
Sega und Double Fine (Entwickler von u.a. Brütal Legend) bringen uns nun ein Xbox Live Arcade Spiel, welches mit viel Mysterium beworben wurde. Keiner weiß, was genau das Ziel oder der Inhalt des Spieles ist. Man weiß nur: Sieben Charaktere sind in einer dunklen Höhle und müssen wieder raus... Und das in einem Jump'n Run, das sogar kooperativ zu dritt gespielt werden kann? Wir haben das Rätsel gelüftet und berichten euch in unserem Review, was man euch hier für die 1200 Microsoft Points bietet.
Grafik
Grafisch ist das Spiel auf alle Fälle sehr nett anzusehen. Der Comicstil passt hervorragend und man bietet eurem Auge viel Abwechslung. So befinden wir uns zwar insgesamt in einer ,,Höhle" - das hindert aber niemanden daran, dass ihr unterwegs auf einen Zoo, einen ägyptischen Tempel, eine einsame Insel, ein Einfamilienhaus oder sonstiges trefft... Abwechslung ist hier geboten und besonders die teils detailreichen Umgebungen, die nur selten Elemente wiederholen, sorgen dafür, dass euch nie langweilig wird. Ein wenig schade bleibt die Tatsache, dass es keine Story-Zwischensequenzen gibt, sondern die Geschichte (im Nachhinein) mittels Artworks erzählt wird. Das stört zwar nicht, aber hier wäre mittels kleiner Videos o.Ä. noch Luft nach oben gewesen. Insgesamt ist das Spiel aber für einen Arcadetitel sehr ansehnlich.
Sound
Auch das Aus-den-Boxen-ertönende ist mehr als Mittelmaß. Ein besonderes Schmankerl ist von Anfang an die Synchronstimme der ,,Höhle" selbst (das Spiel ist übrigens auf Englisch mit deutschen Untertiteln), welche als Erzähler fungiert. Jener Erzähler kommentiert das Geschehen mit einer tiefen Bassstimme, welche stets ihren Ton zwischen Ironie, Grusel und Hinterhältigkeit bewahrt. Sie trägt massiv dazu bei, dass das Spiel unterhaltend bleibt. Aber auch sonst sind die andern Synchronstimmen sehr gelungen. Ein fantastisches Beispiel ist in der Burg, der König: Der Dialog mit jenem ist von Witz durchbohrt und die Stimme passt perfekt. Leider kriegt der Sound trotzdem ein paar Abzüge bezgl. Synchro: Die spielbaren Figuren bleiben beharrlich stumm. Das ist wahrscheinlich so gewollt - doch hätte es ihnen noch mehr Charakter verleihen können.
Was die Musik angeht, so hätte man sich hier noch etwas mehr Mühe geben können. Es gibt keinen wirklichen Soundtrack, meist bestimmt die Umgebung den Sound (also sprudelnde Lava, Musik aus einem Zoolautsprecher, plätscherndes Wasser, usw.), wobei aber den Umgebungen entsprechend seichte Klänge doch zu vernehmen sind.
Story
Was die Story-Bewertung angeht, bleibe ich hart. Zwar verpackt Double Fine die Geschichte hinter der Höhle ganz gut - doch es steckt eigentlich nicht viel dahinter. So ist die Story rasch erklärt: Sieben Charaktere (Hillbilly, Zeitreisende, Wissenschaftlerin, Ritter, Zwillinge, Mönch, Abenteurerin) - die, nebenbei bemerkt, nichts miteinander gemeinsam haben - stehen vor dem Eingang in die Höhle. Hier treten sie ein und kämpfen sich durch. Die Höhle ist eine Art touristische Attraktion gespickt wie eine Tour, in welcher man auf die verschiedensten Dinge trifft. Jeder der sieben Personen hat hierbei eine eigene, kleine Hintergrundgeschichte, in welche sie anfangs ein gutes Herz (oder zumindest positive Charaktereigenschaften) zeigen und späterhin dann doch der ,,dunklen Seite" verfallen. Insgesamt versucht The Cave das urtypische Faustthema (,,Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust") neu zu verpacken. Eine solche Thematik wurde immer in der Kultur behandelt (z.B. im Hollywoodfilm ,,The Italian Job": ,,Ich traue jedem, nur nicht dem Teufel der in jedem steckt.") und ist relativ ausgelutscht.
Insgesamt sind diese sieben kleinen Geschichten nett, lustig, aber auch stereotyp und ohne Zusammenhang. Das stört mich persönlich am meisten - dass diese sieben Charaktere nichts eint und sie eigentlich rein gar nichts miteinander zu tun haben. Mich hätte es gefreut, wenn man nach und nach einen Zusammenhang sehen würde. Doch hier bleibt The Cave oberflächlich.
Umfang
Leider muss man beim Umfang die größten Abstriche machen... So sehr sich das Spiel auch die Mühe gibt, so wirklich viel Spielumfang bietet es nicht. Beim ersten Mal Durchspielen (dauert circa 5-6 Stunden maximal) habt ihr das meiste gesehen. Zwar gibt es für jede Figur ein eigenes Rätsel (d.h. ihr könnt insgesamt sieben verschiedene Rätsel lösen), doch müsst ihr dazu das Spiel jedes Mal komplett von vorne anfangen. Zusätzlich müsst ihr ebenfalls alle anderen Rätsel dazwischen auch jedes Mal wieder abschließen. Und dies wird recht schnell langweilig, da es nur noch um die richtigen Abläufe geht und nicht mehr ums Rätseln.
Insgesamt sind die ,,Rätsel" auch etwas zu leicht. Manchmal muss man schon überlegen, aber schnell hat man den Dreh raus und weiß, wie man sich anstellen muss und wo man wahrscheinlich was machen muss. Schade ist insbesondere, dass die Rätsel noch viel verzwickter oder verwickelter sein könnten; meist sind es zu viele offensichtliche, eindimensionale Miniaufgaben. Der Mehrspieler-Modus sorgt hier auch nicht für mehr Umfang - es handelt sich lediglich um einen kooperativen Modus, nicht um eine zusätzliche Spielmöglichkeit. Insgesamt bietet The Cave hier einfach zu wenig für die 1200 Microsoft Points. 800 Punkte würde ich für dieses kurzweilige Spiel angebracht finden, aber 1200 sind nicht mehr gerechtfertigt. Hier bieten andere Spiele deutlich länger Spielspaß.
Spielspaß
Okay, das muss man zugeben: Spaß macht The Cave auf alle Fälle. Zumindest so lange, wie ihr immer noch Neues zu entdecken habt. Die neuen Umgebungen, die neuen Spezialfähigkeiten eures Charakters, die noch nicht gesehen Hintergrundgeschichte. Aber sobald man das Spiel einmal komplett durchgespielt hat und auch alle Charaktere einmal gesehen hat, reizt es nicht mehr so ganz. Da ich das aber schon angekreidet habe, bleibt mir eigentlich nur zu sagen: Kurzweilig und unterhaltsam! Die paar kniffligen Erfolge sorgen für die Hardcorezocker ebenfalls für ein wenig Knobelspaß.
Gameplay
An und für sich ist The Cave ein Jump'n Run mit ein paar Rätseln. Es gibt nicht viele Gameplayelemente, die ihr braucht. Das 2D Jump'n Run begnügt sich mit Rennen, Springen, Objekte aufheben/benutzen und einer Charakter-spezifischen Spezialfähigkeit. Und schon kann es losgehen! Spielt ihr alleine, so kontrolliert ihr drei verschiedene Charaktere, zwischen denen ihr mittels des Steuerkreuzes hin und her wechseln könnt.
Das Gameplay an sich ist sehr einfach und basal. Die Jump'n-Run-Elemente sind eher nebensächlich und dienen der Abwechslung - das Hauptaugenmerk liegt beim Gameplay aber auf dem Benutzen von Objekten in der richtige Reihenfolge, richtige Kombinationen usw. Allerdings bleibt The Cave konsequent relativ einfach und die Rätsel, die es zu lösen gilt, sind meist recht simpel. Im Gegensatz zu vergleichbaren Adventurespielen (z.B. Limbo oder Monkey Island) hält sich die Grübelei in Grenzen und das simple Gameplay spricht eine breite Masse an. Dies mag zwar gut ankommen, lässt aber eine gewisse Spieltiefe vermissen.
Multiplayer
Zu den Mehrspielerfeatures gibt es leider nicht viel zu sagen. Das Spiel lässt sich nicht über Xbox Live, sondern nur lokal mit insgesamt drei Spielern spielen. Doch hält sich der Handlungsfreiraum zu dritt stark in Grenzen. Das Spiel teilt nämlich den Bildschirm nie auf und somit kann man eigentlich nur gleichzeitig auf dem Bildschirm herumlaufen. Dies ist aber bei den meisten Rätseln eher hinderlich, denn mit geteiltem Bildschirm könnte man bestimmte Passagen viel schneller und einfach lösen, wenn man die Spieler gleichzeitig verstreut im Level bewegen könnte. So muss man ggf. umschalten und die zwei andern Spieler kucken nur zu, wie der eine sein kleines Rätsel löst. Sehr suboptimal gelöst - auch wenn es mit zwei Freunden mehr Spaß macht, als alleine.
Xbox Live Features... Naja. Es gibt eigentlich keine. Es gibt keine Highscores (ergo keine Bestenlisten), keine herunterladbaren Inhalte (es wurden bisher auch keine angekündigt), kein Multiplayer. Ein reines Offlinespiel also. Tja.
Fazit
Das mysteriöse Rätsel ist gelüftet: Das Abenteuer in der Höhle ist einerseits sehr unterhaltsam und andererseits viel zu kurz. Das Gameplay ist einfach gestrickt und deswegen jedem Spieler zugänglich. Die Rätsel und Abenteuer der verschiedenen, lustigen und stereotypischen Charaktere machen unglaublich Spaß und sind untermalt durch eine coole Comicgrafik und einer guten Synchronisation. Doch insgesamt bietet man euch in The Cave einfach zu wenig, um den hohen Preis zu rechtfertigen. Dreimal Durchspielen (und beim dritten Mal bereits die gleichen Rätsel satt haben), insgesamt lässt sich mit Begeisterung vielleicht höchstens 9 bis 10 Stunden dran spielen. Danach kann man es aber wieder getrost vergessen.
Besonders schade ist, dass aus dem guten Potential nicht mehr rausgeholt wurde. Die Story ist zu einfach, die Charaktere stehen zu sehr für sich allein, die Rätsel zu einfach, der Umfang an Aufgaben ebenfalls zu wenig. Ein suboptimaler lokaler Multiplayer (Ko-Op) sorgt ebenfalls nicht für mehr Spielspaß. Zusammengefasst heißt das: The Cave macht teilweise richtig Spaß, ist aber aufgrund des mangelnden Umfangs seine 1200 Microsoft Points leider nicht wert. Eventuell lohnt sich ein Kauf, wenn der Preis gesenkt wird!
Bewertung
