft. Es kommt sehr oft vor, dass eigene Spieler einen Ball, der ein paar Millimeter vor ihnen liegt, nicht annehmen, nur anschauen und sich dann komplett von der gegnerischen Mannschaft überdribbeln lassen.

Die gegnerische KI spielt im Übrigen wie immer – und erzielt dabei öfters mal Tore, bei denen man keine Chance hat. Besonders hervorstechend ist es, wenn die gegnerische KI ein stärkeres Team mit besonders starken Einzelspielern hat. Hier kann man als Verteidiger nur hinterherlaufen und dem Tor unweigerlich ins Auge blicken.

Die fehlenden Lizenzen sind natürlich immer noch ein Problem für Konami. Und gerade auf der Xbox erlaubt es Microsoft eben nicht, externe Daten herunterzuladen und für sich zu benutzen. Das heißt, dass das Feature der PlayStation oder dem PC, fremde editierte Daten mit bearbeiteten Namen und echten Trikots/Spielern usw. in sein Spiel zu integrieren, auf der Xbox leider immer noch fehlt.

Viele Spielmöglichkeiten mit Langzeitmotivation?

PES 2020 bietet keine großen Überraschungen in den Spielmodi. Der Karrieremodus, also die Meister-Liga „Remastered“ ist insofern nur „remastered“, weil man nun Transfersummen realistisch gestaltet hat. Außerdem hat man total unnötigerweise ein „interaktives“ Dialogsystem eingebaut, bei dem z.B. Trainer und Spieler eine Unterredung haben. Naja… darauf hätte man gut verzichten können.

Schön ist, dass man bei PES 2020 an den vielen Offline-Spielmöglichkeiten festhält. Im Gegensatz zu Fifa, welches mittlerweile komplett auf das von Mikrotransaktionen nur so platzende „Ultimate Team“ setzt (das PES-Pendant dazu, myClub, steht dem im keiner Weise nach und bietet sogar ohne, dass man echtes Geld einsetzt, genügend Optionen um erfolgreich zu sein, insofern man nur ein wenig Geduld hat), bietet PES immer noch viele Modi an, die man mit mehreren Freunden zuhause auf der Couch spielen kann. Wie lange habe ich früher immer in Fifa Meisterschaften zu zweit gegen die KI gespielt – mittlerweile bietet nur noch PES diese Option.

Für längere Motivation soll das neue Feature „Match Day Live“ sorgen, bei denen echte anstehende Fußballspiele nach-, bgzw. vorgespielt werden. Hier kann man dann eine Woche lang online spielen, es wird ein Durchschnittsergebnis aller Online-Spiele errechnet und eine Prognose entsteht. Da die Teamkonstellationen jede Woche ändern hat man auch einen Ansporn, sich jede Woche an einer neuen Herausforderung zu messen. Coole Idee!

Und ja, dem Namen „eFootball“ (mit einem Fokus auf eSports) wird man gerecht: Wenn man sich anschaut, was man alles an taktischen Einstellungsmöglichkeiten hat, um auch die stärksten Einzelspieler in der Verteidigung in die Falle zu locken, so ist online nicht nur das gute Spielen, sondern auch das Taktieren gefragt. Wir hoffen, dass sich PES weiter in Richtung eSports entwickelt, denn es wird immer interessanter und immer skillbasierter – auf hohem Niveau wird man selten ein Glückstor sehen, denn ALLES ist potentiell kontrollierbar.

Fazit

PES 2020 bietet einiges an kleinen, neuen Features, die dafür sorgen, dass sich das gesamte Gameplay noch flüssiger anfühlt. Finesse Dribbeln mit Starspielern, die ihre ganz eigenen Bewegungen haben, taktische Umstellungsmöglichkeiten während des Spiels, unperfekte Ballannahmen, eine Stadionkamera und ein reduzierteres Spieltempo machen die Simulation immer besser.

Allerdings gibt es immer noch KI-Probleme, bei denen Spieler dem Ball einfach nur nachgaffen, anstatt ihn anzunehmen, oder viel zu weit vorlaufen, wobei man eigentlich kurzspielen wollte. Der Mangel an Lizenzen wäre zu vertrösten, würde denn das Feature auf der Xbox funktionieren, externe editierte Daten runterzuladen – geht leider nur bei der Konkurrenz.

Somit ist PES 2020 bei weitem nicht perfekt, aber es kann durchaus punkten, da es unglaublich subtiles, präzises Gameplay, eine richtig aufgehübschte Optik mit tollen Spielermodellen und viele Offline- wie auch Online-Spielmodi bietet, die ihresgleichen suchen. Es ist tatsächlich DIE Fußballsimulation schlechthin – ob man eher zur Konkurrenz greifen möchte, ist wohl immer eine Glaubensfrage.


Bewertung

Pro

  • Viele kleine Gameplayneuerungen
  • Realistischeres Gameplay
  • Viele Off- und Online-Modi
  • Merkbar aufgehübschte Optik

Contra

  • Keine wirklich großen Neuerungen
  • KI immer noch mit Problemen
  • Wenig Lizenzen, auf der Xbox keine externen editierten Daten herunterladbar

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 8 von 10
8/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Neuerungen 7 von 10
7/10
Umfang 8 von 10
8/10
Multiplayer 9 von 10
9/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

0 Kommentare