Page

In den letzten Jahren merkt man sehr deutlich, dass die Industrie sehr vorsichtig mit neuen IPs in der Branche ist. Ob das nur ein Zeichen für das Ende der aktuellen Konsolengeneration ist, oder ein allgemeines Problem, ist nicht klar. Nach "XCOM" ist nun auch Carrier Command: Gaea Mission an der Reihe und stellt sich erstmals auf der Konsole vor. Das von Realtime Games in 1988 veröffentlichte Strategiespiel feiert in 2012 sein Comeback auf der heimischen Xbox 360. Ob das Comeback gelungen ist, oder Carrier Command lieber zurück in die virtuelle Gruft soll, erfahrt ihr in unserem Test.

Komplexer als man denkt

Das Spielprinzip ist relativ einfach, aber dennoch komplex. Kenner des Originals werden wissen, dass man das gegnerische Kriegsschiff, also den "Carrier", so schnell wie nur möglich zerstören sollte. Allerdings sollte man dabei selber unbeschadet bleiben, sonst geht eine Schlacht schneller verloren, als man denkt. Wettrüsten auf hohem Meer, ein Spaß für die ganze Besatzung. Unmengen an Ressourcen und Ausstattung machen jede Schlacht einzigartig und geben Raum für individuelle Strategien. Die sehr große Spielwelt bietet verschiedenste Inseln mit verschiedenen Biomen und zur Verfügung stehenden Ressourcen. Jeder Kampf kann von Ort zu Ort also einen anderen Lauf nehmen und neue Schwierigkeiten darstellen.

Die Kämpfe finden natürlich nicht nur auf dem Carrier selbst statt, bzw Carrier gegen Carrier, sondern auch direkt auf den Inseln. Während zu Beginn der Gegner nicht zu sehen ist, sollten die ersten Räume auf den Inseln gesichert werden. So baut sich nicht nur die Spannung auf, sondern auch die Schwierigkeit. Hat der Spieler die einzelnen Basen erobert, kann das Hauptquartier angegriffen werden. Carrier Command ist ein richtiges Strategiespiel und Anfängern wird der Einstieg oft schwer gemacht. Die Übersicht verliert man des öfteren, allerdings arbeitet man sich auch als Neueinsteiger sehr schnell in die Materie. Anfänger werden oft den Fehler machen, die KI durch die Schlacht "laufen" zu lassen. An vielen Stellen merkt man aber, dass gerade das zu einer Niederlage führen kann. Legt man selber die Hand an das Steuer, sind die Chancen viel größer.

Action in Carrier Command?

Bei Strategiespielen denkt man sich berechtigerweise: Langweilig, oder gibt es dort Action? In einem Zeitalter, in dem Call of Duty und Battlefield die Hitlisten dominieren, ist es für ein Strategiespiel sicher schwerer, als noch vor 20 Jahren. Heute ist es in Carrier Command aber möglich, auch selber aktiv in die Schlacht zu gehen. Ob man nun alles vom Carrier aus steuert und auf die KI hofft, oder selber das kleinste Fahrzeug bedient, Action ist gegeben! Die Schlachten sehen ganz gut aus und bringen ein wenig frischen Wind in das alte Genre. Vergleicht man Carrier Command mit anderen, aktuellen Titeln, sieht das Ganze nicht mehr so toll aus. Die Grafik ist nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge und das Gameplay wirkt auch veraltet.

Die Steuerung am Gewehr oder im Fahrzeug ist schwammig und ungenau. Möchte man darauf verzichten und lieber die KI ranlassen, wird es wieder kritisch. Die KI weiß oft gar nicht, was sie eigentlich macht. Die s.g. "Mantas" unterstützen die Bodeneinheiten oft nicht und fliegen sinnlos über dem Schlachtfeld. Genauso verfahren sich die Fahrzeuge und kommen nicht direkt zum gewünschen Ziel. In entscheidenen Situationen kann durch solche Fehler im Spiel ein Kampf verloren gehen. Das ist leider sehr ärgerlich, aber die schlechte KI gleicht es wieder aus und es ist fast unmöglich eine Schlacht zu verlieren. Ob das positiv oder negativ angesehen wird, bleibt jedem selbst überlassen.

Wann ist die Kampagne endlich vorbei?

Die Kampagne wirkt typisch - wie ein langes Tutorial. Über 15 Stunden spielt sich der "glückliche" Commander durch eine nicht erwähnenswerte Geschichte. Da wäre garantiert mehr drin gewesen, das Setting bietet viele Geschichten. Ist die Kampagne überstanden, kann der "Skimrush" Modus gespielt werden. Durch das episch lange Tutorial hat man alle Fähigkeiten, Ausrüstungen und Ressourcen kennengelernt und kann diese nun von Beginn an benutzen. Auf verschiedenen Inseln können dann spannende Schlachten, ohne Erklärungen und mit allen Möglichkeiten, gespielt werden. Dieser Modus macht auch Strategie-Casuals großen Spaß. Leider gibt es keinen Multiplayer, was das Gesamtbild etwas nach unten zieht. Carrier Command schreit eigentlich nach einem Mehrspieler. Gerade durch den Mix zwischen Ego Shooter, Fahrzeugacition und Strategie, wäre eine Mehrspieleroption sicher cool gewesen. Ob nun kleine Team Deathmatches oder die großen Kämpfe, da wäre mehr drin gewesen.

Die Präsentation ist nicht die beste, obwohl die Engine Hoffnungen auf "mehr" gemacht hat. Die "ArmA" Engine hat mehr Power, aber ist gerade auf dem PC etabliert. Ob sie auf Konsolen umsetzbar ist, ist eine andere Sache. Der Tag-Nacht Wechsel sieht allerdings gut aus und auch der Wetterwechsel bringt etwas Stimmung auf die Karte. Der Sound ist auch nicht Spitzenklasse, aber schlecht auch nicht. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es nicht, aber mit den englischen Sprechern kann man sich anfreunden. Insgesamt ist die Präsentation ganz stimmig, für das Genre sogar relativ gut. Sieht man die Action-Szenen als Feature an, bleibt der Eindruck behalten. Sie wären nicht nötig gewesen, da Strategie Fans daran kein Interesse haben und Casual Gamer eher zu den reinen Actionspielen greifen.

Fazit

Carrier Command ist für echte Strategen wohl ein wahrer Segen! Es ist schwer, bietet einen klassische Kampagne und einen tollen Skimrush Modus.

Für alle Anderen wirkt Carrier Command weniger wie ein Segen. Die Spieler, die mit dem Genre weniger anfangen können, werden sich an der Kampagne die Zähne ausbeißen. Das Problem ist aber, dass nicht die starken Gegner dem Spieler das Leben zur Hölle machen, sondern das Spiel selber.

Es ist grundsächlich negativ anzusehen, wenn der Spieler gegen die Technik kämpfen muss und nicht gegen den Gegner. Dadurch ist man gezwungen ständig in das Geschehen einzugreifen. Und da kommen die Actionszenen in das Spiel. Diese sind nicht nötig gewesen und werden viele Spieler frustrieren. Leider ist auch kein Multiplayer in das Spiel gekommen, der Carrier Command aufgewertet hätte. So müssen sich die Strategen dauerhaft gegen die KI durchsetzen.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Genre Fans trotzdem ihren Spaß haben können und die Engine Fehler hoffentlich noch herausgepatched werden.


Bewertung

Pro

  • Viele Ausrüstungen und Ressourcen
  • Interessantes Konzept und Setting

Contra

  • Schlechte Action-Szenen
  • Steuerung ungenau
  • Viele Bugs im Spiel

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 7 von 10
7/10
7

0 Kommentare