Review zu Rayman 3 HD

Wer kennt den hüpfenden Helden nicht? Ubisofts hauseigener, arm- und beinloser Held, der sich durch etliche Jump'n Runs schlägt. Im dritten Teil, Rayman 3: Hoodlum Havoc (was so viel heißt wie ,,Schurken-Chaos"), erleben wir klassische Plattform-Action. Das Spiel von 2003 erlebt nun fast 10 Jahre danach ein neues Release in HD. Wir haben uns daran gewagt und sagen euch in unserem Review, ob das Spiel 2012 immer noch mithalten kann.

Was bedeutet HD? Höhere Auflösung, mehr Details. Dafür aber nicht mehr Polygone. Das, was früher durch den Schimmer an mangelnder Auflösung verschwommen war, ist jetzt hochauflösend als kantig enttarnt. Da ist sich die Technik selbst im Weg. Aber es stört nicht, das muss man zugeben. Grafisch gibt der Titel doch einiges her - mehr als der erste Anschein zu glauben vermag, und mehr als man bei einem fast 10 Jahre alten Spiel befürchtet. Die Charaktere sind einzigartig nett entworfen und überzeugen so wie die Welt durch kunterbunte Darstellungen. Auch wenn dieser Rayman-Teil etwas düsterer ist, fehlt es nicht an einer quietschfidelen und bunten Umgebung. Das Leveldesign ist stimmig, auch wenn vielleicht etwas zu häufig die gleichen Gestaltungsmuster wiederzufinden sind (was aber für damalige Standards normal war). Auch die Gegnervielfalt lässt etwas zu wünschen übrig, alles in allem macht die Grafik aber immer noch einen grundsoliden Eindruck und man kann Rayman 3 HD ohne Gräuel fröhlich zocken.

Die komplette deutsche Sprachausgabe ist gut - und für eher auf ein jüngeres Publikum abzielend auch unverzichtbar. Die Gespräche wirken lebendig, wenn auch manchmal etwas dialogarm. Nicht ganz so überzeugen kann die Musik. Sie ist zwar ebenfalls sehr lebendig und die Hintergrundgeräusche samt Wasserplätschern und Vogelgezwitscher sorgen für eine angenehme, keinesfalls lautlose, Atmosphäre, doch die manchmal etwas künstliche und sich wiederholende Musik kann dem aufmerksamen Hörer schnell auf den Senkel gehen. Hier sollte man sich von Nintendo eine Scheibe abschneiden: Die haben in ihren Kinder-orientierten Spielen (von Mario über Pokémon bis Zelda) richtige Ohrwürmer und Allzeitklassiker mit ihrem Soundtrack geschaffen. Das schafft Rayman 3 bei weitem nicht.

Puh... Story? Da gibt es nicht viel zu erzählen. Besiegt die bösen Schurken und auf geht's! Sicherlich gibt es eine Art Rahmengeschichte, aber die ist nicht weiter interessant oder wichtig. Die einzelnen Level (die teilweise flüssig aneinander gereiht sind) sind relativ zusammenhanglos, wenn sich aber auch eine Entwicklung zeigt und man Stück für Stück in neue Gebiete kommt.

Das, was Rayman 3 HD vom Spielprinzip her etwas anders als die anderen Rayman-Spiele macht, ist der Einsatz von Superkräften. Bestimmte Momente verlangen von euch, das Anlegen einer Superrüstung, alle mit verschiedenen Kräften. Einmal werden eure Fäuste zu gefährlichen Propellern, einmal werdet ihr superstark oder ihr habt Kettenarme mit denen ihr euch an bestimmten fliegenden Pflanzen festhalten könnt.

Die reichlichen Levels sorgen für eine genügend großen Faktor an Umfang. Zwar ist das Spiel nicht riesig, in 3 Tagen lässt es sich dann aber doch nicht komplett durchspielen. Das, was den Umfang faktisch zwar nicht größer macht, aber für längeren Spielspaß sorgt (bzw. sorgen soll), sind die angepeilten Highscores in den einzelnen Levels. Jeder Abschnitt erlaubt 100 % an einer Maximalpunktzahl, und die zu erreichen ist elendig schwer. Es ist nämlich so schwer, weil die höchste Punktzahl nur durch eine möglichst große Kombo zu erreichen ist (sammelt die Objekte in kurzer Zeit ein und besiegt kurz darauf ohne Schaden zu nehmen eure Gegner). Ihr müsst ganz anders an das Spiel herangehen. Hinzu kommt die hakelige Steuerung, welche das Prozedere der 100 % erschwert, dazu aber später mehr...

Rayman 3 HD fühlt sich wie ein Durchschnitts-Jump'n-Run an, und das ist es auch. Sicherlich gibt es ein paar einzigartige Elemente, aber alles in allem ist doch alles irgendwie bekannt. Und da das Spiel an sich auch keine allzu interessante Story und nur teilweise liebenswerte Charaktere hat, ist auch es auch 2012 gegen die Konkurrenz etwas chancenlos (Beispiel Banjo-Kazooie). Dennoch: Dem Plattform-geübten Spieler macht Rayman Spaß; einfach auch nur durch die Tatsache, dass es heut zu Tage nur sehr wenige Spiele dieses Genres gibt. Wer es noch nie gespielt hat, wird froh sein, wieder in eine solche Atmosphäre eintauchen zu können und Fands des Spiels profitieren vom Nostalgiefaktor.

Wie in einem klassischen 3D Jump'n Run üblich könnt ihr laufen, springen und kämpfen. Allerdings sind alle Bewegungen stark begrenzt und werden auch nicht sonderlich vielfältiger über die Dauer eures Spielens. Lediglich die Superkräfte sorgen hier für Abwechslung. Ansonsten sind die Sprung- und Hüpfpassagen recht kurz und unkompliziert - das Spiel konzentriert sich etwas mehr aufs Kämpfen. Hier haben wir ein interessantes System, das Raymans fliegende Fäuste (im wahrsten Sinne des Wortes) auch um Ecken schleudern kann. Hier ist Spannung bei Kämpfen vorausgesagt!

Die Genre-typischen Aufgaben (öffne ein Tor, schwinge dich von Plattform zu Plattform, sammle die nötigen Objekte) sind nicht sehr anspruchsvoll, werden aber manchmal etwas kniffliger durch eine etwas haklige Steuerung und Kameraprobleme, die seit 2003 nicht verbessert wurden. Oft ist die Kamera mit einem Schlag hinter einer Wand (man sieht nichts mehr), Clippingfehler und Glitches, in denen Rayman durch das komplette Level ,,hindurch fällt" sind zwar nicht häufig, aber präsent. Besonders die mittelmäßige Kamera (die auch so ihre Probleme mit den engen Levels hat), stört den Spielverlauf. Die Kollisionsabfrage ist nicht gewährleistet und man weiß nicht genau, wie viel ,,Anlauf" man für den nächsten Sprung nehmen soll... Das ist etwas nervig. Besonders, wenn man die 100%-Levelmarke anstrebt.