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Am 22. November war für viele von uns ein kleines Vor-Weihnachten, denn am Freitag kam die heiß ersehnte Xbox One raus, mit einer Handvoll Launchtitel, die den Trailern zufolge viel versprachen. Ein Titel davon, der exklusiv für die neue Generation der Xbox erschienen ist, war Ryse: Son of Rome, den wir euch hier heute vorstellen möchten.

Auf in die Schlacht

Mit Marius Titus, dem Hauptcharakter des Spiels bewegen wir uns durch ein sehr schönes, farblich ansprechendes und detailiertes Leveldesign. Wir begeben uns in eine fiktive Welt des alten Rom, die von Barbaren heimgesucht wird, um den Feldherr Nero zu Fall zu bringen. Der Zenturio Marius Titus wird in die Ereignisse verstrickt und verliert dabei seine ganze Familie. Dem simplen Rachemotiv folgend, sucht er die Verantwortlichen auf und gerät dabei in viele offene Schlachtfelder. Die Geschichte steht bei Ryse: Son of Rome aber auch eher im Schatten. Vielmehr sind die Handlungen, Kämpfe und Entscheidungen das primäre Augenmerk des Spiels. 

Kaum angefangen, seid ihr auch schon in der ersten Schlacht. Euch wird kurz erklärt, wie das Spiel funktioniert. Was auch recht simpel, aber kreativ ist. Die gegnerischen Barbaren umzingeln euch und ihr müsst versuchen euch den Weg freizukämpfen. Wobei kämpfen hier noch milde ausgedrückt ist. Keine Jugendfreigabe kann ich bei diesem Titel völlig verstehen und das sollte die ein oder anderen auch nicht unterschätzen. Greift ihr eure Gegner an und sind diese geschwächt, taucht über ihren Köpfen ein Totenkopf auf, der euch signalisiert, dass ihr sie nun exekutieren könnt. Das passiert meistens mit einer bestimmten Tastenfolge auf dem neuen, übrigens sehr gut in der Hand liegenden Xbox Controller. 

Für die Exekution leuchten die Barbaren einmal blau und gelb auf. Zeitgleich ladet ihr beim Kämpfen die Boni für Lebenskraft und Angriffsstärke auf oder bekommt eine erhöhte Ausbeute an Rufpunkten spendieret. Wie ich schon mitbekommen musste, haben einige Spieler hier ihre Schwierigkeiten, die Farben deutlich zu erkennen, vor allem dann, wenn man noch eine kleine Farbschwäche hat. Die Art und Weise, wie Titus die Gegner zur Strecke bringt, ist dem Thema getreu ziemlich brutal. So war das halt im alten Rom. Da stand man noch seinen Mann, auch wenn die Beine bereits weg waren. 

Zum Glück hat Crytek das Konzept, dieses Spiel ausschließlich mit Kinect zu steuern, über Bord geworfen. Aber ganz ist Kinect trotzdem nicht verschwunden. Mit Sprachbefehlen, die ab und an für bestimmte Aktionen im Spiel auftauchen, könnt ihr eure Handlungen auch aussprechen, statt den Controller zu benutzen. Im Xbox One Menü mag das ja noch sinnig sein. Bei Ryse muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er drei bis sieben Mal hintereinander ,,Salbe abfeuern" durch das Zimmer rufen will, statt einfach kurz, mehrmals hintereinander den Knopf am Pad zu drücken. Eine übliche Hack-and-Slay-Steuerung ist Ryse: Son of Rome dennoch nicht. 

Die Schlachten sind zwar episch, aber leider auf Dauer viel zu eintönig und laufen permanent rundenweise ab. Nicht etwa wie in klassischen Rollenspielen, sondern so, als hättet ihr God of War mit der ,,Reise nach Jerusalem" verquirlt. Soll heißen: Jeder Schlag und jedes Abwehrmanöver wird in eine in eine Art Momentaufnahme gequetscht, die typischen Quick-Time-Events entspricht. Erwähnenswert ist auch, dass die Gegner euch zwar umkreisen um euch zu attackieren, aber brav abwarten, bis ihr einen nach dem anderen zu Fall bringt. Somit greifen sie euch nicht immer gleichzeitig an, sondern stehen an der Seite und beschäftigen sich erstmal mit nichts tun.

Der letzte Punkt ist dann auch der spielerisch einzig relevante: die Bosskämpfe. Diese führen zwar keine neuen Mechaniken ein, aber kombinieren die vorhandenen sehr geschickt, um euch zum einen überlegen zu lassen, was die richtige Taktik sein könnte, und bringen euch zum anderen ins Schwitzen. Denn die Gegner schlagen schnell und hart zu. Spätestens auf den beiden oberen Härtegraden wisst ihr nach so einem Kampf, was ihr getan habt, und es sind mit Leichtigkeit die Höhepunkte, die es sein sollten.

Ein grafischer Leckerbissen

Wie bereits aus anderen Spielen des Frankfurter Entwicklerstudios bekannt, hat Crytek hier wieder ordentlich die Grafik-Keule schwingen lassen. Ryse: Son of Rome wurde mit der neuen Cry Engine entwickelt und sieht einfach unglaublich gut aus. Sie haben einen Blick für Licht, Farben, Effekte und Details. Dass Ryse auf 1080p hochskaliert wurde und eigentlich nur mit 900p läuft, habe ich nicht im Geringsten bemerkt. Die Texturen mit diversen Oberflächen machen selbst die hölzerne Rückseite eines Schildes zu einem interessanten Objekt. Alle fünf Meter wartet ein neues Detail. Matt schimmernde Rüstungen, Kleidung mit eingewobenem Gold, realitätsnah aufrollende Standarten, auflaufende Galeeren, die in Tausende von Einzelteilen zerfallen. 

Während euer Charakter Titus läuft, seht ihr seine Rüstung auf und ab hüpfen, die zusätzlich im Sonnenlicht schimmert und wirklich gelungen ausschaut. Trotzdem muss ich erwähnen, dass nicht jedes Pixelstück so detailiert in Szene gesetzt wurde. Reichen 8 GB RAM und 50 GB Blu-ray in der neuen Generation nicht aus, um einfach alles gutaussehend zu designen und kreativer zu werden? Aber gut, will ich mal nicht kleinlich sein. Ryse ist nicht nur grafisch ein wahres Feuerwerk für die Sinne, sondern auch die Soundkulisse weiß zu überzeugen. 

Bei der Synchronisation wurden keine halben Sachen gemacht, der Sound ist der Thematik entsprechend passend gewählt und untermalt das ganze Spiel noch mal. Zwar ist die Lippensynchronisation auf die englische Orignaltonspur ausgelegt, doch sind die deutschen Sprecher gut gewählt und können überzeugen.

Nicht alles ist Gold, was glänzt

Wer genug von der Story hat, der macht sich an den Multiplayer. Der - überraschenderweise - nichts anderes ist, als der Singleplayer, nur dass ihr in Begleitung eines Mitstreiters im Kolosseum gegen verschiedene Gegnertypen auf unterschiedlichen Arealen kämpfen müsst. Als Belohnung winkt dann natürlich Gold und Ruhm, wobei nur Ersteres von Interesse ist, da ihr davon Ausrüstung kaufen könnt, die allerdings viel zu oft einfach nur sinnlos sind. Leider wars das dann auch schon. 

Fazit

Grafisch setzt Ryse: Son of Rome die Messlatte für andere Spiele schon ziemlich hoch, aber davon sollte man sich nicht blenden lassen.

Wer die Thematik des alten Rom mag und sich gut in die Rolle des Maruis versetzten kann, wird mit dem Spiel sicherlich mehr Spaß haben, als jemand der dazu gar keinen Bezug hat.

Das Spiel ist mit einer Spielzeit von knappen sieben Stunden auch nicht deutlich lang und der Multiplayer ist auf Dauer auch nicht das Wahre. Die Kämpfe laufen nach einem bestimmten System ab, an welches man sich halten muss, um schadenfrei durch das Spiel zu kommen. Die Bosse reißen das auch nicht mehr raus.

Einen dicken Punktabzug gibt es hier noch für die Ladezeiten, die einfach viel zu lange dauern. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass mir das Spiel abgestürzt ist.

Ryse ist zwar ein Leckerbissen fürs Auge, aber trotzdem meilenweit davon entfernt, ein Kunstwerk zu sein. Mit einem Next-Gen Titel hat das recht wenig zutun.


Bewertung

Pro

  • Sehr gute Animationen
  • Tolle Grafik
  • Gelungenes Setting

Contra

  • Kaum Interaktion mit der Welt
  • Inhaltliche Entwicklung fehlt
  • Eintöniges und einfaches Kampfsystem
  • Extrem lange Ladezeiten
  • Multiplayer, der keiner ist
  • Selbe Gegnertypen

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8

75 Kommentare

K3M0H Mo, 15.09.2014, 19:38 Uhr

Ich hab das Spiel nun durch... ganze nette Story und echt gut zu Spielen ! Aber man hätte etwas mehr aus dem Spiel holen können.

Ganz gut finde ich den Online Modus mit dem Arena Style... Ich finde das einfach Bombe und zocke auch immer wieder gerne.

Die Items Einstellung sind etwas komisch !

KeaZ Do, 28.08.2014, 22:46 Uhr

Gegen zerteilen hab ich nichts :-) So lange ich die Waffe schwing zumindest. Ich werd es mir demnächst mal anschauen, ich bin ja viel zu neugierig um darauf zu verzichten.

Hanniball Do, 28.08.2014, 19:09 Uhr

Also nicht so was wie Dynasty Warriors, ist ein Actionspiel mit vielen Combos - die sicher in die Richtung gehen - man levelt auch auf und holt sich neue Combos. Story find ok gut, Grafik war auch prima. Aber wenn die nicht viele Gegner zerteilen willst, ist da nichts für dich ;)

KeaZ Mi, 27.08.2014, 15:50 Uhr

XBU TNT2808 schrieb:
Ich würde es als reines Hack 'n' Slay Spiel bezeichnen. Relativ simpel gehalten, optisch natürlich beeindruckend und mit einer, mMn, netten Story.

Hack'n Slay ist leider nix was mir Spass macht auf Dauer.

XBU TNT2808 Mi, 27.08.2014, 13:00 Uhr

Ich würde es als reines Hack 'n' Slay Spiel bezeichnen. Relativ simpel gehalten, optisch natürlich beeindruckend und mit einer, mMn, netten Story.

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