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Agony soll vor allem Fans des Horrors und speziell Psycho-Horror ansprechen. Alien Isolation trifft auf Dantes Inferno und gewürzt wird mit einer Prise Eternal Darkness. Ob dieser düstere Titel eine Chance im Sommer hat, dass finden wir heraus.

Qual

Das Wort Agonie kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet Kampf oder Qual. In der Moderne bezeichnet es aber genauer gesagt den Todeskampf. In der Medizin fasst Agonie diverse Anzeichen zusammen, die durch den Verfall der Nervenaktivität auf den drohenden Tod hinweisen. Wir können uns also darauf einigen, dass es keine positive Definition für das Wort Agonie gibt und so viel kann man schon an dieser Stelle sagen, der Name ist sehr treffend für das aktuell erschienene Game Agony.

Eine Story sucht man vergebens, wir sind eine unwichtige Person und müssen uns durch die inneren Kreise der Hölle bewegen, um einen Weg daraus zu finden. Die Tatsache, dass wir in der Hölle sind, zeigt uns schon, dass die Spielfigur nicht mehr lebendig ist, dies ist auch elementarer Teil des Spieles.

Es wird keine Anstrengung unternommen, um die Spielfigur sympathisch zu machen oder um dem Ganzen einen Sinn zu geben. Es gibt einige, wenige, Cutscenes und darüber hinaus viel geschriebenes Wort. Überall in der Welt von Agony findet man Schriften, diese sind aber weder interessant, noch bringen sie die Handlung wirklich voran, diese Texte sind einfach nur anstrengend zu lesen. Auf diesem Gebiet enttäuscht der Titel also.

Wo geht’s denn hier lang?

Obwohl im Vorfeld genug PR gemacht wurde, indem man über Gore, Nacktheit und nötige Zensuren für eine Freigabe berichtete, geht es in diesem Titel nicht um Action. Am ehesten kann man das Gameplay mit Alien Isolation vergleichen. Ihr könnt nur passiv agieren und müsst es vermeiden, dem Gegner direkt zu begegnen. Sowohl Nacktheit als auch Gore halten sich sogar in Grenzen, wenn es Gewalt gibt, dann merkt man leider sehr stark, dass diese einfach nur untergebracht wurde, um eben Gewalt zu zeigen, und das dann auch nicht sonderlich kreativ.

Leider ist dem Spieler ab Sekunde eins an nicht klar, wohin die Reise gehen soll. Die Gänge sind alle dunkel und verwinkelt und an vielen Punkten geht es nicht weiter oder man landet wieder am Anfang. Da oft gar nicht klar ist, wonach ihr eigentlich sucht, ist das sehr frustrierend. 

So sind Symbole, welche ihr als Schlüssel finden müsst, auf dem Boden oft gar nicht sofort zu erkennen und auch die Herzen, welche ihr oft sammelt, um sie als Opfergabe darzubieten, liegen merkwürdig auf dem Boden und werden leicht übersehen. Da hilft es auch nicht, dass es begrenzt möglich ist, sich einen Weg zeigen zu lassen. Klar möchte man die Verzweiflung der Hauptfigur auch den Spieler spüren lassen, aber so hilflos macht das Ganze dann einfach zu wenig Spaß, als dass jemand dafür Geld ausgeben möchte.

Später im Spiel bevölkern auch Dämonen die Unterwelt, gegen diese könnt ihr nichts tun. Stumpf läuft die KI ihre Wege ab und erwischt sie euch dabei, werdet ihr erneut getötet. Hier kommt ein eigentlich nettes Feature zu Tage: Eure Seele verlässt den Körper und geht in den Körper anderer gequälter Menschen, die zum Beispiel festgekettet in der Spielwelt zu finden sind. Leider gibt es auch genug Situationen, in denen ihr keine solche Figur findet und lange umherfliegt. Hier wäre ein normales Checkpoint System sinniger gewesen.

Es gibt Ecken, in denen der Spieler sich verstecken kann und es ist möglich, die Luft anzuhalten, damit die Dämonen den Spieler nicht sehen. Beides funktioniert absolut random und oft bleibt der Gegner dann vor der Ecke stehen, so dass es keinen Ausweg mehr gibt. Das und das unglaublich langsame Bewegungstempo des Protagonisten machen alle Begegnungen mit Gegnern zur reinen Qual. Die Rätsel zwischen diesen Passagen sind so repetitiv, dass auch dieser Part leider keine Laune aufkommen lässt.

Ich höre den Tod kommen

Es ist schön, dass es mehr und mehr Indie-Titel auf den großen Markt schaffen und dass die aktuelle Gamer-Generation dabei nicht nur auf die Technik achtet, sondern eben auch auf den Inhalt. Die Zeiten sind vorbei, wo Independent auch gleich billig bedeutete. Bei Agony haben wir es allerdings mit einem Titel zu tun, der wirklich billig ist. Billig in allen Belangen, bis auf eine Sache und das ist leider der Preis. Auf dem PC bekommt man das gute Stück schon für um die zwanzig Euro, somit ist es eigentlich ein Low-Price Titel. Auf dem PC gibt es auch einen Patch, der Zensuren im Spiel rückgängig macht. Für die Konsole gibt es weder Patch noch den kleinen Preis. Aktuell muss man für Agony rund 40 Euro hinblättern, was einem Mid-Price Titel entspricht. Leider liefert das Spiel zu keinem Zeitpunkt die Qualität, um einen solchen Preis zu rechtfertigen.

Die Grafik ist vor allem dunkel und das ist auch gut so. Bringt man Licht ins Spiel, zum Beispiel durch eine Fackel, so wird schnell klar: Die Texturen der Umgebung sind nicht nur alle gleich, sie sind auch matschig. Die Gegner sind auch gesichtslose Puppen, so passen sie zumindest zum Protagonisten.

Einzig akzeptabel ist der Sound. Hier gibt es klare Surround-Kanäle, die zumindest etwas Atmosphäre rüberbringen. Die Leiden der gequälten Seelen lassen sich aus verschiedenen Richtungen ausmachen und das eigene Atmen erhöht den Puls des Spielers. Mehr ist technisch aus diesem Spiel leider nicht zu holen.

Fazit

Agony schafft es, Agonie für den Spieler zu simulieren. Es ist wortwörtlich eine Qual, dieses Spiel zu zocken. Es ist unnötig wirr und gibt dem Spieler keine emotionalen Gründe, die Story fortzusetzten.

Das Spiel versucht mit schlechter technischer Umsetzung einfach mit Schock- und Ekelmomenten zu punkten, wirkt dabei aber wie ein billiger Horrorfilm, der keinem Angst macht.

Der aktuelle Preis für diesen Titel ist viel zu hoch. Gerade Spiele, die im Bereich Suspense für Grusel sorgen wollen, gibt es im Indie-Bereich zu Haufe in besserer Qualität zu einem kleineren Preis. Wer Agony bis zum Ende spielt, der kann sich wirklich Hardcore nennen.


Bewertung

Pro

  • Sound sorgt stellenweise für Atmosphäre

Contra

  • Unnötig wirr
  • Keine Handlung, keine Emotionen
  • Schreckliches Leveldesign
  • Matschige Texturen
  • Figur bewegt sich viel zu behäbig

Story 5 von 10
5/10
Grafik 5 von 10
5/10
Sound 7 von 10
7/10
Gameplay 4 von 10
4/10
Spielspaß 4 von 10
4/10
Preis/Leistung 3 von 10
3/10
5

5 Kommentare

RagnaroekGER Sa, 30.06.2018, 18:36 Uhr

Danke für den Test, mein Arbeitskollege hatte sich derb drauf gefreut. Hoffentlich hat er sich's gekauft. :D Auf Metakritik wird es mit einer Schnittwertung von 35/100 gepfählt, da kamen die bei dir noch richtig gut weg.

http://www.metacritic.com/game/xbox-one/agony

XBU Zwobby So, 10.06.2018, 17:32 Uhr

Ist es leider auch. ich bin echt flexibel was meine Ansprüche und das Niveau angeht. Ich mag trashige Sachen und ich mag Psycho-Games und einfach Dinge, die etwas anders sind.
Aber in Agony, wirklich, in meiner XBoxUser Laufbahn fallen mir nicht viele wietere Spiele ein, die mich beim testen so gequält haben.

BreakingLaw So, 10.06.2018, 14:56 Uhr

das klingt ja wirklich ziemlich übel :ugly01

K3M0H Mi, 06.06.2018, 21:27 Uhr

Danke für den Test. Dachte mir schon dass das nichts wird !

Patte57 Mo, 04.06.2018, 21:38 Uhr

Danke für den Test. Hat mir bestätigt was ich vermutet habe. Der Gameplay Trailer war nicht mein Geschmack. :-)