Review zu Snipers

Es kommen immer wieder Zeiten im Leben eines Redakteurs, in dem ein Spiel reinflattert, was einem die Sprache verschlägt. Dies passiert nicht zu oft, was gut und auch schlecht ist. Selten schaffen es Titel durch ihre pure Genialität, öfter gibt es jedoch Games, welche den Spieler nur mit einem Fragezeichen über der Stirn zurück lassen. Ihr könnt jetzt wild spekulieren, in welche der beiden Kategorien Snipers passt. Spätestens nach dem Lesen unseres Testberichtes des Xbox 360 Games werdet ihr es aber sicher wissen...

Ja, ja, der Ostblock

Auch wenn wir es hier mit einem Online-Shooter zu tun haben, so wurde auffällig wenig Mühe investiert, um eine Rahmenhandlung zu erzählen. Im Spiel wird quasi nicht darauf eingegangen, warum ihr gegen andere Spieler antretet und wo ihr eigentlich seid. Alleine die Hülle des Spiels verrät euch, dass ihr und ich zitiere ,,irgendwo" im Ostblock seit, in einem naheliegendem futuristischem Krieg seid ihr zurückgebliebene Soldaten einer Spezialeinheit, welche einem tödlichem Kampf irgendwo in Osteuropa ausgesetzt sind.

So oder so ähnlich soll also die Geschichte hinter dem Spiel sein. Doch davon merkt ihr einfach nichts, man hätte sich dieses billige Schauermärchen einer Hintergrundgeschichte auch ganz sparen können, denn Sinn macht das alles nicht und die Gamer, welche Snipers spielen, bekommen ohnehin nichts von dem mit, was der Grund für den Konflikt sein soll.

Multiplayer only

Die Packung trägt glücklicherweise den Hinweis, dass Snipers tatsächlich ein reiner Online-Shooter ist, doch hätte man durchaus Bots oder einen ausgereifteren Trainingsmodus einbauen können. Das Tutorial zeigt euch innerhalb von wenigen Minuten die Basics des Spiels, ihr dürft dies auch nochmal auf Zeit beweisen, doch damit sind alle Einsteigerhilfen abgegrast. Wenn ihr wissen wollt, wie es in Snipers läuft, müsst ihr gleich raus in die "große" Online-Welt.

Hier zeigt sich aber gleich ein Problem, scheinbar ist die Zahl der verkauften Exemplare nur im zweistelligem Bereich. Selten fand ich Partner zum Spielen, dann war die Lobby nur Halbvoll und man musste einen Countdown von bis zu drei Minuten abwarten, in denen das Game schaut, ob noch weitere Gamer einsteigen wollen. Wenn dann ein Spiel startete, war dies sofort Training unter Realbedingungen und ich hatte wenig Chancen. Was bringt mir ein online Spiel, was von Niemanden gespielt wird? Den Grund hierfür muss sich der Entwickler selber suchen. Es wäre z.B. total toll, wenn die Slots mit Bots gefüllt werden würden, denn zu zweit auf einer Karte nur mit Sniperwaffen ist das ganze eine enorme Schnarchnummer.

Call of Duty - alle Waffen = Snipers

Das Spielprinzip und die Steuerung sind mehr oder weniger eins zu eins von der Call of Duty Serie übernommen, es gibt sogar eine Drone, die exakt wie in CoD Gegner auf dem Radar anzeigt. Diese Drone lädt sich nach der Zeit von alleine auf. Was dem Spiel fehlt sind natürlich die verschiedenen Waffen. Namensgebend gibt es hier nur Sniper-Rifles und als Sekundärwaffen gibt es Handfeuerwaffen. Trotzdem gibt es eine ordentliche Auswahl an Gewehren. Diese unterscheiden sich in Stärke, Reichweite und Feuerrate. Jedoch könnt ihr diese Waffen erst mit bestimmten Rängen freischalten, welche ihr Dank mangelnder Gegenspieler kaum erreichen werdet, ausser ihr nehmt eines der Boosting-Angebote der Snipers Spieler an (so schnell habe ich noch nie eine Freundschaftsanfrage mit dem Wunsch nach Boosting erhalten).

Was Snipers ein wenig von anderen Shootern abhebt und das buchstäblich, ist der Enterhaken. Ihr habt die Möglichkeiten mit diesem handlichem Tool auf Dächer und höhere Ebenen zu kommen, um von dort einen besseren Ausblick zu ergattern. Problem ist, das Ganze ist wenig dynamisch und so zeitaufwendig, das ihr quasi zum einfachen Ziel für alle Gegner werdet... eine Neuerung in Vergleich zu anderen Spielen, dennoch keine gute Idee.

Steril wie ein Operationssaal

Leider kann nach allen dieser Enttäuschungen auch die Technik nicht sonderlich begeistern. Neben ein paar Karten und Spielmodi fällt dem Spieler vor allem die öde Grafik auf. Die Figuren sehen komisch aus. Dafür, dass das Spiel in naher Zukunft spielt, sehen die Figuren peinlich futuristisch aus und wirken wie gesichtslose Söldner aus einer Kinderfantasie. Gleiches könnte man von den Maps sagen, hier wirkt alles kantig und steril. Hier herrscht kein Leben, es sieht nicht so aus, als könnte es diese Handlungsplätze wirklich so geben, alles wirkt zu konzentriert, wie mit einem Map-Editor für Fans erstellt. Generell wirkt Snipers wie eine Mod aus der guten alten Half-Life Zeit, als jeder Gamer selbst eine Modification erstellen konnte, nur leider waren damals schon die meisten Mods besser als Snipers es heute ist.

Was ist mit dem Sound? Gibt es Sound? Sicher kann ich das nicht sagen, Musik gibt es kaum, dafür billige Schussgeräusche und eine Stimme aus dem off. Diese Stimme scheint so was wie euer Commander zu sein, die Stimme stachelt euch an, wenn ihr hinten liegt und sagt euch, wenn es auf das Ende zugeht. Anstacheln scheint mir dann aber doch nicht der richtige Ausdruck, die Stimme sagt es euch, das wäre das richtige Wort. Der Sprecher sagt etwas völlig emotionslos und neutral, mich motiviert das höchstens, die Konsole auszumachen und am besten auch abgeschaltet zu lassen.