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Es ist wieder soweit: Mit WRC 7 ging BigBen Interactive vergangenen Freitag an den Start. Während der Kontrahent Codemasters seinen aktuellen Rallye Spiel Ableger Dirt 4 bereits im Juni veröffentlichte, mussten Fans der WRC Reihe sich bis zum Spätsommer gedulden, aber nun hat das Warten ein Ende. Nachdem die Serie mit WRC 5 eine schwache Figur hinlegte, wollte Bigben Interactive im Jahr drauf mit WRC 6 alles besser machen. Dies gelang auch recht gut. Ob das Ganze mit WRC 7 nun noch weiter ausgebaut werden konnte, oder ob der neue Rallye Titel ein Rückschritt für die Spielserie bedeutet, lest ihr in dem folgenden Testbericht.

Volle Fahrt bei voller Lizenz

Der Start von WRC 7 stellt den Spieler vor eine Einstufungsfahrt. Hier gilt es den aktuellen Hyundai Rallye Wagen schnellstmöglich durch die Wertungsprüfung zu bringen. Das Spiel schlägt anschließend eine Schwierigkeitsstufe sowie einige weitere Einstellungen vor. Anschließend liegt einem die komplette Vielfalt von WRC 7 zu Füßen. Von einem schnellen Rennen mit einem frei wählbaren Fahrzeug auf einer beliebigen Rallye beziehungsweise Wertungsprüfung, bis hin zur Karriere ist alles dabei. Bei Letzterem startet der Spieler in eine neue Karriere, unter eigenem Namen und kämpft sich von der Junior WRC über die WRC2 Serie bis hin zur Königsklasse im Rallyesport der World Rallye Championship.

In der Karriere blüht WRC 7 dann auch am Meisten auf. Der Spieler kann sein Fahrzeug zwischen den einzelnen Wertungsprüfungen reparieren und muss dies auch gemäß der Reglements machen. Ein Ranking in der Saison sorgt für extra Ansporn. Kleines Manko ist die Schwierigkeit der KI. Auf der untersten Stufe fährt der Spieler mit mehreren Sekunden allen davon. Wird der Schwierigkeitsgrad nur um eine Stufe erhöht, fährt man plötzlich nur noch im letzten Drittel des Fahrerfeldes. Darüber hinaus bietet das Spiel auch eine „angepasste Karriere“. Hier können nach Belieben Rallye’s hintereinander gereiht und mit dem bevorzugten Fahrzeug gefahren werden.

Als weitere Modi stehen dann noch der Multiplayer, in welchen während der Tests keine Sessions zustande kamen, sowie ein Herausforderungsmodus, in welchem sich die Community messen kann. Der Multiplayer Modus ist aber nicht bei den Online Rennen zu Ende. Im lokalen Splitscreen kann der Spieler mit seinen Freunden auf der Couch über die buckeligen Pisten rasen. WRC 7 bietet somit genug Spielmodi, um dem Käufer einen anständigen Umfang zu bieten.

Wo gerade die Rede vom Umfang ist. WRC 7 bietet eine komplett lizenzierte World Rallye Championship. In insgesamt drei Meisterschaften (Junior WRC, WRC2 und WRC1) gibt es insgesamt 35 Teams. Zusätzlich sind noch vier Bonus-Fahrzeuge verfügbar, die aus vorherigen Jahren und / oder Weltmeisterfahrzeuge sind. Das ist ein anständiges Angebot an Fahrzeugen. Darüber hinaus bietet das Spiel 13 Rallyes mit insgesamt 52 Wertungsprüfungen. Es sind von der Rallye Monte Carlo, über die Rallye Portugal sowie der deutschen oder finnischen Rallye die echten Klassiker dabei. Also auch bei den Strecken ist eine gute Grundlage geschaffen.

Dröhnende Autos auf buckeligen Waldpisten

Während der ersten Fahrten von WRC7 fällt eines auf. Der Sound der Fahrzeuge ist kernig und brachial. Die verschiedenen WRC Flitzer wissen durch ihre Vertonung zu überzeugen. Für viele Fans der Rallye Serie ist genau dieser brutale Klange der Fahrzeuge genau das was dem ganzen seinen Reiz gibt. Die Entwickler haben das erkannt und auch entsprechend umgesetzt.

Die Grafik des Spiels hingegen bereitet einem schon eher Bauchweh. Beim Blick auf aktuelle Rennspiele mach WRC 7 nämlich keine allzu gute Figur. Das bedeutet aber nicht, dass das Spiel schlecht aussieht. Es ist eher ins untere Mittelfeld, im Vergleich mit anderen aktuellen Xbox One Titeln, einzuordnen. Während der Spieler Schnee bedeckte Waldwege entlang brettert oder durch die deutschen Weinberge im Sonnenuntergang fliegt, bieten sich teilweise schöne Ansichten. Dennoch wirkt die Grafik zumeist eher mittelmäßig. Hier hätten die Entwickler durchaus mehr Arbeit investieren können. Denn bei einem Rennspiel zählt die Grafik, direkt nach einer guten Steuerung und einem guten Umfang, mit zu den wichtigsten Attributen eines Spiels.

Mit der Steuerung offenbart sich das größte Problem von WRC 7. Um es vorweg zu nehmen, die Steuerung des Spiels ist derart schlecht, dass der Frustfaktor sehr hoch ist. Standardmäßig beginnt das Auto bereits bei kleinen Lenkimpulsen extrem hin und her zu schaukeln, was die Lenkung grundlegend schon extrem schlecht macht. Ergänzt wird dies dann noch dadurch, dass beim Betätigen der Bremse das Fahrzeug sich direkt quer stellt, obwohl dies nicht die Absicht war. Beim Versuch, die Steuerung über das Menü anzupassen, stellte sich dann heraus, dass an Aspekten wie der Sensibilität oder Totzone kaum Änderungen vorgenommen werden können, da die Sensibilität bei der Steuerung mittels Controller bereits auf dem Minimum ist. Der Spieler hat nun also ein Spiel vor sich, welches nahezu unspielbar ist.


Okay, ein Rennspiel ist nun auch nicht unbedingt die Art von Spielen, die mittels Gamepad gespielt werden sollten. So wechselten wir während der Tests auf ein Lenkrad. Zum Einsatz kam das Mad Catz Pro Racing Force Feedback Wheel, welches sich bereits in vorherigen Tests als ein gutes Lenkrad gezeigt hatte und somit eine gewisse Vergleichbarkeit möglich macht. Aber auch dieser Ansatz wurde jäh zunichte gemacht, als sich auch hier die Steuerung als stark frustrierend darstellte. Ähnlich stark wie beim Gamepad neigt die Steuerung der Rallye Fahrzeuge mittels Lenkrad in WRC 7 dazu, das Auto nur nach und nach aufzuschaukeln, wodurch der Spieler früher oder später das Fahrzeug aufs Dach legt.

Abschließend bleibt nur zu sagen, dass die Steuerung von WRC 7 ein extrem hohes Frustpotenzial birgt. Es wird einige Zeit dauern, bis die Steuerung verinnerlicht wurde und ein kontrollähnlicher Zustand erreicht werden kann. An dieser Stelle sei der Vergleich mit der Forza Motorsport Serie erlaubt. Es handelt sich dabei zwar um kein Rallye Spiel, jedoch haben die Entwickler der Turn 10 Studios eine einzigartig gute Steuerung erschaffen, die dem Spieler die volle Kontrolle über sein Fahrzeug ermöglicht und dies ungeachtet der Tatsache ob ein Gamepad oder ein Lenkrad zum Einsatz kommt. WRC 7 bietet dies leider nicht, was die Steuerung zum größten Manko macht. Dieses missglückte Handling erinnert an den ersten Project Cars Teil. Hier besserten die Verantwortlichen aber bereits kurz nach Release in mehreren Patches nach. Es bleibt abzuwarten, ob die Entwickler der Kylotonn Racing Games Studios nochmal in die Tasten hauen.

Fazit

Mit WRC 7 hat der Entwickler Kylotonn Racing Games ein recht halbherziges Produkt auf den Markt gebracht. Der von Bigben Interactive veröffentlichte Titel macht eher den Anschein, als wolle man die WRC Lizenz(en) möglichst gewinnbringend vermarkten.

Der Umfang des Spiels zählt zu den großen Stärken. Mit insgesamt 13 Rallyes und 35 Teams über 3 WRC Serien wurde die Lizenz wirklich komplett ausgeschöpft. Die Vertonung klingt schön kernig und sorgt für richtige Rallye Stimmung. Die Grafik ist eher im unteren Mittelfeld einzuordnen, sie löst zumindest keine Euphorie beim Spielen aus.

Das absolut größte Manko des Spiels ist die miserable Steuerung. Egal ob mit Lenkrad oder Gamepad stellt sich zu keiner Zeit auch nur ein Ansatz von Kontrolle ein. Es kommt teilweise das Gefühl auf, dass das Auto von alleine fährt. Hier besteht Nachholbedarf seitens der Entwickler. Wer Lust hat, abseits befestigter Straßen durchs Gelände zu brettern und auf die WRC Serie / Lizenz verzichten kann, sollte sich lieber andere Titel wie Dirt 4, oder das bald erscheinende Project Cars 2 anschauen, welches ebenfalls Offroad Anteile enthalten soll.


Bewertung

Pro

  • Volle WRC Lizenz
  • Großer Umfang an Strecken und Fahrzeugen
  • Toller Sound

Contra

  • Handling der Fahrzeuge ist extrem schlecht
  • Grafik nur mittelmäßig
  • schlechte Abstufung der Schwierigkeitsgrade

Grafik 6 von 10
6/10
Sound 8 von 10
8/10
Gameplay / Steuerung 4 von 10
4/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
6

11 Kommentare

Liutasil Fr, 29.09.2017, 18:20 Uhr

RagnaroekGER schrieb:
Ja gut, aber ich sehe das wie Liutasil. Wenn das Spiel noch gar nicht auf dem Markt ist, kann man das Matchmaking schlecht bewerten. Ich würde dann in dem Fall- wenn die Zeit nicht da ist- die Bewertung für Features in der Form ausklammern, oder deutlicher darauf verweisen, dass alles vor offiziellem Release getestet wurde. Sonst gibt es in der Tat und mit Recht bald nur noch Testmuster zu Release.Der Absatz zum MP ist so, wenn man es "von außen" liest so nicht wirklich fair.

Danke für die ausführliche Variante. Ich hatte in der Pause dafür nicht ganz so viel Zeit. Aber so in der Art hätte ich es auch verfasst. ;)

RagnaroekGER Fr, 29.09.2017, 17:36 Uhr

Ja gut, aber ich sehe das wie Liutasil. Wenn das Spiel noch gar nicht auf dem Markt ist, kann man das Matchmaking schlecht bewerten. Ich würde dann in dem Fall- wenn die Zeit nicht da ist- die Bewertung für Features in der Form ausklammern, oder deutlicher darauf verweisen, dass alles vor offiziellem Release getestet wurde. Sonst gibt es in der Tat und mit Recht bald nur noch Testmuster zu Release.Der Absatz zum MP ist so, wenn man es "von außen" liest so nicht wirklich fair.

XBU MrHyde Fr, 29.09.2017, 13:58 Uhr

Liutasil schrieb:
Reviews werden ja zu meist vor dem offiziellen Release geschrieben.

Ist bei uns in den allerseltensten Fällen so, die meisten Spiele werden uns erst am Releasetag geschickt.

XBU H3tf1eld Fr, 29.09.2017, 11:06 Uhr

Liutasil schrieb:
Aber verfälscht das nicht das Testergebnis? ;)

Nein, wieso sollte es das Testergebnis verfälschen? :-k Es wurde ja entsprechend vermerkt, dass es zu keinen Sessions kam. Verfälschen würde ich das Ergebnis ja nur dann, wenn ich einfach eine "Einschätzung" tätigen oder Vermutungen anstellen würde.

Liutasil Fr, 29.09.2017, 09:03 Uhr

XBU H3tf1eld schrieb:
Da sich meine Tests auf die Zeit vor dem Release beschränken natürlich nur davor. Jetzt, da das Spiel schon einige Tage veröffentlicht ist, habe ich es aber auch nicht mehr probiert. Ich bin mir aber sicher, dass es nun mehr Spieler geben wird und somit auch eine gute Basis für den Multiplayer. Stellenweise haben wir einfach leider keine Zeit noch eine oder zwei Wochen zu Warten mit dem Testbericht, nur um den Multiplayer zu testen.

Aber verfälscht das nicht das Testergebnis? ;)

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