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Ihr habt euch schon immer ein Kartenspiel mit Singleplayer-Kampagne gewünscht? Dann ist das jetzt eure Chance. Auch wenn ihr vorher noch nie Witcher oder Gwent (Gwint) gespielt habt, sollte euch Thronebreaker: The Witcher Tales nicht abschrecken. Wir haben uns das Kartenspiel mit Kampagne für euch angesehen und berichten, ob sich ein Blick lohnt. 

The Witcher Tales ohne Witcher

Auch wenn der Titel vermuten lässt, dass im Spiel eine Geschichte über Hexer erzählt wird, so spielt ihr in Thronebreaker: The Witcher Tales nicht etwa Geralt oder Ciri, sondern einen Menschen. Königin Meve von Rivien und Lyrien, die sich gegen die Invasion von Nilfgaard stellt. Sie ist unter den Herrschern der anderen Reiche eine respektierte Frau. Oftmals hört man auf ihre Ratschläge oder spricht sie direkt auf Vorschläge an. Meve ist eine schöne, selbstbewusste Frau und unterstreicht ihr Erscheinungsbild gern mit üppigem, kostbaren Schmuck. 

Fans der Reihe - die vor allem auch schon die Bücher gelesen haben - sollte dieser Krieg gegen Nilfgaard bekannt sein. Wer die Geschichte nicht kennt, der braucht jetzt keine Panik zu bekommen. Da wir Meve spielen, erleben wir die Geschichte ganz neu und erstmals aus der Sicht eines Menschen und nicht aus der eines Hexers, die damit eigentlich gar nichts zutun haben wollen.

Eine Partie Gwent?

Das Spielprinzip ist sehr simpel: Als kleine Meve Figur laufen wir in einer comichaften Welt, von der es etwa fünf Karten gibt, durch die Gegend und sammeln Ressourcen, um gegen den Krieg gewappnet zu sein. Auf unserer Reise stoßen wir auch auf viel Schreckliches, den der Krieg hervorgebracht hat. Egal ob in tierischer, geisterhafter und menschlicher Form. Ressourcen, die wir sammeln, sind unter anderem Geld, Holz und Krieger. Diese Dinge können wir benutzen, um unser Lager auszubauen. Oder besser gesagt: Unser Gwent Deck. 

Denn Kämpfe werden in Thronebreaker mit einer Partie Gwent ausgetragen. Und hier ein großes Lob an CD Projekt Red. Die Entwickler haben sich für so ziemlich jeden Kampf etwas kreatives einfallen lassen. Einige dieser Gwent Kämpfe gehören zur Kampagne, andere wiederum können wir freiwillig antreten und müssen uns zum Teil Rätseln stellen. So müsst ihr beispielsweise in einem Nekrophagen Angriff die Gegner so angreifen, dass deren Karten nicht über den Wert 1 kommen. Wenn alle Karten nur noch einen EP haben, haben wir die Partie gewonnen.

In einem anderen Kampf müssen wir eine Stadt belagern. Die Gegner haben eine Art Mauer gebildet, die wir auf dem Bildschirm als eine Reihe von Karten mit einem Mauermotiv sehen. Es gilt also, diese Mauer mit Tor einzureißen. Haben wir das geschafft, kommen wir an die Einheiten hinter der Mauer ran und können diese niederstrecken. 

Wie ihr seht, es ist kein typisches Gwent Spiel, wie einige von euch noch aus The Witcher kennen. Das Thronebreaker Gwent ist sehr, sehr komplex und bietet viele Möglichkeiten.

Wem das zu schwer ist, der hat die Möglichkeit die Schwierigkeit des Spiels anzupassen. Hier habt ihr drei Stufen, zwischen denen ihr auswählen könnt. Aber seid gewarnt. Auch auf der einfachsten Stufe hat es das Spiel noch in sich. Der einzige Vorteil den ihr hier bekommt, ist dass Nebenmissionen übersprungen werden können. Kampagnenkämpfe müsst ihr trotzdem austragen. Die Gegner haben dann nur ein etwas schwächeres Deck. 

Wenn ihr also so gar keine Ahnung von Gwent habt, sind die Rätsel und Kämpfe herausfordernd. Sollte euch das Spielprinzip jedoch bekannt sein, kommt ihr schneller und besser zurecht und könnt auch auf der schwierigsten Stufe loslegen. 

Ein Kartenspiel mit Schicksalen

Neben den Kämpfen gilt es auch Dialoge zu führen und Entscheidungen zu treffen. Wie schon in The Witcher, ist auch in Thronebreaker klar, dass jede Entscheidung von euch Auswirkungen auf das Spielerlebnis hat. Ihr könnt in den Kriegszeiten Bürgern zur Hilfe eilen und entscheiden, ob ihr ihnen etwas von euren Ressourcen abgibt, um zu Unterstützen oder ob ihr euch entscheidet weiter zu ziehen, weil ihr selbst jeden Krieger und jede Goldmünze für den Krieg braucht. Manche Dialoge führen auch zu Nebenquests, die eine Abwechslung zum Sammeln von Ressourcen sind. Es gibt aber auch jede Menge versteckte Schätze auf Schatzkarten, verschlossene Tore oder Grüfte, die ihr erkunden könnt. 

In ernsteren Gesprächen mit euren Bürgern könnt ihr auch natürlich auch gegen Hilfe entscheiden, was jedoch dazu führt, dass eure Soldaten mies gestimmt sind, was bei der nächsten Schlacht zusätzliche Schwäche bedeutet. Solltet ihr eure Soldaten jedoch zufriedenstellen, kämpfen diese auch besser und sind motivierter. Abgesehen davon, beeinflusst jede Konversation, ob mit Bürgern oder Hauptcharakteren, euer Schicksal am Ende des Spiels. Insgesamt soll es in Thronebreaker ungefähr 20 verschiedene Ausgänge geben.

Monarchische Herrschaft

Mit gesammelten Ressourcen erweitert ihr zusätzlich euer Lager. Hier könnt ihr Soldaten ausbilden, was im Grunde heißt, dass ihr damit neue Gwent Karten herstellt. Ihr solltet euer Deck also regelmäßig ausmisten und schauen, welche Karten nützlich sind und welche nur Platz verbrauchen. Der Deckbau im Spiel motiviert fast genau so gut, wie der Charakterausbau eines klassischen RPGs, denn er fühlt sich ganz ähnlich an.

Neben schwierigen Entscheidungen zum taktischen Aufbaus eines Gwent Decks oder der richtigen Verhaltensform gegenüber anderer Adeligen, haben wir mit Königin Meve auch viele moralische Entscheidungen zu treffen. Vielleicht sogar mehr, als mit einem Hexer. Ein großes Thema ist der Rassismus gegen Anderlinge. Verschonen wir den Elfen, der in Häsuer einbricht um nach Essen für seine Familie sucht, oder lassen wir ihn hängen, um unsere Stärke zu zeigen?

Außerordentlich gut sind auch die Animationen der einzelnen Gwent Karten. Zu jeder Karte findet ihr auch den Namen des Künstlers, der die Karte entworfen hat. Nicht zu verachten ist auch der Sound. Auch bei Thronebreaker kommt ihr in den Genuss der Melodien von The Witcher, aufgepeppt durch einige neue Klänge.

Fazit

Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass Thronebreaker: The Witcher Tales eine nette, kurze Partie an Gwent Kämpfen ist, die noch ein wenig Story Rund um Meve bieten. Doch weit gefehlt. Thronebreaker unterhält uns gute 30 Stunden auf 5 riesigen Karten und bietet ungefähr 20 verschiedene Enden, je nachdem, wie wir uns entscheiden. 

Die Kämpfe sind sehr einfallsreich, fast keines gleicht dem anderen und bei vielen braucht ein Neuling auch mal mehrere Versuche, selbst auf der einfachsten Spielstufe. Das Spiel ist also keine kleine Erweiterung zu Gwent, sondern tatsächlich ein umfangreiches Taktik-Rollenspiel. 

Zudem wurden alle Dialoge in den fast dreißig Stunden komplett auf deutsch eingesprochen. Und das alles bekommt ihr für gerade einmal 26 Euro!

Natürlich gibt es hier und da einige Schwächen, wie ellenlange Dialoge, eine etwas hakelige Steuerung oder langatmiges Ressourcen sammeln. Wer jedoch Lust auf kreative Kartenpartien hat und nicht abgeschreckt ist, etwas Komplexes und Neues zu lernen, der wird mit Thronebreaker: The Witcher Tales sehr viel Spaß für kleines Geld haben.

Durch das Tutorial am Anfang des Spiels wird euch das Prinzip von Gwent recht gut erklärt.


Bewertung

Pro

  • Rätsel sind fordernd
  • Vollvertont auf deutsch
  • Schöne Kartendesigns und Animationen
  • individuelle Strategien möglich
  • viele verschiedene Spielausgänge

Contra

  • manchmal etwas zu viel Dialoge
  • sehr viel Sammeln von Ressourcen
  • Spiel ruckelt manchmal etwas

Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Grafik 8 von 10
8/10
Zugänglichkeit 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8

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