
Im Spiel Reagan Gorbachev verbünden sich Ronald Reagan und Michail Gorbatschow für das Wohl der Menschheit. In dem Spiel aus der Vogelperspektive von Team2Bit ist nicht nur die Prämisse abgedreht. Wir erzählen euch, was wir durch die unerwartete Teamarbeit in den Wirren des Kalten Krieges erlebt haben.
Party like it’s 1986
Der Kalte Krieg ist beinahe vorbei, wir schreiben das Jahr 1986. Natürlich wissen davon der Präsident der Vereinigten Staaten und der – zu dieser Zeit – Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU noch nichts von diesem Umstand. Während eines Aufeinandertreffens der beiden kommt es zum Eklat: Sie werden von militanten Extremisten entführt.
Die einzige Chance auf Flucht: Mit dem Feind zusammenarbeiten! Also verbünden sich kurzerhand Ronald Reagan und Michail Gorbatschow um am Ende die Welt vor der nuklearen Apokalypse zu bewahren – welch Ironie des Schicksals.
Irgendwie ist die Geschichte im Spiel Reagan Gorbachev so dämlich, dass sie schon wieder gut ist. Am Ende spielt sie aber auch keine Rolle, denn es handelt sich um ein Action-Stealth-Spiel der alten Schule, in dem die Geschichte nur Mittel zum Zweck ist. Wer aber seine Geschichtskenntnisse auf Vordermann bringen will, kann sich an den Quizfragen zwischen den einzelnen Missionen hervortun. Soll mal niemand sagen, dass man in Videospielen nichts lernen kann – auch wenn hier oft unnützes Wissen abgefragt wird.
Ich kenne diesen Ort…
Fortan gilt es in 32 Missionen sein Können unter Beweis zu stellen. Das Spielprinzip ist bekannt und erinnert nicht nur vom Look her an Spiele wie Metal Gear. Ich meine damit nicht den erfolgreichen Stealthableger auf der PlayStation sondern das Original vom MSX2-Heimcomputer. Wobei man sich nicht nur einmal fragt, ob dieser fast 30 Jahre alte Titel nicht sogar besser aussah als Reagan Gorbachev. Denn die Top-Down-Pixelgrafik in diesem aktuellen Spiel hat zwar seinen eigenen Charme, kommt aber oft uninspiriert daher.
Das merkt man vor allem am Recyceln der Umgebungen und Gegenstände. Fast jeder Gegner sieht gleich aus, der Boden und Räume ähneln sich und wirkliche Abwechslung gibt es in den Arealen kaum. Das ist etwas schade, denn gerade mit abwechslungsreichen Gegenden und vielfältigen Gegner- und Objekttypen hätte man diesen Charme durchaus besser nutzen können.
Auch soundtechnisch muss man sich mit dem Minimum vergnügen und sollte keine aufwendigen eingesprochenen Dialoge oder abwechslungsreiche Melodien erwarten. Die Entwickler dachten sich an dieser Stelle wohl, dass weniger mehr ist – falsch gedacht.
Hau drauf, Ronald! Oder besser doch nicht…
Spielerisch solltet ihr ebenfalls keine Revolution erwarten, auch wenn das Spielprinzip durchaus Abwechslung in den Arcademarkt bringt. Ihr kämpft euch mit jeder Menge Waffen wie Schwertern, Giftpfeilen, Gewehren bis hin zu Bazookas durch die tristen Gänge verschiedenster Forschungseinrichtungen.
Dabei könnte jeder Schritt das Verderben bedeuten, denn sobald ein Gegner euch entdeckt und trifft heißt es Game Over. Die Köpfe so großer Nationen sind eben keine Supersoldaten. Außerdem kann der Plan nicht aufgehen, wenn einer der beiden im Kampf gefallen ist. Der Clou des Spieles ist nämlich, dass ihr beide Personen – wahlweise auch im lokalen Koop – durch das Level bugsiert.
Ein Druck auf LB und der Partner in spe kommt zu der eigenen Position gelaufen. RB sorgt hingegen dafür, dass ihr die jeweils andere Person selbst steuert. So werden kleinere Rätsel gelöst oder man sorgt für Rückendeckung. Generell heißt es aber: Je weniger Schießereien desto besser. Einen Schusswechsel überlebt man, leider auch wegen der etwas eingeschränkten Kameraperspektive, nicht lange. Vorsichtiges Vorgehen und Ausknocken ahnungsloser Gegner ist somit der Schlüssel zum Sieg.
USA meets Sowjetunion
Wer die Level dann in Bestzeit schaffen möchte – eine Bestenliste der jeweiligen Mission wird nach Beenden angezeigt – muss sich entweder Laufwege und Positionen der Gegner merken oder einfach alles blind über den Haufen ballern. Taktiker haben in dem Schleichspiel aber die Nase vorn.
Lokal kann man sich, wie bereits kurz angedeutet, gegenseitig unterstützen und zu zweit die Rollen von Reagan und Gorbatschow einnehmen. Das macht alles etwas einfacher, weil man sich nicht um zwei Personen gleichzeitig kümmern muss, lässt aber auch nicht über kleinere Designfehler hinwegsehen.
So sind einige Laserschranken im Spiel beispielsweise etwas unberechenbar und man löst den Alarm aus, obwohl die Figur die Schranke nicht berührt hat. Auch verhält sich die jeweils nicht gesteuerte Person eigenständig. Sie rennt zwar nicht rum, eröffnet das Feuer aber auf Gegner. Das ist etwas ärgerlich, wenn somit die Wache alarmiert wird und sich kurz bevor ihr sie von hinten ausknocken könnt umdreht. Die richtige Position des Mitstreiters muss also immer mitbedacht werden.
Fazit
Reagan Gorbachev ist sicher keine Perle in der weiten Welt der Arcadespiele auf der Xbox One. Dafür ist das Design zu uninspiriert, das Geschleiche auf Grund von Fehlern etwas zu unnötig kompliziert und generell ist etwas zu wenig Abwechslung vorhanden.
Auf Grund der bizarren Story, lustiger Einfälle wie dem Quiz zwischen den Missionen und dem doch recht erfrischenden, altbackenen Gameplay dürfen Fans von Spielen wie Metal Gear durchaus einen Blick riskieren. Am Ende ist der Titel sicher keine Offenbarung, kann für ein paar Stunden und für einen Preis von rund 10 Euro aber durchaus den ein oder anderen unterhalten.
Bewertung
Pro
- Reagan und Gorbatschow kämpfen für das Wohl der Menschheit... hallo!
- Erfrischend angestaubtes Gameplay...
- Quizfragen für Geschichtsfreunde
Contra
- Dröge Optik und langweiliger Sound
- ... mit einigen Designfehlern
- Kameraperspektive sorgt für wenig Überblick
- Dumme KI des Mitstreiters
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