
Freunde des Echtzeitstrategie Genres dürfen ab sofort einen Blick auf ihr Microsoft Points Punktekonto werfen. Mit Red Alert 3 - Commanders Challenge steht ab sofort ein eigenständiges Add-On der Command & Conquer Serie auf dem Xbox LIVE Marktplatz zum Download bereit. Echtzeitstrategie auf der Konsole sorgt immer wieder für Diskussionen in Bezug auf die Umsetzbarkeit einer flüssigen Steuerung. Ob wir nach den ersten Gefechten wegen attestierter Sehnscheidenentzündung aufgeben mussten, oder ob euch durchaus ein spielbares und spannendes Abenteuer geboten wird, wollten wir herausfinden und haben selbst Hand an den Controller gelegt.
Grafik
Habt ihr den schlappe 2 Gig großen Download auf eurer Festplatte geparkt, werdet ihr umgehend nach dem Start ohne Introvideo ins Hauptmenü katapultiert. Dieses präsentiert sich euch optisch schon fast ein bisschen im Retro-Style. An diesem Eindruck ändert sich leider auch nur wenig, wenn ihr euch mutig dazu entschlossen habt, den Start-Button zu drücken und in den Kampf zu ziehen. Es erwartet euch ein für die Command & Conquer Serie typisches und sehr detailliertes Schlachtfeld. Aus der Nähe betrachtet fällt dann jedoch auf, das eure Einheiten nicht aus der aktuellsten Pixelschmiede stammen.
Teilweise muss man sich mit den optischen Unterschieden der Einheiten schon etwas intensiver befassen, um im Eifer des Gefechtes nicht versehentlich die falschen Truppen in den Kampf zu schicken. Apropos Nähe...die Kamerasteuerung lässt es leider nicht zu, dass ihr mit euren Einheiten auf Tuchfühlung geht, lediglich ein geringfüger Zoom ist möglich. In Anbetracht des Detailgrades lässt sich dies aber schon nach kurzer Spielzeit verschmerzen. Die Einheiten bewegen sich bis auf wenige Ausnahmen weitesgehend flüssig, und alle Missionsziele werden euch mittels erstklassiger Videos präsentiert.
Sound
Was wäre Command & Conquer ohne eine passende Soundkulisse? Alles, aber nicht actionreich. Die Soundkulisse von Commanders Challenge ist zwar einerseits wenig spektakulär, dafür aber ausreichend gut, um euer Wohnzimmer auch in akustischer Hinsicht in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Die einzelnen Einheiten sind für das geübte Ohr sogar voneinander zu unterscheiden, auch wenn diese über die heimische Surround-Anlage nur sehr eingeschränkt geortet werden können. Für einen Arcade Titel hervorragend ist auch die deutsche Sprachausgabe während der Videosquenzen. Monotone und langweilig wirkende Sprachdialoge gehören zumindest bei diesem Titel der Vergangenheit an.
Story
Die demokratischen Wahlen sind zumindest hierzulande seit dem vergangenen Wochenende abgeschlossen. Bei Commanders Challenge dürft ihr sozusagen in einer Monokratie eure Wahl für eine Partie durchführen. Anders als in der Politik wird anschließend gemacht, was ihr sagt. Insgesamt stehen euch drei Parteien zur Wahl, mit denen ihr im Namen der drei Großmächte in den Kampf ziehen dürft. Alliierte, Sowjets oder das Reich der Sonne...ihr habt die Wahl und bestimmt das darauffolgende Kampfgeschehen. Baut eine solide Basis und eine gute Infrastruktur auf, und einem Sieg steht nicht viel im Wege.
Beinhaltet eure Kriegspolitik hingegen die falschen Entscheidungen, werdet ihr schon bald von einer der anderen Parteien in kämpferischer Hinsicht überstimmt. Jede Herausforderung, jeder Krieg für sich, stellt ein kleines Abenteuer dar. Da die einzelnen Herausforderungen jedoch nicht zusammenhängen, müsst ihr wohl oder übel auf eine das Spiel begleitende Story verzichten.
Umfang
Weniger ist oft mehr. Ganz dieser Devise scheint auf den ersten Blick auch das aktuelle Red Alert 3 Add-On zu folgen. Abgesehen von ein paar Sound- und Steuerungsoptionen und den Erfolgen, sucht man schon fast verzweifelt nach Auswahlmöglichkeiten. Selbst die Suche nach dem Story-Modus bzw. der Kampagne scheitert schon nach kurzer Zeit.
Da das Spiel keine zusammenhängende Kampagne und somit auch keine Story zu bieten hat, hat man das Ganze einfach Herausforderungen genannt. Hinter diesem harmlos klingenden Wort verbergen sich final 50 verschiedene Level, die es zu meistern gilt. Anfänglich ist die Wahl der Level nur eingeschränkt möglich. Zusätzliche Inhalte werden im Spielverlauf nach und nach freigeschaltet. Der Umfang des Single-Players ist für ein Arcade Game enorm und selbst von so manchem Vollpreistitel nicht zu toppen. Für einen zusätzlichen Multiplayer war dann aber selbst in dem gut 2 GB großen Download-Paket kein Platz mehr.
Spielspaß
Trotz des fehlenden Multiplayers bleibt der Spielspaß nicht auf der Strecke. Je nach persönlichen Vorlieben und Ehrgeiz des Spielers, können euch die Vielzahl der unterschiedlichen Bauoptionen, Lufteinheiten, Bodentruppen etc. in Kombination mit den insgesamt 50 Single-Player Herausforderungen durchaus einige Stunden an die Konsole fesseln. Etwas auf die Dauerspaß-Bremse tritt dann jedoch die Tatsache, dass mit dem Spiel keine Story einhergeht. Das berühmte Ziel vor Augen fehlt auf lange Sicht einfach.
Gameplay
Wer bislang noch keinen Titel der C&C Serie gespielt hat, sollte sich durchaus zunächst durch das Tutorial begleiten lassen. Ohne Vorkenntnisse in Sachen Steuerung werft ihr eure Einheiten den gegnerischen Truppen nur allzu schnell zum Fraß vor. Die vielen Möglichkeiten, die euch das Spiel im Hinblick auf den Bau von Gebäuden, Fahrzeugen, Einheiten, Upgrades etc. bietet, muss steuerungstechnisch erst einmal bewältigt werden. Wie so oft auch diesmal kein leichtes Spiel. Die grundlegenden Steuerungsoptionen wie der Bau von Einheiten oder die Auswahl der Gleichen geht grundsätzlich noch ohne Fingergrätsche vom Controller. Wählt ihr ein Objekt, eine Einheit etc. aus, reicht es den rechten Trigger zu ziehen und schon poppt ein Fenster mit verschiedensten Auswahlmöglichkeiten auf.
Jetzt flugs mit dem Steuerkreuz und der A-Taste einen Wunsch geäußert und weiter geht´s. Schwieriger wird die Sache aber schon dann, wenn Spezialbefehle ausgeführt werden sollen bzw. müssen. Hier der rechte Bumber, da der Linke Trigger und am besten noch alles gleichzeitig. Bis man die Möglichkeiten allesamt verinnerlicht hat, dürfte die ein oder andere Mission bereits gewonnen oder halt auch verloren sein.
Haben sich eure grauen Zellen aber einmal an die Steuerung gewöhnt, steht einer actiongeladenen Schlacht nichts mehr im Wege. Ja, die Steuerung ist komplex, vielseitig und nicht intuitiv ... dafür aber präzise und letztendlich beherrschbar. Offensichtlich haben sich die Entwickler schon intensiv damit beschäftigt, wie man ein vielfältiges und abwechslungsreiches RTS Game mit einer passenden Steuerung paart. Eine völlig simple RTS-Steuerung bietet erfahrungsgemäß auch ein völlig simples Gameplay...anders bei Commanders Challenge.
Fazit
Electronic Arts präsentiert uns mit Red Alert 3 - Commanders Challenge ein Spiele Add-On in der ungewöhnlichen Form eines Arcade Games. Die grafische Darstellung des Spiels ist hierbei nicht unbedingt zeitgemäß, und vermittelt zum Teil sogar schon ein wenig Retro-Look, der jedoch zum Spiel passt. Insgesamt geben eure Einheiten aber auch kein schlechtes Bild ab, und dürfen sich auf einem sehr detaillierten Schlachtfeld in den Kampf begeben. Wenn dann die Missionsziele noch von erstklassigen Videosequenzen und einer tollen deutschen Sprachausgabe angesagt werden, steht einer erfolgreichen Schlacht fast nichts mehr im Wege.
Die Steuerung ist wenig intuitiv und schon sehr komplex. Ungeübte C&C Gamer kommen um das Tutorial nicht herum. Trotz der hohen Komplexität der Steuerung ist diese sehr präzise und bietet vielfältige Möglichkeiten, die euch ein schnelles und effizientes Agieren auf dem Schlachtfeld ermöglichen. Anfänger in diesem Genre werden ihre Zeit brauchen, bis die grauen Gamer-Zellen die Vielzahl der Befehle aus dem FF beherrschen.
Insgesamt 50 Herausforderungs-Missionen sorgen für viele Stunden Spielspaß. Der fehlende Multiplayer fällt hierbei nur wenig ins Gewicht. Nach geschätzten gut 35 Stunden Spielzeit, die ihr zur Bewältigung aller Herausforderungen benötigt, haben sich die gerade mal 800 Microsoft Points allemal bezahlt gemacht.