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„Hör auf, auf meinen Bildschirm zu gucken. Du cheatest!“. Diesen Satz dürfte wohl jeder XBoxUser schon einmal gehört haben. Denn in einer Zeit, als Online-Gaming noch undenkbar war und Splitscreenmulitplayer eine wesentlich größere Rolle als heute spielte, wusste so mancher sich zu „helfen“. Was in vielen Spielen als Schummeln verschrien ist, ist bei Screencheat das Konzept. Wir haben auf die anderen Bildschirme gelinst und sagen euch in unserem Test was euch erwartet.

Muss… auf die anderen… Bildschirme… spicken!

Irgendwie klingt es ja schon seltsam. Um in Screencheat die Gegner zu besiegen, müsst ihr auf deren Bildschirme sehen. Ist das wirklich ernstgemeint von den Entwicklern? Eine Mechanik, die man zwar irgendwie im Laufe seines Zockerlebens perfektioniert hat, auf der anderen Seite aber immer unterdrückt musste/wollte? Jetzt soll man also plötzlich aktiv die Vorteile eines Multiplayers im Splitscreen ausnutzen?

Ganz recht! Denn anders kann man in Screencheat nicht gewinnen. Die Regeln klingen auf den ersten Blick ganz einfach: Schau dich auf dem Bildschirm um, mache die Gegner ausfindig und nutze deinen Vorteil! Das soll alles sein? Einfach ein wenig schummeln und am Ende als Sieger hervorgehen?

Wenn es denn in der Realität auch so einfach wäre. Denn was wirklich nicht kompliziert klingt, wird spätestens bei 8 Spielern zum spaßigen, aber auch wirklich anstrengenden Zeitvertreib. Denn ein Detail habe ich bisher verschwiegen: Auf dem eigenen Bildschirm sieht man zu keiner Zeit einen der Gegner!

Hey, hast du Feuer?

Die/das eigene, je nach Fernseher wirklich kleine, Hälfte bis zu einem Neuntel der Mattscheibe dient am Ende nur der Orientierung sowie dem Zielen. Das Ausfindigmachen der Kontrahenten findet dann in den restlichen Bereichen statt. Damit es aber nicht allzu schwierig wird, sind die Karten relativ einfach aufgebaut und jederzeit farbig gegliedert. Laufen also mehrere Schurken im grünen Bereich der Karte herum lohnt es sich, einfach mal blind hineinzuballern.

Wer bei so einem Konzept nun ganz normale Waffen erwartet, liegt – natürlich – falsch. Geschossen wird mit Büchsen, explodierenden Teddybären, boomerangartigen Morgensternen oder Photonenmotoren. Wer lieber im Nahkampf unterwegs ist, kann sich aber auch aufs Steckenpferd schwingen oder mit dem Kerzenleuchten um sich schlagen.

Die Waffen in Screencheat

Doch keine Angst: Keine Waffe ist, auch wenn es auf dem Papier anders aussieht, wirklich überlegen. Letztlich sind alle „Spielzeuge“ verdammt tödlich. Ein Treffer genügt und der Gegenüber beißt ins virtuelle Gras. Manche Waffen sind dafür schneller, aber präziser, während andere locker auch mal mehrere Gegner erwischen können, dafür aber aufgeladen werden müssen. Insgesamt wirkt es dadurch gut ausgeglichen, auch wenn für mich persönlich ein oder zwei Waffen eher nutzlos wirken. Aber das liegt zweifelsohne auch am eigenen Spielstil.

Neue Modi braucht das Land – und soll es bekommen!

Für Langzeitmotivation sorgen neun verschiedene Modi. Viele sind, teilweise leicht veränderte, Varianten bekannter Modi, darunter Capture the Flag, Team Deathmatch oder King of the Hill. Zwei Modi verdienen aber, auch auf Grund ihrer guten Ideen, eine genauere Vorstellung.

Das wäre zum einen der Ein Schuss-Modus. Hier habt ihr, wie der Name vermuten lässt, immer nur einen Schuss. Allerdings nicht für das gesamte Match, sondern immer für eine kleine Zeitspanne. Vergebt ihr euern Schuss, heißt es Deckung suchen, bis wieder geschossen werden kann. Eine neue Kugel bekommt man dann immer entweder nach einem kleinen Countdown oder wenn jeder Mitspieler seinen einen Schuss abgegeben hat. In der Folge entstehen so teils spannende Verfolgungsjagden, in denen jeder Schuss sorgfältig überdacht werden muss. Aber auch ohne Schuss in der eigenen Büchse sollte man die Gegner nie aus den Augen lassen – und das ist sicher die noch schwerere Aufgabe!

Der andere Modus, der hier vorgestellt werden soll, nennt sich Krimi. Stellt euch den Modus einfach als eine Art Cluedo im Shooteruniversum vor. Denn zu jeder Zeit hat jeder Kontrahent Karten, die er sich ansehen kann. Da steht dann z.B. folgendes drauf: Bildschirm rechts unten, Kerzenleuchter. Das bedeutet Jagd auf den Spieler zu machen, der rechts unten im Bild zu sehen ist und ihn mit einem Kerzenleuchter auszuschalten. Eine klasse Idee, die spaßig umgesetzt ist und für noch mehr Chaos sorgt.

Darf

Mi casa es su casa

Natürlich ist der Multiplayer das Herzstück von Screencheat. Und der läuft immer, egal ob ihr nun lokal oder online unterwegs seid, im Splitscreen ab. Wie sollte man sonst auch die Gegner erwischen? Das hat natürlich den Nachteil, dass man schon einen recht großen Fernseher benötigt, wenn man mit bis zu 8 Spielern die Fetzen fliegen lässt.

Sollte das Equipment jedoch stimmen, steht dem Vergnügen nichts mehr im Wege. Denn auch wenn es mal etwas leerer auf den Servern ist, bleibt die Action nicht aus. Auf Wunsch werden offene Slots von Bots ausgefüllt. Die kann man übrigens auch prima zum Trainieren verwenden! Trotzdem sollte man lieber Freunde einladen, neben dem Training und einigen Zeitmissionen gibt es für Singleplayer nicht allzu viel Content.

Übrigens: Auch an einer Konsole kann man mit bis zu 8 Spielern zocken. Wenn man also so viele Controller besitzt – oder jeder einen mitbringt – dann geht es daheim so richtig zur Sache. Auch hier auf Wunsch inklusive Botunterstützung. Daumen hoch dafür.

Fazit

Was für eine Idee! Da nimmt man etwas, wa eigentlich jeder Gamer beim abendlichen Splitscreen-Kräftemessen nutzt - das auf die anderen Bildschirme schielen - und wandelt es in ein Konzept um. Heraus kommt Screencheat, ein Titel, bei dem diese "Taktik" überlebenswichtig ist. Zusammen mit den wirklich herrlich abgedrehten Waffen, humorvollen Einblendungen und Kommentaren sowie interessanten Spielmodi kommt da ein rundes Spiel heraus.

Sicher, die Grafik ist nicht auf dem neuesten Stand und als Alleingänger wird relativ wenig für die Langzeitmotivation geboten, aber darüber kann man spätestens beim nächsten Multiplayermatch hinwegsehen. Besonders gefällt hierbei die Einbindung von Bots, damit man auch ohne volle Server bei Bedarf mit bis zu 8 Personen (oder neun Bildschirmen, der mittlere bleibt für den Score frei) im Chaos versinken kann.

Wirklich kritisieren kann man, wie so oft in letzter Zeit, eigentlich nur den etwas überhöhten Preis. Denn für rund 15 € ist dann doch etwas zu wenig Inhalt in Screencheat. Sicher, am Anfang macht es eine Menge Spaß und man wird auch immer wieder ein paar Runden spielen wollen, aber wirklich fesseln kann der Titel eben nicht. Und dafür wäre dann ein Preis von 10 € vielleicht etwas angebrachter gewesen. Freunde verrückter Multiplayer können aber bedenkenlos zugreifen, alle anderen testen vorher an und schauen, ob man irgendwie in einer wirren Art Nostalgie schwelgen kann.


Bewertung

Pro

  • verrücktes Konzept
  • Ideenreiche Modi
  • Multiplayeraction mit bis zu 8 Speilern - auch an einer Konsole

Contra

  • etwas zu hoher Preis
  • recht leere Server (die aber zum Glück mit Bots kompensiert werden können)

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Umfang 6 von 10
6/10
Spielidee, Witz 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
7

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