
Das offizielle Spiel zu dem Radsport-Event der Welt: Die Tour de France 2012. Wer mit den Radsportprofis durch Frankreich fahren will, der kann dies nun auch dieses Jahr auf seiner Xbox 360 Konsole tun. Wir haben die Simulation für euch unter die Lupe genommen und einer strengen Dopingkontrolle unterzogen.
Im Peloton braucht man Ausdauer
Wer hätte gedacht, dass das Spiel von 2011 genauso weitergeführt wird im Jahre 2012? Die Tour de France 2012 spielt sich fast genau gleich wie der Vorgänger, nur mit ein paar minderen Änderungen. Ihr startet die Tour in dem ihr euch einen Fahrer (und Team) auswählt - der Schwierigkeitsgrad hängt von der Stärke eures gewählten Fahrers ab.
Und schon geht die Quälerei los. Fast wie im echten Leben ist die die Tour de France für den Fahrer eine echte Tortur. Ich formuliere es gewollt so überspitzt, da das Spiel nicht wirklich über seinen ersten Eindruck hinauskommt. Startet das Rennen und gewinnt erst einmal einen Eindruck vom Spielablauf: Der Fahrer hält eigentlich soweit automatisch die Spur. Ihr habt drei verschiedene Energiebalken; Ausdauer, Langzeit-Anstrengung und Sprints. Alle müssen überblickt werden, um die Tour zu gewinnen. Besonders die Ausdauer muss überwacht werden, wenn ihr die verschiedenen Etappen richtig einteilen wollt. Und hier scheitert die Tour de France: Der Spagat zwischen Manager und Simulation klappt nicht. Der Simulationsteil ist ganz nett und ist auch das, was auf lange Zeit überhaupt ein wenig Spaß machen könnte. Besonders im späteren Spielverlauf ist die Kommunikation unter Teammitgliedern wichtig und euer Verhalten im Peloton sowie das richtige Einsetzen von Sprints sorgen für teilweise spannende Momente.
Aber meist ist man bis dahin weitestgehend demotiviert. Das liegt vor allem an dem unglaublich langweiligen Gameplay. Ab und zu könnt ihr die Geschwindigkeit regeln, ein paar Sprints hinlegen, aber wirklich Action ist da nicht. Normalerweise handelt es sich um 8 Minuten Strecken, in welchen ihr überhaupt nichts machen müsst. Ab und zu ein Energieriegel nach einem Sprint oder manchmal ein bisschen die Geschwindigkeit erhöhen - aber in der Regel werdet ihr die ganze Zeit alleine auf der Strecke fahren und euch ermüden.
Bloß nicht jenseits der Strecke schauen
Wer sich durch das Rennen durchquält und Stück für Stück die verschiedenen Etappen durchmacht, wird sich aber nicht nur aufgrund des Gameplays und des langweiligen Spielprinzips aufregen, das Spiel gekauft zu haben. Auch die Präsentation um das Spiel herum ist mehr als nervig.
Grafisch ist das Spiel von vorgestern. Es bietet weder außerhalb des spielerischen Rahmens Spektakuläres, noch währenddessen. Ein paar nette Sequenzen zeigen die Etappe und das war's auch schon. Die Strecken sind langweilig einseitig, das Publikum unglaublich hölzern und die Landschaften nicht der Rede wert. Schaut man sich im Fernsehen die Tour schon mal gerne wegen der traumhaften Kulisse an, so werdet ihr das im Spiel wohl eher bleiben lassen. Weder ein richtiges Geschwindigkeitsgefühl kommt auf, noch ein schönes Panorama bietet sich dar.
Kompletter Reinfall ist mal wieder die Musik. Das stets gleiche Computergedudel mag bei den ersten zwei Etappen-Sequenzen noch nicht stören. Wenn aber die Dauerschleife bei jeder Spielszene zu hören ist, schaltet man spätestens nach 15 Minuten den Fernseher auf stumm und die Xbox aus.
Mehr Spaß zu zweit? Fehlanzeige. Auch der Multiplayer langweilt. Abgesehen davon, dass es so gut wie unmöglich ist, über Xbox Live ein willigen Mitfahrer zu finden. Und dann zu zweit gegeneinander macht das Ganze nicht spannender als das öde Rennen gegen die CPU. Spannung kommt - wie gesagt - nur auf, wenn ihr die Tour konsequent weiterspielt und euch ein wenig in das Managing-System reinfleischt. Aber auch hier Ernüchterung, wohin man schaut. Viele große Namen sind nicht lizensiert. Oder wer erinnert sich nicht gerne an den Tour de France 2010 Gewinner Andy Schlick? Schade - sogar für die Lizenzen hat es beim Spielentwickler nicht gereicht.
Fazit
Ein Schuss in den Ofen - wieder einmal. Sogar Rennsportenthusiasten werden hier müde lächeln und sollten auch dieses Spiel gekonnt im Verkaufsregal verstauben lassen.
Die Tour de France 2012 schaut man sich besser live an - da ist bessere Grafik, mehr Spannung und haufenweise mehr Spaß. Über die nicht lizenzierten Spieler lacht man müde, aber ein Gameplay, das vor Langeweile und Einseitigkeit nur so strotzt, kann man nie rechtfertigen.
Sowohl Grafik als Sound versagen kläglich, der Mehrspielermodus ist ein Witz (auf Xbox Live ist kein Gegner zu finden) und der Spagat aus Simulation und Manager funktioniert auch ein Jahr später nicht.
Die Tour de France 2012 kann ich nur absoluten Tourfanatikern und Masochisten empfehlen, die unbedingt einmal alle Xbox 360 Spiele gespielt haben wollen.
Bewertung
Pro
- Manchmal ansehnliche Landschaften
- Teils spannende Spielmomente gegen Ende hin
Contra
- Veraltete Grafik, unglaublich repetitiver und nerviger Soundtrack
- Schrecklich langweiliges und einseitiges Gameplay
- Nicht viele Fahrerlizenzen
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