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Mittlerweile ist das Arcade Spiel The Walking Dead von Telltale Games in aller Munde. Von vielen Experten und Hobby Journalisten wird das Point & Click Adventure als das Game of the Year 2012 betitelt. Ganz schön viel Rummel, um ein Arcade Spiel, oder? Wir haben einige Zeit vergehen lassen, um das Spiel fernab des Hypes nochmal in Ruhe zu testen. Wie die erste Staffel als Gesamtwerk wirkt und ob wir uns der breiten Masse anschließen, oder doch anderer Meinung sind, erfahrt ihr nun in unserem Test.

The Walking Dead ist, wie auch schon andere Telltale Titel, in einem Grafikstil gehalten, welchen man am besten als Mischung aus den originalen Comics und Cel Shading bezeichnen kann. Zu Beginn des Spiels muss sich der Spieler an den ungewöhnlichen Stil gewöhnen. Die Zombies wirken nicht wirklich gefährlich und blutig, so wie man es aus der Filmwelt, oder halt der Serie und den Comics, kennt. Nach ein paar Minuten im Gameplay kann man aber schon sehr gut in die Comic-Welt abtauchen. Und ja, man seht sich später zu keinem Zeitpunkt eine "bessere" Grafik, wie der Mainstream Spieler sagen würde. Die Optik ist für die technisch schwache Engine ziemlich gut und dazu noch liebevoll gestaltet.

Die perfekte Mischung aus toller Optik und Akustik kann man in The Walking Dead wahrnehmen, so viel sei schonmal gesagt. Fangen wir aber direkt im Bootscreen des Spiels an. Genau wie in der Serie kommt in der Geräuschkulisse das Walking Dead Feeling auf. Wir hören Grillen und andere Tiere, den Wind durch die Bäume wehen, aber keine Menschen und Zombies. Zu Beginn des Spiels und der Handlung ist die Welt also noch in Ordnung. Die musikalische Unterstützung ist ebenfalls sehr gut gelungen. Auch wenn der Soundtrack nicht breit gefächert ist, überzeugt er an jeder Stelle. Ob nun bei den Rätseln, auf der Flucht oder in emotionalen Momenten, die Musik passt an jeder Stelle. Grandios wird es aber erst bei der Synchronisation. Die Sprecher aller Figuren lieferten sehr gute Arbeit ab. The Walking Dead muss sich keinesfalls vor den Blockbustern wie Assassin's Creed 3 oder Far Cry 3 verstecken.

Wo wir gerade das Stichwort "grandios" in den Raum geworfen haben. The Walking Dead ist eher in das Genre Visual Novel einzuordnen, als in das P&C-Genre, da die Handlung selber größeren Wert bekommt, als die Gameplay Elemente. Der Spieler schlüpft in die Rolle des Lee Everett, der sich in einem Polizeiwagen auf dem Weg in das Gefängnis befindet. Während der Fahrt über den Highway lernen wir Lee etwas genauer kennen und erkennen im Hintergrund, dass in Atlanta bereits die Hölle los ist. Es kommt zu einem Unfall mit einem Zombie und Lee ist wieder frei. Auf der Flucht vor den Zombies findet er das kleine Mädchen Clementine, die ihre Eltern sucht. Lee entschließt sich dann auf "Clem" zu achten. Gemeinsam machen sie sich dann auf den Weg nach Savannah, wo Clems Eltern scheinbar sind.

Das Ganze klingt nicht besonders spannend. Jedoch entwickelt sich die einfache Geschichte zu einem wahren Drama. Dazu kommt, dass die Charakter extrem gut geschrieben sind. Jeder Dialog macht viel Spaß und man überlegt sich oft, wie man auf die anderen Figuren reagiert. Die Beziehung zu dem Kind und der Gruppe, die Reise ohne Hoffnung und der ständigen Gefahr im Rücken, machen The Walking Dead mit Sicherheit zu einer der besten Stories der Videospiel-Geschichte und ist an Spannung kaum zu übertreffen.

Der Umfang ist in so einem Spiel natürlich eher gering. Neben den fünf Episoden, die man für jewils 400 Microsoft Points auf dem Markplatz kaufen kann, gibt es nur noch Einstellungsmöglichkeiten und Statistiken. Aber ganz ehrlich: Wer braucht mehr? Im Spiel selber gibt es an einigen Stellen wichtige Entscheidungen zu treffen, die über Leben und Tod entscheiden können. Nach jeder gespielten Episode kann man sehen, wie die anderen Spieler sich entschieden haben. Da jede Episode etwa 1,5 bis 2 Stunden Spielzeit bietet, sind weitere Modi nicht wirklich nötig.

Jeder von euch, der Lost, Breaking Bad oder eben The Walkind Dead gespannt im TV verfolgt, wird es kennen: Die Cliffhanger. Die Episoden sind in Abständen von mindestens sechs Wochen erschienen und geben das Feeling der Serie sehr gut wieder. Besonders bleibt mir der Cliffhanger der vorletzten Episode in Erinnerung, der die Wartezeit unglaublich schwierig machte und kaum gemeiner sein könnte. Die tolle Geschichte sorgt dafür, dass eine Episode schnell am Stück gespielt wird. Und was gibt es besseres, als beim Spielen die Zeit zu vergessen? Durch die unnötige Funktion des Sterbens nehmen die Jungs von Telltale leider die Illusion, in der Serie zu sein. Das ist sehr schade, da man sehr selten stirbt und in der Serie gibt es schließlich auch kein "Game Over". Genauso hätten die Rätsel schwerer sein können, aber das ist Kritik auf dem höchstem Niveau. Trotz dieser kleinen Punkte vergeht der Spielspaß in keiner Sekunde.

Typischerweise ist das Gameplay in diesem Genre relativ gering. Der Hauptcharakter Lee lässt sich durch den aktuellen Ort frei bewegen, man ist aber immer durch Abgrenzungen von der restlichen Welt getrennt. Das Gameplay läuft wie in jedem Point & Click Adventure ab: Cutscene - Gameplay - Cutscene. Klar, das ist nicht wirklich innovativ, aber das Gameplay funktioniert. Jedenfalls so lange, bis die Shooter Szenen kommen. Die Shootouts bringen die Engine an die Grenzen und oft sogar zum Abstürzen des Games. Neben den Shootouts gibt es noch reichlich Quick Time Events, die allerdings wieder flüssig laufen. In den Dialogen muss man selbst entscheiden, wie man antwortet. In der Regel gibt es zwei bis vier Möglichkeiten, in Entscheidungsfragen weniger. Bei vielen Fragen gibt es dazu noch einen Timer, der nach Ablauf der Zeit immer Lee nicht antworten bzw sprachlos reagieren lässt. Je schwieriger die Entscheidung, desto weniger Zeit steht zur Verfügung. Das Ganze lässt den Spieler mehr Bauchentscheidungen treffen, um der Geschichte einen persönlichen Touch zu geben.

Fazit

The Walking Dead ist mit großem Abstand mein Game of the Year des letzten Jahres und ich freue mich sehr auf die für 2013 geplante Season 2. Auch wenn Telltale mit ihrer Engine an die Grenzen kommt, haben sie mit The Walking Dead ein Meisterwerk abgeliefert.

Jeder, der dieses Spiel noch nicht gespielt hat, sollte das noch nachholen. Jeder, der wieder eine packende Geschichte auf der Konsole erleben will, wird mit The Walking Dead nichts falsch machen. Für etwa 25EUR bekommt man mehr als 10 Stunden im TDW-Universum und hat mit großer Sicherheit eine bessere Alternative als das kommende, gleichnamige Retail-Spiel von Activision.

Aktuell ist die erste Episode sogar kostenlos. Aber Achtung: Das Spiel bietet keine deutschen Untertitel und ist somit komplett auf englisch!

Für die intensive Geschichte mit ihren interessanten Charakteren vergeben wir einen XBoxUser Special Award.


Bewertung


Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 10 von 10
10/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award

8 Kommentare

XBU Böhser Onkel Fr, 01.03.2013, 15:48 Uhr

Ich fand die ersten 5 Episoden auch richtig richtig gut.
So ab der Mitte von Episode 2 war ich abhängig :-)

BlackSolid666 Fr, 01.03.2013, 08:16 Uhr

[spoiler=Season 2]Also ich bin mir ziemlich sicher, dass man mindestens Clem in Season 2 begegnen wird. Es wurde ja schon angedeutet, dass evtl. die Option eingebaut werden soll, Spielstände der ersten Season in die zweite zu übernehmen. Damit der Verlauf halt direkt an die Entscheidungen der ersten Season angepasst ist. Dieses Gerücht wäre bestimmt nicht erschienen, wenn der zweite Teil nicht irgendetwas mit der Story des ersten zu tun hätte. Bei den Leuten, welche Season 1 nicht gespielt haben, wird es dann evtl. so sein, dass bei ihnen automatisch die am häufigsten gewählten Entscheidungen der anderen Spieler aus Season 1 benutzt werden. Das ist allerdings nur meine Vorstellung, wie es sein könnte :smt023[/spoiler]

Xantos Do, 28.02.2013, 23:13 Uhr

[spoiler=Season 2]Ich denke es wird eine relativ neue Story geben, bei der man vielleicht ab und an mal auf bekannte Charaktere aus Season 1 trifft. Wobei das schwierig wird, da ja bei jedem andere Charaktere noch leben oder auch nicht.

Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass sie Clem komplett rauslassen. Dafür ist der Charakter zu stark, nicht umsonst ja "Best female performance" bei den Spike VGAs gewonnen 2012.

Kann also gut sein, dass Clem wieder Bestandteil der neuen Gruppe in Season 2 wird. Glaube aber nicht, dass man sie steuern wird. Zumindest nicht die ganze Season lang.[/spoiler]

XBU lasgo Do, 28.02.2013, 22:13 Uhr

Oh, habe mich verlesen. Sorry! :smt003

XBU TNT2808 Do, 28.02.2013, 21:58 Uhr

Ich les mal lieber nicht den Spoiler und denke, es ist an Hanniball gerichtet, denn ich habe erst Episode 1 abgeschlossen, nicht Season :smt023

Aber wenn ich durch bin, geb ich gerne meinen Senf dazu ab :smt003

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