Das Entwicklerteam von Dontnod war zuletzt bekannt für ruhigere Spiele à la Life is Strange. Doch das war nicht immer so und nun will das französische Studio wieder zu seinen Actionwurzeln zurückkehren. Und somit kommen wir zu Banishers Ghosts of New Eden. Dieses Spiel soll das Beste aus Action und spannender Erzählung kombinieren. Wir haben uns den Exorzisten-Hut aufgesetzt und erkunden für euch die düstere Welt der Geister.
Ein ruhiger Start im mysteriösen Dorf
Das Spiel fängt dafür erstaunlich gemächlich an. Man sieht wie das Pärchen aus Antea Duarte Red mac Raith sich auf die Reise zur Community von New Eden macht. Dieser Ort soll von bösen Mächten heimgesucht werden und die Bewohner dieses Ortes leiden unter dem Terror.
Man erlernt dabei nebenbei die Steuerung, die im Kampf ein wenig träge ist. Wer schon einmal soulslikes gespielt hat, dem wird diese bekannt vorkommen. Gegner anvisieren, mit dem rechten Stick fixieren, draufhauen und fleißig ausweich-rollen oder parieren. Im Westen nichts Neues. Hinzu kommt noch die Fähigkeit eine mächtige Attacke auszulösen, die niedere angreifende Geistwesen sofort bannen kann. Aber das war es auch. Erst mal.
Im Dorf lernen wir schnell mehr um die Begebenheiten und wen wir wie befragen müssen, um dahinter zu kommen, was hier vor sich geht. Hierbei wird ein weiterer Aspekt des Spiels präsentiert: Die Ermittlung. Man sammelt Hinweise und Fakten, die einen dann zum Ziel führen. In dem Fall zu einem Ritual, das einen Geist beschwört. Diesen kann man dann befragen, um wichtige Hintergründe zu erfahren.
Big Bad Boss am Start
Bis dahin plätschert das Spiel noch ganz nett vor sich und ist sogar für meinen Geschmack etwas zu gemächlich für die Menge an Erzählung. Das ändert sich schlagartig wenn man auf den ersten richtigen Bossgegner trifft und sich danach nicht nur der Plot, sondern auch das Gameplay ändert.
Der mächtige Geist gibt gut Gas und man muss hier wirklich um sein virtuelles Leben kämpfen. Das hat mich persönlich tatsächlich an dieser Stelle überrascht. Doch wendet man geduldig die Fähigkeiten an, die man gelernt hat, kann man Reds Haut retten.
Antea überlebt diese Begegnung mit dem Boss-Monster nicht und begleitet einen fortan in Geistform. Hierbei lernen wir flüssig zwischen Red, unserem Hauptcharakter und Antea zu wechseln. Antea verfügt fortan über starke übernatürliche Fähigkeiten und kann in der Geistwelt Dinge offenbaren und beeinflussen. Obendrein langt sie auch in den Kämpfen ordentlich zu. Wodurch diese sich deutlich dynamischer anfühlen.
Zwei Seelen, zwei Alternativen
Fortan begleitet einen Antea auf den Eskapaden und dient als wichtige Beraterin. Doch Red möchte gerne seine Begleiterin wieder zurück haben und so steht man als Spieler vor einer wichtigen Wahl. Nach jeder Konklusion eines gelösten Falls steht einem Frei, ob man die vom Geist geplagte Person verschont oder opfert. Dies lässt einem das Spiel völlig frei. Wenn man sie opfert, erlangt Antea mehr von ihrer Lebenskraft zurück und es wird einem ausgestellt, dass sie am Ende wieder auf die Erde zurückgeholt werden kann. Dies erfordert allerdings den Tod vieler Menschen. Aber nun ja, manche haben es ja auch verdient, oder? Diese Entscheidung zu treffen liegt dann in der eigenen Ermessenssache.
Oder man entscheidet sich dafür die Geister aufsteigen zu lassen und die Menschen zu verschonen. Ist das die bessere Entscheidung? Ist diese dann "richtig"? Vor diese spannende Frage wird man als Spieler gestellt und das sorgt fortan für einen tollen Spannungsbogen.
Die Nebenquests sind auch keine reinen Fetch-Quests. Also nix mit "sammle x Pilze an der Stelle y und bringe sie zu a zurück". Vielmehr hat jede Sidestory ihren eigenen kleinen Handlungsstrang und ist deswegen auch interessant und sehenswert. Wer also nur mal eben zum Ende durchrast, verpasst hier viel.
Hinzu kommt der übergreifende Handlungsbogen. Es gilt weiterhin den Fluch über diesen Ort zu lüften, um den Menschen dort zu helfen und die eigene Haut zu retten.
Zum Glück mal keine Open World
Der Open World-Zwang hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Da wurde überall versucht das Zauberwort "open world" irgendwie mit dem Spiel zu verheiraten. Versteht mich nicht falsch, ich mag eigentlich schon gerne Spiele mit einer Open World. Allerdings nur dann, wenn sie sinnvoll umgesetzt wurde. Das ist leider extrem selten der Fall. Allzu oft rast man durch leere Gegenden und findet nur extrem selten etwas Sehenswertes bzw. Erlebenswertes.
Dabei geht es auch anders. Banishers zeigt wie es geht. Man nehme keine riesigen leeren offenen Welten, sondern gestaltet von Hand Hub-Regionen, deren Erkundung Spaß und Sinn macht. Man wird nämlich dann nicht gelangweilt oder genervt weil man etliche Stunden wie ein Dämlack durch die Prärie reitet, nur um eine Bärenhaut zu kriegen oder ein paar Pflänzchen zu bekommen.
Hier hat alles seinen Sinn. Es gibt ein einfaches Crafting-System, das aber auch nicht ausufert und spannende Dinge zu entdecken und zu erforschen. Und schon hat man wieder Lust darauf die Welt zu erkunden. Also so, wie es eigentlich sein soll.
Fazit
Das Spiel Banishers Ghosts of New Eden hat mich persönlich überrascht. Allerdings im Guten. Man kannte Dontnod eher von ruhigeren Spielen in den letzten Jahren und mit dem Spiel haben sie das Beste aus ihrer Erfahrung mit Action-Spielen (Remember Me) und der spannenden Erzählung von Geschichten (Life is Strange) zu einem spannenden Erlebnis kombiniert.
Es hat allerdings einen etwas langsamen Start und man sollte ein wenig Geduld mitbringen. Wer dies tut, erhält danach ein fantastisches Spiel mit verschiedenen Erzählsträngen. Obendrein haben die Entscheidungen hier auch tatsächlich Konsequenzen, die sich auf das Ende des Spiels auswirken. Damit lohnt sich auch ein erneutes Durchspielen.
Die Kombination aus Kampf, Erkundung und dem Lösen von Fällen bietet einen packenden Mix, den man ungern beiseite legen möchte. Zudem bietet die Rahmenhandlung genug Potential, um einen bis ans Ende zu fesseln.
Bewertung
Pro
- Spannende Charaktere
- Tolle Nebenquests
- Schlankes Crafting-System
- Entscheidungen wirken sich auf die Story aus
Contra
- Kämpfe etwas träge
- Langsamer Start
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