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Warhammer ist eigentlich eher als Table Top-Spiel mit selbst angemalten Figuren bekannt. Die Macher haben sich seit einiger Zeit aber schon einen Platz im mobilen Bereich geschaffen und wollen mit Warhammer Quest nun ebenfalls den Sprung auf die Konsole erreichen. Wir haben die Rüstung und die Streitaxt ausgepackt und sind in den Dungeons auf Monster-Jagd gegangen.

Aller Anfang ist schwer

Ich bin selbst mit Pen and Paper-Rollenspielen großgeworden und habe meine Leidenschaft von D&D, AD&D bis hin zu Shadow Run und vielen Formen ausgelebt. Nur mit dem Warhammer-Universum bin ich bislang noch nicht in Berührung gekommen. Figuren anmalen war irgendwie noch nie so mein Ding aber die virtuelle Repräsentation mit Warhammer Quest schien mir ein interessanter Ansatz zu sein. Schließlich gibt es gerade dort viele spannende Abenteuer zu erleben.

Man beginnt recht schonungslos direkt mit dem Eingemachten. Es handelt sich bei dem Spiel um einen Dungeon Crawler, der seine Dungeons prozedural generiert. Das rudimentäre Tutorial führt einen halbwegs durch die wesentlichen Aufgaben im Spiel und dann geht es auch schon los. Dabei hat man so einige liebe Zeit zu suchen, wo welche Funktion ist und wie man welchen Spruch auslöst.

Der Spieler führt eine Party von vier Kämpfern an, die jeweils einer unterschiedlichen Klasse angehören. Am Anfang hat man einen Magier, zwei Nahkämpfer, sowie einen Fernkämpfer. Das Spielfeld wird wie ein klassisches Brettspiel aus der Vogelperspektive betrachtet und Bewegungen werden durch die Kästchen des Spielfeldes genau dimensioniert. Hinzu kommt, dass es sich um ein rundenbasiertes Spiel handelt.

Die Transition aus der mobilen Welt oder wie man es nicht macht

Man merkt an mehreren Stellen, dass der Titel total auf Mobile Gaming ausgelegt wurde. Leider vor allem auch in der Steuerung. Um einen Spruch oder eine Fähigkeit auszulösen, muss man via unsichtbaren Cursor auf dem Spielfeld zunächst einmal die Spielfigur lokalisieren, selektieren und im Anschluss die Taste "Y" gedrückt halten, um dann via Kontext-Menü die Fähigkeit auszuwählen. Fertig? Nö. Danach muss man umgehend die gegnerische Figur anvisieren und diese dafür auswählen. Wehe man klickt daneben, dann darf man von vorne beginnen. Ein großer Spaß.

Beim Inventar wird es noch viel hakeliger. Hier muss man sich zu jeweiligen Helden durchscrollen. Allerdings muss man die richtige Fläche vorher mit dem Analog-Stick erwischen. Sonst verschiebt man den unsichtbaren Cursor im Menü. Möchte man dann das Kunststück vollbringen einem Charakter ein Item zuzuordnen, so muss man sich links von dem Kästchen positionieren, dieses nicht etwa mit A auswählen, sondern X gedrückt halten, um das Item in den jeweiligen Slot mit dem Analog-Stick zu manövrieren.

Ebenfalls ein besonderes Highlight: Der Markplatz. Will man mehrere Items verkaufen, so muss man diese alle einzeln auswählen und nach jeder Auswahl wieder den "Verkaufen-Button" mit dem Stick selektieren, um diesen dann anschließen zu betätigen. Macht Freude. Wer sich das ausgedacht hat, gehört geschlagen.

Hier wird schnell klar: Man hat nicht mal im Ansatz auch nur versucht, das Interface für die Konsole zu adaptieren. Anstelle dessen, wurde das gleiche Interface vom Smartphone übernommen und anhand eines Touchscreens tritt die Kombination aus Sticks und Buttons.

Mobiles Gameplay

Beim Gameplay haben wir ein weiteres Problem. Es ist auf einem mobilen Gerät durchaus in Ordnung sein Spiel auf 10-15min Spiellänge pro Partie auszulegen. Somit passt auch das Konzept der prozedural generierten Dungeons sehr gut. Zumal man beim mobilen Titel einen Basispreis von 3 Euro veranschlagt. Dort passen ebenfalls die Controls per Touchscreen und das Gameplay.

Auf der Konsole aber wird es schnell extrem repetitiv und dröge. Falls man überhaupt soweit kommt und aufgrund der oben beschriebenen miserablen Steuerung nicht den Controller vor Wut und Frust an der Wand vorher zerdeppert hat. Eine Quest läuft immer auf folgende Weise ab: Quest auswählen, Dungeon abarbeiten, wieder zurück in die Stadt und Gegenstände verkaufen. Danach bis zum Erbrechen nochmal alles wiederholen.

Die Präsentation lässt hierbei ebenfalls stark zu wünschen übrig. Die Grafik wäre schon für die Xbox 360 beschämend gewesen und der Sound ist ebenfalls grottig. Einzig die Musik hat etwas heroisches für die Ohren zu bieten.

Eine Story gibt es eigentlich auch, wenn überhaupt nur in kurzen Textpassagen, innerhalb der Quests. Man könnte es also strategisches Dungeon-Kloppen bezeichnen. Für 3 Euro wäre das noch irgendwie zu verschmerzen aber bei dem heutigen Preis von 29,99 Euro und den miesen Controls eine echte Zumutung.

Fazit

Es ist schade, dass man die Portierung auf der Konsole einfach nur dahingeklatscht hat. Das zugrunde liegende Warhammer-Regelwerk, als auch das Universum, haben potentiell viel zu bieten. Dadurch aber, dass man einfach den Touchscreen durch Analog-Stick und Tastendrücke ersetzt hat, ohne das Interace auch nur im Geringsten zu überarbeiten, wird die Steuerung schnell zum großen Frust. Man verbringt die meiste Zeit damit herauszubekommen, wie man welche Schaltfläche anvisiert. 

Die mangelhafte Optik, der schwache Sound, die prozedural generierten Dungeons sowie das Fehlen einer umfassenden Story, runden den fahlen Geschmack leider ab. Schade, denn wenn diese Punkte angegangen worden wären, hätte man ein durchaus ernstzunehmendes Rollenspiel auf der Konsole gehabt.

Zu dem Preis von 29,99 Euro gibt es deutlich bessere rundenbasierte Spiele im Store, bei denen sich die Entwickler die Zeit genommen haben, eine echte Konsolenadaption zu realisieren. Zum Beispiel beim Spiel "Divinity Enhanced Edition". Ansonsten ist der Titel nur etwas für die absoluten Hardcore-Fans mit einer gewaltigen Toleranz für schlechte Steuerung.


Bewertung

Pro

  • Warhammer-Regelwerk
  • Musikuntermalung ist nett

Contra

  • Episch schlechte Steuerung
  • Interface wurde null adaptiert
  • Keine Story / keine Cut-Scenes
  • Sehr repetitives Gameplay
  • Saftiger Preis
  • Grafisch unter XBox 360-Niveau

Grafik 4 von 10
4/10
Sound 4 von 10
4/10
Gameplay/Steuerung 4 von 10
4/10
Umfang (Preis/Leistung) 5 von 10
5/10
Spielspaß 5 von 10
5/10
Story / Kampagne 3 von 10
3/10
5

2 Kommentare

XBU ringdrossel Mo, 31.07.2017, 16:57 Uhr

Amani HT schrieb:
oh oh, das liest sich wie eine Katastrophe

warum gibst du da eine 5 ? Beim lesen hätte ich eher auf eine schlechte 3 gewettet

Das Regelwerk dahinter und das Universum ist schon nicht schlecht aber durch die furchtbare Präsentation/Steuerung ist es kaum auf Konsole zu gebrauchen. Daher aber noch die 5 (Mit Ach und Krach :) )

Amani HT Mo, 31.07.2017, 16:18 Uhr

oh oh, das liest sich wie eine Katastrophe

warum gibst du da eine 5 ? Beim lesen hätte ich eher auf eine schlechte 3 gewettet