
Der Name MX vs ATV könnte dem ein oder anderen Motorsport-Freund noch ein Begriff sein. Der letzte Ableger, MX vs. ATV Alive, erschien 2011 - damals allerdings noch unter der Flagge von THQ. Der US-amerikanischer Publisher musste 2012 jedoch Insolvenz anmelden und daraus folgte, dass Nordic Games auf einer Auktion die Rechte an der Marke "MX vs. ATV" erwerben konnte. So fiel das Zepter an den schwedischen Konzern, der gemeinsam mit dem wiederauferstandenen Entwickler Rainbow Studios, MX vs ATV wieder zurück auf die Bühne holen möchte. Ob das Projekt von Erfolg gekrönt ist, lest ihr in unserem neuen Review auf XBoxUser.de.
Welcome back MX vs. ATV
Nach dem Start von MX vs. ATV Supercross, finden wir uns in einem sehr übersichtlichen Hauptmenü wieder. Für unseren Geschmack zu übersichtlich, denn stehen für den Einzelspieler lediglich die beiden Spielmodi Einzelrennen und der Karriere-Modus zur Auswahl bereit. Ein Rivalen-Duell oder den alteingesessenen Zeitfahr-Modus suchen wir genauso vergeblich, wie beispielsweise Stunt-Events, was dem Spiel wirklich gut zu Gesicht gestanden hätte. Damit wäre auch gleichzeitig für die nötige Abwechslung gesorgt. Schade, denn das Franchise hat in der Gesamtsumme wirklich viel Potential in dieser Richtung.
Bevor es dann endlich auf die schlammige Piste geht, erstellen wir uns zunächst einen Fahrer. Das ist schnell erledigt, denn im Endeffekt kann nur der Name und die Nummer angepasst werden. Nicht gerade viel, aber für ein Rennspiel sollte es ausreichend sein. Interessanter sind dann schon die Individualisierungsmöglichkeiten des Trikots und der fahrbaren Untersätze. Immerhin muss das Outfit eines aufstrebenden Champions würdig sein. Daraus wird zunächst erst einmal nichts, da von Beginn an nicht wirklich viel zur Auswahl bereitsteht. Es versteckt sich zwar schon die ein oder andere hübsche Kombi im Kleiderschrank, doch muss diese erst mühselig durch absolvierte Rennen freigeschaltet werden. Gleiches gilt leider auch für die Rennstrecken, Bikes und Quads, welche allesamt erst erfahren werden müssen. So können anfangs nur vier der insgesamt 17 Kurse befahren werden.
Schlichtes Gameplay und biedere Präsentation
Helm aufsetzen, Zündschlüssen rumdrehen und ab geht die wilde Fahrt. Nach ein einem fulminanten Start finden wir uns direkt in einer großen Fahrertraube wieder. Das Gerangel um die begehrten ersten Plätze ist natürlich groß und so lässt die erste heftige Kollision nicht lange auf sich warten. Der Kontrahent fährt uns dabei mit voller Wucht in das Hinterrad, sodass wir uns unweigerlich gedreht haben. Moment mal! Warum kam es nicht zum Sturz? Ja, dass haben wir uns auch gefragt. Stattdessen haben wir eine stuntreife Pirouette gedreht und konnten dabei sogar die Balance halten. Auf vier Rädern kein großes Kunststück, aber auf einem Motorrad? Mit anderen Worten, mit Realismus hat das Spiel wenig gemein, obwohl beispielsweise die Kurvenlage zugegebener Maßen recht gut umgesetzt ist. Aber auch auf der Strecke präsentiert sich MX vs. ATV: Supercross eher einfach. So lockt die veraltete Engine niemanden hinter dem Ofen vor. Starkes Kantenflimmern sind an der Tagesordnung und auch die Texturen müssen des Öfteren nachgeladen werden. Ehrlich gesagt ist auch die Staubentwicklung nicht das Gelbe vom Ei. Wer sich schon einmal ein richtiges Motorcross-Rennen angesehen hat, der weiß, dass dieser Sport gerade durch den Dreck und Schlamm lebt. Dieses Feeling kommt leider nur sehr bedingt zur Geltung.
Jetzt aber zurück auf die Strecke. Schnell ist das Bike wieder auf Kurs gebracht. Okay, "RT" ist Gas, mit dem linken Stick lenken wir und wie verlagern wir das Gewicht? Ah ja, mit dem rechten Stick. Und was können wir noch machen? Gute Frage, denn es gibt überhaupt kein Tutorial oder eine Einführung in das Spiel. Zwar wurde im Ladebildschirm die Steuerung und ein kleiner Tipp angezeigt, aber Dank einer nur sehr kurzen Einblendung, ist nichts im Gedächtnis geblieben. Also wieder raus aus dem Rennen und unter dem Menüpunkt "Einstellungen" die Tastenbelegung gesucht. Ah, es gibt also auch eine Kupplung und es können kleine Speicherpunkte für die Rückspulfunktion gesetzt werden, was sich aber als furchtbar kompliziert herausgestellt hat. Die Suche nach Fahrhilfen hatte leider keinen Erfolg. So wird es den Newbies der Einstieg unnötig schwer gemacht. Das heißt jetzt aber nicht, dass das Spiel ein Leckerbissen für Simulationsfans ist. Ganz im Gegenteil, denn die Entwickler haben nicht nur auf jegliches deaktivieren von Fahrhilfen verzichtet, sondern leider auch auf die Möglichkeit einer manuellen Schaltung. MX vs. ATV: Supercross ist also somit mehr als Arcade-Racer einzustufen. So beschränkt sich das Spiel auf das richtige Timing von Bremsen und Gas geben und einer ausbalancierten Landung. Dazwischen gibt es nicht viel.
Als wir den Pulk wieder eingeholt haben, kam es wieder zu heftigen Rangeleien. Schnell wird klar, dass die KI äußerst aggressiv fährt. Kein Wunder, dass es uns schon in der ersten Kurve erwischt hat. Zudem ist die KI auch auf der leichtesten Schwierigkeitsstufe sehr schnell unterwegs und verzeiht keinerlei Fehler. Wer an einem Hügel hängen bleibt, der kann sich den ersten Platz schon fast abschminken.
In diesem Rennen haben wir wirklich alles gegeben und dann passiert uns in einer der letzte Sprünge ein Fehler und werfen das Bike gnadenlos in den Dreck. Der Vorsprung schmilzt schnell dahin. Der direkte Verfolger nimmt diese Chance wahr und schließt auf. Kopf an Kopf kommen wir zur letzten Schikane. Der erste Sprung gelingt und freudig sehen wir uns schon auf dem obersten Treppchen stehen. Dann macht die KI zu allem Glück auch noch einen riesen Fahrfehler und brettert dabei durch die Absperrung. Der Sieg ist unser - dachten wir zumindest. Mit Vollgas rast unser Kontrahent neben dem Parcours an uns vorbei, findet einen Weg zurück auf die Strecke und kann ungehindert als Erstplatzierter über die Ziellinie fahren. Vor lauter Fassungslosigkeit haben wir die schlecht in Szene gesetzte Siegerehrung gar nicht richtig mitbekommen. Vielleicht haben wir ja im Karriere-Modus mehr Glück...
... unmotivierende Karriere
Neben den Einzelrennen gibt es auch eine Art Karriere-Modus. Dieser setzt sich aus verschiedenen Serienrennen zusammen. Wer am Ende der Saison die meisten Punkte eingefahren hat, gewinnt. Die Serien bestehen dabei aus acht Rennen, die auf ganz unterschiedlichen Strecken ausgetragen werden. Den Anfang machen wir dabei in der 250'er Klasse. Erst auf zwei Rädern mit den Motorrädern, dann auf den vierrädrigen Quads und zum Schluss heißt MX vs. ATV - Quad vs. Bike.
Viel Herzblut haben die Entwickler allerdings nicht in den Karriere-Modus gesteckt und so bleibt dem Spieler am Ende nichts weiter übrig, als stupide ein Rennen nachdem anderen zu absolvieren, um neue Serien und Meisterschaften freizuschalten. Letzteres ist mit insgesamt 17 Rennen etwas umfangreicher gehalten. Wer die Karriere satt hat, der kann noch einen zweiten Controller anschließen und gegen einen Freund im altbekannten Splitscreen-Modus antreten. Zudem kann das Spiel auch online über Xbox Live gespielt werden.
Fazit
Nordic Games hat zwar eine fast vergessene Spielserie wieder aus der Versenkung geholt, es aber nicht geschafft, dieser neues Leben einzuhauchen.
Mit einer faden Präsentation, dem sehr simplen Gameplay und mit einer überholten Grafik-Engine bleibt MX vs. ATV: Supercross weit hinter dem heutigen Standard zurück. Da ist es kein Wunder, dass der Publisher das Spiel nicht als "Vollpreis-Titel" anbietet, sondern gleich den Rotstift zur Hand nimmt.
Heißt ein halber Preis auch gleichzeitig halber Umfang? Leider ja, denn dem Spieler steht lediglich ein trostloser Karriere-Modus, diverse Einzelrennen und ein belangloser Online-Part zur Verfügung.
Doch nicht alles ist an dem Spiel negativ und so kann der neueste MX vs. ATV-Ableger mit einem Spiltscreen-Modus und den recht vernünftigen Motorengeräuschen punkten.
Schlussendlich bleibt MX vs. ATV: Supercross hinter seinen Möglichkeiten zurück und zeigt sich zudem wenig einfallsreich. Von einem anhaltenden Spielspaß kann deswegen keine Rede sein und so bekommt der Titel leider keine Kaufempfehlung von uns!
Bewertung
Pro
- Kein Vollpreistitel
- Lizenzierte Fahrer
- Splitscreen-Modus
- Vernünftiger Motorensound
Contra
- Veraltete Grafik
- Triste Präsentation
- Kein Tutorial
- Schwerer Einstieg
- Schwaches Gameplay
- Wenig Umfang
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