Page

Was, ihr habt noch nichts vom ersten Teil gehört? Nicht unbedingt verwunderlich. The Book of Unwritten Tales des deutschen Entwicklers King Art Games erschien 2009, also vor satten 6 Jahren, auf dem PC. Das Point & Click Adventure hat nun durch eine Kickstarter-Kampagne einen Nachfolger bekommen, der für PC und Konsolen gleichermaßen zu haben ist. Wir haben die Xbox One Version getestet und können euch von unserer Eindrücken berichten!

Knapp und gut, aber definitiv einen Blick wert. Grafisch ist BoUT2 sehr abwechslungsreich, meist sehr bunt und im Prinzip mit Liebe zum Detail entworfen worden. Einzig die Charakteranimationen wirken etwas schwach und besonders in den Dialogen merkt man, dass die verschiedenen Gesichtsanimationen immer die gleichen sind. Das ist zwar typisch für solche Adventures, raubt dem Spiel aber etwas Atmosphäre. Man ist sich somit bewusst, in einem Spiel zu sein, auch in den Zwischensequenzen, und man überspringt dann gerne mal Dialoge. Hier wäre noch Luft nach oben. Insgesamt ist der Eindruck von der kunterbunten Märchenwelt aber definitiv überzeugend, gerade für ein solch kleines, deutsches Projekt.

Ok, hier muss man sagen: Chapeau! Hut ab vor dem kleinen deutschen Entwicklerteam, das es hinbekommen hat eine absolut überzeugende Synchronstimmen-Besetzung in zwei Sprachen in das Spiel zu integrieren. Man kann während des Spiels im Pausenmenü stets die Sprache wechseln und ob Deutsch oder Englisch: Beide sind absolut gelungen. Das ist enorm wichtig für den internationalen Markt und hier wurde sich sichtlich Mühe gegeben. Spielt man das Spiel auf Englisch ist sogar noch etwas mehr Märchenstimmung vorhanden, da  die verschiedenen Akzente wunderbar passen (man muss sich allerdings auf viel britisches, schottisches, walisisches usw. Englisch einstellen). Musikalisch ist ebenfalls alles in Ordnung, weswegen das Spiel, zumindest was die Vertonung angeht, einen astreinen Eindruck hinterlässt.

Puh, schwer zu bewerten und schwer zu erzählen. Das Spiel wirft euch direkt ans Ende des ersten Spiels, führt nicht großartig die Charaktere ein und erwähnt stets vergangene Abenteuer, sodass man am Anfang mit einigen Fragezeichen vor dem Bildschirm steht (wenn man den ersten Teil, so wie ich, NICHT gespielt hat). Nichtsdestotrotz kommt man in die Geschichte rein und man spielt unterschiedliche Charaktere. Ihr beginnt mit einer Elfenprinzessin, die einen glattrasierten Prinzen heiraten soll, dies aber nicht will. Die Geschichte beginnt somit harmlos, aber Stück für Stück wird das ganze größer bis hin zum lebensgefährlichen Abenteuer, in welchem natürlich wieder mal das Schicksal der Welt von euch abhängig ist. Nett ist, dass das Spiel voller Selbstironie, einer guten Portion Ironie und einer Vielzahl an Videospielandeutungen daherkommt und man somit die Story nie allzu ernst nimmt. Das lockert die Atmosphäre auf und hat bei mir für so manchen Schmunzler gesorgt. Nichtsdestotrotz wäre eine bessere Einführung in die Geschichte und die Welt nicht schlecht gewesen...

Das Spiel bietet schon einiges an Spielstunden. Gerade durch das Gameplay, welches natürlich mit viel Rätseln, Probieren und Klicken verbunden ist, kann sich das Abenteuer eine Weile strecken. Für satte 30 EUR sollte es das aber auch... Insgesamt kann man locker 20-30 Stunden investieren, wer aber alles alleine sucht und das Internet nicht zur Hilfe nimmt, der wird deutlich mehr Zeit mit BoUT2 verbringen. Das ist dann aber teilweise auch nicht mehr spaßig. Und der Wiederspielwert ist nicht sehr hoch. Außer man gräbt das Spiel nach 10 Jahren wieder aus und versucht es erneut - die meisten Rätsel hat man bestimmt wieder vergessen.

Ein Point & Click zu bewerten ist schwierig, da es ein Genre ist, das seine Anhänger hat, aber auch seine Gegner. Viele können nichts damit anfangen, da ihnen das Warten, das repetitive Hin und Her und das Steckenbleiben bei einem Rätsel auf den Keks gehen. Das kann ich nachvollziehen. Ich hatte auch meine Frustmomente in BuOT2, in denen ich nicht weitergekommen bin und keinen Bock mehr hatte. Aber das Spiel schafft es trotzdem, mich zu fesseln - obwohl ich kein ganz großer Fan des Genres bin. Der Humor, die Story und das Gameplay haben mich letztendlich doch ein paar Mal an den Bildschirm gefesselt. Und gerade der relativ ausgeglichene Schwierigkeitsgrad hat es mir erlaubt, ein wenig zu rätseln, hin und her zu laufen, aber in der Regel doch stets irgendwie voranzukommen. Man muss allerdings wissen, wie solche Spiele funktionieren, da man ansonsten nicht bereit ist, die komischsten Dinge mit den unpassendsten Sachen zu kombinieren. Da BoUT2 einem aber stets einen RELATIV eingeschränkten Handlungsweg und mehr oder weniger begrenzte Interaktionsmöglichkeiten mit Objekten gibt, war die Lösung des Problems nie allzu weit entfernt. Mit superschweren Spielen wie Day oft he Tentacle oder Sam & Max hat das nichts gemein - BoUT2 bleibt mit seinen Rätseln stets fair und verständlich.

Point & Click auf der Xbox One? Es... funktioniert. Recht gut sogar. Allerdings ist es anfangs etwas ungewohnt. Man tut vieles mit wenigen Buttons und das Tutorial wirkt auch etwas überfordernd. Gerade wenn es darum geht, Objekte mit Objekten im Inventar zu kombinieren ist die Konsole etwas im Nachteil. Das macht aber nichts - insgesamt spielt es sich gut. Die Charaktere steuern sich etwas seltsam und gehen nicht immer so, wie man das vielleicht gerne hätte, aber es verlangt ja niemand eine präzise Steuerung. Die Rätsel sind das, was zählt und der Spielablauf bleibt stets flüssig. Wer einmal kapiert hat, wie es geht, dem fällt gar nicht mehr auf, dass die Steuerung mit Maus und Tastatur intuitiver erscheint. Insgesamt wird man eh viel Zeit damit verbringen, die unterschiedlichsten Dinge anzuklicken, viele Dialoge zu hören und viel fragend herumzulaufen. Irgendwann geht einem dann ein Lichtlein auf und man kann weiterspielen. Typisch Point & Click eben.

Fazit

Nicht viele deutsche Entwickler schaffen es, ein Produkt zu entwickeln, welches international erfolgreich sein kann. Doch The Book of Unwritten Tales 2 hat das Potential zu einem Point-and-Click-Hit. Dies liegt zum einen an  der lustigen Story mit der genialen Synchronisation, zum anderen aber auch daran, dass das Spiel wenig Konkurrenz - zumindest auf Konsolen - hat.

Das Gameplay funktioniert auf der One auch ohne Tastatur und Maus sehr gut und ist sehr ruhig, sehr langsam und angenehm. Negativ fallen an sich nur die etwas eingeschränkten Gesichtsanimationen sowie der vielleicht etwas hohe Preis auf. Insgesamt ist das Spiel aber sehr unterhaltsam; besonders der nette Humor und die eigentlich fairen Rätsel sorgen für Spielspaß.

Wer auf Rätselspiele mit Humor steht und ein Spiel mag, bei dem die Reaktionsgeschwindigkeit absolut gar keine Bedeutung spielt, der sollte hier auf alle Fälle zugreifen. Man muss das Genre mögen, denn BoUT2 erfindet das Rad nicht neu, aber dann ist das Spiel sicherlich sein Geld wert.


Bewertung


Grafik 8 von 10
8/10
Sound 10 von 10
10/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8