Review zu Die Zwerge

Redet man von Die Zwerge denken die meisten sicher an die, hinter den sieben Bergen. In unserem Fall geht es um die Fantasyromanreihe des deutschen Schriftstellers Markus Heitz. Seit 2003 sind fünf Bände, eine Hörspielfassung, Brettspiele und eine Graphic Novel Umsetzung erschienen. Die Bremer Entwickler von King Art haben sich daran gemacht, den ersten Band zu digitalen Leben zu erwecken.

Verteidiger des geborgenen Landes

Wir befinden uns im geborgenen Land, das von Bergen umgeben ist und durch Orks, Trolle und Oger bedroht wird. Die Verteidigung ist Aufgabe der Zwerge. Doch die fünf Zwergenreiche stehen kurz vor dem Fall und das tote Land droht weiter vorzudringen. Davon weiß Tungdil Bolofar aber noch nichts. Als Findelkind ist er bei dem menschlichen Magus Lot-Ionan aufgewachsen und weiß nichts über seinen Stamm oder seine Herkunft. Sein Abenteuer beginnt, als sein Ziehvater ihn bittet einen Botengang zu übernehmen. Seine Welt wird hinterher nicht mehr sein, wie sie war, und während seiner Odyssee trifft er auf treue Verbündete, böse Gegenspieler und erforscht seine Vergangenheit.

Das Spiel orientiert sich stark an der Romanvorlage, was sich in der Erzählweise widerspiegelt. Die Zwerge enthält sehr viel Text und das Spiel erinnert Streckenweise an ein Textadventure. Zu Gute halten muss man aber, dass die Texte von professionellen Synchronsprechern, sehr gut eingesprochen wurden. Zu den Sprechern gehört auch Johannes Steck, der ebenfalls das Hörbuch vertont hat. Die Texte und Erzählungen sind außerdem sehr gut geschrieben, so dass man Spaß am Zuhören entwickelt. Trotz der engen Vorlage, wird dem Spieler immer wieder die Möglichkeit geboten, eigene Entscheidungen zu treffen. Leider sind diese nicht mehr als ein kurzer Ausflug parallel zu eigentlichen Geschichte, auf deren Weg man immer wieder zurückgeführt wird. Dennoch schaffen sie es eine gewisse Entscheidungsfreiheit zu vermitteln und Abwechslung zu schaffen.

Spielbrettcharakter

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass wir unsere Spielfigur auf einem digitalen Brett bewegen. Die Geschichte von Tungdil und seinen Gefährten wird durch Unterbrechungen, in Form von Erzählungen oder Erkundungsarealen vorangetrieben. Manchmal treffen wir auf Händler oder ein Gasthaus, in dem wir Vorräte kaufen können. Ein andermal finden wir einen verlassenen Wagen und haben die Wahl ob wir ihn plündern oder einfach weiterziehen. Einen besonderen Charme machen aber die Passagen aus, in denen über das Verhalten der Zwerge in der Gruppe berichtet wird. So sitzen sie eines Abends beisammen und grillen einen Käse, der laut Tungdil eher nach drei Wochen getragenen Schuhen schmeckt. Später schmeckt ihm der Käse dann immer besser. Auch die Gespräche der Zwerge sind sehr erheiternd und verleihen ihnen eine eigene Persönlichkeit.

Helden in der Unterzahl

An Schlüsselstellen verlassen wir die Weltkarte und kommen in eine 3D Umgebung, in der wir Tungdil und seine Gefährten aus der Vogelperspektive steuern. Dabei erkunden wir die Gegend und müssen manchmal leichtere Try-and-Error Rätsel lösen. Meist kommen wir aber in eine Kampfsituation, in der wir es mit einer ganzen Horde von Gegner zu tun bekommen. Das wird, trotz der Möglichkeit mit der Kamera rein oder raus zu zoomen, schnell unübersichtlich. Während dem Kampf, verteidigen sich unsere Zwerge voll selbstständig. Offensiv Attacken stehen nur als Fähigkeit zur Verfügung, die Aktionspunkte benötigt. Diese Aktionspunkte regenerieren sich mit der Zeit selber.

Um etwas Ordnung in das Getümmel zu bekommen, können wir den Kampf pausieren und unseren Charakteren in aller Ruhe eine Aktion zuweisen, die sie als nächstes Ausführen sollen. Es ist empfehlenswert, die Aktionen mit Bedacht zu wählen und auf alle Charakter abzustimmen, um möglichst effektiv zu sein. Neben den Aktionen und Bewegungen auf dem Schlachtfeld, können wir nicht mehr Einfluss auf den Kampf nehmen. Aber auch so ist man gut beschäftigt seine Gruppe am Leben zu halten, denn sobald einer der Helden stirbt, muss man den Kampf von vorn beginnen. Selbst auf der Schwierigkeitsstufe "Einfach" kam das häufiger vor.

Die Zwerge versteht sich als Rollenspiel, doch die Möglichkeiten zur Charakterentwicklung fällt gering aus. Die Rolle der Charaktere ist vorgegeben und nach jedem zweiten Level Aufstieg wählen wir eine neue Fähigkeiten, die unser Charakter lernen soll. Nach zehn Leveln ist aber auch schon wieder Schluss. Wer sich auf eine interaktive Geschichte mit Rollenspielelementen einstellt, macht nichts falsch.

Performance

Vor dem Release hat es Berichte gegeben, die den Zwergen eine Unspielbarkeit auf der Xbox One bescheinigt haben. Wir haben mit dem Day-One-Patch gespielt und konnten keine groben Performance-Probleme feststellen. Tungdil und seine Freunde lassen sich zum größten Teil flüssig spielen. Gelegentliche Ruckler und kürzere Freezes, besonders wenn viele Gegner auf dem Bildschirm sind, kommen aber vor. Auch die Ladezeiten ziehen sich ziemlich hin, was das Neu-Laden eines Kampfes schon mal zur Geduldsprobe werden lässt. Die Grafik ist für ein Spiel dieser Art gut gelungen und auch die animierten Zwischensequenzen sind schön anzusehen. Ein Grafikmonster sollte man aber nicht erwarten.