Page

Night in the Woods ist seit kurzem auch für die Xbox One verfügbar. Wir haben uns das Abenteuerspiel mit Fokus auf Erkundung, Geschichte und Charakter in einer üppigen, lebendigen Welt des Entwicklerstudios Infinite Fall für euch angesehen. Wer auf poetische Adventure Spiele mit viel Tiefe steht, der sollte sich unseren Testbericht durchlesen.

Home, sweet home

Unsere Hauptfigur, Mae Borowski, hat ihr Studium hingeschmissen und ist wieder zurück in ihre Heimat gezogen. Possum Springs ist eine ehemalige Bergbaustadt mit Vergangenheit. Mae beschließt, es sich bei ihren Eltern gemütlich zu machen und wieder mit ihren alten Freunden rumzuhängen.

Doch irgendwie scheint nichts mehr so wie früher. Ihre Freunde sind erwachsen geworden und halten sich alle mit unerfüllten Jobs über Wasser, während immer mehr Läden in der zerfallenen Stadt schließen müssen, weil auch Possum Springs nicht vom Onlinehandel verschont geblieben ist. Außerdem passieren recht seltsame Dinge in der Stadt, die wohl bisher niemanden aufzufallen scheinen.

Ziellos durch das Leben

Nach einigen Stunden Spielzeit werdet ihr merken, dass Night in the Woods kein richtiges Ziel hat. Es ist mehr wie ein interaktiver Comic. Das Spiel besteht zu 90% aus Dialogen ohne Sprachausgabe. Ihr könnt nicht sterben und auch nicht verlieren. Es gibt nicht wirklich unlösbare Aufgaben oder irgendwelche versteckten Geheimnisse. Alles nimmt einfach seinen Lauf und ihr seid mittendrin. Die Stadtbewohner Possom Springs sind alles verschiedene Tiere mit ihrer ganz eigenen Geschichte.

Neben den zahlreichen Dialogen bietet euch das Spiel zur Abwechslung einige Minigames. Mae war früher mit ihren Jugendfreunden in einer Band. Seit sie wieder in der Stadt ist, geht sie auch regelmäßig zur Bandprobe. Die gestaltet sich ähnlich, wie Guitar Hero. Ihr spielt einen Song und müsst die entsprechenden Tasten auf eurem Gamepad im Rhythmus drücken. Zudem besitzt euer Computer, neben einer Chatfunktion, auch ein Spiel, auf welches einer eurer Freunde voll abfährt. Dort könnt ihr, ausgestattet mit einem Schwert, in Pixelgrafik Dungeons unsicher machen. 

Außerdem gibt es einige weitere Beschäftigungen, um die ihr euch im Laufe des Spiels kümmern könnt. Sei es eine kleine Rattenfamilie regelmäßig mit Nahrung zu versorgen, oder mit eurem alten Lehrer auf Sternensuche zu gehen. 

Night in the Woods Mae & Gregg

Try Not To Kill

Die Bewohner Possum Springs scheinen sich den zahlreichen Veränderungen der Stadt anzupassen. Was früher florierte, ist heute vergessen oder zerfallen. Arbeit, mit der man sich einst ein Haus leisten konnte, wurde zur Arbeit, mit der man gerade so seine Miete zahlen kann oder zu jener, bei der man nicht aus seinem Elternhaus loskommt. Auch Maes Familie bleibt davon nicht verschont. Der Vater hat einen Job, zu dem er nicht gerne geht. Die Mutter arbeitet auch, damit sie den Hauskredit tilgen können. Was am Ende aber auch nicht mehr reicht.

Maes Freunde berichten auch über ihre Ängste, Depressionen, Missbrauch oder Zerstörungswut. Nach einem Zusammenbruch auf einer Party, öffnet sich auch Mae ihren Freunden gegenüber und erzählt von ihren immer wiederkehrenden Albträumen und dem Gefühl, dass in Possum Springs irgendeine Art Geist umher spukt. Dieser wird gegen Ende des Spiels immer mehr in den Vordergrund gerückt und ihr macht euch gemeinsam mit euren Freunden auf die Suche des Mysteriums. 

Night in the Woods Mae Borowski - Kill

Als kleiner Leitfaden steht euch Maes Tagebuch zur Verfügung. Dort skizziert die Katze alle Ereignisse, die sie seit ihrer Ankunft in Possum Springs erlebt hat. Wollt ihr einen Großteil der Erfahrungen sammeln, bleibt euch nichts anderes übrig, als euch Mal mit jedem Bewohner der Stadt zu unterhalten. Dadurch eröffnen sich neue Dialoge und Optionen, die euch im Spiel weiterbringen. Es ist euch jedoch frei überlassen, mit wem ihr wie viel Zeit verbringen möchtet. 

Night in the Woods bietet euch eine recht umfängliche Geschichte von ca. neun bis zwölf Spielstunden. Je nachdem, wie schnell ihr beim Lesen und Erforschen seid. Trotz der niedlichen und kindlichen Grafik kämpft ihr in der Story mit Problemen, die sehr erwachsen und ernst sind. 

Solltet ihr das Spiel beendet aber noch Lust haben, weiter zu machen, gibt es zwei weitere Spielmodi, die ihr erkunden könnt. Ein wenig schade ist, dass es keine Möglichkeit gibt in bestimmten Kapiteln neu zu starten, um einige Dinge noch nachzuholen. Euch bleibt lediglich die Option, das Spiel komplett neu zu spielen.

Fazit

Es ist wirklich nicht einfach, dieses Spiel zu beurteilen. Night in the Woods ist kein typisches Adventure. Es ist mehr ein interaktiver Comic, dessen Ende ihr zwar nicht bestimmen, euch jedoch frei bewegen und entscheiden könnt. Das Spiel besteht zu 90% aus Dialogen. Einen kleinen Punktabzug gibt es hier, weil das Spiel nicht lokalisiert wurde. Euch steht nur eine englische Textausgabe zur Verfügung. Das schränkt die eh schon schmale Zielgruppe noch ein wenig mehr ein.

So oder so ist Night in the Woods eines meiner Highlights aus diesem Jahr. Das Spiel bietet euch ein bekanntes und doch außergewöhnliches Gameplay. Es regt zum Denken an. Eine große Überraschung ist der Umfang des Spiels. Im normalen Durchgang kommt ihr auf ungefähr neun bis zwölf Spielstunden. Leider gibt es auch hier einen Punktabzug. Das Ende, gerade wo es spannender und mysteriöser wird, ist recht schnell erzählt und es bleiben viele ungeklärte Fragen offen. 

Wer sich bei dem Testbericht also noch nicht gelangweilt hat, der sollte dem Spiel definitiv eine Chance geben. Ihr solltet euch jedoch viel Zeit nehmen, offen für Neues sein und nicht erwarten, dass euch ein Erfolg nach dem anderen aufspringt. In dem Spiel geht es nicht um Erfolge oder Ziele. Ihr begleitet Mae Borowski einfach nur ihr Leben und könnt ihr zuschauen, wie sie die verschiedensten Situationen meistert - oder auch nicht. 

Dieses Spiel hat definitiv einen XBoxUser Special Award für seine besondere Story verdient.


Bewertung

Pro

  • glaubwürdige Story
  • sehr umfangreich
  • Gameplay wie interaktiver Comic

Contra

  • leider komplett auf englisch
  • kein wirkliches Ziel
  • Ende zu kurz gekommen

Story 9 von 10
9/10
Grafik 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Zugänglichkeit 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8
XBU-Special-Award

2 Kommentare

XBU Buttercup Fr, 22.12.2017, 19:56 Uhr

Um ehrlich zu sein: Nein. Es dauert super ewig bis Erfolge kommen und viele sind geheim. Du solltest sie dir gezielt im Internet durchlesen und dann ausführen. Damit würdest du dich aber spoilern.

Hab ich aber glaub ich auchso im Bericht erwähnt :D

XBU MrHyde Fr, 22.12.2017, 11:31 Uhr

Den Stil mag ich ja schonmal. Wenn es da wenig falsch zu machen gibt, ist das vermutlich auch was für Gamerscorejäger, oder? ;)