
Gefühlt alt, aber unterhaltsam und frisch
Aber gut, es ist ja bei weitem nicht alles negativ. Ganz im Gegenteil. Battlefield 1 fühlt sich frisch und alt zugleich an. Man fühlt sich komischerweise ständig an WWII-Spiele erinnert. Alles ist analog, es gibt keine Laservisiere für die Waffen zum Freischalten, es gibt keine komplexen Drohnen oder Zielsysteme, kein Infrarot und keine Schalldämpfer. Das Zielen und das Gameplay an sich wirkt auch viel schwieriger: Alles wackelt, alles ist unruhig und dann kommt plötzlich noch ein Sandsturm auf! Man hat wirklich das Gefühl, dass hier mehr Skill gefordert ist.
Aber der Multiplayer hat sich auch sonst verändert. Das Punktsystem in Eroberung ist etwas anders (Kills zählen gar nicht mehr so viel), Fahrzeuge erscheinen nur, wenn ihr aus dem Spawn eins auswählt und die Klassen wurden ebenfalls verändert. Bisher ist es sehr schwierig, ein Fazit zu ziehen, wie sich alles aufeinander abspielt und wie sehr DICE die Spielmechaniken noch verändern wird. Momentan ist es so, dass Panzer aufgrund mangelnder Panzerabwehrraketen manchmal zu stark wirken, die Unterstützungssoldaten aufgrund schlechter Waffenauswahl unnütz erscheinen, Sanitäter viel weniger zum Einsatz kommen, weil man das Wiederbeleben überspringen kann und es doch weniger Teamplay erfordert, als es anfangs den Anschein hat. Momentan sind auch noch zu viele Scharfschützen unterwegs, da es sich bei den teilweise riesigen (aber leeren…) Wüstenmaps geradezu anbietet.
Ja, es gibt auch noch einige Bugs. Pferde reagieren bei weitem nicht immer so, wie es sein soll, Clippingfehler führen zu Problemen im Liegen und Waffen sind teilweise noch unausgeglichen. Ich habe leider auch viele Ruckler, sowohl im Singleplayer als auch im Multiplayer gehabt, selbst während Zwischensequenzen – das kann schon stören.
Und dennoch… macht es einen Heidenspaß! Wenn man sich drauf einlässt und mit Battlefield (das sich mittlerweile fast wie ein Battlefront spielt) in den ersten Weltkrieg eintaucht, so kann es unglaublich befriedigend sein, mit einem alten Doppeldecker über dem Schlachtfeld zu kreisen, auf den plötzlich erscheinenden Zeppelin zu spawnen, jemandem im Ansturm mit dem Bajonett niederzumähen oder einfach nur gemütlich einen nach dem anderen auf dem Pferd mit dem Säbel zu erwischen. Wenn dann die Soundkulisse auch noch so perfekt passt, ist man komplett im Spiel eingetaucht. Auch die alten Waffen, das Zielen und der anschließende Kill wirken deutlich belohnender, weil eben mehr Können erfordert ist – jeder Treffer ist ein Triumph! Schlussendlich hat mir persönlich auch die Zerstörung sehr gefallen, da sie diesmal anders als die „Levolution“ in BF4 deutlich weniger geskriptet erscheint und wieder so wie in BF3 ist: Nahezu alles kann zerstört werden. Am Ende einer Runde wirkt das Spielfeld wirklich wie dem Erdboden gleichgemacht; was anfangs ein großes Gebäude war, ist später noch nicht mal mehr als kleinste Deckung nützlich.
Der Ausblick
Battlefield 1 zu bewerten und ein Fazit zu ziehen fällt sehr schwer, da DICE üblicherweise noch sehr viel anpassen und aufgrund der Gamer auch verbessern wird. Das geht von kleinen Anpassungen wie Waffenbalancing über große Dinge. So ist es durchaus vorstellbar, dass Spielmechaniken, die sich als ungünstig erweisen, noch verändert werden. Was jetzt noch ein Kritikpunkt ist, mag in ein paar Monaten wieder ausgeglichen sein.
Andererseits ist es auch schwer zu prognostizieren, wie viel Spaß die Gamer an dem doch sehr anderen Battlefield haben werden. Das analoge, das schwere Zielen, die kleine Waffen- und Gadgetauswahl, alles das sind Dinge, die man heute nicht mehr gewohnt ist. Auch ich wünsche mir die guten Scharfschützengewehre, die Infrarotsicht und mehr aus BF4 zurück. Aber andererseits macht es mir wieder enormen Spaß, mich durch ein altes, sehr gelungenes Setting durchzukämpfen. Der große Wow-Effekt bleibt allerdings aus, muss ich zugeben. Dafür ähnelt es in manchen Punkten doch zu sehr bekannten Spielen (zu viele automatische Waffen, gleiche Spielmodi usw.) und andererseits wirkt es auch nicht so neu, weil es teilweise stark an die Spiele mit Zweitem-Weltkrieg-Setting erinnert (und davon gab es viele!). Klar ist in meinen Augen nur eines: Battlefield 1 hat ein unglaubliches Potenzial und es wird an der Gaming-Community liegen, ob es noch Monate und Jahre lang gespielt werden wird, oder ob man sich doch schnell wieder einen modernen Shooter zurückwünscht.
Fazit
DICE hat Mut bewiesen und ist mit Battlefield 1 in eine ganz neue, alte Richtung gegangen. Der bombastisch inszenierte erste Weltkrieg kann allerdings durch Authentizität nicht so wirklich punkten, sondern glänzt eher in der Atmosphäre der cineastischen Singleplayer-Karriere (die allerdings vom Gameplay her recht klassisch daherkommt). Aber auch der Multiplayer, auf dem natürlich der Fokus liegt, ist mehr als unterhaltsam, wenn auch für so manchen Spieler eine große Umgewöhnung. Denn an die alten Waffen ohne Laserzielsystem, mit einer niedrigen Kadenz und dem schwierigen Zielen, muss man sich erst einmal gewöhnen! Lässt man sich aber auf dieses „alte“ Gefühl ein, kann das Spiel aufgrund des sehr guten Settings und den vielen Details (Zerstörung, Wettereffekte, besondere Levelfeatures wie der Zeppelin oder der Zug, usw.) einen ganz schnell in seinen Bann ziehen.
Ja, es gibt noch einige Bugs und Balancingprobleme. Allerdings kann man sich sicher sein, dass die Entwickler dies ausmerzen und stetig verbessern. Es ist unglaublich schwer, eine sichere Prognose für Battlefield 1 zu machen. Wem gefällt es, wem nicht? Eines kann ICH sagen: MIR gefällt es, aber der Wow-Effekt fehlt. Bleibt die Frage, ob Updates, neue Waffen, neue Maps es schaffen, die geringere Auswahl an Waffen, Gadgets und Fahrzeugen zu kompensieren. Momentan ist es aber sicherlich ein frischer Wind in der Shooter-Welt und gefällt mir allein schon aus dem Grund, dass es nicht einfach ein neuer Ableger in einer allzu bekannten Reihe ist.
Bewertung
Pro
- WWI ist ein ungewohntes, frisches Setting
- Cineastische Singleplayer "Kriegsgeschichten"
- Sehr gute Synchro und Vertonung
- Gameplay "back to basics", ohne modernen Firlefanz
- Gute Wettereffekte wie Nebel oder Sandstürme
- Zerstörung auf Multiplayermaps beeindruckend
Contra
- WWI sehr unauthentisch (keine Grabenkämpfe, automatische Waffen usw.)
- Momentan noch viele Ruckler und einige Bugs
- Setting und Gameplay nicht jedermanns Sache
- Singleplayer-Gameplay banal
- Im Multiplayer fehlen mutige (große) Änderungen

9 Kommentare
Liutasil Mi, 19.10.2016, 22:35 Uhr
Da kannst du deinen Soldaten aber nicht mit Waffen und dergleichen ausrüsten, sondern nur mit Medaillen und den Emblemen. Und dort kannst du schauen mit welcher Waffe du wie viele Kills gemacht hast.
Aber dein Loadout, also wo du Seitenwaffen, Hauptwaffen, Granaten, etc. einstellen oder ändern oder freischalten kannst. Das kannst du nur während der Gefechte, oder mit der Companion App bearbeiten. ;)
RagnaroekGER Mi, 19.10.2016, 21:16 Uhr
Schön, dass du das weißt. Dann geht es wohl nur bei mir.
Liutasil Mi, 19.10.2016, 19:56 Uhr
Ja ich weiß was er meint. Er meint die Waffen Settings und das Kaufen der Waffen mit den Scheinen. Das geht nur während des Gefechts.
Übrigens hat EA Access bei mir irgend wie nen Fehler. Hab schon 15 std. und kann immer noch spielen.????
RagnaroekGER Mi, 19.10.2016, 19:17 Uhr
Guck mal oben im Hauptmenü, dort kannst du auf "SOLDAT" wechseln, @XBU Razor.
XBU Razor Mi, 19.10.2016, 14:09 Uhr
Ich habe im Hauptmenü nix gefunden dass man dort Waffen freischalten oder seinen Soldaten bearbeiten konnte.
Ich muss Gestehen dass ich mich vom hypetrain mitreisen habe lassen, obwohl mir battlefield noch nie lag. Tuut tuut