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Shantae and the Pirate's Curse ist bereits der dritte Ableger der Videospielreihe rund um den bauchtanzenden Djinni, von der der erste Teil vor bereits 14 Jahren auf dem Gameboy Color erschien. Durch den zweiten Ableger kamen auch Xbox 360-Spieler in den Genuss, nun ist Shantae auf der Xbox One angekommen. Ob sie sich mit ihren Bauchtanzkünsten in unser Herz getanzt hat erfahrt ihr, wenn ihr uns auf unserem Abenteuer begleitet.

Sun is shining, the weather is sweet

Es könnte so herrlich sein. Shantae, ein ehemaliger Djinni, lebt zusammen mit Freunden und ihrem Onkel auf einer paradiesischen Insel. Doch Albträume plagen sie, von der Wiederauferstehung einer unvorstellbar bösen Kraft. Jäh wird sie allerdings aus ihren Träumen gerissen, denn ihre Stadt wird belagert und droht der Zerstörung zum Opfer zu fallen.

Natürlich wird der Pyjama schnell für ein etwas praktikableres Outfit – zugegeben, recht knapp – zurückgelassen und die Reise kann losgehen. Kurz nachdem die erste Bedrohung abgewendet wurde, stellt sich aber heraus, dass die Albträume Wahrheit werden könnten. Die einzige Hoffnung: Sich mit der Piratin Risky Boots, der Erzfeindin, zusammentun und das Böse abwenden.

Doch die Reise ist lang und um es am Ende mit dem ultimativen Bösen aufnehmen zu können müssen auf dem Weg, wie in einem Action Platformer der Marke "Metroidvania" üblich, erst einmal jede Menge Gegenstände aufgesammelt werden, die nicht nur Schaden verursachen, sondern auch für das nötige Vorankommen sorgen.

Gezeichnete Figuren in den Unterhaltungen

In welchem Jahr sind wir?

Bei Shantae and the Pirate's Curse handelt es sich nicht nur beim Gameplay um einen Titel der alten Schule. Das muss per se nichts Schlechtes bedeuten, heißt am Ende aber Pixelgrafik. All jene, die nicht augenrollend den Testbericht zu Gunsten eines anderen Tabs verlassen haben sei gesagt, dass man dazu natürlich seine eigene Meinung haben kann und natürlich auch darf.

Ich persönlich bin nicht erst seit gestern gesättigt, was diese Art der Darstellung betrifft. Dennoch kann man dem Titel nicht vorwerfen, dass er schlecht aussehen würde. Vor über 20 Jahren, zur Hochzeit des SNES, wäre man sicher erstaunt gewesen über den Detailgrad, den der Titel an einigen Stellen an den Tag legt. Die liebevoll gestalteten Charaktere und Gegenden werden am Ende auch noch durch schön gezeichnete Sprites während der Gespräche im Spiel erweitert. Wer sich also durch die groben Pixelstrukturen nicht abschrecken lässt kann teils abgedrehte Charakterdesigns und interessante Schauplätze bewundern.

Hör mal wer da pixelt

Es ist nicht der erste Testbericht, den ich über einen Titel in Retrooptik schreibe – und vermutlich ist es auch nicht der erste, den ihr lest. Daher dürfte den meisten von euch bewusst sein, dass es auch für die Ohren förmlich nur "Pixel" gibt. Wie auch die Optik bewegt sich auch die Soundkulisse auf 16-bit-Niveau.

Anfangs erschreckt man vielleicht auf Grund der doch recht fröhlichen Grundstimmung der Melodien, auch wenn auf dem Bildschirm das genaue Gegenteil passiert. Das ist ungewohnt und will anfangs nicht so recht ins Bild passen. Nach einer kurzen Eingewöhnung fällt die Musik jedoch kaum mehr auf und evtl. könnte bei dem ein oder anderen sogar ein Track im Ohr hängen bleiben. Insgesamt ist die Musikauswahl aber kein Geniestreich, nervt allerdings auch nicht.

Gleiches gilt für die Soundeffekt, die eben auch die volle Ladung Retro vermitteln. Und, wie es sich eben für ein Pixelabenteuer gehört, Sprachausgabe sollte man ebenfalls nicht erwarten. In Gesprächen werden Namen mal ausgespuckt, ansonsten muss man sich mit Lesen abfinden. Da die Story allerdings eh eher in den Hintergrund rückt, ist das aber gut zu verkraften.

Find ich hier nichts, find ich da was

Mittlerweile dürft wohl jeder Gamer einmal mit dem Genre "Metroidvania" in Berührung gekommen sein. Der Begriff, ein Mix aus Metroid und Castlevania – die Urväter des Genres, steht für jede Menge 2D-Action, mit Bosskämpfen und viel Gehüpfe. Die zumeist recht frei erkundbare Gegend wird mit jedem Upgrade oder jeder neuen Fähigkeit immer zugänglicher.

So kann man beispielsweise einen Berg nur erklimmen, sobald man die Fähigkeit des Mehrfachsprungs erlangt hat. In Shantae and the Pirate's Curse sind diese benötigten Fähigkeiten als Piratengegenstände wie Stiefel oder Kanonen getarnt, dienen aber demselben Zweck.

Neue Fähigkeiten sorgen für neue Wege

Backtracking ist, und das wird vielleicht so manchen XBoxUser abschrecken, an der Tagesordnung. Denn oft kann man Gebiete – in dem Titel übrigens als einzelne Inseln verpackt – nur dann vollständig erkunden, wenn einem bestimmte Fähigkeiten, die erst in Dungeons erlangt werden wollen, zur Verfügung stehen. Das Spiel nutzt diesen Umstand recht clever und verlangt von euch eine gute Auffassungsgabe, denn Hilfen sucht man vergeblich.

Wenn man also mal überhaupt nicht weiter weiß und auch aus gefundenen Gegenständen und deren Namen nicht herleiten kann, mit wem oder was man als nächstes interagieren sollte, hilft alles nichts und man muss sämtliche Gebiete gründlich neu durchkämmen. Während ich persönlich diesen Umstand also als clever bezeichne, könnte jemand anderes es als lästig oder streckend empfinden. Da spielt die persönliche Meinung und auch die Erfahrung in dem Genre eine große Rolle.

Wie, das war jetzt alles?

Wenn man dann aber doch wieder den roten Faden gefunden und den Geheimnissen der bösen Kraft nachgeht, stößt man auf interessante und teils obskure Figuren. Der Humor ist manchmal vielleicht etwas zu abgedreht, entlockt aber nicht nur einmal ein Lächeln und sorgt so, neben dem spannenden und abwechslungsreichen Gameplay für Motivation.

Geübte Spieler werden vermutlich nach etwas mehr als 6 Stunden das erste Mal den Oberbösewicht stellen und bezwingen. Klingt zunächst nach recht wenig Umfang für einen Titel, der knapp 20 Euro von euch verlangt. Allerdings leben Spiele wie Shantae and the Pirate's Curse davon, wiederholt gespielt zu werden. Denn nach diesen 6 Stunden hat man sicher längst nicht alle Geheimnisse gefunden und muss noch einmal ran für einen 100 %-Lauf. Glücklicherweise kann man auch nach dem Sieg weiterspielen, anders als z.B. in Ori and the Blind Forest, und so die 100-Prozent-Marke knacken.

Zweiter Durchgang? Auf geht's

Und der Titel spornt einen geradezu förmlich an, dies zu tun. Denn es gibt mehrere Enden in dem Spiel. Wie man diese erlangt? Nun, ein Charakter im Spiel gibt einen Hinweis darauf, indem er die Typen Spieler auflistet. Demnach gibt es Spieler, die einfach nur durchspielen, solche die alles sammeln und solche die auf Zeit spielen.

Interessanterweise setzte im Test nach dem ersten Durchgang kurz eine Enttäuschung ein. Denn der Boss war zwar bezwungen, aber nicht endgültig besiegt. Der Grund: Es wurde nicht sämtliche Dunkle Magie im Spiel eingesammelt. Daher fühlte sich das Ende eher unbefriedigend an… für einen kurzen Moment! Denn ich kann es kaum erwarten, alle versteckten Gegenstände zu sammeln und erneut im Kampf anzutreten – mit einem hoffentlich befriedigenderen Ende.

Wer allerdings lieber von vorne anfangen möchte, hat nach dem ersten Durchspielen in dem Piratenmodus bereits alle Fähigkeiten freigeschaltet. Einem schnellen Durchgang steht demnach nichts mehr im Wege. Ach ne, Moment, da war ja noch was… der Skill…

Beim zweiten Durchgang ein einfacher Bosskampf

Fazit

Shantae and the Pirate's Curse ist ein Metroidvania-Klon, wie es sie viele gibt. Man hüpft und kämpft sich durch unterschiedliche Gegenden, besiegt Bosse und sucht nach versteckten Gegenständen und Upgrades. Gelegentlich löst man dann auch das ein oder andere mehr oder weniger schwere Rätsel.

Dennoch hebt er sich, auch wenn kaum bis keine originellen Ideen vorhanden sind, vom Einheitsbrei ab. Die Charaktere im Spiel sind herrlich abgedreht, die Inseln, trotz Pixelgrafik, unterschiedlich und spannend zu entdecken und die Action ist zu keiner Sekunde langweilig oder überfordernd.

Am Ende schafft es das Spiel, auch durch die verschiedenen erreichbaren Abschlüsse der Geschichte, für mehrere Stunden zu motivieren und bietet Genreliebhabern eine Menge Spaß für mehrere Stunden. Wer hingegen nur wenig Erfahrung mit dem Genre hat oder wem Ori and the Blind Forest zu schwer war sollte einen Blick wagen. Der stetig steigende Schwierigkeitsgrad gewährt einen einfachen Einstieg und kann der Start einer wunderbaren Liebe für das Genre sein.


Bewertung

Pro

  • Spannendes Gameplay mit jeder Menge zu entdecken...
  • Eine Optik mit viel Liebe zum Detail...
  • Mehrere Enden
  • Abgedrehte Charaktere
  • Hoher Wiederspielwert

Contra

  • ... aber auch mit Backtracking
  • ... wenn man auf Pixel steht
  • Die Retropower kommt im Klangbild nicht gut rüber

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 6 von 10
6/10
Umfang 8 von 10
8/10
Story und Abwechslung 7 von 10
7/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

1 Kommentar

XBU Philippe Mo, 04.04.2016, 11:45 Uhr

Sieht sehr interessant aus. Vielleicht mal mut Deals with Gold zu einem guten Preis. Mag den Stil sehr.