
The Solus Project entführt uns in eine fremde Welt. Wie uns die Reise dahin gefallen hat, könnt ihr der Blackbox unseres Raumschiffes entnehmen oder ihr lest den Testbericht.
Was ist das Solus Project?
Den ersten Gedanken daran, dass es sich um eine Hairmetal Band handelt, wurde glücklicherweise nicht bestätigt. Die Aufgabe des Solus Project ist von wesentlich größerer Bedeutung. In einer nicht näher bezeichneten Zukunft steht die Menschheit kurz vor ihrer Auslöschung, es gibt keine Ressourcen mehr auf der Erde. Da wird das Solus Project gegründet, es werden diverse Raumschiffe mit Insassen in das Weltall entsandt, um nach neuen potentiellen Heimatplaneten für die Menschen zu suchen.
Die Reise verläuft nicht sonderlich gut und die meisten Forscher sterben, euer Schiff selbst stürzt auf einem Planeten ab, doch wie durch ein Wunder überlebt ihr den Crash. Genau hier fängt die Story des Titels an. Doch die Story ist gar nicht so deutlich zu sehen, ihr lebt und müsst nun herausfinden, wo ihr lebt und wie ihr es schafft, dass dieser Zustand sich nicht so schnell ändert.
Die Geschichte ist keine besonders neue und kreative, sie wird aber in einer Weise erzählt, die Spaß macht; sie wird durch eure Erforschungen erzählt. Denn ihr wisst gar nichts über die Story und euer Umfeld und durch die Reise von einer Ecke des Planeten zur anderen ergibt sich erst eine Story. Die Story der Zukunft der Menschheit.
Alles hier will mich töten
Wenn ein Titel sich Survival Game nennen darf, dann ist es The Solus Project. Sobald ihr auf dem Planeten gestrandet seid, spürt ihr nicht nur Hilflosigkeit und Ahnungslosigkeit, sondern auch ganz andere Gefühle und genau diese bringen euch über kurz oder lang ins Grab. Die Hauptaufgabe im Spiel ist zwar zu erforschen, ob der Planet sich als Kolonie eignet, doch die viel schwierigere Mission ist nicht zu sterben und das ist gar nicht so einfach, wie man denken mag.
Ihr müsst sehr realitätsnah alle Vitalparameter im Auge behalten, ihr dürft weder verhungern, noch verdursten und auch bei schlechtem Wetter auf der Planetenoberfläche zu wandern führt durch Unterkühlung langsam zum Tode. Genauso werden Schlafmangel oder heftige Unwetter mit Meteoriten eure Reise in eine fremde Welt schnell beenden. Ganz zu schweigen von dem, was noch auf dem Planeten lauert. Alles in allem könnt ihr euch also am besten einfach zusammenrollen und darauf warten zu sterben, denn darauf läuft es am Ende hinaus.
Sehr viel Simulation
Man muss diesen Simulationsstil mögen, denn er entschleunigt das Spiel sehr stark. Ihr könnt zum Beispiel nur wenige Items tragen und müsst alle Gegenstände selber craften. Das bedeutet, ihr braucht einen scharfen Stein, um Dosen zu öffnen oder Dinge zu zerschneiden, einen stumpfen Stein könnt ihr aber mit einer Stange zum Hammer wandeln. Dadurch, dass ihr nur wenig Items tragen könnt, gibt es einiges an Backtracking um missionsrelevante Werkzeuge zu bauen und hier kommen eure Vitalparameter ins Spiel.
Die Laufgeschwindigkeit eures Helden ist relativ langsam, das heißt auf weiten Wegen werdet ihr hungern und wenn ihr Pech habt, trifft euch ein Unwetter auf offenem Felde. Es gibt nicht viele Abkürzungen, also lauft ihr weite Wege und verbraucht viele Items, um nicht zu verenden.
Das Problem ist nicht nur, dass dieses Backtracking Zeit kostet, sondern eben auch viele Ressourcen, von denen ihr ohnehin nicht unbegrenzt habt. Dies führt häufig zum Ableben, da ihr in schlimmen Fällen bei einem Unwetter einfach zu weit von Höhlen entfernt seid. Nach dem Ableben könnt ihr nicht nur am letzten Punkt, an dem ihr geschlafen habt, erst wiederbeginnen, sondern auch die Ladezeiten nach dem Sterben sind einfach irrsinnig lang. Es gibt Stellen im Spiel, da bin ich sechs Mal gestorben und durch die lange Ladezeit hatte ich keine Lust, einen siebten Versuch zu machen.
Man muss also wirklich darauf stehen, alle Parameter im Auge zu behalten, seine Wege genau zu planen und vor allem muss man Spaß daran haben, viel Zeit in ein langsames Spielprinzip zu investieren. Wem andere postapokalyptischen Games zu unrealistisch waren, der findet hier sicher seine Erfüllung. Alle anderen Gamer, die in einem Spiel nicht dieselben Probleme wie im Alltag haben wollen (Hunger, Durst und andere Quälereien, Meteoriten nicht eingeschlossen), für die wird The Solus Project zu fordernd sein.
Work in Progress
PC Spieler kommen schon länger und auch häufiger in den Genuss von Early-Access Programmen. Bei The Solus Project haben nun auch XBoxUser die Chance, frühzeitig in das Spiel zu schauen. Knapp 2,5 Jahre befand sich das Spiel bis zum jetzigen Status in Entwicklung und ist mittlerweile durchaus spielbar. Für knapp 14 Euro kann man die Preview Fassung erwerben, welche wöchentlich erweitert und verbessert wird. Was das Spiel kosten wird, wenn man erst bei 100% zuschlägt, ist nicht klar.
In der Preview Fassung des auf der Unreal 4 Engine basierenden Titels kann es natürlich noch zu Bugs und sogar Spielabbrüchen kommen. Ich stellte kleinere Grafikbugs fest, steckte zwei Mal in Gebieten, aus denen ich nicht wieder herauskam, und hatte sehr wenige komplette Abstürze, was natürlich bei den wenigen Save Points ärgerlich ist.
Insgesamt ist der Titel aber absolut spielbar, da gab es schon schlimmere Veröffentlichungen, die nicht den Beinamen Preview Fassung trugen.
Wer denkt, bei der Unreal 4 Engine wird alles über Grafik laufen, der irrt. Anfänglich enttäuscht die Grafik sehr. Der Planet ist trostlos, was auch Stilmittel ist, jedoch wirkt er trostlos langweilig. Und Texturen von Boden und Wänden sind stellenweise sehr matschig. Hier kommt schnell Ernüchterung auf. Der schwache erste Eindruck wird später etwas relativiert, wenn der Titel seine Stärke zeigt: Die Wettereffekte! Regen- und Schneestürme sehen schon gut aus, besonders wenn der Regen gegen das Visier eures Raumanzugs peitscht. Gewitter und Meteoritenhagel sehen sogar noch besser aus, das sind die Highlights und hier sieht man, dass hier Leute arbeiten, die ihr Handwerk verstehen. Da ist es dann umso unverständlicher, dass die Innenareale oft nur dunkel und uninspiriert wirken.
Der Sound des Titels ist gut gelungen, kündigt sich ein Unwetter an, so wummert es durch den Subwoofer und der Spieler weiß sofort, es wird Zeit sich zu verkriechen. Der Soundtrack kann mit bedrohlichen oder epischen Klängen die aktuelle Situation unterstreichen. Hier wünsche ich mir aber im Laufe der Entwicklung noch mehr Abwechslung bei der Musik.
Da die Story hauptsächlich über Monologe getragen wird, entsteht eine Hoffnungslosigkeit, welche der Sprecher gut rüberbringt, jedoch wirkt er dabei stellenweise etwas lustlos. Wenn hauptsächlich eine Person das Geschehen kommentiert, dann möchte ich davon aus den Socken gehauen werden.
Fazit
The Solus Project wird die Community spalten: Das Gameplay ist anders als bei den meisten Titeln, die aktuell auf dem Markt sind. Das Spiel ist alles andere als casual. Der Einstieg ist nicht einfach und auch später sind die vielen realitätsnahen Todesursachen schon ein besonderer Schwierigkeitsgrad. Dies kann dem Spiel Würze geben, in Verbindung mit Backtracking und aktuell langen Ladezeiten demotiviert jedes Ableben aber leider zunehmend.
Grafisch ist hier von langweilig über OK bis hin zu wirklich gut alles dabei, was im Mittelwert dann aber eben nur durchschnittlich ist. Der Ton kommt etwas besser daher, für eine Top Bewertung fehlt es hier aber noch an Einsatz und Abwechslung.
Wer wirklich in eine andere Welt abtauchen will, in welcher er aber dennoch sehr alltägliche Probleme hat, dürfte sich The Solus Project in der Preview Fassung für schlanke 14 Euro ansehen. Wer auf schnelles Gameplay und Action am laufenden Band steht, der ist hier falsch.
Bewertung
Pro
- realitätsnaher Überlebenskampf
- schöne Wetteranimationen
Contra
- Backtracking
- sehr lange Ladezeiten
1 Kommentar
BreakingLaw Do, 03.03.2016, 19:16 Uhr
wie ist das, wenn man ein spiel in preview kauft und das fertig wird, da muss ich aber nicht noch einmal zahlen oder? schwierig finde ich nicht verkehrt, aber wenn man immer wieder lange zeit was nachspielen muss, weil man items verliert und es dann noch lange lädt, wäre das schon was nervtötend.