
Not a Hero reiht sich zu den vielen 8 Bit Spielen ein, die in letzter Zeit im Xbox Store erschienen sind. Warum dieser Titel zu den besseren Retro-Stil Games gehört, erfahrt ihr in unserem Test.
Ein vertrauter Humor
Das wohl prägnanteste Merkmal von Not a Hero ist der Humor. Gleich zu Beginn, wenn der Titel eingeblendet aber erst eine Liste von Lebewesen durchgegangen wird, die man abseits eines Helden ebenfalls nicht ist, dann ist klar, wir haben es hier mit einer schön Flachen Humorstufe zu tun.
Schaut man auf die Macher hinter diesem Titel, da fällt einem auf, das Team 17 ihre Finger im Spiel haben und dem Entwickler Roll7 unter die Arme greifen. Diese haben über Jahre hinweg mit diversen Worms Ablegern beweisen können, dass ihr Humor speziell ist. Zwar kommen auch Gags vor, die wir ebenso in Worms finden können (eine Katze mit einer Bombe auf dem Rücken als Waffe), insgesamt wird hier aber noch eine ordentliche Schippe an Unsinn draufgelegt.
Der Witz des Spiels ist zum einen das Game selbst, was eine ordentliche Persiflage auf One-Line spuckende 80er Jahre Action-Helden ist, zum anderen sind aber die Dialoge in den Einsatzbesprechungen nicht selten weit unter der Gürtellinie (Steve, die Mission hast du wunderbar gemacht, darf ich deine Genitalien berühren).
Ihr seht, die Gags kommen oft aus dem Nichts und müssen auch nicht immer Sinn ergeben, wer aber mit Family Guy und anderen derberen Comedy-Serien Spaß hat und auch sonst flexibel im Niveau ist, der wird über diese sehr comichafte Witzorgie lachen können.
House of Cards mal anders
In Not a Hero seid ihr vieles nicht, ein Held aber tatsächlich am wenigsten. Bezeichnen wir euren Job einfach als Wahlkampfhelfer, den auch Frank Underwood gerne haben würde. Zum Zeitpunkt des PC Releases von Not a Hero standen in Großbritannien auch gerade die Wahlen an, das Spiel war also einfach in einem politischen Kontext zu sehen, doch auch ohne eine aktuelle britische Wahl sollte der Seitenhieb gegen einige politische Instanzen leicht zu erkennen sein.
Ihr arbeitet für BunnyLord, einen Kandidaten, der bei den nächsten Wahlen der mächtigste Mann des Landes werden will, dazu braucht er aber die Unterstützung der Wähler. Die Zustimmung der Bevölkerung stellt in diesem Fall euren Story-Fortschritt da. Der gute Politiker erklärt es euch selbst, er ist zwar in den Nachrichten zu sehen, doch seine potentiellen Wähler gucken nicht die Nachrichten. Sie surfen auf Twitter oder beschäftigen sich mit Skandalen im Internet.
Also müsst ihr im Namen eures politischen Ziehvaters Taten vollbringen, die dafür sorgen, dass über ihn gesprochen wird, hierbei steht ganz oben auf eurer Agenda das Verbrechen zu bekämpfen, nicht mit Bildung oder Prävention, sondern mit Waffen und Strangulation.
In über 20 Missionen schaltet ihr Kriminelle aus, hängt nebenbei Plakate eurer Partei auf und schaltet die Konkurrenz auf unterhaltsame Art und Weise aus. Die Story ist nicht besonders tiefgründig aber sie ist definitiv etwas Eigenes und vor allem Eigenständiges. Die Erzählweise mit den Briefings und den Unterhaltungen in einem Diner als Abschlussbewertung sind immer mit einem Augenzwinkern versehen und schaffen es, die kleine Geschichte interessant zu verpacken.
Viele rote Pixel
Wer bei einem 8 Bit Titel jetzt auf friedliche, bunte Jump and Run Kost denkt, wird hier vermutlich etwas schockiert werden. Trotz der einfachen optischen Gestaltung ist Not a Hero alles andere als zimperlich, wenn es um die Darstellung von Gewalt geht. Haufenweise Gegner werden euch im Weg stehen und ohne mit der Wimper zu zucken, schaltet ihr diese auch aus. Dabei greift ihr auf Granaten, Raketen, Schusswaffen und gemeine Exekutionen zurück. Besonders in den Sequenzen geht es hart zu Sache, so wird relativ früh im Game einer Figur der Schädel mit einem Baseballschläger zerschlagen, so wie es Neagan aus Walking Dead gefallen würde. Damit dies Szene aber nicht zu ernst ist, wird die Leiche im Anschluss nochmal mit einer Maschinenpistole durchlöchert und dann zur Sicherheit gesprengt. Ja, Gewalt kann so lustig sein.
Die Action ist dabei sehr schnell und kurzweilig. In der 2D Welt könnt ihr von links nach rechts und oben nach Unten. In beliebiger Reihenfolge durchforstet ihr die Welt und verfolgt dabei feste Ziele wie zum Beispiel Geiseln befreien (oder töten) und optionale Ziele wie Schildkröten klauen (Ja…ich weiß auch nicht, was die Schildkröten euch getan haben…).
Eure Aktionen sind neben dem Laufen und Schießen der Einsatz von Spezialwaffen und das Rutschen beziehungsweise das Ducken hinter einer festen Deckung. Je mehr Zustimmung euer Politiker erhält, desto mehr Personal stellt er ein, dann könnt ihr auf verschiedene Figuren zurückgreifen. Diese unterscheiden sich in Waffen und in Fähigkeiten (Nachladen während des Laufens oder Schießen während des Rollens wären da Beispiele).
Die ersten Level sind noch simpel, später wird es aber durch den steigenden Schwierigkeitsgrad schon entscheidend, in welcher Reihenfolge ihr die Gegner abarbeitet und wie ihr eure Munition einteilt. Die Level und platzierten Gegner sind gut ausbalanciert, so schubsen euch Trefferund Explosionen immer ein Stück zurück, was euch durch Fenster in andere Etagen befördern kann. Das Level Design ist gut durchdacht, wodurch das Gameplay anspruchsvoller wird, als man es erst einmal denkt.
Die Details machen den Unterschied
Die 8 Bit Grafik mag nichts Besonderes sein und gerade auf großen Bildschirmen wirkt die sehr kleine Spielfigur schon etwas verloren, doch was wirklich zählt sind die vielen Details, die dieser Optik dennoch Leben verleihen. Schießt ihr zum Beispiel mit einer starken Waffe auf eine verschlossene Tür, dann fliegt diese aus den Angeln und kann einen Gegner erschlagen. Solche Details trefft ihr überall im Spiel. Der Einsatz von Physik verleiht der minimalistischen Darstellung einen ganz neuen Touch.
Damit das Spiel Druck aufbaut und ihr euch wirklich fühlt wie Schwarzenegger und Stallone zu ihren Hochzeiten, kommt ein klassischer Soundtrack. Klassisch für Filme und Spiele der guten alten Zeit schön antreibendes Gedudel, was echt cool klingt. Jede der Spielfiguren ist ein wandelndes Klischee und kommt mit entsprechenden Sprüchen daher. Diese sind zwar erst ganz witzig, da einige aber bei jedem Kill oder jedem Reload kommen, nerven diese doch schnell und ziehen den positiven Eindruck des Sounds leider runter.
Auch spielerisch machen sich die Details bemerkbar, so gibt es viele Gegnertypen, einige lassen sich mit Nahkampfangriffen besser besiegen, andere mit explosiven Waffen. Von denen gibt es auch einige im Spiel, nette Upgrades und Spezialwaffen findet ihr über die Level verteilt. Hiermit lassen sich dann auch die Nebenziele erfüllen, was euch früher Zugriff zu neuen Charakteren ermöglicht.
Um euren Chef BunnyLord den Aufstieg in ein neues Amt zu ermöglichen, bleiben euch weniger als 30 Tage, an jedem dieser Tage gibt es eine Mission, diese haben aber nicht selten Wiederspielwert und dauern durch ihren steigenden Schwierigkeitsgrad von 30 Sekunden bis 10 Minuten. Hier gibt es in jedem Fall genug zu erledigen. Die Xbox One Version hört auf den Zusatz Super Snazzy Edition und erhält zusätzlich vier Bonuslevel und die Möglichkeit, selbst BunnyLord zu spielen, ein netter Zusatz.
Aktuell gibt es den Titel noch nicht im deutschen Xbox Store, kosten wird das gute Stück aber 12,99 Euro oder ihr kauft euch das BunnyLord Pro Hater Paket, was für 19,99 Euro noch OlliOlli 2 enthält, die Preise sind für den Inhalt durchaus angemessen.
Fazit
Roll7 gelingt es mit Not a Hero einen klassischen 2D 8 Bit Sidecsroller zu entwickeln, der dennoch ein funktionierendes Deckungssystem und Physik aufweist.
Neben dem runden Gameplay klingt der Soundtrack gut, wenn man mal von den Kommentaren der eigenen Spielfigur absieht. Der übertriebene Gewaltgrad und der Humor der Marke unter der Gürtellinie mit Luft nach oben, machen aus der Politik-Parodie eine durchaus witzige Geschichte.
Wer ein Spiel sucht, was erst aussieht wie schon tausend Mal dagewesen, sich dann aber als ganz eigener Typ herauskristallisiert, der sollte unbedingt einen Blick auf Not a Hero werfen. Hier sieht man, dass sich gutes Gameplay und Humor nicht ausschließen müssen, auch wenn es hier und da frustrierende Trial and Error Momente gibt.
Bewertung
Pro
- Starker Humor
- Forderndes Gameplay...
- Treibender Soundtrack
Contra
- Voiceacting stellenweise nervig
- ... mit manchen Frustmomenten

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