Page

Kann man „Portal“ ein Genre nennen? Nein, kann man nicht. Und gerade weil „The Spectrum Retreat“ es nicht schafft, sich genügend vom geistigen Vorgänger abzuheben, kann es nicht vollends überzeugen. Wir haben das Rätselspiel mit leichter Thriller-Atmosphäre getestet und sagen euch in unserem Review, was alles nicht so hundertprozentig klappen will.

Ein mysteriöses Setting

Wie so manches Spiel des Genres „Rätselkammern lösen“ (z.B. Q.U.B.E. 2, The Turing Test, etc.), startet ihr auch in Spectrum Retreat in einem mysteriösen, unerklärlichen und etwas surrealen Setting. Es beginnt in einem Erholungshotel („Retreat“) und seltsame, gesichtslose Puppen zeigen euch den Weg zum Restaurant fürs Frühstück. Alles ändert sich, als das Telefon klingelt und man Anweisungen einer Frau, Cooper, folgt. Plötzlich sollt ihr aus dieser surrealen Welt entkommen und dies führt geradewegs in unbekanntes Terrain: Die Hintertüren von Programmierern.

Hier muss man, um fortzuschreiten, Rätsel in Kammern lösen, ähnlich des Spielsystems von „Portal“. Hier funktioniert allerdings alles mit Farben und Farbwechsel. Man nimmt Farben auf, man platziert sie anderswo und bestimmte Türen und Wege sind nur mit einer bestimmten Farbe passierbar. In späteren Level kommen Blöcke als Hindernisse hinzu oder es gibt gar eine Teleportmöglichkeit, wenn man denn gerade die richtige Farbe hat. Die Rätsel werden gerade gegen Ende hin knackig schwer, da man bestimmte Blöcke nur in einem ganz speziellen Winkel sieht und benutzen kann, bestimmte Dinge nicht rückgängig machbar sind (und somit bei Fehlern das Level neugestartet werden muss) und man allgemein unglaublich viel verhalten muss (insofern man es sich nicht aufschreibt). Gerade die Fehler, die einen zu Neustart zwingen, sind ärgerlich, wenn man gerade eine halbe Stunde versucht hat, ein Rätsel zu lösen, nur um festzustellen, dass man gerade einen kleinen Fehler gemacht und z.B. mit der grünen Farbe ein Hindernis überwunden hat, dadurch dann aber nicht wieder zurück kann…

Eine entkoppelte Story

Die Geschichte in Spectrum Retreat ist eigentlich sehr interessant. Ohne zu spoilern wollen wir nur verraten, dass ihr als Hauptprotagonist nach und nach mehr über eure Vergangenheit und eure Familie erfahrt. Die kleinen Hinweise, auf die ihr dann mehr und mehr trefft, zeigen auch, dass sich das ganze Spiel in einer Art Simulation abspielt (Matrix lässt grüßen).

Das einzige Problem an der Sache: Das Ganze ist komplett abgekoppelt vom eigentlichen Rätselgameplay. Man erkundet auf eine ganz langsame und repetitive Art und Weise das Hotel, in dem man sich befindet, ohne dass es irgendwelche interessanten Extras oder Boni zu entdecken gibt. Nein, sogar die Dekoration und die Gänge wiederholen sich so häufig, dass man sich zum einen gerne verliert und zum anderen totlangweilt. Denn diese Passagen ziehen sich, bis man dann endlich zu den Rätselkammern kommt.

Und da erwartet einen dann leider nur tristes Rätselraten, denn die einzige Kommunikation während des ganzen Spiels, eine Frau namens Cooper, kann in den Rätselkammern nicht mit euch sprechen. Das führt dazu, dass sich beide Gameplaypassagen wie zwei verschiedene Spiele anfühlen, die überhaupt nicht miteinander vernetzt sind (Portal 2 oder Q.U.B.E. 2 machen dies um Längen besser). Das ist insbesondere schade wegen Amelia Tyler, der Synchronsprecherin von Cooper, denn die macht ihre Aufgabe unglaublich gut und bringt enorm viel Emotion in diese kleine Sprechrolle.

Die technischen Hindernisse

Ja, leider ist Spectrum Retreat technisch auch kein Glanzstück. Auf der Xbox One X ruckelt jeder Spielszene im Hotel munter vor sich hin, es gibt viel Tearing und heftige Framerateeinbrüche. Und das, obwohl das Spiel eigentlich nicht viel Ressourcen benötigte: Es gibt keine großen Effekte, keine großen Animationen oder Sonstiges.

Ärgerlich sind auch einige Glitches. Es gibt Level, die sind mit gezielten Sprüngen abkürzbar, andere wiederum erfordern einen Neustart, wenn man sich in die falsche Ecke gebracht hat. Schlimm für alle Erfolgshunter: Startet ihr das Spiel erneut aus dem Schnellstart der Xbox One (und es lief noch), können keine Erfolge mehr freigeschaltet werden. Hier muss man zuerst die App schließen und wieder öffnen, damit Achievements wieder freigeschaltet werden können…

Fazit

In Spectrum Retreat dreht sich alles ums Rätsellösen und das Erkunden eines seltsamen Hotels. Leider werden die beiden Spielelemente nur schlecht verknüpft und das Erkunden gestaltet sich als langweilig, das Rätsellösen als trist, wenn auch zugleich fordernd. Das Hauptproblem des Spiels ist, dass es sich nicht genügend gegen Konkurrenten aus dem Genre durchsetzen kann. Selbst Indie-Spiele wie Quantum Conundrum machen es besser und gestalten eine deutlich unterhaltsamere und packendere Spielatmosphäre.

Hinzu kommen technische Bugs, viel Ruckeln und ein Gameplay, das absolut nicht innovativ und gleichzeitig unverzeihlich schwer ist (einige Fehler in Testkammern sorgen dafür, dass man die Level neustarten muss, was sehr frustrierend sein kann). Spectrum Retreat ist definitiv kein schlechtes Spiel, aber es ist nur dann unterhaltsam, wenn man es ab und zu spielt und nicht allzu genau unter die Lupe nimmt.


Bewertung

Pro

  • Interessante Story
  • Sehr gute Synchronsprecherin
  • Neue Rtäselmechanik
  • Spätere Testkammern werden richtig knifflig

Contra

  • Story komplett entkoppelt vom Rätselgameplay
  • Technisch sehr unsauber
  • Gameplay an und für sich nicht innovativ
  • Rätsel und Protgaonist sehr steril
  • Teilweise langweilig

Grafik 5 von 10
5/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
6

0 Kommentare